Gaia Fantasia
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 Hispaniola - Nordküste

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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Steffie
Aurora schluckte, als sie den aufgebrachten Captain auf sich zu kommen sah und richtete zuerst den Blick auf die beiden Bewusstlosen, die sie zwischenzeitlich auf den Boden gelegt hatten, dann sah sie Adams an, der jedoch nichts sagte. Wie denn auch? Die Einzige, die es erklären konnte, war sie selbst. Also unterbrach sie die peinliche Stille, die nach der Frage Dracans entstanden war, mit einem leisen Räuspern, dann trat sie vor, stellte sich vor Lhea und begann zu erzählen. "Er hat mich im Wald angegriffen", ihr Finger zeigte auf den, der nicht blutete. "Ich musste mich gegen ihn wehren und als er am Boden lag, stand er plötzlich vor mir", nun zeigte der Finger auf den Blutenden. Ihr Stimme zitterte immer noch, ob der Aufregung der letzten Stunde. Die Dirty Dollie? Ein weiteres Schiff, von dem sie noch nie gehört hatte.

Die junge Frau fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut, denn sie wusste nicht, was dies alles bedeutete und die Anwesenheit Juanitos trug nicht unbedingt zu einer Besserung bei. Immer wieder warf sie einen Blick zurück zu Adams und dem Fremden, in der Hoffnung, sie würden auch endlich ein Wort von sich geben. Nun, da sie wieder vor Captain Dracan stand, die wohl wie immer schlechte Laune hatte, war sie nicht mehr so sicher, ob es so klug war, die Wunden des Verletzten zu versorgen. So trat sie vorsichtig noch einen Schritt näher an Lhea heran, bevor sie leise fragte: "Was geschieht nun mit ihnen?" Und in Gedanken fragte sie sich auch, was nun mit ihr geschehen würde. Doch zum Glück war es schlussendlich Adams Entscheidung, sie mit zum Strand zu nehmen und nicht ihre.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Debbie
Lhea nickte langsam, als sie den Ausführungen Auroras lauschte.
"Da sie dich angegriffen haben, war es nur recht sie niederzuschlagen. Respekt, Aurora", sie ließ ein kurzes und wahrscheinlich sehr unerwartetes Lächeln aufblitzen. Der Grund dafür war nicht nur, dass die Heilerin damit großen Mut und die Nerven bewiesen hatte, die es brauchte um ein Piratendasein zu führen. Nein - da sie dies nun in einem Kreis verlauten ließ, der sich aus einem Großteil der Crew zusammen setzte, würde sich keiner ihrer Männer so schnell einfallen lassen respektlos ihr gegenüber zu sein oder gar auf dümmere Gedanken zu kommen - trotz des Lederbandes, welches sie um ihr Handgelenk trug.
Der Captain war von Anfang an etwas unschlüssig gewesen, ob es so eine gute Idee war Aurora am Strand zu behalten, anstatt sie mit den anderen Gefangenen nach Santo Domingo zu bringen. Sie hatte zwar die Notwendigkeit eingesehen, die Verletzten in der Obhut einer Frau zu lassen, die etwas vom Heilen verstand, doch gleichzeitig war es ihr auch stets gegenwärtig geblieben, was eine Frau in der Crew für Schwierigkeiten hervorrufen konnte.
Doch diese Problematik hatte Aurora, wenn wohl auch nicht bewusst, vorerst aus dem Weg geräumt - sie hatte sich nicht nur verbal als schlagkräftig erwiesen, sondern nun auch im wörtlichen Sinne. Das würde es Lhea ersparen ein allzu große Auge auf sie zu haben. Vorerst.
"Wir werden sie zunächst bei uns aufnehmen", entschied der Captain schließlich, als Aurora sie fragte, was aus den beiden Männern von der Dirty Dollie werden sollte. "Sorge dafür, dass sie wieder gerade stehen können und dann werde ich mir überlegen, wie wir weiter mit ihnen verfahren werden."
Abermals wandte sie sich an den Fremden, der immer noch wie belämmert neben Aurora und Adams stand. Er sah so aus, als wünschte er sich eine große Buddel Rum. Doch diese würde er vorerst sicherlich nicht bekommen.
"Nun?", fragte sie abermals und es wurde deutlich, dass sie zu wissen verlangte, wer dieser Fremde war.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Steffie
Dass Lhea ihr ihren Respekt aussprach, brachte Aurora in Verlegenheit, weshalb sie für einen Moment die Augenlider senkte, um sogleich wieder aufzublicken. Auch auf ihren Lippen war kaum merklich ein Lächeln zu erkennen, welches wenn überhaupt nur der Captain sehen konnte. Und irgendwie machte es sie auch ein wenig stolz. Obgleich es ja eigentlich nur Einer war, der sie tatsächlich angegriffen hatte, doch diese Tatsache erschien ihr im Moment als wenig wichtig.

Nun, da sich viele aus Dracans Crew um sie herum geschart hatten, machte sich noch ein anderes Gefühl in Aurora breit. Adams hatte sie dem Fremden als "unsere Heilerin" vorgestellt. Vielleicht bildete sie sich das ein aber nach den Erlebnissen der letzten Tage fühlte sie sich irgendwie dazugehörig. Fast, als wäre sie eine von ihnen. So absurd es war, dass sie sich ausgerechnet unter einer Horde Piraten wohl fühlte, so waren sie doch die ersten Menschen in ihrem Leben, die ihr, wenn auch nur teilweise ihre Wertschätzung entgegen brachten.

So nickte sie auf Lheas Anweisung hin und trat wieder zurück zu den beiden Bewusstlosen, während ihr Blick kurz an Arteilan hängen blieb. Ein weiterer Besitzer eines dieser Lederbändchen. Im Vorbeigehen schenkte sie auch ihm ein Lächeln. Was ihn wohl zu den Piraten verschlagen hatte? Und was hatte Dracan wohl dazu veranlasst, auch ihm ein solches Bändchen zu schenken? Vielleicht würde sie die Antworten auf diese Fragen bald heraus finden. So hoffte Aurora jedenfalls und entschied sich dann, vor Arteilan stehen zu bleiben. "Ich brauche Hilfe, sie unter die Sonnensegel zu schaffen", erklärte sie ihm, in der Hoffnung, er würde sich bereit erklären ihr helfen. Eigentlich hätte sie auch Noah fragen können, doch sie befand, dass dieser sich eine Auszeit verdient hatte. Eine andere Möglichkeit wäre Adams gewesen, doch der würde sicher noch ein Gespräch mit seinem Captain führen müssen. Die anderen kannte Aurora noch nicht so gut und Juanito wäre der Letzte, den sie um Hilfe beten würde.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Tobi
Der Tag des Jüngsten Gerichts war gekommen, die Nacht ohne Morgen, Armageddon. Das Ende. Bisher kam Bill gut zurecht, doch jetzt gab es Schwierigkeiten, ernsthafte Schwierigkeiten. Sie wollten von ihm wissen, wer er war. An sich eine einfache Frage, die Bill aber weder Beantworten konnte, noch Beantworten wollte. Was sollte er denn sagen? Er war Pirat, wie sie? Einer, der ausgesetzt wurde, dessen Eltern Schmiede waren? Damit würde er keine 10 Minuten mehr überleben. Tja. Also. Vielleicht vom Thema ablenken? War das Grün der Palmen eigentlich gesund für die Augen? Zu durchsichtig.

Was war passiert? Bill brachte zusammen mit dieser Dame und dem Fremden die Bewusstlosen in eine Bucht. Sie war umgeben von wuchernder Vegetation, südwestlich überragten kantige Felsen das Bild, die jetzt, im untergehenden Licht der Sonne, leuchteten als ob sie einen Preis gewinnen wollten. Aufgebaute Sonnensegel rauschten leise im Wind. Irgendwo brannte ein Feuer, das Holz knackte. Und dort, auf dem Ozean, der glitzerte wie die Sterne in einer Nacht, lag es. Das Schiff. Friedlich schaukelte es sanft hin und her. Das Wasser selbst war glatt wie ein Bettlaken. Warum hatte er das nicht schon vorher bemerkt? Er war doch am Strand, er hätte das Schiff doch sehen müssen? Aufmerksamkeit, er musste aufmerksamer sein. Und was waren das hier überhaupt für Leute? Vielleicht sollte er besser wieder verschwinden, er war nett und hatte geholfen, ex animo. Umdrehen und wiedersehen.
Aber zu spät: Plötzlich sammelten sich Personen um sie herum, bildeten einen Kreis. Die sahen nicht sympathisch aus, ganz und gar nicht. Sehr gut, das waren Piraten! Und dann kam jemand, anscheinend der Captain. Und als er, bessergesagt sie, anfing mit der Dame zu reden – anscheinend kannte keiner die Bewusstlosen, und auch er wurde misstrauisch angestarrt – fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er musste sich irren – das konnte nicht wahr sein! Doch, eindeutig, das war Lhea, Lhea Dracan, bekannt als Berserker…! Dann musste das Schiff wohl die Verheißung sein! Dass er sie mal kennenlernte – aber warum hier, in dieser ungünstigen Lage?

Nur jetzt wollten sie von ihm wissen, wer er war, und er wusste nicht, was er antworten sollte. Die Wahrheit? Das wäre ungünstig mit seinem Leben zu vereinbaren. Naja, er konnte die Wahrheit natürlich auch ein wenig…modifizieren. Sich was ausdenken, sich besser darstellen. Wer weiß? Er hatte die Erinnerung verloren, vielleicht war ja alles wirklich passiert? Es konnte losgehen.

„Ich bin Bill, oder William Vane. Einigen bekannt als Bill „der Schlitzer“. Der Name kommt daher, dass ich als Vorhut, als einsamer Wolf, vor dem Kapern eines Schiffes auf das fremde Schiff gehe, um dort das Gröbste zu erledigen.“ Er blickte den Captain an und hoffte, sie überzeugt zu haben.
„Ich stamme von der Salamander“. Hier zeigte er ihr seine Kette, die einen Salamander darstellte. „Wir gerieten hier vor der Küste in einen Sturm, war alles ziemlich überraschend, hatte das Gefühl, dass sich der große Meister da oben rächen wollte. Jedenfalls mussten die Segel runter, Ihr kennt das, also bin ich raus, den Mast rauf. Lief auch eigentlich ganz gut, anfangs. Wir waren ungefähr bei der Hälfte, wusste schon nicht mehr, wie die Welt ohne Regen aussah, da kam da so eine Welle, erwischte uns breitseitig, ziemlich ungünstig also, der ganze Kahn wackelte und ich flog über Bord. War Glück, dass ich zuvor von den Masten die Küste sehen konnte. Die Salamander war weg, keiner bemerkte mich- wie auch? Ich schwamm also dahin, also zur Küste, schlief auf dem Strand ein und kam dann, also heute Morgen oder Mittag, hier am Strand entlang. Hörte dann den Schrei von ihr da, Aurora, da sie angegriffen wurde von denen da.“ Bill zeigte auf die leblosen Körper. „Hab mein Bestes getan, sie da irgendwie zu schützen. Ja, und jetzt bin ich hier. Und, ähm, freut mich, Euch persönlich einmal kennenzulernen, Captain Dracan, Euer Ruf eilt Euch voraus.“
Er nickte, während er versuchte, erhobenen Hauptes da zustehen, wie ein Seemann, wie ein echter Seemann. Das warme Licht der Sonne und die leichte Brise streiften seine Wangen und ließen ihn kurz alles vergessen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Mark
Er merkte nur, wie er unsanft irgendwo abgesetzt wurde. Koe war, als würde er viel zu früh geweckt werden. Der Unterschied war nur der Schmerz. Alles, wirklich jeder noch so entlegene Winkel seines Körpers tat entsetzlich weh.
Um ihn herum wurde geredet, doch er konnte nicht wirklich zuhören. Wenn doch die Schmerzen nicht wären… und seine ausgetrockneter Hals.

Langsam kam ihm der Gedanke, dass die Menschen doch auch Wasser dabeihaben müssten. Koe sammelte all seine Kräfte und röchelte so gut es in seiner Lage ging ein „Waaaaasser“. Er wusste nicht, ob ihn jemand verstanden hatte, doch kurz darauf wurde er leicht angehoben und ihm eine Flasche Wasser an die Lippen gehalten. Einen kurzen Moment öffnete er die Augen einen Spalt breit und sah, dass er sich am Strand befand.
Das Wasser tat unglaublich gut. Koe trank die ganze Flasche in einem Zug leer. Er wurde behutsam wieder zurückgelegt und fiel erneut in die Dunkelheit.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Steffie
Langsam bekan Aurora ein schlechtes Gewissen, denn scheinbar waren alle der Meinung, dass beide sie angegriffen hatten. Doch auf der anderen Seite ... vielleicht hätte sich der Alte auch über sie her machen wollen, hätte sie ihn nicht am Kopf getroffen. So versuchte sie, sich das schlechte Gewissen wieder gut zu reden. Sie hatte nicht auf Arteilans Antwort gewartet. Wenn ihm danach war ihr zu helfen, dann würde er sicher von selbst nach kommen.

So beugte sie sich erneut über den Fremden und versuchte, ihn wieder aufzuwecken, in dem sie ihm sanft gegen die Wangen tätschelte und zu ihm sprach. Dann legte sie den Kopf an seine Brust, um seinen Herzschlag festzustellen, bevor sie sein Handgelenk ergriff und seinen Puls fühlte. Und dann - endlich - kam ein erstes Lebenszeichen und Aurora atmete auf. "Wasser! Er braucht Wasser!", erklärte sie den Umstehenden, wartete jedoch nicht länger, bis ihr jemand eine Flasche mit Wasser brachte. Schnell ließ sie ihre Blicke über die Crew schweifen, entdeckte Juanito den sie - oh Wunder - auch einmal mit einer Flasche in der Hand entdeckte, die nicht mit Rum gefüllt war, stand auf und trat zu ihm hin. Da sich Aurora allerdings sicher war, dass er ihr die Flasche Wasser nicht freiwillig geben würde, nahm sie sie ihm grob aus der Hand und drehte ihm sogleich wieder den Rücken zu, um zurück zu gehen. Aurora war sicher, er hatte irgend etwas vor sich hin gemurmelt, konnte es aber nicht verstehen.

Also kniete sie wieder am Boden und hielt dem alten Mann die Flasche an die Lippen, um ihm das Wasser vorsichtig in den Mund einzuflößen. Schnell war die Flasche leer und Aurora warf sie wieder vor die Füße ihres vorherigen Besitzers. "Ich brauche noch mehr Wasser!", forderte sie von dem Quartiermeister. Sicherlich war dies nach den Erfahrungen, die sie mit ihm gemacht hatte, nicht die klügste Vorgehensweise doch er sollte wissen, dass sie sich keineswegs von ihm einschüchtern ließ. Außerdem war er zu diesem Zeitpunkt der Einzige, der eine Flasche bei sich trug.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Debbie
Als einer der vermeintlich Bewusstlosen doch plötzlich ein Lebenszeichen von sich gab und Aurora sich um sein Bedürfnis nach Wasser kümmerte, hatte Arteilan schon den Körper des zweiten mit Leichtigkeit in die Höhe gehoben und sich über die Schulter geworfen.
Er wartete, bis die Heilerin ihm zu trinken gegeben hatte und er wieder kraftlos zusammen sackte, dann beugte er sich heruter und hob auch ihn hoch, als wäre er eine Puppe und nicht ein erwachsener Mann. Damit zwang er sie, ihm zu den Sonnensegeln zu folgen und brachte sie aus der Reichweite Juanitos.

Es war schwer zu beurteilen, ob der Quartiermeister wütend, beleidigt oder einfach zu amüsiert über das Verhalten Auroras war. Freilich mochte er überrascht gewesen sein, als sie ihm so plötzlich und unerwartet mit einem geschickten Griff eine Wasserflasche entwendete, die er von seinem Arbeitsplatz unter einem der Sonnensegel mit sich genommen hatte. Er hatte auch abschätzig die Lippen geschürzt, als er beobachtete, wie der Fremde aus seiner Flasche trank und ihm dabei einige Tropfen über das Kinn rannen und dunkle Flecken auf seinem schmutzigen Hemd hinterließen.
Als Aurora ihm jedoch mehr oder weniger deutlich befohl mehr Wasser heranzuschaffen, zog ein Großteil der Crew kaum merklich den Kopf etwas weiter zwischen die Schultern.
Kurz herrschte einen Moment Stille. Er holte Luft-
"Habt ihr nicht gehört, was sie gesagt hat?", schnauzte da plötzlich der Captain Squinter und Lamignon an, die direkt neben Juanito standen - wenn sie auch ein wenig zur Seite gerückt waren, als die geleerte Flasche in ihre Richtung flog und schließlich vor den Füßen des Quartiermeisters in den Sand kullerte. "Sorgt dafür, dass sie genügend Wasser für die Verletzten da drüben hat!"
"Aye!", riefen die beiden wie aus einem Munde und waren schon verschwunden.
Juanito trommelte mit ausdrucksloser Miene mit seinen Fingern auf seiner blitzsauberen Gürtelschnall herum und ließ keinen Ton verlauten.

Lhea wandte sich wieder William Vane zu.
"Also gut, Schlitzer", begann sie. "Die Salamander ist mir bekannt. Ich habe sie zwar die letzten Tage nicht in diesen Gewässern kreuzen sehen oder gar von ihr gehört, aber ich vermute, sie war auch auf Kaperfahrt wegen der Schatzschiffe?"
Seinen Kommentar bezüglich ihrer Person überging sie einfach. Piraten, die nicht aus ihrer Crew stammten, pflegten die absonderlichsten Reaktionen an den Tag zu legen, wenn sie ihr gegenüber standen.
Manche kannten den Berserker. Einen kleinen, scharfzüngigen Mann mit großen Hut und einem Tuch über den Mund, den man besser nicht beleidigte, gegen den man in den Tavernen von Tortuga besser kein Kartenspiel wagte und den man erst recht nicht auf seine Erscheinung ansprach. Am besten noch im betrunkenen Zustand. Man hörte nur hin und wieder, was mit Männern geschah, die einen kichernden Kommentar über die Größe des berüchtigten Berserkers verlauten ließen.
Dann gab es jene, die von Captain Lhea Dracan gehört hatten. Einer Frau mit vielen Messern und Pistolen und einem einwandfreiem Schiff. Für diese galten auch die ersten Punkte, zuzüglich des Wissens, dass man sie auch nicht auf ihr für dieses Metier ungewöhnliches Geschlecht ansprechen sollte.
William Vane, Bill oder einfach nur "der Schlitzer" schien zu der zweiten Gattung zu gehören.
Übrigens gab es noch völlige Idioten, die noch nie von Captain Lhea Dracan oder dem Berserker gehört hatten und anfingen zu lachen, wenn sie ihren Auftritt hatte. Diese gab es manchmal und meistens nicht lange. Und in letzter Zeit wurden es beständig weniger. Wie der Schlitzer zu sagte - ihr Ruf eilte ihr voraus.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:12 am

Tobi
„Genau, auch wir waren wegen der Schatzschiffe hier zu Lande. Der Captain der Salamander, John J.J. Rogers, oder „der Graf“ genannt, bekam den Tipp in letzter Sekunde. War ziemlich überraschend. Ihr müsst wissen, die Salamander war schon relativ voll mit, ähm, Waren beladen. Wir waren gerade auf dem Weg gen Westen, als wir auf die Schatzschiffe aufmerksam gemacht wurden. Nun ja, der Graf wollte unsere Waren nicht gefährden, deshalb sollte ich mir zunächst alleine eines anschauen. Suchten also ein eher unscheinbares Schiff heraus, versteht sich, und ich sollte mich dann nachts, als es bedeckt war, an die Arbeit machen.
Im Grunde war’s ziemlich einfach, wenn man sich nur zu verstecken und keinen Lärm zu machen versteht. Ich sollte nur schauen, was dieses Schiff genau geladen hatte, und je nachdem wie wertvoll es war, würden wir bei der nächsten Fahrt der Schatzschiffe besser auf dieses Schiff aufpassen. Aufklären war das Ziel. Je mehr man über die Opfer weiß, desto gezielter kann man zuschlagen.
Ungeachtet dessen wurde ich dennoch fündig. Und zwar Karten, die die Stützpunkte der Marine an verschiedensten Küsten zeigten.“
Bill kratzte sich am Kopf.
„Ich hab‘ schon wieder einen Durst. Naja.
Jedenfalls schnappte ich mir diese Karten, dachte mir, ist ja praktisch zu wissen, wo die Marine ihre Stützpunkte hat. Marine befördert des Öfteren wertvolle Waren, und so hätten wir jeden Stützpunkt abhaken können.
Und das geniale an diesem Einsatz war, dass ich die Karten so mitnehmen konnte. Kein großer Einsatz mit Kanonen und dem ganzen Programm. Als die Marine bemerkt hatte, dass die Karten am nächsten Tag fehlten, haben sie sich sicher sehr gewundert. Piraten können es nicht gewesen sein, die arbeiten nur laut und grob. Denkt die Marine. Und kann sie weiter denken, weil auf uns keinen Verdacht fällt. So werden nicht gleich alle Verstärkungsschiffe gerufen, wenn es heißt, dass der Graf wieder im Lande ist, weil man von uns eher weniger hört. Wir bleiben immer unbemerkt.
Wie auch immer, ich palaver hier wieder. Meine Güte.
Ach ja. Wenn ich aufgefallen wär‘, hätt‘ ich gesagt, ich sei ein blinder Passagier. Ich seh‘ nun nicht aus wie ein Pirat, bin ja nicht dabei, wenn’s laut wird, daher würde das meiner Glaubwürdigkeit zugutekommen. Wahrscheinlich. Vielleicht auch nicht.
Mit den Karten bin ich wieder zurück, auf die Salamander, und wir sind weiter. Kein Mensch hat was bemerkt, kein Mensch hat was gesehen.
Dann kamen wir in den Sturm, hab‘ ich Euch ja erzählt. Ja, das war es“

Bill hatte ihr viel der Wahrheit erzählt, doch nicht die volle. Er war auf dem Schatzschiff gewesen, er hatte die Karten gestohlen, ja. Er hatte aber noch etwas Anderes gefunden, etwas, für das ihn der Graf aussetzen ließ, für das der Graf einen seiner besten Männer opferte, etwas, von dem nur der Graf und Bill etwas wussten. Und John J.J. Rogers hatte es darauf angelegt, dass es nur noch einen gab, der davon wusste. Er selbst.
Es war überraschend, wie schnell und effizient der Graf gehandelt hatte. Bill selbst war sich über den Fund noch nicht ganz im Klaren, und er hätte es besser wissen müssen. Und wenn er ehrlich war - das hätte er nicht von seinem Captain erwartet. Und jetzt war er hier. Immerhin besser, als tot zu sein, immerhin bei Piraten. Aber erzählen würde er nichts. Und er würde sich rächen, nicht wegen des Fundes, sondern weil es für einen Piraten nichts Verletzenderes gab, als ausgesetzt zu werden. Und nach seinen Spielregeln bedeutete das den Tod des Grafen.
Dafür musste er auf irgendeinem Weg nach Westen gelangen, und das ging am besten von einem großen Hafen.
Er würde in Kürze Captain Dracan fragen, ob sie ihn bis zum nächsten Hafen mitnehmen könnte. Dann würde er den Grafen finden, dann würde er ihn zur Rede stellen, dann würde er sich rächen.
All das verschwieg er, sah man ihm wahrscheinlich auch gar nicht an. Besser unterschätzt als überschätzt.
Er lächelte – zum ersten Mal – den Captain an. „Wenn es irgendetwas gibt, stets zu Diensten!“

Indessen war die Dunkelheit gekommen, die sich wie ein Tuch über die Bucht legte. Der Wind war schwächer geworden, und schemenhaft zogen die Wolken am Himmel vorbei. Den Strand entlang brannten vereinzelt Lagerfeuer, die durch flackerndes Licht und leises Knacken auf sich aufmerksam machten. Hie und da durchdrangen leise Stimmen die Nacht. Der Mond war nicht zusehen, als Bill sich wieder zu Dracan umdrehte und zu seinem Tonkrug mit Wasser griff, der neben ihm im feinen Sand stand.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:13 am

Debbie
Die Nacht brach herein und zu dem einen Lagerfeuer am Strand wurden auch noch weitere entzündet, um den Piraten in der Dunkelheit Licht und Wärme zu spenden. Viele hatten sich aus dem Kreis um Bill Vane zurückgezogen. Arteilan hatte gemeisam mit Aurora die beiden Bewusstlosen zu einem Lager gebracht, um sie dort zu pflegen, Squinter und Lamignon waren unterwegs, um der Heilerin das zu beschaffen, was sie benötigte, um ihre Arbeit zu tun und Portuguese war schon längst zur Verheißung gerudert und hatte sich in seine Kajüte zurückgezogen. Der Éspanier wusste noch nicht, dass dies die letzten Stunden der melanchonischen Zurückgezogenheit sein würden, die er in seiner Kajüte verbringen würde, denn Lhea würde ihm noch heute eröffnen, dass er ab sofort die Kabine des ersten Offiziers mit Juanito teilen würde, da sie gedachte Aurora in seiner Kajüte einzuquartieren. Die Verheißung verfügte nur über drei Kajüten - die Kapitänskajüte, die Kajüte des ersten Offiziers und noch eine weitere, die Portuguese bisher bewohnt hatte und die ursprünglich für den zweiten Offizier gedacht war - wäre dies ein normales Schiff mit einer normalen Crew. Aber sie waren Piraten und Captain Dracan teilte ihre Kajüten so zu, wie es ihr passte.
Mit ihr gemeinsam waren Juanito, Adams und einige einfach Seemänner bei Bill zurückgeblieben. Spätestens als er ihnen in einem Redeschwall seine jüngste Vergangenheit und seine Kompetenzen offenbart hatte, waren die anderen zu Noah verschwunden, um sich ihr wohlverdientes Mahl zu besorgen, während Lhea zu dem Schluss kam, dass der Schlitzer tatsächlich einen ordentlichen Sonnenstich davongetragen hatte. Oder es lag in seiner Natur.
Die Salamander hatte den Tipp mit den Schatzschiffen in letzter Sekunde bekommen? Dann hatte der Graf scheinbar für einige Zeit jegliche Piratenhäfen gemieden.
Etwas anderes interessierte den Captain in diesem Moment jedoch viel mehr und Juanito wusste dies ganz genau. Bill hatte sich mit einem Wolf verglichen. Nicht, dass sie gerade erst Bekanntschaft mit einigen "Wölfen" gemacht hatten, nein. William Vane behauptete von sich als Kundschafter die Schiffe auszuspionieren, die der Graf gedachte aufzubringen. Was hier jedoch Rätsel aufgab, war der Umstand, wie dieser Spion überhaupt an Bord eines anderen Schiffes gelangen konnte, ohne dass der Crew sein Mutterschiff auffiel. Scheinbar war er ein guter Schwimmer. Oder in seinen Venen rann auch das Blut eines anderen Tiers, welches des Schwimmens durchaus mächtig war.
Captain Dracans Crew schloss ebenfalls drei Gestaltwandler ein, allesamt Tiere der See. Der Wal, der Delfin und die Möwe. Sie kannte diese Methode des Ausspionierens durchaus, doch sie lag ihr nur in seltenen Fällen. In ihren Augen hatte dies etwas mit Fairness und Ehre zu tun, auch wenn selbst ihr Vater sie dafür ausgelacht hätte, hätte sie ihm das offengelegt.
Doch Bill hatte sich nicht als fliegende Möwe oder ein Fisch im Wasser bezeichnet, sondern als einsamer Wolf. Sowohl der Captain als auch der Quartiermeister waren durchaus in der Lage zwei und zwei zusammenzuzählen und in Lhea begann die Wut zu kochen, doch jetzt hatte sie sie durchschaut, wer auch immer da versuchte ihr ein Schnippchen zu schlagen. Doch sie würde es nicht zeigen.
"Hol dir etwas zu Essen", wies sie Bill an und nickte mit dem Kopf in Richtung eines der Lagerfeuer, um die die Piraten schon saßen und zufrieden ihren Braten schmausten. Schon in einigen Tagen würden sie wieder von Schiffszwieback, Meeresschildkröteneintopf und Pökelfleisch leben, denn Lhea gedachte noch im Morgengrauen nach Tortuga aufzubrechen, um dort ihre Beute gegen neue Segel und Bauholz einzutauschen. Außerdem hatte sie noch einige andere Dinge zu erledigen.
Als sich auch dieser merkwürdige und überaus redselige Mann entfernte, trollten sich auch die letzten neugierigen Seemänner und nur Captain Dracan, Juanito und Adams blieben zurück.
Lhea wandte sich zu ihrem Geschützmeister um. "Ja?"
"Falls ich noch irgendwas-"
"Nein, geh etwas essen", wehrte sie ihn ab und zog sich dann gemeinsam mit Juanito zurück.

"Meinst du wirklich, dass sie so viel Wasser brauchen wird?", keuchte Squinter und stemmte seine schmalen Schultern abermals gegen das Wasserfass, welches er und Lamignon durch den Sand zu dem Sonnensegel rollten, unter dem Aurora die Verletzten behandelte. Mit jedem Atemzug drang der Duft von gebratenem Schweinefleisch tiefer in seine Lungen und er wünschte sie nichts sehnlicher, als sich einfach zu seinen Kollegen setzen und seine Zähne in ein saftiges Stück Schinken vergraben zu können.
"Möchtest du das mit dem Captain diskutieren?", erwiderte Lamignon zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Squinter stöhnte auf und stemmte sich abermals gegen das Fass. Ein weiteres Mal rollte es herum und blieb wie ein Stein liegen. Ihm schien der Weg bis zu Aurora noch hoffnungslos weit. Wieder lehnte er sich gegen die Holzplanken des Fasses, um es durch den nachgebenden Sand zu drücken, doch plötzlich gab es wie von Zauberhand unter ihm nach und er taumelte einen halben Schritt seitwärts, bis er zum Stehen kam.
Er musste mehrere Male den Kopf hin und her drehen, um in dem riesigen Schatten vor ihm Arteilan zu erkennen. Mit einer Pranke hielt er das Fass davon ab in die von Lamignon und Squinter geschaffene Mulde im Sand zurückzurollen, in der anderen balancierte ein kleiner Kessel mit duftenden Speisen, die ihm Noah ausgeteilt hatte.
In Squinters Mund sammelte sich Speichel und er hörte auch Lamginons Leibesmitte neben sich eindeutige Töne der Sehnsucht von sich geben.
Wortlos drückte Arteilan seinem Freund den Kessel in die Arme und bedeutete ihnen mit einem Kopfnicken ihm zu folgen, während er begann das Fass durch den Sand zu rollen, als wäre es eine Murmel im Staub.
Der Steuermann musste nur wenige Schritte machen, um bis zu Auroras Lager zu gelangen, an dem auch schon Adams saß.
"Ähem, wir bringen das Wasser", kündigte Lamignon hinter dem Kessel hervor an, den Arteilan ihm mit einem raschen Griff entwendete, sobald der das Fass neben Auroras Krankenlagern aufgestellt hatte. Den Kessel stellte er neben das Wasserfass. "Und etwas zu Essen", schloss der Kanonier murmelnd.
Arteilan zauberte einige Schalen hervor und begann sie mit duftender Brühe und fetten Fleischbrocken zu füllen, gefolgt von Zwieback und einigen etwas zerdrückten Früchten.
Er stellte die Schalen vor Aurora, Adams, Squinter und Lamignon hin, ließ noch genügend im Kessel, für den Fall, dass die Bewusstlosen erwachen und Hunger verspüren sollten, und verschwand in Richtung des Lagerfeuers, an dem sein Captain und der Quartiermeister saßen.
Lamignon räusperte sich vernehmlich, als weiterhin Stille drohte zu herrschen und hob seine Schale an. "Wohl bekomm's!"
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:13 am


Steffie
Mit einem Ohr versuchte Aurora den Worten zu lauschen, die der Wind leider viel zu leise an sie heran trieb. Sie hätte zu gerne gewusst, was es mit diesem Bill auf sich hatte. Sie traute ihm nicht. Warum war er ausgerechnet dann aufgetaucht, als sie Hilfe benötigt hatte? Stundenlang war sie allein im Wald und dann - wie aus dem Nichts - gesellten sich in kurzem Abstand gleich drei Männer hinzu?

Mit gerunzelter Stirn und tief in Gedanken versunken betupfte sie immer noch die Wunde am Kopf des Einen, obwohl diese längst nicht mehr blutete. Erst seine zuckenden Augenlider brachten sie wieder in die Realität zurück. Schnell griff sie eine Wasserschale und hielt sie an seine spröden Lippen. Nicht, dass sie dies aus Sorge tun würde - ginge es nach ihr, würde er immer noch im Wald liegen und hoffentlich schon bald ins Gras beißen. Doch diesen Gefallen tat er ihr nicht. Im Gegenteil - zu allem Überfluss öffnete er die Augen und als er erkannte, wer sich um ihn kümmerte, ließ er ein schäbiges Grinsen vernehmen. "Wer bist Du?", fragte sie ihn abfällig, weil sie gerne gewusst hätte, warum er sie angegriffen hatte. Doch ein weiteres Mal sah er nicht ein, ihr einen Gefallen zu tun. Statt dessen fiel sein Kopf zur Seite und seine Augen waren wieder geschlossen, als er abermals das Bewusstsein verlor.´

Daraufhin ließ die junge Frau, die mit einem Arm seinen Oberkörper gestützt hatte diesen unsanft zu Boden fallen und wandte sich lieber dem Anderen zu, den sie so hinterhältig von hinten erledigt hatte. Vielleicht wäre dieser nach seinem Erwachen etwas redseliger.

Wut kroch in ihr hoch. Warum sollte ausgerechnet sie sich um diese Mistkerle kümmern? Ihr war in der Tat nicht daran gelegen, ihnen wieder auf die Beine zu helfen. Dumm nur, dass Arteilan und Adams dabei waren, sonst hätte Aurora dieses Problem sicher längst gelöst. Und die Tatsache, dass auch noch diese anderen beiden zu ihnen stießen - ihre Namen hatte sie vergessen - tat auch nicht unbedingt dazu bei, ihren Wunsch zu erfüllen.

Schließlich saß sie neben dem Älteren Patienten im Sand, die Arme um die angezogenen Knie geschlungen, und starrte düster vor sich hin. Die Schüssel, welche Arteilan ihr zugeschoben hatte, wurde unsanft wieder fort geschoben. Ihr war der Appetit gehörig vergangen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:13 am

Tobi
Wahrscheinlich glaubten sie ihm nicht. Oder hielten ihn für eine Memme, ein Weichei. Solche Reaktionen erkannte er schon an Körperhaltungen, an Gesichtsausdrücken. Konnte er es ihnen verdenken?
Wem würde es denn nicht seltsam erscheinen, wenn er von seinen Taten berichtete. Wie sollte jemand wie er denn unbemerkt und so angstlos wie ein Löwe bei der Jagd in völliger Dunkelheit in fremde Schiffe eindringen? Oder bei Sturm die Segel einholen? Er machte einfach nicht den Anschein so etwas zu können. Bleich wie der Mond war er, und hatte auch nicht die Statur eines Wandschranks.
Die Folge davon war, dass ihm kaum ein Mensch dann etwas abkaufte, weil die Gedanken zwischen Heldentat und ihm so gegensätzlich waren wie Hass der Liebe. Lachen oder weinen. Mangel und Fülle.

Bill saß nun allein im Sand. Es war dunkel geworden, am Himmel zeigte sich ein weißes Band, das aus Myriaden von Sternen und Planeten bestand und später Milchstraße genannt werden sollte. Die Wellen waren klein und nicht sehr laut – anscheinend gingen ihnen die Argumente aus im stetigen Streit zwischen Küste und Meer. Außerdem nahm Bill die Lagerfeuer war, die an verschiedenen Plätzen am Strand entzündet worden waren, um Licht zu spenden und den angriffslustigen und hungrigen Insekten entgegenzuwirken. Unruhig zuckten die Flammen – ob wohl etwas in der Luft lag?
In der Bucht erkannte er die Silhouette des Schiffs des Captains. Wie hieß es doch gleich? Es war die Ruhe selbst – das Schwanken kaum wahrzunehmen. Stetiges auf und ab.
Und dann fühlte er mit den Händen den Sand. Er war fein und noch ganz warm von dem Angriff der Sonne während des Tages. Ab und zu knackte ein protestierender Holzscheit, die rhythmische Rhetorik der Kaumuskulatur eines Piraten durchdrang die Nacht – vielleicht auch von mehreren? Der Mond war nicht zu sehen.

Im Grunde war es Bill egal. Konnten sie ihn doch für ein Weichei halten, er selbst wusste es doch besser. Gerade bei Piraten war es besser, unterschätzt zu werden. Dann hatte er immer einen Trumpf in der Hand. Einen weiteren hatte er sowieso noch. Seine Augen begannen kurz zu leuchten.
Er musste weg hier. Nicht nur weil der Graf einen großen Vorsprung hatte, sondern auch weil man ihm weder etwas zu trinken noch zu essen angeboten hatte. Und auch keinen Schlafplatz. Das war also die berühmte Captain Dracan, von der er so viel Positives gehört hatte. Den Gefangenen helfen, aber ihn, der eben eine junge Dame gerettet hatte, ließ sie einfach zurück. Scheinbar hatte er sie einfach überschätzt. Was nicht hieß, dass er sie ab jetzt nicht mehr respektierte. Das makellose Bild bekam aber einen Dämpfer.

Lautes Grölen zog für einen kurzen Moment Bills Aufmerksamkeit an. Nichts Weltbewegendes passiert.

Bill musste unbedingt nach Tortuga, dorthin würde auch die Salamander steuern, um Proviant und Getränk für die Reise nach Aeropia zu kaufen. Die Piraten würden einige Tage Freizeit haben und dann würde es weiter gehen. Wie wohl die Crew dazu stand, ihn einfach zu beseitigen? Ob sie alle auf der Seite des Grafen standen?
Fest stand jedoch, dass er die Salamander unbedingt noch erreichen musste, denn es war wichtig, etwas Bestimmtes wieder an sich zu nehmen – jedenfalls für kurze Zeit – und sich zu rächen.
Gut, dass er erfahren hatte, dass auch Dracan mit der Verheißung – genau! So hieß das Schiff! – nach Tortuga fahren würde. Damit hatte Bill gerechnet. Piratenfreundliche Häfen gab es einfach nicht so häufig. Er würde mitkommen und die Salamander finden.

Er fühlte wieder den Sand. Er war kälter geworden, genauso wie die Luft. Mit beiden Händen formte er ohne Gedanken kleinere Sandhäufchen. Irgendwo in der Ferne war der Schrei eines nachtaktiven Tieres zu hören. Er begann zu frösteln. Er erinnerte sich an seine Kindheit in Poor Man’s Corner. Für einige Zeit, kurz nachdem seine Eltern verstorben waren, kamen einige Männer aus Griace in den Ort. Bill traf sie oft im Seaman’s Inn. Er verstand sich mit ihnen, was wohl vor allem daran lag, dass er alles über ihr Heimatland wissen wollte. Irgendwann – es muss im Winter gewesen sein, Bill erinnerte sich an den starken Sturm, damals im Dezember – lehrten sie ihn einen Tanz. „Wenn du das tanzt, weißt du was heißt, wirklich zu leben.“
Mehr hatten sie damals nicht gesagt. Sie hatten recht, merkte Bill damals. Jedenfalls erinnerte er sich jetzt wieder daran. Das würde ihn aufwärmen.
Beim aufstehen wurde er ein Opfer der Schwerkraft – wohl auch der Müdigkeit – welche ihn mit unbändiger Kraft wieder gen Boden zog. Nach dem zweiten Versuch schaffte er es endlich und bewegte sich ein wenig weg vom Feuer. Jetzt werden sie mich für noch verrückter halten, dachte Bill sich.
„Sirtaki“, murmelte er leise, erinnerte sich an seine Jugend, vergaß das leise Rauschen des Wassers, das Knacken des Feuers, die Piraten, die wie in ein schwarzes Tuch gehüllte Bucht, die Geräusche des Lebens, ja selbst seine Ziele, klopfte sich dreimal auf die Brust und begann sich zu bewegen, während er auf das Wasser blickte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 4 EmptySa Jun 01, 2013 2:13 am

Debbie


Als das Morgengrauen bis in die dichten Wälder Hispaniolas schlich, begannen sich die ersten Piraten zu regen und ihre Arbeit aufzunehmen. Die Sonnensegel wurden abgebaut, Wasserfässer ein letztes Mal an den Quellen befüllt und die Überreste der Lagerfeuer im weißen Sand verscharrt.
Später sollte nichts daran erinnern, dass hier fast zwei Wochen Piraten gehaust hatten.
Die Lager der Verheißung waren gefüllt mit Wasserfässern, frisch eingelegtem Schweinefleisch, Früchten und den Schätzen der éspanischen Schatzschiffe, die sie während ihres letzten Raubzuges ergattert hatten. Zu diesen zählten nicht nur Gold und Edelsteine sondern auch Medikamente, Gewürze, Stoffe, Munition und Seemannsgut wie Karten, Handlog und Astrolabium.
Ansich war das Piratenschiff bestens gerüstet für eine große Fahrt. Es hätte mit Mühe und Not sogar über den großen Ozean gen Osten gehen können. Doch zunächst hatte Captain Dracan einige andere wichtige Aufgaben zu erledigen und diese hielten sie allesamt in der Karibik. Ohnehin verließ sie nur ungern diese Gewässer die sie kannte wie ihre Westentasche, auch wenn sie ihre Laufbahn als Kapitän schon in ganz andere Winkel der sieben Weltmeere getrieben hatte, vor allem wenn es in der Karibik mal wieder nur so von Piratenjägern wimmelte.
Doch nun würden sie schon in ein paar Tagen vor Tortuga ankern und dort alles verscherbeln, was sie nicht zum Leben brauchten. Ihre Männer würden nach dem üblichen Schema entlohnt werden, Zeit bekommen ihren Lohn zu versaufen und zu verspielen und die Fahrt würde wieder von Neuem beginnen.
Das war der Lauf der Dinge auf der Verheißung. Für die Alteingesessenen des Schiffs war das Piratenleben reine Routine. Genau wie ihr vorheriges Leben als "ehrliche" Seemänner, Fischer, Zimmermänner, Wirte und Kleinbauern. Tortuga war in vielen Fällen nur für "neue" Piraten etwas ganz Besonderes. Die alten hatten häufig Familien in irgendwelchen verschlafenen Nestern, denen sie ihren Lohn so regelmäßig wie nötig zusandten oder selbst vorbeibrachten. Viele sahen ihre Familien seltener als alle paar Monate.
Lamignon war einer dieser Männer mit Familie.
Viele wussten es vielleicht nicht, aber der Captain der Verheißung schätze es, Männer mit Familie in ihrer Crew zu wissen. Dies lag ganz einfach daran, dass sie bedachter waren und sich nicht kopflos in jeden Kampf stürzten wie manch andere Heißsporne. Dies führte unweigerlich dazu, dass Captain Dracans Crew nicht bei jedem Kampf besorgniserregend dezimiert wurde und das konnte ihr nur recht sein.


Lhea mochte es nicht sonderlich, wenn ihre Männer im Kampf für sie starben. Natürlich war es das Los, welches sie sich als Piraten unweigerlich ausgesucht hatten. Das Leben als Seemann war ohnehin gefährlich, doch als Pirat, als Gesetzloser und Vogelfreier, kam noch einmal ein wesentlicher Anteil an Risiko hinzu. Von einigen wurde man als Pirat geliebt und verehrt, von anderen gehasst und gefürchtet. Je nachdem.
Sie war schon seit einigen Stunden auf den Beinen. Sie hatte schlecht geschlafen. Die offenen See schrie nach Lhea Dracan. Einige Tage waren schon wieder viel zu lang, um dem Meer fern zu bleiben.
Gemeinsam mit dem Bootsmann Feng überwachte sie, wie der Proviant verladen wurde und scheute sich nicht davor selbst nach den langen Ladestangen mit einem Eisenhaken am Kopfende zu greifen und die verschnürten Packen selbst dorthin zu zerren, wo sie sie am liebsten haben wollte.
Auch Noah stand schon wieder in der Kombüse und achtete darauf, dass auch wirklich so viel frisches Schweinefleisch dort ankam, wie es den Strand verließ.
Juanito überwachte das Abbauen und Spuren verwischen am Strand, Portuguese hatte sich hingegen zurückgezogen, um den Verlust seiner eigenen Kajüte zu betrauern. Mit Sammys Hilfe machte er sich gerade daran, seine Kisten mit Karten und Navigationsgeräten zwischen Juanitos Kleidertruhen in der Kajüte des ersten Offiziers unterzubringen. Dort würde er von nun an eine Hängematte belegen, denn der Quartiermeister sah es ganz und gar nicht ein, seine Pritsche für einen Rangniederen zu räumen und beharrte auf seinem Nachtlager.
Es war offensichtlich, dass die beiden ganz und gar unzufrieden mit ihrem neuen Zimmernachbarn waren. Juanito wegen dem nun mangelnden Platz für seine eigenen kleinen Schätze und Portuguese ganz einfach aus dem Grund, dass er Juanito selbst noch mehr fürchtete als den Captain. Beiden Furchteinflößenden wurde zwar nachgesagt, dass sie überaus gerecht waren, zumindest wurde dem Quartiermeister das nachgesagt, seitdem er von Lhea Dracan Lohn bezog, doch das hieß nicht unbedingt, dass sie nette Menschen waren. Vor allem Juanito.
Als der Navigator und der Schiffsjunge ihre Arbeit verrichtet hatten, beauftragte Lhea den Jungen damit ihrer neuen Heilerin zur Hand zu gehen und dafür zu sorgen, dass sie in ihrer Unterkunft alles fand, was sie benötigte. Notfalls sollten diese Dinge auch zunächst aus der Kapitänskajüte herangeschafft werden, sollten sie sich sonst nirgendwo finden.
Samuel Lamignon machte zwar große Augen, befolgte den Befehl aber mit einem eifrigen Nicken und rannte barfüßig davon. Lhea war sich sicher, dass er noch schlechter geschlafen hatte als sie selbst. Allerdings nicht, weil er sich dem Meer so verbunden fühlte, dass er es nicht länger ertragen konnte nicht den frischen Wind um die Nase zu spüren, sondern weil er genau wusste, was ihm bevorstand, sobald sie wieder auf offener See waren. Der Captain konnte es ihm nicht verdenken, doch das Kielholen war die weitaus mildeste Strafe die sie für ihn durchsetzen konnte, dafür, dass er seine Kameraden im Kampf im Stich gelassen hatte.

Als die Morgensonne über die höchsten Palmen, Klippen und schließlich Hügel Hispaniolas geklettert war, verluden die Piraten gerade die zwei letzten Kisten mit Kokosnüssen und Papayas und die letzten Verwundeten, die noch nicht des Gehens mächtig waren, wurden über Deck zu ihrem Krankenlager getragen. Aurora wurde der Befehl zugeteilt sich auch während der Fahrt um sie zu kümmern, wie sie endlich wieder durch die Takelage klettern konnten wie alle anderen.
Niemand hatte die junge Frau gefragt, ob sie überhaupt mit an Bord gehen wollte. Es wurde einfach als gegeben angesehen und auch kein Mann wagte dies in Frage zu stellen, auch wenn es überaus ungewohnt war, eine Frau in der Crew zu wissen und man gemeinhin davon ausging, dass dies großes Unglück mit sich brachte.
Einige dem Aberglauben Verfallene mochten murren, doch sobald ein Ranghöherer zu ihnen trat, schwiegen sie und verrichteten diszipliniert ihre Aufgaben, vom Setzen der Segel bis zum Schrubben des Decks.

"Holt die Anker ein!", hallte die Stimme des Bootsmanns über Deck und sofort waren mehrere Seemänner am Ankerspill, um sich mit ihrer ganzen Kraft gegen das massive Rad zu stemmen, welches den Anker vom Grunde der Bucht emporwand.
Der Walmann war bereits im Wasser, um mit seiner ganzen animalischen Kraft die Verheißung so weit aus der Bucht herauszuschieben, dass der Wind die Segel blähen konnte und das Schiff endlich Fahrt aufnahm.
Es war soweit. Die Verheißung würde wieder segeln.

"Ey, du da! Ja, genau du! Komm mal her. Starr nicht in der Gegend rum, wenn Juanito gerade Aufsicht hat, sonst wirst du ihn schneller zu spüren bekommen als dir lieb ist!"

Squinter winkte Bill Vane, den Schlitzer, zu sich heran und drückte ihm eine arg in Mitleidenschaft gezogene Bürste in die Hand, welche er soeben selbst noch gegen die Planken gepresst hatte, um diese von den rutschigen Algen zu befreien, die sich dank der Seeluft unweigerlich immer wieder auf dem Holz bildeten und festsetzten.
"Du arbeitest jetzt mit mir und Lamignon zusammen, bis du andere Anweisungen bekommen hast, verstanden?"
Lamignon, ebenfalls eine Schrubbbüste in der Hand, räusperte sich einige Schritte entfernt gut vernehmlich.
"Äh, gut", murmelte Squinter und begann selbst wieder die Planken zu schrubben, als ein paar sauberer Stiefel dicht an ihm vorbei seine Runde über das Deck drehte. Juanito warf den dreien einen abschätzigen Blick zu und schritt weiter in Richtung Bug, die Hände auf dem Rücken verschränkt und einen enormen Hut mit noch ernormeren Federn auf den geölten Locken. Er hatte unter Garantie einen der éspanischen Edelleute gehört.
"Tu einfach so beschäftigt wie möglich, dann lässt er dich schon in Ruhe. Glaub mir, ist besser für dich", zischte Squinter dem Neuen unter lautem Schrubben zu.

tbc: Hispaniola - Nordküste -> Karibisches Meer
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