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 Hispaniola - Nordküste

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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Debbie
"Ach!", mischte sich Squinter ein und ließ sich sofort einige Meter zurück neben Cysêths ehemalige Gefährtin fallen. "Mireille heißt also unser Täubchen? Nana, wer wird denn da so böse auf den guten Cy sein, hm?" Er schielte Mireille anzüglich an, doch als diese ihm einen überaus giftigen Blick zuwarft, huschte er wieder nach vorne neben Lamignon und Cysêth. "Verstehe gar nicht, wie du so eine hübsche Exotin im Stich lassen kannst", grinste Squinter. "Gut, ein bisschen übellaunig vielleicht, aber was wäre eine Frau schon ohne Temperament?"
Lamignon lachte laut. "Ja, das frage ich mich in der Tat auch."

Ich auch, stimmte Portuguese ihnen im Stillen zu. Dies lag aber weniger an dem Aussehen oder dem womöglichen Temperament der jungen Frau, sondern vielmehr daran, dass sie einst die Gefährtin Cysêths und vermutlich auch seine Freundin gewesen war. Wie konnt er jetzt so kalt sein und sie unter Piraten im Stich lassen? Er verstand es einfach nicht. Seufzend schüttelte er den Kopf und versuchte etwas schneller durch das Unterholz zu stolpern, um von den dreien weg zu kommen. Piraten waren einfach allesamt ehrenlose Tunichtgute. Eher weilte der Navigator bei seinem stets übellaunigen Captain, anstatt noch weiter die Herzlosigkeit des Neuen zu ertragen.

Adams hob leicht den Kopf und spähte unter halb geschlossenen Augen in Richtung der jungen Frau, die jetzt endlich wieder auf das Sonnensegel zu kam. Als er sah, dass sie sich ihm näherte, ließ er den Kopf schnell aber unauffällig wieder sinken und schloss die Augen wieder ganz. Dabei versuchte er einen möglichst überzeugenden Ausdruck stummen Leids in sein Gesicht zu zaubern. Seine Kameraden mochten ihn zwar später dafür auslachen, aber was gab man nicht alles dafür endlich mal wieder die Zuwendung einer Frau zu spüren?
Die einzige weibliche Zuwendung die er hier alternativ finden konnte war die des Captains. Aber mittlerweile konnte er nur noch ihre Aufmerksamkeit erregen, wenn er etwas gründlich falsch machte und sie auf den Plan trat, um ihn zurechtzuweisen. Und wenn er Pech hatte ließ sie sich nicht einmal selbst dazu herab, sondern Juanito übernahm dies.
Zu Beginn seiner Zeit auf der Verheißung war das einmal anders gewesen. Er hatte deutlich die Wertschätzung Lhea Dracans gespürt, als er in Nacht und Nebel mit einer Schar ehemaliger Sklaven auf ihrem Schiff anheuerte, um mit ihr auf Kaperfahrt zu gehen.
Er hatte schon viel Gutes von den Fahrten der Verheißung gehört, doch es war trotzdem eher der Zufall der ihm dieses unerwartete Glück bescherte an Bord eines Schiffes zu landen, dessen Eigentümer ihn tatsächlich als Crewmitglied behielt und ihn nicht zurück an seinen eigentlich Herrn verkaufte und dabei ein gehöriges Strafgeld kassierte. Ganz zu schweigen von dem, was dann mit den Sklaven aus Africa passiert wäre, die mit ihm geflohen waren.
Ja, er hatte ihren Stolz und ihre Anerkennung gespürt. Dass er todesmutig dessertierte und sich damit zum Vogelfreien machte. Und dass er dann auch noch Pirat unter ihrem Kommando wurde. Doppelt vogelfrei. Und dass er obendrein noch äußerst geschickt im Umgang mit Kanonen und anderem Schießgerät war.
Er war schnell in der Schiffshierarchie zum Geschützmeister aufgestiegen, doch je mehr Erfolg er mit der Arbeit an Bord hatte, desto weniger Beachtung bekam er von seinem Captain. Für sie schien sein Können Normalität geworden zu sein. Das ärgerte ihn schon seit längerer Zeit, immerhin hatten seine Qualitäten nicht im geringsten nachgelassen.
Nun gut, wenn er schon nicht mehr die Aufmerksamkeit des Captains erregen konnte, dann suchte er sich halt andere, liebevollere Gesellschaft.
Als er Schritte hörte die sich ihm im warmen Sand näherten, hustete er heiser und schlug langsam die Augen auf.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Steffie
Je näher ihre Füße sie zu den Verletzten trugen, um so mehr wunderte sie sich über den scheinbar doch verschlechterten Zustand Adams, der doch vor kurzem noch wirkte, als könne er schon bald wieder seiner Arbeit nach gehen. Skeptisch hoben sich ihre Brauen in die Höhe, während Noahs Worte in ihrem Kopf widerhallten. Ganz deutlich sah sie nun auch sein abschließendes Augenzwinkern vor ihrem inneren Auge und ein wissendes Lächeln legte sich plötzlich auf ihre Lippen, während sie sich dem "armen" Kerl näherte.

Vorsichtig ließ sie sich neben ihm im Sand nieder, griff nach einem Wasserschlauch und hielt sie dem Hustenden entgegen. Nein. Nicht direkt an die Lippen wie noch zuvor, als er kaum bei Bewusstsein war. Er war stark genug, um sie sich selber zu nehmen. "Es ist erschreckend, wie schnell sich Euer Zustand wieder verschlechtert hat", erklärte sie Adams mit geheuchelter Fürsorge. Nein sie war nicht böse. Ganz im Gegenteil es schmeichelte ihr. Also setzte sie noch ein freches Augenzwinkern hinzu, um ihre Worte abzurunden.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Debbie
Admas blinzelte, als würde die Sonne ihn selbst durch das Sonnensegel blenden.
"J-ja?", antwortete er mit gespielt schwacher Stimme. "W-werde ich an den...", er machte eine melodramatische Pause, um dann etwas kräftiger fortzufahren "werde ich an den Schmerzen sterben? Ich fühle mich, als würde mir eine Feuersbrunst durch den Rücken jagen."
Er richtete sich voller theatralischer Schwäche auf, als würde er nach dem Wasserschlauch greifen wollen, ließ dann jedoch wieder entkräftet den Arm sinken.
Erst überlegte er, ob er noch einen drauf setzen sollte, doch dann befand er, dass dies vorerst reichte. Er musste sich immerhin noch etwas für später aufheben.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Steffie
"Nein", war ihre knappe Antwort, als sie ihm schließlich doch den Wasserschlauch an die Lippen hielt. "Ihr werdet ganz sicher nicht sterben". Nachdem er fertig war mit trinken, ließ sie ihre Hand sinken und blickte sich um. So manch ein Pirat bedachte die beiden mit anzüglichen Blicken. Sicher konnte sich jeder an diesem Strand denken, dass Adams soeben sein bestes schauspielerisches Talent präsentierte. "Aber was werden die Anderen wohl denken?" Aurora machte eine ausladende Geste über den Strand. "Er hier", sie zeigte auf einen Piraten, der auf einen Stock gestützt über den Sand humpelte. "Er hat eine Schusswunde, wogegen Ihr ... verzeiht ... nur Schnittwunden aufweisen könnt." Mit diesen Worten öffnete sie sein Hemd und entfernte den Verband um seine Brust, um besagte Wunden vorsichtig zu versorgen. Natürlich waren die Schnitte tief. Doch Aurora war sich gewiss, dass diese nur halb so schlimm waren, als Adams es dar stellte und sie fragte sich, wie lange er dieses Theater schon mit ihr gespielt hatte, bevor Noah sie darauf aufmerksam gemacht hatte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Alex
Cysêth seufzte genervt. Langsam ging ihm Squinters Art auf die Nerven. Es wäre ihm in diesem Moment lieber gewesen, wenn er wie am gestrigen Abend etwas mehr Respekt gezeigt hätte. Auch wenn sein Ärger unvermindert war, aber die alberne Art gegenüber ihm und Mireille ging ihm gehörig gegen den Strich.
Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der andere Pirat sich von ihnen entfernte, offenbar hatte er keine Lust mehr auf ihre Gesellschaft. Auch Cysêth wäre am liebsten gegangen, doch damit würde er höchstens seine erhoffte Freiheit aufs Spiel setzen. Vielleicht hatte er auch noch Glück und konnte Mireille damit besänftigen, dass auch sie ihre Freiheit wiederbekam. Doch dafür musste er verdammt viel Glück haben...
Ein leises Knurren ließ ihn wie angewurzelt stehen bleiben. Langsam drehte er sich um, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Dann ein Schrei. Eine Gefangene schlug hart auf dem Boden auf, als die Fesseln ihrer Begleiterin rissen. Mireille krümmte sich vor Wut, aus ihrer glatten Haut wurde dunkles Fell, ihre Hände krümmten sich, ihr wuchsen Krallen. Schließlich stand sie als großer, brauner Wolf dar und machte nach einigen Sekunden einen Satz auf Cysêth zu. Ein lautes, durchdringendes Knurren drang aus ihrer Kehle und versetzte Cy in höchste Alarmbereitschaft. Augenblicklich verwandelte er sich und drängte Lamignon und Squinter, die wie angefroren neben ihm standen fort.
Jetzt hatte er ein richtiges Problem. Mireille war so wütend, dass sie ihn sogar angreifen würde. Er musste sie hier wegschaffen, bevor den anderen etwas passieren konnte. Die junge Frau, die mit ihr angebunden war, krabbelte auf allen vieren davon und warf dem braunen Wolf entsetzte Blicke zu.
Alle Gefangenen versuchten wild durcheinander zu laufen und die Piraten hatten große Mühe, sie festzuhalten. Doch all das nahm Cy kaum wahr, denn Mireille war abgesprungen und segelte durch die Luft auf ihn zu. Schnell wich er aus und fuhr herum. Sie hatte sich schnell wieder aufgerichtet, doch jetzt rannte sie auf ihn zu und schlug ihm mit der Pranke auf den Rücken. Ihre Krallen kratzten nur leicht über seine Haut, doch er spürte, dass warmes Blut in sein Fell sickerte. Heiße Wut flammte in ihm auf und er setzte seinerseits zum Angiff an, verbiss sich in ihren Nacken, um sie zu beruhigen und zu verletzen, doch sie hieb immer wieder auf ihn ein, biss ihm ins Ohr oder in die Pfoten. Ihre Rute peitschte die umstehenden Zweige beiseite.
Jetzt reichte es. Cy richtete sich bedrohlich auf und stieß ein lautes Knurren aus, das sie ein Stück zurückweichen ließ. Er machte sich so groß wie möglich und erreichte sein Ziel: sie machte kehrt und setzte in den Wald hinein. Schon nach wenigen Sekunden war sie außer Sichtweite verschwunden und die Gefahr für die Gefangenen sowie für sie Piraten somit gebannt. Doch was war mit den Menschen, die im Wald unterwegs waren? Er wusste nicht, welche Richtung sie einschlagen würde und ob sie ihr Weg in die nähe einer Stadt führte. Wenn es so wäre, dann wären die Menschen dort in großer Gefahr.

Genervt biss er die Zähne zusammen und setzte ihr nach. Ihre Spur war nicht schwer zu finden, sie hatte mit ihrem massigen Körper eine breite Schneise in die recht eng zusammenstehenden Bäume geschlagen. Sie musste außer sich vor Wut sein, denn sie war ihm ein gutes Stück voraus, es würde nicht einfach werden, sie einzuholen.
Cysêth nahm den Kopf herunter und folgte einfach ihrer Spur, egal wohin sie ihn führen würde...

Das Meer glitzerte saphirblau, als Cysêth aus dem Unterholz stürmte und sich umsah. Einige Menschen wichen überrascht zurück und stießen schrille Schreie aus, als er der Spur weiterhin folgte, die in Richtung Norden führte, wieder in den Wald hinein, zu einer winzigen Lichtung, wieder hinaus, an den Strand, ein kurzes Stück durchs Wasser und wieder vom Meer weg. Mireille war offensichtlich unberechenbar, sie hatte Haken geschlagen und versuchte ihn offenbar los zu werden.
Ein Ruck ging durch seinen Körper, er wurde von einer großen Wucht zur Seite geschleudert und blieb kurz auf der Seite liegen, bevor er sich wieder aufrichten konnte. Mireille stand ihm gegenüber, ihr braunes Fell war schweißnass, Hass glitzerte in ihren Augen, als sie wieder zum angriff ansetzte. Doch Cysêth hatte genug von den Spielchen, er musste sie zur Ruhe bringen. Als sie auf ihn zusprang, machte er ebenfalls einen Satz zur Seite, warf sich auf sie und verbiss sich in ihr Nackenfell, bevor er sie mit seinem Körpergewicht zu Boden drückte und bedrohlich keuchte.
Ihre Schnauze wurde in den heißen Sand gepresst, sie schloss kurz ihre Augen - und verwandelte sich. Schnell kletterte er von ihr herunter und verwandelte sich ebenfalls, bevor er sie festhielt, ihre Handgelenke zusammendrückte, damit sie nicht schon wieder abhaute.
Mireille sagte nichts, funkelte ihn nur wütend an und spuckte ihm ins Gesicht. Angewidert wischte er die Flüssigkeit vor und starrte sie an.
"Was soll das?!", rief er und packte ihre Schultern, doch sie wehrte sich gegen seinen Griff. Er ließ sie los.
"Das fragst du mich?! Du bist doch derjenige, der dieser Dracan in den Arsch kriegt und zu ihrem Schoßhündchen wird!" Er wollte etwas erwidern, doch sie fuhr ihm über den Mund. "Wo warst du mit ihr, gestern?! Und warum kannst du ohne Fesseln zwischen den Piraten wandeln? DU fragst MICH, was in mich gefahren ist, aber du machst gemeinsame Sache mit diesen Monstern! Das sind Monster! Wilde! du solltest sie töten und nicht neben ihnen her gehen und mit ihnen reden!"
Tränen sammelten sich in ihren Augen, und sie stürzte auf ihn zu, trommelte mit den Fäusten auf seine Brust.
"Was soll das? Was ist in dich gefahren? Liebst du mich nicht mehr, dass du mich so hintergehst? Du bist ein Schwein, Naman, ein Schwein!"
Heiße Wut kochte in ihm und seine Hand schnellte vor. Entsetzt und erschrocken hielt sich Mireille ihre Wange und starrte ihn an. Was war bloß in ihn gefahren? Er hatte Mireille geschlagen?
"Mireille", flüsterte er und versuchte, nach ihr zu greifen, doch sie schlug ihn, wehrte ihn ab. Eine Träne perlte über ihre Wange, als sie ihn anstarrte und schließlich im Unterholz verschwand.
Erschrocken ließ Cy sich zu Boden sinken. Er hatte Mireille geschlagen? Seine Gefährtin? Was war nur in ihm gefahren?
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Debbie
Alles ging so schnell, dass Portuguese nicht einmal die Zeit hatte sich richtig zu erschrecken. Als ein lauter Schrei hinter ihm erklang, drehte er sich schnell herum, wobei ihm Farne gegen die Brust peitschten und kurzzeitig seine Sicht versperrten.
Er sah die Urheberin des Schreis nicht, aber er konnte nun deutlich erkennen, was ihn verursacht hatte. Zwei riesige, dunkle Wölfe standen sich in Angriffshaltung gegenüber, der Eine direkt neben Squinter und Lamignon, die wie angewurzelt dastanden und ihn fassungslos anstarrten, der Andere zwischen den Gefangenen, die wie aufgescheuchte Hühner auseinander stoben und dabei über ihre Fesseln stolperten.
Dies bewahrte einige vermutlich sogar vor größeren Schäden, als die beiden Ungeheuer aufeinander losgingen. Doch so schnell wie der Kampf begonnen hatte, so schnell war er auch wieder vorbei und die beiden Wölfe verschwanden in einer Hetzjagd im Wald. Panische Schreie erklangen von den Gefangenen, die weiter hinten im Tross marschierten und die großen Tiere durch das Unterholz brechen hörten.
Doch der eigentliche Grund warum Portuguese kurzzeitig der Atem stockte, war die Stimme, die nun schneidend durch den verursachten Tumult drang.
"Können sich diese gottverdammten Köter nicht einmal zusammenreißen?", schrie Captain Dracan und ließ damit einen gestolperten Piraten wieder in die Höhe schnellen und Haltung annehmen. Ein ehemaliger Seemann der britischen Flotte, das erkannte Portuguese anhand dessen sofort.
Es dauerte nicht lange und die wütende Stimme hatte sich mitsamt ihrer noch wütenderen Urheberin dem Ort des Geschehens genähert. Sie packte Squinter am Genickt und zog den taumelnden Mann auf die Füße. "Seid ihr denn völlig unfähig wenigstens eine Gefangene im Zaum zu halten?", stauchte sie die immer noch völlig verdatterten Piraten zusammen, die soeben noch neben Cysêth gegangen und sich munter mit ihm unterhalten hatten.
"Treibt die Gefangenen wieder zusammen und seht, ob jemand verletzt wurde. Du, du, du und du, ihr fangt mir die Wölfin wieder ein, verstanden? Wir teilen uns auf, die eine Gruppe marschiert mit Portuguese weiter zur nächsten Quelle, die zweite Gruppe folgt mit mir langsamer der ersten, verstanden?"
"Mit Verlaub, Capt´n", meldete sich einer der Männer zu Wort, die Mireille zurückholen sollten. "Was ist mit dem zweiten-"
"Stellst du meine Befehle in Frage?", brüllte der Captain ihn an.
"Nein, Sir!"
"Dann solltet ihr nicht lange trödeln!"
"Jawohl, Sir!"
Sofort gab der Mann den anderen dreien ein Handzeichen und sie brachen auf. Seufzend lief Lamignon ihm hinterher. Auch er gehörte zu den Auserwählten. Aber in Anbetracht der Schneise, die die beiden Wölfe in den Dschungel geschlagen hatten, würde es nicht schwer sein, ihnen zu folgen. Die Frage war nur, ob sie es schafften sie einzuholen und dann noch zu überzeugen ihnen wieder friedlich und ohne Widerspruch zurück zu dem Gefangenentross zu folgen.

"Dann kann ich bald wieder aufstehen?", fragte Adams schwach und ließ den Blick an sich herunter gleiten, wo die junge Frau seinen Rumpf sorgfältig untersuchte. Kurz darauf hob er jedoch den Blick und warf seinen Kameraden einen augenzwinkernden Blick zu. Einige sahen äußerste neidisch aus und die eher herablassend belustigten beachtete der Pirat einfach gar nicht.
Entweder man hatte es oder man hatte es eben nicht.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Steffie
Aurora seufzte. "So leid es mir tut. Ja Ihr könnt aufstehen. Und zwar sobald ich den Verband wieder fest gebunden habe." Den heimlichen Blickaustausch Adams mit seinen Kameraden hatte sie nicht bemerkt also bemühte sie sich weiterhin, den Verband um seinen schweren Oberkörper zu wickeln. Als sie ihr Werk schließlich beendet hatte, kniete sie schließlich wieder aufrecht neben ihm. "An die Arbeit!". Dies war kein Befehl im eigentlichen Sinne doch sie wollte ihm klar machen, dass es für ihn keinen weiteren Grund dafür gab, weiter im Schatten des Sonnensegels herum zu lungern. Dann richtete sie sich auf und fing den Blick des Jenigen mit dem Krückstock und der Schusswunde auf, der plötzlich wieder sehr geschwächt schien. Sie kniff die Augen zusammen, sortierte ihre Gedanken und beließ es schließlich dabei, dieses auffällige Verhalten einfach zu ignorieren. Statt dessen schritt sie auf Noah und die Männer mit dem erlegten Wildschwein zu, um ihnen ihre Hilfe anzubieten.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 1:59 am

Debbie
"Wir folgen jetzt schon gut einer Stunde ihrer Spur und haben sie immer noch nicht gefunden! Wer weiß, wie lange sie sich jagen, wie sollen wir sie dann einholen?"
Lamignon presste die Lippen aufeinander und stapfte weiter durch das Unterholz, den Blick starr geradeaus gerichtet. Dieser junge Spund, der sich die ganze Zeit schon beklagte, zerrte mächtig an seinen Nerven, obwohl er dem, was er sagte eigentlich nur zustimmen konnte.
"Da vorne muss die Küste sein", meinte schließlich einer und deutete ihren Weg entlang. Tatsächlich wurde es dort heller und Lamignon meinte sogar, ein leises Rauschen zu hören. Was wollten Cysêth und seine Begleiterin am Strand? Wollten sie sich etwa an der Küste entlang nach Santo Domingo durchschlagen? War ihr Streit nur ein Farce gewesen? Ein Mittel, um aus der Gefangenschaft der Piraten zu fliehen? Sie hatten eine Vorstellung gegeben, die angsteinflössend genug gewesen war, um ihn daran zu hindern ihnen zu folgen - wenn er nicht unter dem Befehl des Captains stehen würde.
Während sie sich immer weiter der Küste näherten und die Bäume begannen sich zu lichten, spielte Lamignon alle möglichen Erklärungen für das Verhalten der beiden Werwölfe durch, doch keine erschien ihm sonderlich plausibel: Cysêth war ein Gefangener an Bord gewesen, doch auf irgendeine Art und Weise hatte er es geschaft, seinen Status an Bord zu ändern. Er war wie einer der ihren unter den Piraten umher gewandert, während Mireille weiterhin eine Gefangene blieb. Er war bei ihm und Squinter marschiert, in der Nähe seiner Freundin. Es musste eine Art Zeichen zwischen den beiden gegeben haben und dann hatten sie ihren kleinen Schaukampf begonnen. Ja, so musste es sein.
Lamignon schnaufte. So war das also. Er hatte den jungen Mann eigentlich ganz symphatisch gefunden, aber dieser hatte ihn und seinen Captain einfach hintergangen.

Noah sah auf, als Aurora neben ihn trat. Er hatte die Hände voll Blut und wischte sich mühsam mit dem Handrücken einige Strähnen seines schütteren Haars aus der Stirn, wobei er versuchte so wenig Wildschweinblut wie möglich auf seinem Gesicht zu hinterlassen.
Ein schneller Blick zu dem Sonnensegel und dem langsam aufstehenden Adams sagte ihm, dass Aurora seine Vorstellung beendet hatte.
"Na, hatt´ich Recht?", fragte er mit einem schelmischen Grinsen und nickte mit dem Kinn zu einem Messer, das wenig entfernt von ihm im Sand lag, um Aurora zu bedeuten, dass sie es ihm bitte reichen sollte.

"Es muss hier einen weiteren Kampf gegeben haben", stellte einer der drei anderen Piraten fest und studierte den Sand. Er lief etwas weiter in Richtung der Wassergrenze und runzelte dann die Stirn. "Menschliche Fußabdrücke, keine Wölfe."
Lamignon sah von dem Sand auf und ließ den Blick über den Strand gleiten. Als er Cysêth einige hundert Meter entfernt in sich zusammengesunken im Sand sitzen sah, wurden alle seine Zweifel an ihm und seine finsteren Gedanken zerstreut.
Die anderen fielen hinter ihm zurück, als er langsam auf den Mann zuging. Sie hatten möglicherweise Angst, doch er war der festen Überzeugung, dass von ihm keine Gefahr mehr ausging. Er kannte diese Haltung nur zu gut; die nach vorne gesunkenen Schultern, der hängene Kopf, die Hände, die halb in den Sand gegraben waren.
Sie hatte ihn verlassen.
Cysêth hob kaum merklich den Kopf, als Lamignon um ihn herum ging und sich dann vor ihn stellte. Sie schwiegen sich eine Weile an, dann streckte ihm der ältere Seemann die schwielige Hand entgegen.
Es war ein Zeichen des Mitgefühls und der Freundschaft und Lamignon hoffte, dass Cysêth es annahm.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:00 am


Steffie
Auf Noahs Frage hin nickte Aurora und konterte mit einer Gegenfrage. "Was grinst Du so?" Der Sand unter ihr wurde plötzlich sehr interessant und ein verlegenes Lächeln eroberte ihr Gesicht. Von der leichten Röte, die ihr ins Gesicht stieg, merkte sie glücklicherweise nichts, als sie so unauffällig wie möglich versuchte, Adams ins Auge zu fassen, der endlich wieder auf zwei Beinen stand. Da kam das Messer, welches Noah benötigte gerade recht, denn dies ermöglichte es ihr, aufzustehen und hierbei einen weiteren Blick auf ihren "Patienten" zu erhaschen. Während sie auf das Messer zutrat, zupfte sie ihr schmutziges Kleid zurecht und wünschte sich, sie könne sich endlich wieder mehr um ihr Aussehen kümmern.

Dann überreichte sie das Messer Noah und setzte sich zu den Männern in den Sand, während ihr verträumter Blick die Weite des Meeres vor ihr studierte. Ob wohl jemand merken würde, wenn sie sich heimlich davon stahl, um sich zu waschen? Und wo würde sie saubere Kleider her bekommen? Sie war schließlich nur von Männern umgeben.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:00 am

Alex
Es musste gut eine Stunde vergangen sein, in der er nichts anderes getan hatte, als aufs Meer hinaus zu starren. Nie zuvor hatte er sich so leer gefühlt. So fühlte sich Einsamkeit also an. Er hätte sich am liebsten selbst dafür verprügelt, dass er Mireille geschlagen hatte. Zwar hatte sie ihn beleidigt und beschimpft, doch das gab ihm noch lange keinen Grund...
Doch, eigentlich war seine Reaktion berechtigt gewesen. Als untergeordnetes Rudelmitglied sollte sie ihm Respekt zollen und ihn in seinen Entscheidungen unterstützen. Trotzdem. Jetzt war er fernab von seinem Rudel und selbst die Einzige, die ihm - auch wenn es damals gegen seinen Willen geschehen war - gefolgt war, war nun ebenfalls fort. Nun, wo seine Wut verraucht war, erkannte er die Unsinnigkeit seiner Bitte Lhea gegenüber. Warum sollte er sich jetzt seine Freiheit erkaufen, wenn er sie mit niemandem teilen konnte? Er wollte nicht alleine auf Hispaniola sein und das würde er zwangsläufig sien, wenn Lhea ihm die Freiheit schenkte. Er beschloss, zu einem späteren Zeitpunkt darüber nachzudenken.
Die Wellen brandeten sanft an seine Füße, als wollten sie ihn beruhigen, dass es doch nicht alles so sinnlos war. Aber im Prinzip war es das. Cy knurrte leise und vergrub seine Hände im Sand, der an der Oberfläche beinahe kochend heiß, im Inneren jedoch angenehm kühl war.
Hinter sich hörte er ein Geräusch, doch er wandte sich nicht um sondern schnupperte. Auch wenn die Luft vom Meer kam, die ungewaschenen Piraten konnte man deutlich erkennen. Als Lamignon vor ihn trat und ihm seine Hand entgegen streckte, hob er den Kopf ein wenig mehr. Der Pirat sagte nichts, auch nicht, als Cy ihm die Hand reichte und sich von ihm hochhelfen ließ.
Gut, dass er nichts sagte. Er schien ihn auch ohne Worte zu verstehen, vermutlich kannte er solche Begebenheiten nur zur Genüge. Mürrisch knirschte Cy mit den Zähnen und setzte zum Sprechen an.
"Sie ist fort." Lamignon nickte kaum merklich.

Schweigend, niemand wagte es, etwas zu sagen, machte sich die Grupp unter Anleitung von einem der Piraten auf den Weg zur Gruppe zurück, sie passierten die breite Schneise, die Cy und Mireille in den dichten Baumbestand geschlagen hatten. Lamignon hielt sich die ganze Zeit neben Cysêth, der ihm sehr dankbar dafür war, dass er nicht fragte, was geschehen war.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:00 am

Debbie
Lamignon wusste nicht, ob er sich freuen sollte, als endlich der Gefangenentross vor ihm wieder in Sichtweite kam. Immerhin, sie hatten die anderen wieder eingeholt und Cysêth dabei. Aber nicht die Werwölfin. Als Cy ihm gesagt hatte, dass Mireille fort sei, hatte er sofort gewusst, dass es hoffnungslos sein würde sie einzuholen und zu fangen. Er wusste nicht genau, was vorgefallen war und er kannte weder den einen, noch den anderen Werwolf gut genug, um sich seiner Sache wirklich sicher zu sein, doch er war der Überzeugung, dass die Wut die junge Frau voran trieb und nichts sie so schnell einholen konnte. Außer vielleicht Keck, der Gestaltwandler, doch dieser war mit den anderen am Strand zurück geblieben und wusste nicht, was vorgefallen war.
Kaum, dass sie sich der Nachhut des Trosses angeschlossen hatten, entbrannte eine kurze, aber heftige Diskussion unter den Piraten, wer dem Captain bericht erstatten musste.
Schließlich erklärte sich Lamginon seufzend dazu bereit und verließ Cysêth mit einem letzten, kurzen Blick. Er trottete mit finserem Gesicht hinter den anderen her und zeigte keine Reaktion auf seine Umgebung.

tbc: von Hispaniola - Nordküste nach Hispaniola - Santo Domingo
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:09 am

Steffie
Noah unterhielt sich mit einem ihr unbekannten Piraten und irgendwie schienen alle ihren eigenen Tätigkeiten nachzugehen und Aurora wunderte sich, dass es an diesem Strand noch so Manchen gab, dessen Namen sie nicht kannte. Es war verwunderlich, hatte sie sich doch so intensiv um so manchen von ihnen gekümmert. Doch nun achtete kaum jemand auf sie, auch nicht Juanito, der mit Blauhands Männern immer noch ins Gespräch vertieft war, wie sie mit einem unauffälligen Blick aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Dann wandte sie sich wieder an Noah, öffnete den Mund, um etwas zu sagen und schloss ihn sogleich wieder als sie merkte, dass dieser immer noch am Reden war.

So sand sie wortlos langsam auf, sah sich um und schlug einen Weg ein, der sie von den schützenden Sonnensegeln fort führte. Die Stimmen wurden immer leiser, während die junge Frau Ausschau hielt. Als sie sich in ausreichender Entfernung wusste, wand sie sich zu den schemenhaften Gestalten um, die dort am Strand ihrer Arbeit nachgingen. Niemand würde Notiz von ihr nehmen also schlug sie ihren Weg ein in Richtung des Waldes ganz in der Nähe und folgte dem lockenden Plätschern einer Quelle, die sie auch sogleich auf einer kleinen Lichtung finden ließ. Ein Lächeln schlich sich auf das hübsche Gesicht der jungen Frau und sogleich begann sie damit, sich ihres Kleides zu entledigen und dies so gut es ihr gelang im Wasser zu reinigen. Dieses Unterfangen unterließ sie jedoch schon bald als sie bemerkte, dass es ihr ohne Seife nicht gelingen würde, denn der Schmutz saß tief. Also zögerte sie nicht lange und hüpfte selbst ins kühle Nass, nachdem sie ihr Kleid auf der Wiese zum Trocknen ausgebreitet hatte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:09 am

Mark
Koe schleppte sich halb verdurstet die steinige Küste entlang. Wie konnte er auch bloß die Orientierung im Wald verlieren? Wenn er schon sterben sollte, dann wenigstens auf einem Schiff, ehrenhaft im Kampf, aber doch nicht, weil er zu dumm war, sich den Weg durch den Wald zu merken…



Er war Mitglied in Blauhands Crew und dort unter Deck Kanonier. In dem Enterkampf um die espanische Galeone kam er mit nach oben und kämpfte mit den anderen gegen diese arroganten Militärmatrosen. Die, die zu weich für ein echtes Piratenleben sind, gehen zu Marine und fühlen sich dann wie die größten…

In dem Kampf wurde er aber vergleichsweise harmlos verletzt, wenn man seinen Zustand mit dem von Captain Drakans Matrosen verglich, die noch immer auf dem Deck rumlagen. Koe hatte nur eine Wunde von einem Streifschuss davongetragen und er hatte sich den Arm gebrochen, als einer dieser Feiglinge von der Marine einige Fässer losschnitt, die ihn erfassten. Den Arm musste er sich provisorisch selbst verbinden, da ihr eigener Schiffsarzt viel zu beschäftigt mit anderen Dingen war… Wahrscheinlich war er immer noch Sauer, dass Koe ihm damals in einem Bordell die einzige wirklich gutaussehende Dame weggeschnappt hatte und sah jetzt seine Chance, sich zu rächen.

Als Blauhand dann endlich das Schiff von Captain Dracan in einer Bucht gesichtet hatte, konnten alle an Land gehen. Koe wollte sich endlich mal wieder eine bessere Mahlzeit besorgen, als nur diesen madigen Schiffszwieback. Er machte sich unauffällig auf, um im Wald einige frische Früchte zu suchen. Er folgte einigen Wildpfaden und fand einen Bananenbaum, den er plünderte.

Mit leckerem und vor allem FRISCHEM Obst vollgegessen, machte er sich auf den Rückweg und überlegte sich inzwischen schon eine Ausrede, wieso er nicht dem Rest der Mannschaft bei der Arbeit geholfen hatte. Als er nach viel zu langer Zeit immer noch kein Meeresrauschen hörte, wurde er stutzig. Er hätte doch schon längst wieder am Strand sein müssen. Er schaute sich intensiv um, erkannte jedoch nicht von seiner Umgebung wieder.

Einige laute, derbe Seemannsflüche hallten durch den Wald. Er hatte sich verirrt.
Nachdem er noch bis in die Nacht im Wald weiter umherirrte, in der Hoffnung, wieder zurück zur Küste zu finden, richtete er sich erst einmal ein Schlaflager her, um die Nacht wenigstens etwas zu schlafen. Wenn er doch wenigstens eine Flasche Rum dabei hätte… die hätte ihn auf bessere Gedanken bringen können.

Als er noch auf seinem provisorischen Bett lag und darüber nachgrübelte, was er tun könnte, schreckte ihn plötzlich ein Schuss in einiger Entfernung hoch. Das können nur die Piraten sein. Wer schießt sonst Mitten in der Nacht in dieser Wildnis? Oder aber es waren auf jeden Fall Menschen.

Er ging zu einer Nahegelgenen Lichtung und merkte sich anhand von den Sternen die Richtung, aus der der Schuss kam. Zum Glück hatte ihm der Navigator damals das Navigieren nach Sternen beigebracht. Koe machte sich sofort auf den Weg durch den dunklen Wald und korrigierte auf den Lichtungen die Richtung. Sein gebrochener Arm war ihm jetzt absolut keine Hilfe. Der Weg durch den nächtlichen Wald ist auch ohne eine Verletzung schon extrem schwer und so zog er sich etliche schmerzhafte Kratzer zu.

Als die Sonne schon fast wieder aufging, lichtete sich der Wald plötzlich und Koe fand sich an einer mondbeschienenen Klippe wieder, an dessen Fuß er das Meer erkennen konnte. Er hatte es endlich geschafft, er hatte wenigstens das Meer wiedergefunden.

Jetzt musste er sich aber erst einmal ausruhen, um sich am Tage an den Abstieg machen zu können. Er legte sich an den Rand des Waldes und schlief sofort ein.

Am nächsten Morgen wachte er mit einem starken Durstgefühl auf. Er muss in der Nacht viel geschwitzt haben. Leider würde dies aber noch weitergehen. Die Sonne brannte jetzt schon vom Himmel und Koe musste noch runter an den Strand klettern und bis zu den Schiffen wandern.
Nachdem er aufgestanden war begann er sofort mit dem Abstieg. Er wollte so schnell wie möglich zurück zu den anderen, bevor sie wieder weitersegelten. Der Abstieg gestaltete sich aber schwieriger als angenommen mit seinem gebrochenen Arm. Nach den ersten Metern stürzte Koe und zog sich eine Schnittwunde am Bein zu. Laut fluchend zog er sich zurück nach oben. Mit dieser zusätzlichen Verletzung würde er nicht nach unten an den Strand kommen. Als Koe wieder oben an der Klippe war, machte er keuchend eine Pause. Als er in dieser Pause den Blick ein wenig über die Klippe streifen lies, viel ihm durch die Bäume an einer Landzunge ein seltsam geformter und schwankender Baum auf. Bei genauerem Hinsehen, stellte es sich als Mastspitze eines Schiffes heraus.

Von dieser Entdeckung angestachelt nahm Koe einen stabilen Stock als Krücke und machte sich auf den Weg an der Klippe entlang. vielleicht würde er irgendwo einen besseren Weg zum Abstieg finden.

Die besagte Landzunge war deutlich weiter entfernt, sodass es bis in den Nachmittag dauerte, bis Koe sie erreicht hatte. Die schonungslos vom Himmel brennende Sonne dörrte ihn dabei immer weiter aus. An der Landzunge angekommen erkannte er, dass es sich wirklich um Blauhands Schiff handelte. Er war allerdings schon so geschwächt, dass ihn dies kaum noch motivierte. Wenigstens hatte er auf seinem Weg einige stabile Blätter gefunden, um sich seine Wunde am Bein provisorisch zu verbinden.

In der Bucht, in der auch die Schiffe lagen, war das Gestein längst nicht mehr so schroff wie in der ersten, sodass Koe sich langsam dem Strand nähern konnte. Er folgte einem breiten Wildpfad, der hinunter ans Wasser führte.

Das leise gluckern einer Quelle in seiner Nähe nahm er zuerst gar nicht war. Langsam sickerte es dann aber doch in ihm durch, dass es ganz in der Nähe Trinkwasser geben müsste. Koe folgte dem Geräusch, doch er kam nicht weit. Nachdem er einige Meter im Gebüsch verschwunden war, hörte er ein kaum wahrnehmbares Knacken im Gebüsch hinter ihm. Im nächsten Moment explodierte ein Schmerz an seinem Hinterkopf und Koe wurde schwarz vor Augen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:09 am

Steffie
Wie lange sie schon das kühle Bad genoss, vermochte Aurora nicht mehr nachzuvollziehen. So beschloss sie vorsichtshalber, wieder zum Strand zurück zu kehren, bevor jemand ihr Verschwinden bemerkte. Vorsichtig wegen der rutschigen Steine um Ufer der Wasserstelle kletterte sie hinaus und griff nach dem Kleid, welches immer noch nicht vollständig getrocknet war, als ein Geräusch sie zusammen zucken ließ. In Sekundenschnelle warf sie den nassen Stoff ihres zerrissenen Kleides über ihren Körper und blickte aufmerksam über die Lichtung. War ihr jemand gefolgt?

Aurora versuchte die Angst zu unterdrücken, die in ihr hochkriechen wollte, um klare Gedanken fassen zu können. Dracans Crew wäre nicht so leichtsinnig, ihr ein Haar zu krümmen. Dafür hatte Lhea schließlich persönlich gesorgt. Nervös strichen die zarten Finger über das Band über ihrem Handgelenk. Vielleicht suchten sie sie bereits?

Ein weiteres, lauteres Knachen hinter ihrem Rücken. Auroras Körper fuhr herum wich hektisch zurück, stolperte und befand sich schließlich um Boden sitzend wieder, denn ein Stein hatte ihr den Weg versperrt. Ohne lange zu zögern griff die junge Frau nach der etwa faustgroßen Stolperfalle und richtete sich wieder auf.

Die Schritte, die sich hinter ihrem Rücken näherten vernahm sie zu spät. Noch ehe sie sich versah, packten große Finger ihr Handgelenk, während ein kräftiger Arm sich um ihre Hüften legte, um sie am Weglaufen zu hindern. Ein Schrei entrann ihrer Kehle, der sicher auch am Strand zu hören war, zumindest hoffte sie das. Doch bis ihr jemand zu Hilfe eilen konnte, wäre es vermutlich zu spät für sie, also raste die Faust, in der sie den Stein hielt, auf das Gesicht des Fremden zu, der sogleich zusammen sank.

Aurora nahm sich nicht die Zeit, sich das Gesicht dieses Kerls einzuprägen sondern lief so schnell sie ihre Beine trugen zwischen die Bäume, die ihr Schutz boten. Doch dass es auch hier nicht sicher war, musste feststellen, als sich ihr abermals Schritte näherten. Ihr ganzer Körper zitterte, als unmittelbar vor ihr jemand aus dem Gebüsch trat. Noch ehe sie sich versah, schleuderte der Stein bereits auf die Gestalt zu und traf. Aurora beobachtete den in sich zusammensackenden Körper, dann trat sie vorsichtig auf den Mann zu. Ihre Augen streiften den reglosen Körper, während sie versuchte auszumachen, ob er ihr bekannt vor kam. Doch einer von Dracans Leuten konnte er nicht sein. Mit diesen hatte Aurora die letzten Tage zur Genüge zu tun. Gehörte dieser Kerl etwa zu Blauhand? Zwar war sie in ihrer Zeit am Strand auch auf dessen Crew gestossen, allerdings kannte Aurora diese nicht einmal halb so gut.

Was sollte sie nun tun? Blauhand würde es bestimmt nicht gefallen, wenn er hörte, dass eine Frau, die sie urpsrünglich als Sklavin verschachern wollten, einen seiner Männer niedergeschlagen hatte. So kniete sie sich zögernd auf den Boden, riss sich ein weiteres Stück Stoff von ihrem Kleid ab und legte dieses sorgsam auf die blutende Wunde am Hinterkopf. Doch was konnte sie hier schon tun? Sie musste die Wunde desinfizieren und alles was sie zur Behandlung brauchte, befand sich am Strand. So hoffte sie, dass einer der Piraten ihren Schrei vernommen hatte und sie hier suchen würde, denn den Verletzten konnte sie unmöglich alleine zum Lager schleppen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:09 am

Tobi
Er musste tot sein. Ja, das war es. Anders hätte er sich diese Schmerzen nicht erklären können. Diese Schmerzen, überall. Wie Dolche stachen sie in jede Stelle, jede Pore seines Körpers. Nicht nur einmal, sondern stetig, wiederholend. Das ist also die Hölle, dachte er, während er sich irgendwie zu bewegen versuchte. Vergeblich. Auf Licht folgt immer Schatten; das musste die Rache der Macht im Himmel sein, weil er Pirat geworden war, nun müsste er ewiges Höllendasein auf sich nehmen.
Bill öffnete die Augen, hoffend, dass er noch sehen konnte, um den Ort zu erkennen, wo er wie ein Trottel in Schmerzen lag. Anstatt von klaren Kanten, Formen, Dämonen, die auf den Ort des Bösen hingewiesen hätten, den man als gottesferner Erdenbürger zu besuchen hat, verzogen sich die Augen, vernahmen gleißendes Licht. Verzogen sich die Augen, wie sie es tun, wenn man in die Sonne schaut. Diese Helligkeit…! Bill runzelte die Stirn, versuchte es. Seltsam, Helligkeit kann es doch nicht in der Hölle geben? Er dachte kurz darüber nach, überlegte, was das zu bedeuten hätte. Wenn er nicht in der Hölle war, wo war er dann? Doch nicht im Paradies, das ist unmöglich, ganz und gar unmöglich. Er war kein Priester, Frommer, Sonnenmensch, kurz, einer, der alten Damen über die Straße hilft. Nein, er war Pirat, gefürchtet, geächtet und gejagt. So einer kommt nicht in das Paradies. Doch wenn er nicht im Paradies und nicht in der Hölle war, so sinnierte Bill, musste er noch leben und war froh, Klarheit in die Situation gebracht zu haben. Die Schmerzen vergaß er dabei nicht.

Die Augen öffnend, versuchte Bill, sich an die Helligkeit zu gewöhnen. Nach einiger Zeit konnte er die Ursache dieser Helligkeit ausfindig machen. Die Sonne, die wie eine Zitrone am Himmel hing. Unbarmherzig brannte sie auf ihn ein, vorwurfsvoll, schmerzhaft. Verdammt, dieses Pochen überall!
Da war auch noch blauer Himmel. Mit aller Kraft drehte er seinen Kopf in irgendeine Richtung und eine Fläche aus Wasser erschien in seinem Blickfeld. Der Ozean. In einer Explosion aus Licht spiegelten sich die Strahlen der Sonne auf der Oberfläche. Wie Diamanten. Das Meer selbst war glatt wie eine Babyhaut. An der Küste war er also. Na also. Nur wie um alles in der Welt war er hier hingekommen? Was war passiert? Da war nichts in seinem Kopf, das erklären konnte, warum er hier lag. Frustriert drehte Bill seinen Kopf in die andere Richtung. Und blickte in Grün, so grün, wie grün nur sein kann. Palmen, viele Palmen. Wie Arme des Bodens griffen sie in den Himmel, als ob sie die Sonne fangen wollten.
Von den Bewegungen völlig entkräftet, fiel sein Kopf wieder zu Boden, die Augen schlossen sich und zogen sich zurück. Nach einem kurzen Anfall von Angst, er würde hier liegen bleiben, bis er qualvoll sterben würde an Schmerzen, Durst und Hunger, brachte er seinen Oberkörper rasch in eine vertikale Position. Die Schnelligkeit dieser Aktion war ein Fehler, merkte er, während sich nun auch noch Schwindel zu dem Pochen gesellten. Hätte er sich nicht mit den Händen abgestützt, wäre er mit der Geschwindigkeit, mit der er sich aufgerichtet hatte, wieder zurückgefallen. Nach einem Moment des Sammelns öffnete er wieder die Augen. Bemerkte, dass er am Strand lag. Weißer Sand, in feinen, vom Wind geformten Wellen. Mit beiden Hände, auf beiden seiner Seiten, tastete er die Konsistenz dieses Sandes ab, ließ es durch hornhäutigen Finger rieseln und blickte dabei auf den glitzerenden Ozean, auf den er schon als Kind gerne geschaut hatte. Und war in Gedanken Versunken. Ein Vogel schrie – eine Möwe? Die Palmen knarrten leise im Wind, als ob sie ihm etwas mitteilen wollten. Das Meer rauschte leise, im stetigen Dialog mit dem Sandstrand. Und die Sonne brannte. Wie war er hier hingekommen? Als er aufstehen wollte, nur kurz, um den Horizont zu erweitern, fiel er wieder zu Boden. Der Schwindel. Und diesmal stütze er sich nicht ab. Dunkelheit umgab ihn wie in einer mondlosen Nacht.

Als er wieder erwachte – es musste nun Nachmittag sein, die Sonne hatte ihre Position geringfügig gen Westen verlagert – ließ dazu passend auch das Pochen nach. Nicht, dass es ganz verschwunden wäre, nein, es war jetzt aber ertragbarer. Mit einem Stöhnen richtete er sich auf, robbte sich in Richtung der Palmen und stand auf, wobei er die schuppige Rinde jener Bäume als Stütze benutzte. Ein bunter Vogel schrie in sein Ohr neben ihm, als ob der Weltuntergang bevorstehen würde. Schmerzverzerrt verzog er sein Gesicht, dieses verdammte Gebrüll half nicht sonderlich seinen Kopfschmerzen. Er verfluchte dieses Tier und hoffte, dass es für ewig in der Hölle schmoren möge. Verdammt noch mal, er leidet und diese Höllenkreatur von Vogel schreit wie ein Berserker und macht ihn halb taub. Nicht mit ihm! Er drehte seinen Kopf in Richtung des Vogels und brüllte, schrie zurück, und als er verstummte, immer noch das Summen im Ohr, schwieg auch der Vogel. Unterwürfig. Ehrfurchtsvoll. Voll von Angst.

Bill blickte nach rechts und links, rieb sich die verschlafenen Augen, und überlegte, in welche Richtung er sich aufmachen sollte. Er würde am Strand entlang gehen, denn so würde er sicherlich irgendeinen Menschen finden, sagte er sich, da viele Dörfer am Wasser gebaut worden waren. Spuren im Sand, die zeigten, wie er selbst seinen Platzt dort erreicht hatte, gab es nicht. Oder nicht mehr. Die er hätte verfolgen können.
Er entschied sich für eine Richtung, blickte sich ein letztes Mal um, nickte, und zog los. Die Hemdsärmel zog er hoch und zeigte der Vegetation seine fast narbenlose, sonnengebräunte Haut. Das Landschaftsbild änderte sich nicht sehr. Immer grüne Palmen, weißer Sand, türkisfarbenes Wasser. Monotonie. Er fragte sich, ob manche Menschen wirklich die Karibik als irdisches Paradies ansehen. Die sollen hier mal hinkommen, in diese Hitze, in dieses Nichts. Bill schnaubte. Es passierte einfach nichts. Nur die Geräusche der Tiere nahmen zu, je näher der Horizont der Sonne kam. Kreischende Vögel – Bill beachtete sie schon gar nicht mehr -, Affen, Leguane und sicher auch noch Jaguare, Tiere gab es hier, nur wo blieb die Zivilisation?
Ab und zu erfrischte er sich im Ozean. Zog weiter. Und erfrischte sich wieder. Und zog weiter. Bill dehydrierte mit der Zeit, er musste etwas trinken.
Im Delirium zog ein Bein das nächste, der Blick zu Boden gesengt, der Mund trocken wie die Wüste Gobi zur Mittagszeit. Nun würde er sterben, das war sein Ende. Er hätte doch die andere Richtung nehmen sollen. Die Macht im Himmel gab ihm eine zweite Chance und er hatte sie verwirkt. Bill träumte von Gastwirtschaften, kühlen Getränken, von mit Tau benetzen Pflanzen. Er würde sie nie wieder erleben.
Doch dann: ein Schrei!
Bill horchte auf. Vergaß die Not, die Monotonie. Das war der Schrei eines Menschen, eines ängstlichen Menschen! Und der Schrei klang weiblich…

Ohne wirklich darüber nachzudenken stolperte, rannte er in Richtung des Schreis, ohne einen Plan zu haben, außer um vielleicht der schreienden Person zu helfen. Er hastete durch das Gebüsch, das sich rächte, indem es ihm Kratzer und Schrammen zufügte, dorthin, wo er die Dame vermutete. Das ist also ein Held, dachte er, während er sich fühlte wie ein Schlachtführer, der mit erhobener Faust seine Piraten in den Kampf führte, wie ein einsamer Wolf, der ein fremdes Schiff infiltrierte, wie ein Matrose, der sich vor die Kugel einer Flinte warf, die für den Captain bestimmt gewesen war und auf diese Weise sein Piratenschiff vor dem Untergang abhielt und somit den ganzen Mythos Piraterie rettete, kurzum, er fühlte sich wie ein Idiot. Er war hungrig, durstig, krank und sorgte sich um eine Dame, obwohl er ein Pirat war. Dennoch rannte er weiter. Stolperte, fiel hin und rappelte sich wieder auf. Klar, dass Wurzeln immer im Weg sind! Wenn er hier fertig war, würde er die Wurzel eigenhändig rausreißen!

Die Vegetation lichtete sich, die Sonne schien wieder auf ihn hinab, so hell, wie eine lodernde Fackel. Keuchend blieb er stehen. In seinem Kopf hämmerte es, als ob er ständig seinen Kopf gegen einen Amboss hauen würde, doch er registrierte es nicht. Eine Quelle mit reinem Wasser fraß sich seinen Weg ins Tal, die Tropfen auf dem Weg, sich mit all den anderen Brüdern im Meer zu verbünden. Felsen wie Meteoriten lagen auf der anderen Seite. Röchelnd und mit Schwindelgefühlen beugte er sich stöhnend zu der Quelle und trank gierig, und hatte schon Angst, er würde die Quelle leertrinken. Aufgefrischt und mit neuem Tatendrang richtete er sich auf, blickte in die Richtung, in der er die schreiende Dame vermutete, die Augen zu Schlitzen verengt. Nachdem Bill sich heran schlich, bemerkte er zwei Männer, die am Boden lagen, schlaff, wie zu lang gekochte italienische Teigwaren. Waren sie Grund und Ursprung des Schreis?
Doch da, neben dem einen zusammengekrümmten Mann, hockte jemand! Bill fokussiert genauer. Er erkannte, dass sie blonde Haare hatte. War das die auf die Erde zurückgekehrte heilige Christina? Sie beugte sich über den einen Mann, und prompt überfiel Bill etwas. Eifersucht? Er wusste es nicht. Er hielt sich zurück, unsicher, was er tun sollte. Sollte er etwas sagen? Hallo, hier bin ich? War gerade in der Nähe, als ich Euren Schrei hörte? Er schluckte, seine Mund war nun wieder so trocken wie ein erodierter Lehmboden. Seine Tatenlosigkeit war ihm unangenehm, vielleicht brauchte die Dame Hilfe? Wo ist sein Heldenmut geblieben?
Während er unsicher die Situation abwartete, auf eine Eingebung hoffte, schien der andere Mann plötzlich wieder zum Leben erweckt worden zu sein. Bill war unklar, was da passiert war. Hätte er es gewusst, vielleicht hätte er schneller reagiert? Der eben erwachte Mann sah aus wie ein Zombie, jedenfalls wie Bill sich einen Zombie vorstellte, er schlich sich auf sie zu – was hat er vor? – fuhr seine Arme aus, berührte ihren Rücken. Schrei. Sie drehte sich um, er packte sie. Bill konnte diesen Zombie-Mann sofort nicht leiden. Das reichte jetzt! Er griff sich einen verrotteten, für diese Aufgabe passenden Ast vom Boden, und ging unbemerkt hinter diesen Mann, der die Dame gepackt hatte, tippte sich kurz an die Stirn (sein Zeichen zum Angriff) und Schlug zu. Der Mann brach zusammen, wirbelte Staub auf. Er blickte zu ihr, sie blickte zu ihm. Starrte ihn an. Er musste jetzt etwas sagen, einerseits erklären, wer er war und wie er hier hingekommen war andererseits, ob bei ihr alles in Ordnung sei. Dabei wollte er in den Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit treten, kurz, er wollte sympathisch wirken. Freundlich sein. Jedoch, sein Kopf war leer wie das Universum vor dem Urknall, das Gehirn schien alle Verbindungen zu seinem Mund gekappt zu haben und als er den Mund öffnete, brachte er nicht mehr als seltsames Gestotter heraus, das ein Forscher als Kommunikationsform von Neandertalern eingestuft hätte. Die Tiere um sie herum schienen ihn mit ihrem Gekreische zu verhöhnen. Bill musste wahrlich keinen guten Eindruck machen. Seine Haare hingen ihm im Gesicht, seine Miene noch wutverzerrt, und wahrscheinlich sah er auch noch aus wie eine Moorleiche.

Um sich zu beruhigen, zählte er bis drei, atmete ein und aus und setzte sich dann auf den dreckigen Karibikboden. Dann schaute er in ihre Augen, nur kurz, wandte sich ab und fragte mit einer Stimme, die ihm selbst Angst machte: „Ist…ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ Er sagte ihr, er sei Bill und habe sich, nach dem Hören des Schreis, Sorgen gemacht. Als er schwieg, war nur noch das gleichmäßige Gluckern der Quelle zu hören, die knarrenden Bäume, die Tiere, die mit zunehmender Tageszeit mehr zu werden schienen. Und Bill konnte Geräusche von Atmen wahrnehmen, er blieb einfach sitzen, und war unsicher, was nun passieren würde. Er gab es ungern zu, aber er war einfach nur schrecklich müde.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Steffie
Notdürftig versorgte sie die blutende Wunde mit einem Stück Stoff ihres ohnehin schon zerfetzten Kleides. Doch ihre Versuche waren vergebens. In ihrer Verzweiflung stieß sie den Mann an, rüttelte ihn, hielt ein Ohr an seine Brust. Sein Herz schlug. Umgebracht hatte sie ihn nicht doch noch nie zuvor hatte sich Aurora so einsam gefühlt, wie in diesem Augenblick. Beide Hände vor den Mund gelegt saß sie mit in Falten gelegter Stirn da und überlegte, was sie tun sollte.

Doch bevor sie in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, senkte sich eine schwere Hand auf ihren Rücken und sie zuckte zusammen, während ein weiterer Schrei sich ihrer Kehle entrang. Doch dann ging alles so schnell. Ein weiterer Fremder näherte sich ihnen, schlug den Kerl zusammen, der sie gepackt hatte. Nachdem ihr Angreifer ein weiteres Mal in unfreiwilligen Schlaf gebettet wurde, wich die junge Frau zurück, brachte einen sicheren Abstand zwischen sich und den neu Hinzugekommenen. Ihre Hand glitt zu ihrem Gürtel, unter dem sie bei ihrer Gefangennahme den Dolch eines Piraten versteckt hatte und ehe sie sich versah, war die Spitze der gefährlichen Waffe auf den Mann gerichtet, der sie zwar eigentlich soeben gerettet hatte, doch Aurora wusste nicht, ob sie ihm trauen konnte. "Was geht hier vor?" Seine Worte missachtend beäugte sie ihn misstrauisch.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Tobi
Wie Fäuste trommelte der Regen auf die Planken des Schiffes, das hilflos schaukelnd der Gewalt des Meeres ausgesetzt war. Auf und nieder, hin und her, aus einem Wellenberg wurde ein Wellental. Schaumkronen tanzten auf der Oberfläche des Meeres, und es war dunkel, viel zu dunkel für einen Nachmittag. Wolken zogen vorbei, ab und zu beleuchtet von den Blitzen. Es schien, als griffen Dämonen auf die Erde, um ihre Opfer zu holen. Die Reaktionen waren Donnerschläge, die so laut waren, als ob eine Munitionskammer von der Größe eines Dorfes explodieren würde, wahrscheinlich war es sogar noch lauter. Im Sekundentakt wurde die See erhellt, jedoch kümmerten sich die Männer nicht darum. Sie mussten sich um ihn kümmern, sie mussten ihn loswerden. Und sie waren dieses Wetter gewöhnt, ihnen machte es nichts aus, im Regen und Wind zu arbeiten. Der Zeitplan war knapp, das Schiff musste weiter, und so waren sie gezwungen, bei diesem Wetter und Seegang zu handeln. Er wurde in ein Dinghi geworfen, und hier, in dieser Nussschale, spürten sie die rasende Wut der Natur stärker, es war wie ein Spielball, eine Marionette des Fadenziehers namens Natur. Ihm wurde ein Mittelchen verpasst, „damit er besser schläft“, sagten sie. Er würde nichts davon mitkriegen. Donnergrollen verfolgte die Blitze wie eine Katze die Maus, und im kurzen, gleißenden Licht lag sie da, bewacht von Palmen, deren grüne Farbe selbst bei dieser Dunkelheit noch rein wie ein Gebirgsbach war: die Küste. Er erinnerte sich jedoch nur an das Gewitter, die Bewegung, die Geräusche des Regens, des Ozeans, des Donners. Und dann wurde alles schwarz.

Sie sagte irgendwas. Bill fuhr hoch, die Augen öffnend. Geblendet von der Helligkeit schloss er sie wieder leicht. Nach einigen Sekunden öffnete er sie und fand sich in einer ohrenbetäubend lauten und grellen Welt wieder. Ein Insekt, das nur aus Kopf und Kneifzange bestand, wütete in seinem Nacken. Er schlug, doch vergeblich. Dann blickte Bill sie an, die Dame, die er, so sagte er es sich, gerettet hatte. Sie sah nicht eben erfreut aus, und nebenbei richtete sie auch noch einen Dolch auf ihn. Das ist also der Mühen Lohn, dachte er, da strengt man sich an und dann das. Sie hatte irgendetwas gesagt, doch er wusste nicht, was. „Ihr braucht keine Angst zu haben“, stammelte er, „ich heiße Bill“. Pause. „Ist alles in Ordnung?“
Die abendliche Sonne hatte die Farbe eines Granatapfels und ließ die Schatten der Pflanzen und Sträucher allmählich in die Länge werden.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Steffie
Den Dolch ließ sie sinken, doch das Misstrauen wich nicht von ihrem Gesicht. "Bill", wiederholte sie. "Könnt Ihr mir helfen?" Kurz nickte sie mit dem Kopf in Richtung des Bewusstlosen. "Hier kann ich ihn nicht versorgen. Doch am Strand wartet bereits Hilfe. Dort ist alles, was ich brauche, um die Wunde zu heilen".

Für einen Moment fragte sich Aurora, warum sie den Fremden um Hilfe bat und warum sie nicht einfach davon lief, den Bewusstlosen seinem Schicksal überließ, ihren merkwürdigen Retter einfach missachtend. Doch ihr Gewissen sagte etwas anderes. Nie würde sie sich dies verzeihen können und stets würde sie sich fragen, ob er überlebt hatte. Nachdenklich blickte sie hinunter zu dem am Boden Liegenden. Es blieb ihr keine andere Wahl. Niemand hatte gesehen, dass sie es war, die ihm den Stein an den Kopf geschleudert hatte. Sie würde behaupten, ihn gefunden zu haben.

Weil von dem Anderen immer noch keine Antwort kam, redete sie weiter. "Für Euch ist sicherlich noch etwas zu essen und Wasser zum Trinken übrig". So ganz sicher war sie zwar nicht, ob dies der Wahrheit entsprach, denn wenn diese beiden Männer weder zu Blauhand noch zu Dracan gehörten (Letztere war ganz sicher auszuschließen), wusste sie nicht, wie willkommen sie wohl am Strand wären. Doch Aurora musste es riskieren. Sollte sie an Verräter geraten sein, würden die Piraten ihnen sicherlich schnellstmöglich den Garaus machen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Tobi
Die ganze Situation kam ihm ziemlich skurril vor. Er, Bill, wachte alleine an einem Strand auf, erinnerte sich nur an einen Sturm auf einem Schiff, lag im Sand voller Schmerzen und Leiden, ging völlig verlottert und dehydriert in eine Richtung des Strandes, hörte einen Schrei, deren Ursprungsort und Quelle nun vor ihm stand; die Dame vor ihm, die einen Dolch in der Hand hielt, umringt von zwei schlaffen, bewusstlosen Männern. Und diese Dame bat ihn nun um Hilfe, ihn, Bill, den Piraten, der so sympathisch wie eine haarige Spinne erscheinen musste – er hasste Spinnen. Genauso wie alle anderen Insekten. Mit einer entsprechenden Miene musterte sie ihn auch, und er machte ihr diesbezüglich keine Vorwürfe, da sie immerhin den Dolch senkte.
Anscheinend sollte er zusammen mit ihr die Bewusstlosen zum Strand bringen, wo sich scheinbar eine größere Menschenmenge aufhielt – nur wer? Er war ein Pirat und hing ziemlich an seinem Leben, und auf einen Lynchmob am Strand konnte er verzichten.

„Also“, sagte er – es war mehr ein Grunzen – während Galaxien von Mücken, Bremsen, Schnaken, Kakerlaken, Egeln, Würmern und anderen gefräßigen, blutliebenden Beißinsekten ihre Behausungen verließen und sich auf den Weg zu ihm machten, Bill, um ihre tägliche Ration an Blut abzuzapfen, Myriaden von Insekten, deren einziger Zweck darin lag, das Elend des Daseins zu unterstreichen. Er verfluchte ihn, diesen Ort. Das nennen diese Jauchefarmer von Menschen Paradies?
Er musste wahnsinnig wirken, als er einen Käfer von der Größe einer Pflaume erschlug, und dabei – wahrscheinlich zu laut – den Namen der großen Macht im Himmel in sämtlichen Permutationen missbrauchte.
Wo war er stehen geblieben?
„Also.“ Sie hatte von Essen und Trinken gesprochen und er sah es vor sich, ein Schwein, das am Spieß über dem Feuer darauf wartete, von im verspeist zu werden während er eimerweise köstliche Flüssigkeiten trinkt. Er musste so durstig sein wie die heilige Christina, nachdem sie 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste verbracht hatte. Eine dumme Aktion, wenn man ihn fragte.
„Also“. Immerhin war beim dritten „also“ mehr Enthusiasmus in der Stimme. Sie brauchte Hilfe? Er war ihr Mann. Auch wenn er nicht genau wusste, auf was er sich da einließ, wer genau da am Strand war, und warum zwei bewusstlose, nicht eben schwache Männer hier wie Leichen am Boden lagen, er wollte ihr helfen, Dankbarkeit spüren und letztlich auch – das musste er zugeben – eine gute Portion gegrillten Fleisches mit seinen Kiefern zerfetzen und auf diese Weise seinen rebellierenden Magen besänftigen.
Ächzend wie ein Holzfußboden richtete er sich auf, schlug nach all den hungrigen, surrenden, bösartigen Insekten, die er, wenn er die Macht gehabt hätte, sofort zurück in die Hölle geschickt hätte und blickte sie dann an. „Also, wie kann ich Euch helfen, was soll ich tun?“
Die Sonne setzte ohne mit der Wimper zu zucken ihren Weg gen Horizont fort, wobei sie das ehemals strahlende Grün der Palmenblätter zunehmend in trostloses Grau verwandelte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Debbie
Es waren nun schon einige Tage seit dem Aufbruch des Captains vergangen und ihr Vetreter, der Quartiermeister Juanito, erwartete sie bald zurück.
Inzwischen hatte sich einiges getan in der kleinen Bucht an der Nordküste Hispaniolas: Blauhands Gesicht war nach seinem kleinen Intermezzo mit dem Captain der Verheißung stark angeschwollen und schillerte in den buntesten Farben. Seine fleischige Nase zierte nun ein recht unnatürlich wirkender Knick. Juanito fuhr sich jedes Mal unbewusst selbst über die Nase, wenn der Mann zu ihm unter das Sonnensegel trat, um die Beute durchzugehen und aufzuteilen. Sie hatten auch einige Ausflüge in die Frachträume der Verheißung und der Hermana Santa gemacht, wobei sich herausstellte, dass sich ein Großteil der Beute auf der Verheißung wiederfand.
Auf dieser herrschte unterdessen emsiges Treiben, denn Feng trieb die Männer zur Höchstleistung an, damit das Schiff wieder in alter Pracht glänzte, wenn Captain Dracan und der Rest der Crew von ihrem Ausflug wiederkamen. Juanito war nicht entgangen, dass der Schiffsjunge Sammy ihm abends außergewöhnlich erschöpft aufwartete und er beschloss Captain Dracan zu fragen, was es damit auf sich hatte. Dass der Samuel noch übereifriger war als sonst konnte nur daran liegen, dass ihn irgendeine Schuld belastete und Juanito brannte darauf herauszufinden, wobei es sich darum handelte.
Der Quartiermeister konnte es absolut gar nicht leiden, wenn ihm eine Möglichkeit entging Ordnung und Disziplin in der Crew zu schaffen, immerhin war dies seine Aufgabe. Schließlich sah es Feng auch nicht gerne, wenn ihm ein klemmender Pfortendeckel oder ein fehlendes Ruder vorenthalten wurden.

Im Gegensatz zum Quartiermeister hatte der Bootsmann Feng eine sehr viel konkretere Vorstellung davon, was Sammy so in seiner Arbeit beflügelte. Als zukünftiger Seemann oblag es dem Jungen zwar wie jedem anderen auch beim Kalfatern mitzuhelfen, doch sein Arbeitsfeld beschränkte sich dabei auffällig auf einen bestimmten Bereich, gerade fünf Schritte bugwärts vom Hauptmast. An dieser Stelle ließ der Captain Ungehorsame kielholen.
In einer ruhigen Minute hatte Feng den Schiffsjungen bei seiner Arbeit beobachtet. Energisch wie kaum ein anderer kratzte er mit schweißnassem Haar Muscheln von den Planken, entfernte splittriges Holz und stopfte Ritzen zwischen den Planken. An kaum einer anderen Stelle wurde der Rumpf der Verheißung so gründlich kalfatert. Manchmal vernahm der Bootsmann sogar ein leises Plätschern und dann wusste er, dass Sammy auch unter der Wasseroberfläche wahre Wunder des Fleißes verrichtete.
Feng pflegte darüber nur stumm den Kopf zu schütteln. Die Angst umgab den Jungen wie eine stinkende Wolke und er mochte sich nicht vorstellen, was er getan hatte, um diese Strafe auf sich zu ziehen. Zudem fragte er sich, wer sie verhängt hatte. Captain Dracan pflegte das Kielholen zu vermeiden, da dies schon einige Männer das Leben gekostet hatte, vor allem wenn das letzte Kalfatern schon einige Zeit zurücklag. Dann war der Rumpf der Verheißung übersät mit hornigen Muscheln, die der armen Seele den Rücken und die Gliedmaßen aufschnitten, wenn diese unter der Bilge entlanggezogen wurde. Es war aber auch schon mal einer dahingeschieden, weil er so geschrien hatte, dass ihm eimerweise Wasser in die Lungen drang und er ertrunken war.
Feng hoffte einfach darauf, dass ein paar alte Seebären dem Jungen Tipps gaben, wenn sie bemerkten was ihm bevorstand und dass Sammy so alles richtig machen und weiterhin fleißig an Deck arbeiten würde.

Zwei Tage bevor der Captain von seinem Gefangenenerpresser zurückkam, segelte die Hermana Santa unter der Leitung Blauhands davon.
Juanito hatte ganze Arbeit geleistet. Das Schiff und ein Drittel der Beute für Blauhand, die Gefangenen und der Rest der Beute für Dracan, das war der Handel gewesen. Schließlich war dieser Hornochse von einem Piratenkapitän mit einem Viertel der Beute und einem Schiff, das viel zu groß und pompös für seine Crew von räudigen Hunden war, davongesegelt. Er war schon immer nicht der Hellste gewesen und sein Navigator, der ein Händchen für Zahlen hatte, war an zweien der entscheidenden Verhandlungstage einfach zu betrunken gewesen, um noch Eins und Eins zusammenzählen zu können.

Am Abend des achten Tages nach ihrem Aufbruch kehrten Lhea Dracan und die ausgewählten Männer ihrer Crew an den Nordstrand zurück.
Als der Geruch eines Kochfeuers und bratenden Fleisches an ihre Nase drang, klappte der Captain den Kompass zufrieden zu und steckte ihn unter ihren Gürtel. Das Hemd klebte ihr schweißnass am Rücken und sie hatte ihren Kapitänsmantel schon am morgen ausgezogen, doch der Schweiß hatte wenigstens ihre Wunden gereinigt. Zumindest fühlte sie sich viel besser als am Tag ihres Aufbruchs, zudem roch und hörte und bald sah sie die See auch wieder. Diese grüne Hölle am Land war einfach nichts für sie und das würde es nie sein. Sie war auf See geboren worden und sie würde auch wieder auf See sterben. Da konnten so viele Seeräuberinquisitionen hinter ihr her sein wie sie wollten - wenn sie sich hängen lassen würde, dann nur am Rahnock eines Schiffes. Aber momentan war die für diese Gewässer zuständige Marine eh viel zu sehr mit den Fahrten der Schatzschiffe beschäftigt, um noch groß Jagd auf Freibeuter und Piraten zu machen. Und wirklich erfolgreiche Piratenjäger gab es noch wenigere...

Der Gestaltwandler Keck stieß in seiner Möwengestalt einen lauten Warnruf aus, als die Piraten zwischen den Palmen auftauchten, doch der Schrei verhieß eher Freude als Furcht. Herannahende Seemänner klopften ihren Gefährten anerkennend auf die Schultern und ließen sich sofort die neusten Geschichten aus den Tavernen erzählen, wobei sie natürlich besonders gespannt auf die Geschichten über die Untoten waren.
Besonders frequentiert wurden natürlich die Kanoniere Squinter und Lamignon und der Navigator Portuguese, welche ja quasi mitten im Getümmtel gewesen waren. Auch wenn Portuguese lieber über seine eigentliche Rolle bei dem Kampf schwieg - schließlich war er zu feige gewesen die Taverne überhaupt zu verlassen, um nur einen Blick auf die Angreifer zu richten.

Lheas erster Weg führte sie zu ihrem Quartiermeister, um sich Bericht über die Beuteverhandlungen und die Genesung der Verletzten erstatten zu lassen. Letzteres hätte sie zwar lieber aus dem Munde ihrer kürzlich angestellten Heilerin gehört, doch diese war in diesem Augenblick nicht auffindbar.
Der Captain brummte zufrieden, als sie von Juanitos gerissenen Verhandlungen hörte und nickte genauso zufrieden, als er ihr bis ins kleinste Detail beschrieb, wie übel sie Blauhand tatsächlich zugerichtet hatte. Er hatte es nicht anders verdient.
Da Feng in diesem Augenblick noch an Bord der Verheißung war und der Captain erst später dorthin rudern würde, beschloss sie zunächst einen Ausflug zu den Verletzten zu machen, welche noch angehalten waren unter einem Sonnensegel Ruhe zu halten.
Ihre Zahl war um ein Beträchliches geschrumpft. Ein Mann mit einem gebrochenen Bein und einigen gebrochenen Rippen und einer der im auf seine Verletzungen folgendes Fieber lag.
Der Captain erkundigte sich nach dem Wohlbefinden des ersten, während sie sich neben den zweiten kniete, um ihm etwas Wasser einzuflößen. Seine Augenlider flatterten, doch er war nicht in der Lage den Blick auf sie zu richten. Er war kaum bei Bewusstsein.
Der Mann mit dem gebrochenen Knochen streckte sie ächzend nach einem Zuber mit nassen Lappen, die Aurora zurückgelassen hatte, bevor sie Baden gegangen war und reichte dem Captain einen der durchtränkten Stoffbahnen.
Sie nahm ihn mit einem knappen Nicken an und legte ihn auf die Stirn des Fiebernden.
"Macht die Heilerin ihre Arbeit gut?", fragte sie schließlich, als ihr nichts mehr zu tun blieb.
"Ich denke schon, Capt'n", antwortete der Verletzte und nickte zustimmend. "Sie hat alle bis auf mich und Jones wieder auf die Beine gebracht. Hat sich überhaupt nicht geziert Wunden zu nähen und naja..." Er nickte in Richtung des Fiebernden.
Lhea runzelte die Stirn und hob daraufhin das Laken an, unter dem der Bewusstlose lag. "Oh, verstehe", murmelte sie und deckte das weiße Linnen wieder über die verbundenen Stümpfe.
"Jones hat ein verdammtes Pech gehabt. Auf der Hermana Santa hatte sich nach dem Beschuss eine Kanone aus der Verankerung gelöst und... ja..." Abermals nickte er langsam.
"Wird er durchkommen?"
"Keine Ahnung. Das weiß wohl nicht mal die Heilerin richtig."
Lhea warf noch einen letzten Blick auf den fiebernden Mann, dann stand sie auf. Es war zwar gänzlich unpassend, aber es war an der Zeit, dass sie was zu beißen bekam.
Auf dem Weg zum Kochfeuer lief ihr Adams geradezu in die Arme. Er schien wenig zu tun zu haben, da er nach der Zeit auf dem Krankenlager noch keine schwereren Arbeiten übernehmen durfte und schon jedes Sonnensegel so straff aufgespannt war, dass ein Wal hätte drauf fallen können, ohne dass es einknickte.
"Adams!"
"Capt'n?" Der Geschützmeister schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, doch eine hochgezogenen Augenbraue Lheas verwandelte es sofort in einen höflichen, aber freundlichen Gesichtsausdruck.
"Wo ist... die Heilerin?" In diesem Moment fiel Lhea ein, dass sie gar nicht mehr den Namen der Frau wusste, die ihr solch große Dienste erwiesen hatte.
"Aurora? Hm... Ich glaube sie ist in den Wald gegangen. Vielleicht sucht sie irgendwelche Zauberpilze, die Jones wieder auf die Beine bringen?"
"Das hier ist der letzte gottverdammte Ort, an dem sie Zauberpilze finden wird, die einen Verstümmelten wieder auf die Beine bringen", wies der Captain ihn knurrend zurecht.
Adams nahm kaum bewusst Haltung an. Der Captain drohte mal wieder schlechte Laune zu kriegen.
"Soll ich sie suchen?"
Lhea neigte den Kopf und wandelte seinen Vorschlag somit in einen Befehl um.
"Aye!" Und schon war Adams auf den Weg in die Vegetation Hispaniolas.

Adams hatte wirklich außerordentliches Glück, dass er Aurora innerhalb so kurzer Zeit fand. Er folgte einfach so einem komischen Gefühl, das ihn dazu drängte dem Verlauf eines Baches stromaufwärts hinterherzustapfen und tatsächlich - da war sie. Waren sie.
Er war nicht minder erstaunt, als er sie dort fand, mit drei fremden Piraten. Zwei davon bewusstlos, sie einen Dolch in der Faust.
Beide noch aufrecht Stehenden fuhren zu ihm herum, als er sich durch einen Wust aus Farnwedeln schlug und plötzlich vor ihnen stand. Es dauerte einen Wimpernschlag, bis er seinen Säbel gezogen und auf den Fremdling gerichtet hatte. Mit dem anderen Arm schob er die Frau hinter sich.
"Weiche von ihr oder du wirst es mit deinem Leben bezahlen!", stieß er hervor und funkelte den Fremden feindselig an. Scheinbar war er gerade rechtzeitg gekommen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:10 am

Steffie
Aurora's Lippen öffneten sich, um dem Fremden zu antworten und ihren Plan zu unterbreiten, da raschelte es schließlich erneut hinter ihnen. Ein weiteres Mal begann Auroras Herz kräftig gegen ihre Brust zu pochen. Wie viele denn noch? Mittlerweile bereute sie, dass sie den Strand verlassen hatte. Hätte sie nicht auch im Meer baden können? Aber das wäre sicher zu einfach gewesen.

Die Schritte des Anderen kamen näher und Aurora fuhr herum, den Dolch in der zitternden Hand nun auf den Hinzugekommenen gerichtet. Adams! Kurz blinzelte sie. War es wirklich Adams oder spielte ihre Fantasie ihr einen Streich. Doch schon begann er zu reden und zog sie schützend hinter sich. Am liebsten wäre sie ihm überglücklich und erleichtert um den Hals gefallen doch dies war wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Sicher kannte er noch den Weg zum Strand und würde sie dort hin bringen können. In Sicherheit. Doch der Gedanke an den Strand erinnerte Aurora an ihr eigentliches Vorhaben. Sollte sie ihm sagen, was passiert war? Ganz offensichtlich kannte er keinen der Männer, was bedeutete, dass sie nicht zu Dracan gehören konnten.

Und schon war Adams Säbel auf den Fremden gerichtet. Was sollte sie tun? Sich einmischen? Doch was, wenn sie Feinde waren? Vielleicht wusste Adams mehr als sie. Vielleicht hatte er auch einfach die Situation falsch gedeutet? Ihr Blick fiel auf den Blutenden am Boden liegenden, den sie eigentlich zum Strand bringen wollte. Wenn sie sich nicht beeilten, könnte es zu spät für ihn sein. Erst einen Kampf abzuwarten, wäre durchaus unangebracht. Zumal sie sich Gedanken machte, ob Adams einem etwaigen Kampf stand halten würde. Wobei der Andere im Moment nicht sehr kampffähig aussah. Wie auch immer. Sie musste es verhindern. Also trat sie hinter seinem Rücken hervor, stellte sich zwischen Säbel und den Fremden und legte dann eine Hand auf Adams Unterarm, um diesen und somit auch den Säbel nach unten zu drücken. "Ich weiß nicht wer er ist aber er hat mir nichts getan", erklärte sie ihm, immer noch mit einem Zittern in der Stimme.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Tobi
Bill hatte das Gefühl, dass es gerade irgendwie schief lief. Nicht, dass er Angst hatte - nein, das nicht, schließlich war er ein Pirat und Piraten hatten keine Angst, niemals! – dennoch machte er sich bezüglich der Gesamtsituation Sorgen. Er wollte Gutes tun, er wollte helfen, einen Schritt weg von der Hölle in Richtung Paradies machen, doch stattdessen richtete zuerst die Dame ihren Dolch auf ihn und jetzt dieser Kerl, der da aus dem Dickicht kam. Warum gelang es ihm nie, glaubhaft zu sein? Er wollte doch nur helfen. Die Überforderung breitete sich in ihm aus wie die Wellen in einem See, nachdem man einen Stein hineingeworfen hatte. Reihenweise liefen hier unbekannte Gestalten durch die Pampa, als ob es sich hier um das infrastrukturelle Zentrum dieser Gegend handelte und nicht um irgendeinen Fleck, an dem selbst ein zum Tode Verurteilter lieber zum Strick gegriffen hätte.

Bill war ziemlich verwirrt, das gab er zu. Wäre er allein gewesen, hätte er sich zusammensacken lassen, hätte nachgedacht. Ganz in Ruhe. Aber das war nicht möglich, ganz und gar nicht. Und diese Insekten! Verdammt nochmal, er musste langsam blutleer sein, und das machte ihm, wenn auch nur kurzfristig, Angst. Er sah sich auf dem Boden liegend, weiße Haut, schwabbelig wie ein geplatzter Ball ohne Luft. Er würde sterben. Tot und blutleer. Zwei, höchstens drei Stunden noch. „Wir hatten nichts mehr für ihn tun können“, würde die Dame vor ihm sagen, vielleicht sogar mit Tränen in den Augen. Gestorben durch Insekten. Diese Angst dauerte nur kurz. Lachhaft! So starb man nicht, nicht er!

Jetzt galt es zu handeln, die Zügel in die Hand zu nehmen, die Situation zu retten. Er wollte gerade seinen Mund aufmachen und etwas Beruhigendes sagen, das alles erklärt und ihn sympathisch gemacht hätte, jedoch stellte sich in dem Moment die Dame zwischen ihn und dem Mann. Der trug zwar einen Säbel, machte aber nicht den Eindruck, die Kunst des Säbelns zu beherrschen, geschweige denn ihn richtig zu bewegen. Sie sagte ihm, während sie die in der Abendsonne tanzenden Insekten beiseiteschob, dass er, Bill, eigentlich ein netter Kerl sei und ihr nichts getan habe, im Gegenteil. Das gefiel ihm, da musste er einspringen. Er blickte dem eben erschienenen Mann in die Augen, bei Männern fiel es ihm leichter, ihnen in die Augen zu blicken, und versicherte ihm mit fester Stimme, dass er gerade am Strand spazieren gewesen sei, als er einen weiblichen Schrei hörte, er müsse ihm das glauben, das sei die Wahrheit, und dass er gewollt habe, ihr zu helfen. „Ich möchte Euch kundtun, dass es ein Glück war, dass ich Ihren Schrei“, wobei er auf die Dame zeigte, „gehört habe. Sie wurde von diesen Männern da auf dem Boden angegriffen, und ich kam gerade im rechten Moment, einzuschreiten. Wohin sollen wir die Verletzten bringen?“.
Soviel hatte er, seit er am Morgen aufgewacht war, nicht mehr geredet und er hatte das Gefühl, auch noch heiser zu werden. Jetzt würde er neben dem Blutdefizit also auch noch wegen Heiserkeit dahingehen.
„Also schön, wie geht es jetzt weiter? Und, ähm, ich bin Bill, freut mich Euch kennenzulernen“, sagte er zu dem Mann, machte dabei eine Bewegung die Aufbruch darstellen sollte. Solange sie ihn nicht fragten, warum er ausgerechnet bei dieser Hitze in dieser von der Macht im Himmel verlassen Gegend am Strand spazieren ging, noch dazu ohne Wasser, war alles machbar.

Die in der Abendsonne grauen Palmen lagen indes im Würgegriff der Hitze, während irgendwo in der Ferne exotische Wesen lautstark und kreischend ihren Protest verkündeten.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Debbie
Fügsam ließ Adams den Arm sinken, als Aurora versuchte ihn zu beschwichtigen. Also gut, scheinbar war die Gefahr doch nicht ganz so akut, wie angenommen. Trotzdem beäugte er den Fremdling weiterhin misstrauisch. Seine Erklärung jedoch erschien im plausibel und da Aurora nichts einzuwenden hatte, versuchte er der Geschichte glauben zu schenken.
"Geoffrey Adams", stellte der Geschützmeister der Verheißung sich vor. "Und das ist Aurora, unsere Heilerin."
Adams wusste zwar nicht, ob die beiden sich einander vor seinem Hinzukommen auch schon vorgestellt hatten, doch irgendwie hatte der Dolch in Auroras Hand nicht den Eindruck erweckt, deshalb holte er es einfach nach, für den Fall, das dies noch nicht geschehen war.
"Wir sollten sie zuerst zum Strand bringen, bevor es zu dunkel wird, um den Weg zurückzufinden. In dieser grünen Hölle verabschiedet sich das Tageslicht schneller als man denkt."
Etwas skeptisch trat er um die beiden Bewusstlosen herum, sich immer noch nicht bewusst, ob es überhaupt so eine gute Idee war, sie mitzunehmen. Sie hatten Aurora angegriffen und verdienten daher den Tod. Andererseits wäre der Captain sicherlich daran interessiert zu erfahren, wer da ihrem Eigentum schaden wollte und wer sich hier überhaupt im Unterholz herumtrieb, so wenig entfernt von ihrer Anlegestelle.
Kurz ruhte Adams' Blick auf dem Lederband um Auroras Handgelenk. Eigentlich schade drum, dass sie für ihn nun so in weite Ferne gerückt war. Aber gut, vielleicht gab es ja eine kleine Lücke in den Paragraphen des Captains. Ohnehin war er eh der Meinung, dass sie dies sicherlich nicht getan hatte, da sie sich eine Art Leibeigene wünschte. Er vermutete, nachdem was er die letzten Tage so gehört hatte, dass die ganze Angelegenheit irgendwas mit seinem sadistischen Quartiermeister zu tun hatte.
"Ich nehme den hier", meinte Adams und tippte mit der Stiefelspitze den einen Bewusstlosen an. "Ihr zwei nehmt den anderen."
Für einen Bruchteil einiger Sekunden fasste er Bill ins Auge und beschloss, dass es eine gute Idee war, dass er die Last mit Aurora teilte. Er sah nicht gerade so aus, als würde er gleich einen wilden Eber niederringen können. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, seine Lippen waren trocken und aufgeplatzt. Zudem schwitzte er unheimlich und sah sich ständig hektisch um, wobei er nach Insekten schlug. Er hoffte, dass dieses Verhalten lediglich einem Zuviel an Sonne und einem Zuwenig an Wasser zuzuschreiben war und dass er dem Captain nicht einen Verrückten Insulaner zu Füßen legte.
Mit festem Griff packte Adams einen der Bewusstlosen und hievte ihn hoch, um ihn sicht über die Schulter zu werfen. Er stank und sabberte in seinem Delirium.
Leiste schnaubend wagte der Geschützmeister die ersten paar Schritte in Richtung Küste, dann drehte er sich wankend um.
"Hier entlang", keuchte er unter seiner Last hervor und setzte dann den Weg fort.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Steffie
Erleichterung durchflutete Auroras Körper, als Adams sich tatsächlich "fügte" und es nichta uf einen Kampf ankommen ließ. Doch eine Sache missfiel ihr an seinem Plan. Er wollte beide mitnehmen? Der eine war immerhin nur bewusstlos durch den Stein, den sie ihm gegen die Schläfe katapultiert hatte. Und wenn Aurora ehrlich zu sich selber war, konnte er ihretwegen auch gerne im Dschungel verekken. Schließlich war dieser Kerl der Einzige, der sie tatsächlich angegriffen hatte. Doch vielleicht würde man sie am Strand noch eingehender dazu befragen und evtl. würde sich Captain Dracan noch so manche Strafe für ihn ausdenken. Also schwieg sie und folgte Adams Anweisungen.

Während sie mit dem Fremden zusammen den Blutenden hoch hievte, sah sie bereits Adams mit der schweren Last an ihnen vorbei schwanken. Am liebsten hätte sie dagegen demonstriert, denn eigentlich war er noch nicht in der körperlichen Verfassung für derart schwere Lasten doch was blieb ihnen im Moment anderes übrig? Wenn sie zweimal hätten zurück gehen müssen, wäre es sicherlich schon dunkel geworden und sie hatte keine große Lust, ohne Licht durchs Unterholz zu stapfen.

So schleppten sie sich alle Schritt für Schritt weiter, bis schließlich das Rauschen der Wellen am Strand an ihre Ohren drang und zwischen den Büschen der Schein eines Feuers zu erkennen war. In Gedanken sah sie bereits Noah und die anderen darum herum sitzen, Rum trinken und ein Wildschwein vertilgen. Sie konnte es kaum glauben, aber sie war heilfroh, wieder zurück bei den Piraten zu sein. Endlich spürte sie auch wieder den feinen Sand unter ihren Füßen und das Rauschen des Meeres, das Knacken des Feuers und das Stimmengewirr der Piraten vermischten sich mit ihrem eigenen Seufzen, denn die shwere Last machte ihr zu schaffen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 3 EmptySa Jun 01, 2013 2:11 am

Debbie
Als für Lhea nichts Weiteres am Strand zu tun blieb, ruderte sie gemeinsam mit Arteilan zur Verheißung.
Sobald sie über die Reling geklettert waren, stand auch schon der Bootsmann vor ihnen und begann den Captain über und unter Deck herumzuführen und ihr aufzuzählen, welche Wartungen vorgenommen worden waren und wieviel Material verbraucht worden war. Ansich konnte die Truppe, die das Schiff gewartet hatte, zufrieden mit sich sein. Sämtliche Schäden waren behoben worden und es war sparsam mit dem Material umgegangen worden. Trotzdem würde es bald erforderlich sein, wieder neue Holzplanken und Seile einzukaufen. Bei der Gelegenheit konnten sie auch gleich einen Ausflug zum Segelmacher unternehmen, denn die Blinde am Bugspriet tat ihren Dienst nicht mehr ganz so zuverlässig wie die anderen Segel.
Nachdem Feng auch die Ergebnisse der Reperaturarbeiten am Bug vorgeführt hatte, entließ Lhea ihn. Kurz verweilte sie noch dort und fuhr in Gedanken versunken mit der Hand über das frische Holz, welches nahtlos an die alte Reling angepasst worden war. Wenn man ganz genau hinsah, konnte man die unterschiedlichen Maserungen entdecken. Außerdem hatte das Holz einen etwas helleren Ton und war weniger spröde - aber trotz allem nicht weniger fest.
Lheas Gedanken schweiften zu dem Werwolf ab, als sie so an der Reling stand. Es war pures Glück gewesen, dass die Kanonenkugel ihn nicht zerfetzt hatte, die hier die Reling hatte splittern lassen. Er hatte ohnehin ein ziemliches Glück, auch wenn er das vielleicht nicht wusste. Er hatte sie mehrfach gereizt und auch und vor allem seine Gefährtin hatte den Unmut Juanitos auf sich gezogen. Trotzdem waren beide mit heiler Haut davon gekommen. Niemand konnte sagen, wo Mireille jetzt war und was aus ihr werden würde. Ebenso wenig, wie niemand sagen konnte, ob Cysêths Glückssträhne nun reißen würde.
Fast war es schade, dass Lhea ihn einfach so hatte gehen lassen müssen. Wenn er ihr nicht eine gute Summe auf dem Raritätenmarkt von Tortuga eingebracht hätte, dann wäre er möglicherweise sogar ein guter Seemann geworden. Kämpfen konnte er jedenfall und ein Gefühl von Ehre hatte er auch. Doch eben dieses Gefühl von Ehre, welches auch in Lhea vorherrschte, hatte sie gezwungen ihn gehen zu lassen. Sie hatte ihm zwar nicht bewusst ihr Wort gegeben, doch sie betrachtete es nichtsdestotrotz als bindend. Niemand sollte von ihr behaupten, dass sie ihr Wort nicht hielt.
"Capt'n?"
"Was?" Lhea war etwas erbost darüber, dass der Seemann sie so aufgeschreckt hatte, doch sie verbat es sich, ihren Ärger an ihm auszulassen. "Was gibt es, Williams?"
"Adams und die Heilerin sind zurück, Sir." Der Mann wies mit der Hand in Richtung des Strandes. In der hereinbrechenden Abenddämmerung waren die Gestalten, die sich über den Sand bewegten, kaum zu unterscheiden. Aber eine von ihnen war eindeutig eine Frau. Und etwas stimmte nicht, denn andere Piraten bewegten sich eilig auf sie zu. Sie schienen etwas zu tragen.
Arteilan hatte es auch gesehen und saß schon vor seinem Captain im Beiboot der Verheißung, um zurückzurudern. Die letzten Sprossen der Strickleiter sprang Lhea einfach herab und landete schwankend genau in der Mitte des Bootes, zwei Fingerbreit von Arteilans riesigen Stiefeln entfernt. Arteilans enorme Armenskraft brachte das kleine Beiboot fast schneller zurück zum Strand, als es zwei Seemänner vermocht hatten.
Nach wenigen Minuten platschten Lheas Stiefel schon wieder durch die Brandung, während Arteilan das Boot hinter sich her auf den Strand zog.
"Was geht hier vor?", verlangte sie zu wissen, als sie auf Aurora und Adams zuschritt. Neben ihnen stand ein Mann, an dessen Gesicht sie sich beim besten Willen nicht entsinnen konnte. Einigen ihrer Männer erging es scheinbar genauso, denn ihre Hände ruhten auf den Knäufen ihrer Säbel und Pistolen, auch wenn keiner seine Waffe tatsächlich gezogen hatte.
Lheas Blick glitt zu den beiden Männern, die vor Aurora, Adams und dem Fremden im Sand lagen. Auch sie glaubte sie nicht zu kennen.
Doch plötzlich - "Ey, die sind ja von der Dirty Dollie!"
Lhea wandte den Kopf. Es war Squinter, der gesprochen hat. "Äh, Sir", fügte er mehr oder weniger pflichtbewusst hinzu.
"Die Dirty Dollie liegt irgendwo westlich von hier auf Grund", schnarrte Juanito, welcher nun auch hinzu gekommen war. Innerlich ärgerte Lhea sich darüber, dass er erst jetzt gekommen war. Was war denn bitte so wichtig, dass er sich solch eine Verzögerung erlaubte und erst den Captain kommen ließ?
Doch Lhea verzichtete auch bei ihm darauf, ihm zumindest einen überaus bösen Blick zuzuwerfen und wandte sich wieder den beiden Bewusstlosen und dem Fremden zu.
"Und der da?", fragte sie.
Doch niemand vermochte ihr auf diese Frage zu antworten.
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