Gaia Fantasia
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 Hispaniola - Nordküste

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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:54 am

Alex
Als Cysêth den Strand erreicht hatte, streifte er das blutige Fleisch von dem Stock und breitete es auf den heißen Steinen aus. Es begann beinahe zu braten, als es mit dem Stein in Berührung kam. Dem Zischen nach zu urteilen wäre es in spätestens zwei Stunden trocken. Genug Zeit, um sich ein wenig auszuruhen.
Doch bevor er sich in den Schatten unter den Bäumen legte, ging er zum Meer und wusch sich das Blut vom Oberkörper. Der Sand zu seinen Füßen färbte sich rostrot, je mehr er an seiner Haut herumschrubbte, doch vereinzelte Blutflecken wollten einfach nicht weichen. Seufzend gab er es auf und bemühte sich, die heißesten Stellen im Sand zu umgehen. Er hatte nicht vor, sich die Füße zu verbrennen. Schließlich kehrte er zu dem großen Stein zurück, auf dem das Fleisch in der Sonne brutzelte und wandte es. Es war dünn genug geschnitten, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis es fertig war. Egal wie lange es dauerte, er war müde und erschöpft, und so legte er sich in den weichen Sand am Fuße der Bäume und war kurz darauf in einen traumlosen, tiefen Schlaf hinübergeglitten.

Die Sonne berührte gerade das Meer, als Cysêth erwachte und sich gähnend streckte. Die Schwere war aus seinen Gliedern gewichen, als er sich auf die Beine stemmte und in Richtung des Fleisches tappte. Der Stein war abgekühlt, man konnte ihn berühren, ohne sich zu verbrennen. Prüfend drehte Cysêth das Fleisch in den Händen hin und her und war zufrieden mit dem Ergebnis. Aus seiner Tasche zog er ein großes Stofftuch und wickelte die Fleischstreifen darin ein, bevor er den Stock zurück in den Urwald warf und sich auf den Weg zurück zu dem Strand machte, wo die Piraten ihren Ruhm vermutlich mit Rum begossen. Schon von weitem sah er die lodernden Feuer am Rande des Waldes, die ein wenig der Schwärze der Nacht vertrieben.
Seine Schritte wurden langsamer, als er auf die Piraten zuging und sich schließlich neben Mireille in den Sand fallen ließ. Sie würdigte ihn keines Blickes sondern schaute demonstrativ in eine andere Richtung. Er seufzte, legte ihr einen der Fleischstreifen in den Schoß und stand wieder auf. Würde er auch nur eine Minute länger dort sitzen, würde sie explodieren, so wie er sie kannte, und es gab nichts, worauf er im Moment weniger Lust hatte.
An den Feuern wurden die Verletzten versorgt, unter den Helfern war die blonde Frau, die er bei der Übernahme der Padma zu Mireille gestoßen hatte. Doch er schlug nicht diese Richtung ein, sondern setzte sich einige Meter von der Piratenschar entfernt in den Sand und lehnte seinen Rücken an den Stamm eines Baumes.
Die Sterne funkelten unterdessen am Himmelszelt und nur das laute Lachen der Piraten störte die makellose Kulisse des Strandes. Cysêth schloss die Augen und kaute genüsslich auf einem der frischen Fleischstreifen herum.

Als er das Fleisch heruntergeschluckt hatte, warf er einen Blick neben sich. Zwei Piraten sahen ihn skeptisch bis beeindruckt an. Er grinste. "Habe ich dich derart erschreckt, dass du in mir einen Geist siehst? Ich bin aus Fleisch und Blut und habe nicht vor, euch aufzufressen - jedenfalls nicht in nächster Zeit."
Sein Grinsen wurde noch etwas breiter, als er in das Gesicht des Mannes sah.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:54 am

Debbie
Lamignon begann ebenfalls zu grinsen, was Squinter nicht gerade glücklicher machte.
"Ist das dein blutrünstiges Monster?", meinte der Franzose und schlug seinem Kumpanen freundschaftlich auf die Schulter.
"Pssst, er könnte uns hören! Ich sag´s dir doch, er hat gedroht uns alle aufzufressen!"
Lamignon sah rüber zu Cysêth. "Ich schätze mal, dass er das jetzt auch gehört hat."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:54 am

Alex
"Du liegst richtig. So taub bin ich nun auch wieder nicht", erwiderte er. "Ich bin weder ein blutrünstiges Monster, noch habe ich dir gedroht. Ich sagte, ich sorge vor, damit ich euch nicht fressen muss. Aber bei dir kann ich gerne eine Ausnahme machen, wenn dir das lieber ist."
Er grinste wölfisch und kramte in seiner Tasche nach der Flasche Rum, die er gestern Abend nicht vollständig geleert und stattdessen eingesteckt hatte.
"Prost", rief er ihnen zu, dann setzte er die Flasche an die Lippen, nahm einen tiefen Schluck und hielt Squinter die Flasche hin. "Ich heiße übrigens Cysêth. Cy, wenn es das einfacher macht."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:54 am

Steffie
So viel Blut, Verletzungen und Schmerz wie an diesem Tag hatte Aurora noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Doch sie war stets bemüht, einen kühlen Kopf zu wahren, half wo es nur ging. Sie hätte nicht sagen können, wieviele Verbände sie angelegt und wieviele Knochenbrüche sie gerichtet und notdürftig geschient hatte. Besonders entmutigend war jedoch der Moment, in dem einer der Verletzten während ihrer Behandlung einfach unter ihren Händen weg starb. Den schmerzerfüllten Blick dieses Mannes als er unter ihr zusammen sackte würde sie so schnell nicht mehr vergessen.

Die schweißnassen Haare klebten in Auroras schmutzigem Gesicht, ihr Kleid war übsersät mit getrockneten Blutflecken. So machte sie ihren Rundgang an Deck, blieb erst stehen, als jemand sie fest hielt. Aus müden Augen sah sie erst Noah an, dann wandte sie sich in die Richtung der noch Lebenden. "Wenn wir jeden von ihnen auf eine Trage legen würden, könnte es gehen", überlegte sie.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:54 am

Debbie
Noah sah sich ratlos um.
"Segeltuch, hm? Geht das? Wir könnten sie hinein legen und herunter lassen..." Er sah Aurora erwartungsvoll an und wurde sich bewusst, wie weit sich die Sonne schon dem Horizont zugeneigt hatte. Sie mussten so bald wie möglich wieder zum Strand, denn dort ließ es sich besser ein Feuer entzünden, als an Bord der Hermana Santa.

"Lass uns nicht zu ihm, wenn er-", raunte Squinter, doch es war schon zu spät.
"Er hat eine ganze Flasche Rum, los, die reicht für uns drei!" Lamignon ging mit weiten Schritten auf Cysêth zu, reichte ihm freundschaftlich die Hand und stellte sich ihm vor. "Mein Name ist Edouard Lamignon und das da ist Squinter."
Bereitwillig nahm er die Flasche entgegen, trank einen tiefen Schluck und reichte sie dann an seinen Freund weiter.
"Und warum musst du uns fressen oder auch nicht?" Lamignon ließ sich im warmen Sand nieder und warf einen schnellen Blick in Richtung der anderen Piraten, doch sie schienen die Flasche Rum nicht bemerkt zu haben.
Als er merkte, dass Squinter immer noch stand, hieb er ihm leicht aufs Schienbein, damit auch er sich hinsetzte.
"Du machst noch Juanito auf und aufmerksam! Der steckt eh schon in den Startlöchern!", zischte Lamignon, womit er seinen Kumpanen schließlich überzeugte.
Squinter ließ sich grummelnd im Sand nieder, trank etwas von dem Rum und starrte missmutig auf die Hermana Santa, die von der untergehenden Sonne in ein blutrotes Licht getaucht wurde.
"Unheimlich sowas. Ein Schiff voller Toter und die Sonne scheint´s zu wissen", murmelte er vor sich hin und gab die Flasche wieder Cysêth zurück.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:55 am

Alex
Innerlich fühlte Cysêth sich in seiner Vermutung bestätigt. Sobald diese Piraten auch nur einen frei verfügbaren Tropfen Rum sahen, würden sie alle Angst vergessen und alles tun, um an den Rum heranzukommen.
Er ergriff die hingehaltene Hand von Lamignon und schüttelte sie kurz, dann ließ er sich von ihm die Flasche aus der Hand nehmen und beobachtete ihn leicht belustigt dabei, wie er ein paar tiefe Schlucke des Gesöffs nahm. Die Frage, die der Pirat stellte, verwunderte ihn. Scheinbar waren Piraten tatsächlich schlimmer als Frauen was das Tratschen anging, und so lehnte er sich zurück und suchte sich eine Position an seinem Baum, die weitgehend bequem war. Vielleicht würde es ein langer Abend werden.
"Esst ihr nicht auch, wenn ihr Hunger bekommt?" Er schwieg ein paar Sekunden. "Der einzige Unterschied zwischen uns ist, dass mein Hunger sich nicht auf Rum und halbwegs feste Nahrung beschränkt. Ich brauche Fleisch so wie ihr die Luft zum Leben. Am besten blutig." Er grinste, als Squinter wieder ein Stück von ihm weg rutschte.
"Ich bin, ich weiß nicht, ob ihr schon einmal was von uns gehört habt, ein Werwolf. Und weil ich nicht unbedingt Lust darauf habe, in einen stinkenden Piraten zu beißen, sorge ich lieber vor, indem ich Fleisch trockne und auf meine Reisen mitnehme. Für uns alle - glaube ich - die beste Lösung."
Er griff nach der Flasche und trank ein paar Schlucke, dann wandte er sich der Hermana Santa zu, die sanft auf den Wellen schaukelte. Die Sonne tauchte selbst ihre Segel in blutrotes Licht, das sich zusammen mit dem angestrahlenten Ozeans zu einer schaurig schönen Atmosphäre vereinte. "Hmm", murmelte er nur und warf einen Blick auf Juanito. Bei seinem Anblick allein stellten sich ihm alle Nackenhaare auf und er hatte das dringende Bedürfnis, ihn einmal gehörig das Fürchten zu lehren. Dem eitlen Fatzke, der meinte, sich alles erlauben zu können.
Wie sehr er solche Menschen doch hasste. Er nahm erneut einen Schluck und gab die Flasche an Squinter weiter.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:55 am

Debbie
Squinter ließ die Flasche mit angstgeweiteten Augen fallen und sofort versickerte der kostbare Rum im Sand.
"Och Mensch, Squinter, was machst du denn?", beschwerte sich Lamignon und griff nach der Flasche, doch nur noch ein Bodensatz war von der hellen Flüssigkeit geblieben, die im Licht der untergehenden Sonne einladend funkelte.
"Das ist der Kerl von der Padma!", hauchte Squinter tonlos.
"Hä?"
"Der, den der Capt´n vorn am Bugspriet festgeschraubt hat."
"Oh...", Lamignon sah Cysêth an, als wollte er einschätzen, wie lange es dauern würde, bis ein blutrünstiges Monster aus ihm hervorbrechen und sie angreifen würde. "Hmm, also hör mal, ich hab Hunde wirklich schon immer gemocht, wir haben da selber einen von der Straße, meine Frau gibt ihm jeden Tag die Reste und meine Kinder spielen mit ihm. Ich hab einem Hund wirklich noch nie etwas schlimmes getan und mein Freund Squinter hier bestimmt auch nicht!"
Lamignon plapperte wie ein Wasserfall, während er und Squinter sich langsam erhoben und einen Schritt nach dem anderen zurück taten.
"Frag ihn, ob er noch Hunger hat", zischte Squinter und zupfte an Lamignons Ärmel. "Vielleicht hat er ja vorhin genug gefressen und wir haben genug Zeit um... um... naja, so halt."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:55 am

Alex
Der im Sand versickernde Rum und das Gesicht Squinters ob dieser Erkenntnis ließ ihn grotesk das Gesicht verziehen. Na schön, war der Rum also weg. Und seine beiden Plaudergefährten wohl auch. Belustigt hörte er Lamignon zu, wie er von seiner Frau erzählte. Die Reaktion der Leute auf seine Identität hin war einfach zu köstlich.
Doch Squinter und Lamignon übertrafen das früher erlebte. Er musste schwer an sich halten, um nicht laut loszulachen, als er die beiden Gestalten vor dem blutroten Hintergrund sah. Das Einzige, was nun noch fehlte, war, dass sie sich aneinander klammerten und die Beine in die Hand nahmen - wobei das vermutlich nicht mehr allzu weit in der Zukunft lag.
Doch als Squinter Lamignon aufforderte, ihn zu fragen, ob er noch Hunger hatte, konnte er sich nicht länger beherrschen und lachte laut los, obwohl wahrscheinlich keiner der beiden sonderlich erpicht darauf gewesen war, dass er mithörte, was sie flüsterten.
Sein Lachen hallte wohl über den ganzen Strand, denn der ein oder andere sah ihn komisch an und schüttelte vermutlich insgeheim den Kopf über die nach außen wohl trunken scheinenden Piraten. Sich die Lachtränen aus den Augen wischend, hob Cysêth die Hände.
"Keine Sorge, mein Magen ist gut gefüllt und ich habe bestimmt nicht vor, euch so schnell zu verputzen. Dafür stinkt ihr viel zu sehr."
Er grinste die beiden Piraten an und verschränkte die Hände im Nacken.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:55 am

Debbie
Squinter und Lamignon sahen sich an.
"Warum lacht er so doof?", fragte Squinter sich laut und Lamignon zuckte die Schultern.
"Scheinbar amüsieren wir ihn auf irgendeine Art und Weise. Ein Schande ist das! Ein komischer Kläffer der über zwei gefährliche Piraten lacht!"
"Seh ich auch so...", knurrte Squinter
"Wir könnten ihm eine Abreibung verpassen", überlegte Lamignon laut weiter und fühlte sich dabei mutiger als er war.
"Ja, wir könnten ihn mit Sand bewerfen", spann Squinter den Faden weiter.
Als Cysêth darauf eine Augenbraue hob, schüttelte Lamignon den Kopf.
"Zu subtil, der braucht was härteres."
"Herrje, ist das alles wieder kompliziert, wir könnten ihn brennende Lunten zwischen Finger und Zehen stecken."
"Gut, wenn du ihn fesselst", meinte Lamignon und kratzte sich am Nacken.
Die beiden sahen sich an.
"Ich geh gucken, ob noch Rum da ist", meinte Squinter nach einigen Augenblicken betretenen Schweigens. "Vielleicht verzeiht er uns dann ja, dass wir sein Gesöff verschüttet haben."
"Du hast es verschüttet!"
"Weil du mich gestoßen hast!"
"Das hast du aber geträumt!"
Squinter schwieg einen Moment, dann hüstelte er leicht. "Vielleicht gibts ja auch noch irgendwo Schiffszwieback, nur für den Fall, dass er Hunger kriegt..."
"Gute Idee."
Squinter wartete nicht lange. Er schien schon beinahe eine Staubwolke zu hinterlassen, als er davon eilte.
Etwas unentschlossen sah Lamignon auf Cysêth herab, der noch immer entspannt im Sand saß und breit grinste.
"Du frisst uns wirklich nicht?", vergewisserte er sich.
"Nein", antwortet der Werwolf trocken.
"Gut..."
Sie schwiegen eine Weile, während Lamignon sich immer noch nicht überwinden konnte, sich wieder zu setzen. Doch schließlich packte ihn die Neugier.
"Hmm, verrat mir eins", setzte er an, brach dann ab, sah Cysêth verunsichert an und traute sich schließlich weiterzusprechen. "Wie bei Neptuns Arschhaaren - verdammt sein sie - hast du es geschafft, dass der Capt´n dich noch nicht aufgeköpft oder sonst auf irgendeine Art und Weise abgemurkst hat? Squinter meinte, er hätte aus sicherer Quelle erfahren, dass du... hmm, ihr ziemlich auf die Nerven gegangen sein sollst." Er kratzte sich etwas verunsichert am Kopf und puhlte ein kleines, krabbelndes Vieh aus seinem Haar. "Will sie dich teuer auf Tortuga verkaufen?"
Lamignon verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er wusste, dass allerlei seltene Kreaturen gutes Geld in Tortuga brachten, doch andererseits wusste er auch, dass ein Großteil der Mannschaft von dem Werwolf wusste und wahrscheinlich würde die Geschichte eines gefährlichen Monsters an Bord der Verheißung in den Tavernen diverser Inselnester schon bald die Runde machen.
Nicht, dass das allzu schlecht für den Ruf seines Captains wäre, aber er wusste auch, dass sich Piraten gerne mal die Gefangenen klauten, wenn sie ein gutes Lösegeld versprachen.
Alles was er sich fragte war, ob Captain Dracan lange genug die Existenz des Werwolfs geheim halten konnte, um ihn in Ruhe zu einem guten Preis verschachern zu können, oder ob sie bald mit Blauhand und anderen Piraten um ihre Beute feilschen musste.
Nach geltendem Seerecht stand ihr ihre Beute zu, aber wer beachtete schon den Piratencodex, wenn es um ein gutes Sümmchen in einem hübschen, schweren Lederbeutel ging?
Er hatte es schon mit den Gestaltwandlern erlebt.
Kein Pirat segelte mit Gestaltwandlern, nur Captain Dracan. Sobald sie in einem Piratenhafen anlegten, galt ihr besonderes Augenmerk den Kuriositäten in ihrer Crew, denn das Verschleppen guter und wertvoller Crewmitglieder war in Tortuga und Port Nassau durchaus keine Seltenheit.
Es war schon einmal mit einem Gestaltwandler der Verheißung passiert, Lamignon konnte sich nur zu gut erinnern.
Er hatte gesoffen wie ein Loch, doch er war auch ein guter Seemann gewesen, da seine Fähigkeit sich in eine Meeresschildkröte zu verwandeln vor allem für das Erspüren von Meeresströmungen von Vorteil gewesen war.
Bei seinem Landgang auf Tortuga schließlich war er verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Eine Zeit erzählte man sich, dass ein anderer Piratencaptain mit einem Gestaltwandler segeln sollte, einer Meeresschildkröte ohne Augen, doch die Geschichten verklangen bald und sie hatten nie wieder etwas von Quetins gehört.
Hier lag der Fall zwar etwas anders, aber es war durchaus möglich, dass die Piraten beginnen würden sich die Gefangenen gegenseitig zu stehlen.

Als die letzte Glut der untergehenden Sonne im Meer verschwand, legte das letzte Mal das Beiboot der Verheißung am Ufer des Strandes an. In ihm saßen Noah, Aurora, Captain Dracan und ein weiterer Pirat. Zwischen Noahs Beinen lag ein schwerverletzter Pirat, den sie mühevoll mit einer Segeltuchbahn in das kleine Boot herab gelassen hatten.
Noah seufzte, als der Kiel des kleinen Bootes über den Sand schabte und sprang in das kniehohe Wasser. Mühevoll hoben er und der andere Pirat den Verletzten aus dem Boot, während der Captain und Aurora ebenfalls ins Wasser sprangen, um das Beiboot an Land zu ziehen.
Ein kurzes Fluchen verriet ihm, dass sein Captain sich spätestens jetzt wieder schmerzlich des Schnittes an ihrem Fuß bewusst wurde.
Die beiden Frauen kamen nicht weit, denn da kamen schon ein paar Helfer herbeigeeilt, die am Heck des Beibootes anpackten und es weit auf dem weißen Sand zogen, um es dort umzudrehen.

Abermals wurde Noah sich bewusst, wie froh er war, Hilfe von Aurora zu bekommen.
Sie schien nicht mal daran zu denken eine Pause zu machen, sondern eilte sofort zu den Verletzten, die zuvor schon ans Ufer gebracht worden waren und jetzt notdürftig von ihren Schiffskameraden umsorgt wurden, die wenigstens ein bisschen Ahnung vom Verbändebinden hatten.
Noah schlug ebenfalls bald den Weg zu den Verletzten ein, doch vorher machte er einen kleinen Umweg, um etwas Trinkwasser und Zwieback zu holen. Dann ging er zu Aurora.
"Hier, du musst was essen und trinken, sonst werden die armen Kerle bald nichts mehr von dir ham", er hielt ihr die Sachen hin und zog seinen eigenen Wasserschlauch mit hervor, in den er auch etwas Rum gemischt hatte - zum Durchhalten, selbstverständlich.

Captain Blauhand saß mit einem Großteil seiner Crew an einem eigenen Lagerfeuer, etwas abseits der Crew der Verheißung. Einige von Dracans Piraten waren zu ihm herüber gekommen, genauso, wie einige der seinen zu ihren Piraten gegangen waren, um mit ihnen zu Trinken, zu Singen oder Würfelspiele zu spielen, bei denen niemand was einsetzen durfte - sonst gäbe es auch gewaltigen Ärger, denn Rum und Spiele mit Einsätzen provozierten nur Streit und Prügeleien und die konnte kein Kapitän in seiner Crew gebrauchen.
Er wollte gerade nach der Buddel Rum greifen, die neben ihm im Sand stand, doch da zischte dicht neben seinem Ohr ein Fuß vorbei und warf die Flasche um.
Wütend fuhr Blauhand herum und sah sich Captain Dracan gegenüber.
"Was gibts, Capt´n Kreuzfeuer?", knurrte er, doch er ahnte schon, was sich da gerade über ihm zusammen braute.
"An Bord Eures Schiffes sind einige meiner Männer gestorben, für die noch Lebenschancen bestanden", sagte sie ruhig. Blauhand setzte an, um etwas zu erwidern, doch Lhea fuhr einfach fort. "Einer von ihnen hat zwei Söhne auf Jamaica und er ist sicherlich nicht der einzige mit Familie gewesen. Er hat mich gebeten, mich darum zu kümmern, dass die beiden niemals Piraten werden."
"Wie unglücklich für Euch", fuhr Blauhand unbeeindruckt dazwischen. Er kannte dieses lästige Pflichtbewusstsein Dracans. Die beiden mochten in wenigem einer Meinung zu sein, doch hier schieden sich am meisten ihre Geister.
Irgendwie erwartete er, dass Captain Dracan ihn schlug oder trat, doch es kam nichts. Stattdessen verlagerte sie nur ihr Gewicht merklich auf das linke Bein.
"Ich will Euch eines Raten, auf die Zeiten, in denen wir Seite und Seite auf Kaperfahrten gingen - morgen werde ich mit einem Teil meiner Crew und den Gefangenen nach Santo Domingo aufbrechen und wenn ich wiederkomme, solltet Ihr und Eure Crew von Hurensöhnen so weit wie es nur irgendwie möglich ist von hier verschwunden sein. Gnade Euch Gott, wenn wir einander in Tortuga, Port Nassau oder sonst irgendeinem Hafen über den Weg laufen sollten - dann werdet Ihr einige sehr unangenehme Stunden mit mir verbringen, das versprech ich Euch", zischte sie ihn mit gefährlich funkelnden Augen an.
Lhea konnte deutlich sehen, wie Blauhand hinter seinem dichten Bart mit den Zähnen malmte, doch sie wartete gar nicht auf eine Antwort, sonder zwang sich, sich umzudrehen und davon zu humpeln.
Eine Weile war nur das Rauschen des Meeres in der Dunkelheit, das leise Knacken des Lagerfeuers und das gedämpfte Summen einiger Piraten an einem anderen Feuer zu hören.
Doch dann -
"Hysterische Matrone", murmelte Blauhand und einer seiner Männer lachte laut. Aber das Lachen blieb ihm plötzlich im Halse stecken, als Lhea herumfuhr, sich auf den am Boden sitzenden Blauhand stürzte und ihm mit der Faust dreimal heftig ins Gesicht schlug.
"Du meinst, ich hätte nur ein Herz für meine Mannschaft und ein Gefühl von Ehre, weil ich ein ach so schwaches Weibsbild bin?!", brüllte sie ihn an und schlug abermals zu. "Du bist der erbärmlichste Kapitän, der jemals ein Schiff und eine Crew-"
Doch da flog sie schon durch die Luft und landete rücklings im Sand - ein gepfefferter Schlag Blauhands hatte sie in die Magengrube getrofen. Sie beugte sich kurz voller Schmerzen nach vorne, doch dann rappelte sie sich auf und wollte sich abermals auf Blauhand stürzen, als plötzlich zwei starke Hände sie an den Schultern packten und festhielten.
Lhea schrie auf, als sich der eiserne Griff um ihren verletzten Arm schloss, doch trotzdem kämpfte sie gegen Arteilan an, der mit unbewegter Miene Blauhand fixierte.
Captain Dracan zwang sich ihren Blick zu klären und erkannte, dass Blauhand eine Pistole auf sie gerichtet hielt.
"Wag es nicht, mich vor meiner Crew zu beleidigen, du Berserker!", schrie Blauhand sie an. Aus seiner Nase sickerte dunkelrotes Blut und sie sah leicht schief aus. Lhea spuckte ihm so weit vor die Füße, wie es ihr aus ihrer Position heraus möglich war. Immerhin hatte sie dieser Ausgeburt eines morschen Rumfasses die hässliche Nase gebrochen.
Doch das änderte nichts an dem Lauf, der direkt auf ihre Stirn gerichtet war.
Bebend vor Wut zog Blauhand den Hahn. Hinter ihm stand seine Crew und sah gespannt wie geifernde Weiber zwischen ihm und Captain Dracan hin und her, unter ihnen auch einige Männer Dracans, die wenig glücklich mit der Situation zu sein schienen.
Doch da sauste auch schon ein dunkler Schatten durch die Nacht und Juanito warf sich blitzschnell auf Captain Blauhand, der kurz schwankte und dann abfeuerte. Die Kugel sauste dicht an Arteilans Ohr vorbei, doch dieser zuckte kaum mit der Wimper.
Am Boden wälzten sich Blauhand und Juanito, doch sprang zweiterer bald geschickt zurück, plötzlich selbst eine Pistole in der Hand haltend und wies mit ihr auf den am Boden liegenden Captain Blauhand.
"Lass mich los, Arteilan!", fauchte Lhea und ihr langjähriger Freund lockerte sofort seinen Griff um ihre Oberarme, doch sie schwankte plötzlich so heftig, dass er wieder sanft zugriff, doch nicht so fest, dass es aussah, als müsste er sie stützen.
"Lasst uns gehen, ich möchte diesen Abschaum nicht mehr weiter sehen, sonst reiß ich ihm noch eigenhändig die Eigeweiden raus und verteil sie auf seiner beschissenen Éspaniergaleone", knurrte Lhea gut vernehmlich, dann wandte sie sich leicht schwankend um und humpelte endgültig davon.
Arteilan und Juanito folgten ihr langsam, aber stetig die Crew Blauhands im Auge behaltend. Doch sie schienen nicht mehr daran zu denken, irgendetwas an irgendjemandem zu rächen, da ihr Captain sie lauthals zur Meeresschnecke machte, dass sie Juanito nicht aufgehalten hatten, sonst hätte er wirklich- und so ging es noch die halbe Nacht.
Lhea hingegen wurde von Arteilan unter eine der Segeltuchplanen geleitet, mit einer Flasche Rum versorgt und dann sorgsamst im Auge behalten, damit sie es sich nicht noch anders überlegte und diese Nacht noch ein Massaker anrichtete.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:55 am

Alex
Interessiert hörte er Lamignon und Squinter bei ihrem Gespräch zu. Es stimmte, was Noah gesagt hatte, Piraten waren tatsächlich die reinsten Klatschweiber... und Feiglinge noch dazu, zumindest, wenn ihre Füße nicht die Planken eines Schiffes berührten.
Auf Lamignons Frage hin knurrte er leise und strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Das Haargewirr ging ihm langsam auf die Nerven, es war zwar in Chile hier und da nützlich gewesen, doch in der sengend heißen Sonne war es ihm nur im Weg.
"Sie wollte." Er machte eine Pause und grinste Lamignon wissend an. Er hatte nicht die Absicht, auszuplaudern, dass er seine Freiheit wiederbekommen würde, wenn sie in Santo Domingo waren. "Ich glaube, es reicht zu wissen, dass sie mich nicht aufgespießt hat, oder?"
In diesem Moment wurde seine Aufmerksamkeit von dem lauten Streitgespräch Captain Blauhands und Lheas abgelenkt. Sein Blick glitt zu ihnen hinüber, doch er verharrte regungslos und ließ sich durch keine Regung etwas anmerken. Erst als Arteilan sie einige Meter entfernt unter eine der Planen brachte und sie sorgsam und wie immer schweigend beobachtete, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Lamignon zu.
"Wie bist du denn in die Crew gekommen, wenn ich fragen darf?"
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Debbie
Gespannt beobachtete auch Lamignon, was da auf der anderen Seite der Bucht vor sich ging und er rang kurze Zeit mit sich selbst, ob er nicht vielleicht etwas unternehmen sollte. Andererseits wusste er, dass der Capt´n sich immer aus den wahnwitzigsten Situationen retten konnte und außerdem schlich sich auch schon Juanito, gefolgt von einigen anderen Piraten, im Dunkeln an die anderen an.
Schneller als er gucken konnte, war die Prügelei auch schon beendet und der Capt´n hatte sich zurück gezogen.
Auf Cysêths Frage hin kratzte sich Lamignon nachdenklich im Nacken und sah dann hinauf zu den ersten Sternen, die schon am Nachthimmel blinkten.
"Hmm, schon recht lange her, die ganze Sache. Hab zusammen mit Squinter und Trichman auf der Verheißung angeheuert. Damals war sie noch unter dem Kommando von Brandyn Dracan. Von Lhea Dracan hatte ich nie wirklich gehört, bis sie uns fast an den Haaren aus dem Verlies in Málaga geschleift hat."
In diesem Moment kam Squinter mit einer versiegelten Tonflasche wieder.
"Kein Rum mehr heute abend, sagt Noah. Aber er hatte noch einen Krug Bie- nein, ich mach ihn auf!", bellte er, als Lamignon schon nach der Flasche greifen wollte. Dieser widerum zuckte nur mit den Schultern und ließ Squinter mit dem Knauf seiner Pistole auf den Hals der Tonflasche schlagen, bis das obere Ende absplitterte und sie daraus trinken konnten.
"Mann, habt ihr gesehn, was da zwischen Blauhand und dem Capt´n abgegangen ist? Das hätte ganz schön ins Auge gehen können, Blauhand war wirklich kurz davor abzufeuern, ich hab´s genau gesehn!"
Bei der Aussage, dass Squinter es genau gesehen hatte, zuckten Lamignons Mundwinkel kurz in die Höhe, doch er schwieg und begnügte sich damit, einen tiefen Schluck aus der Flasche zu nehmen, um sie dann an Cysêth weiter zu reichen.

Lamignon erwachte alle Viere von sich gestreckt im Sand, neben sich den leeren Bierkrug, mit dem abgebrochenen Hals.
Als er die Hände zu den Augen hob, um sich vor der aufgehenden Sonne zu schützen, die langsam ihre ersten Strahlen auf die Wellen der kleinen Bucht warf, rieselte ihm ein Schwall der groben Körner ins Gesicht.
Schnaubend setzte er sich auf und schüttelte wild den Kopf, so dass Sand in alle Richtungen flog. Ein Teil regnete auf Squinter hinab, der seinen Kopf zum Schlafen auf das Bein seines Kumpanen gelegt hatte, ein weiterer Teil rieselte auf Cysêths Hemd zu zeichnete sich deutlich auf dem dunkelblauen Stoff ab.
Für einige Momente fasste Lamignon die sauber gearbeiteten Nähte ins Auge und wusste, dass seine Frau sagen würde, dass die Art der Fadenführung ihr unbekannt war.
Dann ließ Lamignon den Blick weiter den Strand entlang gleiten und stellte fest, dass er nicht als Erster erwacht war.
Jemand schien sich an einem der Feuer zu schaffen zu machen, denn etwas Rauch stieg stoßweise empor und die kühle Morgenbriese trieb den Geruch von kalter Asche zu ihm heran.
Lamignon sah die große Gestalt von Arteilan aufragen, der einem Felsengleich in der ruhigen Brandung stand und die schmalere Silouhette von Moses auf den Klippen, der auch an Land stets seinen Platz als Ausguck einnahm.
Wenn Lamignon ihn da so stehen sah, fragte er sich, ob dieser Mann jemals schlief.

Mit vom Schlaf verfilztem Haar und brennenden Augen trat Lhea neben ihren Steuermann und ließ ebenfalls das angenehm kühle Wasser ihre nackten Knöchel umspielen.
Sie sah hinab auf ihre von Narben übersähten Fesseln und Zehen und beobachtete, wie die sanft heran rollenden Wellen an dem Verband um ihren rechten Fuß zerrten und in schließlich lösten.
Eine Weile schwebte das Stück Stoff wie unentschlossen hin und her, dann wurde es von einer Welle hinweg gewischt.
Sie hob den Blick und atmete tief ein, die Hände tief in den weiten Hosentaschen vergraben.
Der Schnitt an ihrem Fuß war so voller Dreck, dass er beinahe taub war, aber die Schwellung an ihrer linken Schulter war zurück gegangen und sie musste den Arm nicht mehr an ihre Seite gepresst tragen.
Einzig die Stiche an ihrer Seite bereiteten ihr etwas Unbehagen. Bei dem Schlag, den ihr Blauhand in der Nacht zuvor verpasst hatte, war der ohnehin schon aufgeweichte Schorf wieder aufgeplatzt und in der Nacht war Blut in ihr Hemd gesickert.
Sobald sie aufgewacht war, hatte Arteilan jedoch höchstpersönlich den Verband gewechselt und ihn dabei so fest gezogen, dass sie bei jeder Bewegung unnötigerweise an ihre Blessur erinnert wurde. Lhea musste nicht einmal die Augen schließen, um sich seine vorwurfsvolle Miene anhand ihrer Verletzungen vor Augen zu rufen.
Manchmal spielte er sich wirklich auf wie eine Gouvernante...
Mit einem Hauch von einem frechen Grinsen erinnerte Lhea sich an die Tage, in denen er diese Rolle tatsächlich übernommen hatte.
Damals konnte er den kleinen blonden Wildfang nicht aus den Augen lassen, ohne dass sie in eine Prügelei mit irgendwem oder irgendwas geraten wäre.
Und heute war er ihr Steuermann und ihr ständiger Schatten, der stets ihren Rücken deckte.
Im Prinzip hatte sich gar nicht so viel geändert.

Dass Juanito aufgewacht war, äußerte sich in der Tatsache, dass unter seinem gebieterischen Ton auch schon bald alle andere Seeräuber geschäftig hin und her eilten und dabei höchst effektiv wirkten.
Eigentlich taten sie nichts sinnvolles, außer beschäftigt auszusehen, damit sie nicht tatsächlich irgendeine Aufgabe so früh am morgen, am Festland übernehmen mussten.
Wie ein Hahn unter Hennen schritt der Quartiermeister erhaben umher und beorderte einige unglückliche Seeleute Trinkwasser herbei zu schaffen und ihm etwas zu Beißen zu besorgen.
Als er an dem Sonnensegel mit den Verletzten vorbei kam, bemerkte er, dass die Blonde schon wieder an der Arbeit war und einen der Männer sanft aber energisch dazu ermunterte, etwas zu trinken.
Juanito schnalzte einmal kurz mit der Zunge, damit sie zu ihm aufsah und weckte dann Noah mit einem Stoß seiner Stiefelspitze.
"An die Arbeit", raunzte er ihn an und untermalte seinen Befehl mit einem Schwenk seines Kopfes in Richtung der Gefangenen und Verletzten. "Die Gefangenen müssen marschbereit gemacht werden."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Steffie
Aurora hatte längst gelernt, Juanito nur noch die nötigste Aufmerksamkeit zu schenken und ihn ansonten weitestgehend zu ignorieren. So überhörte sie auch das Schnalzen der Zunge gekonnt, während ihr Patient endlich begann, einen Schluck zu trinken. Dabei musste er husten und mit einem Arm in seinem Rücken half sie ihm, sich aufzurichten. Kein leichtes Unterfangen, denn der Körper dieses Piraten besaß mindestens das Doppelte an Masse als ihr Eigener. Wenn dieser umherstolzierende Gockel namens Juanito nur die geringste Menge Anstand in sich trüge, dann würde er ihr helfen und nicht unnütz herum stehen und Befehle erteilen, so ging es ihr durch den Kopf doch sicher war es zwecklos, ihn über seine Nutzlosigkeit zu informieren also schwieg sie.

Als sich der Hustenanfall des Mannes in ihren Armen wieder beruhigt hatte, legte er sich wieder zurück, gerade rechtzeitig, denn bei Juanitos Worten verlor Aurora abermals die Fassung. "Marschbereit?", entfuhr es ihren trockenen Lippen und sie schenkte ihm nun doch ihre Aufmerksamkeit, ungläubig darüber, was sie soeben gehört hatte. Längst war sie aufgesprungen und stand nun vor Juanito. Den Gefangenen ging es nicht viel besser als den Piraten. Zwar hatten diese keine Schlacht hinter sich, doch waren sie teilweise sehr durstig, die Hitze machte ihnen zu schaffen ud sie waren schwach. Noch dazu waren bei Einigen die Fesseln so fest, dass die Haut an Füßen und Händen bereits schmerzhafte Wunden davon trug. Sie blickte in Richtung der Gefesselten, dann wieder zurück zu Juanito. "Dann würde ich vorschlagen, Ihr helft uns, die Verletzten zu pflegen, anstatt hier herum zu stolzieren und sinnlose Befehle zu erteilen", fuhr sie ihn in fast dem gleichen Tonfall an, wie er zuvor die Crew. Dabei gab sie sich keine Mühe, leise zu sein sondern sorgte dafür, dass die Umstehenden ihre Worte durchaus hören konnten.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Debbie
Einen Moment lang starrte der Quartiermeister sie wortlos an, doch dann fing er sich wieder und versetzte der jungen Frau mit der flachen Hand eine Ohrfeige.
"So redest du nicht mit mir!", zischte er sie an und packte sie am Oberarm, als sie drohte den Halt zu verlieren. Er hatte sie nicht heftig geschlagen, sie war vielmehr zurück gestolpert, weil sie die Ohrfeige nicht erwartet hatte. Doch so eine Frechheit konnte er nicht auf sich sitzen lassen, vor allem nicht, wenn es so viele Zeugen gab wie jetzt.
"Sieh zu, dass du meine Befehle gut ausführst und mir keinen Grund für weitere Kontrollen gibst", knurrte er sie an und zerrte sie zu den Gefangenen. "Tu einfach dein bestes damit sie marschieren können, sonst tut es jemand anderes. Ich denke mal, dass das auch im Interesse der Gefangenen sein wird, wenn sie deine volle Aufmerksamkeit erfahren!"
Er stieß sie zu ihnen herüber und ging davon, um an einer anderen Stelle seine Pflicht zu erfüllen.

Lhea und Arteilan hatten Juanitos Handeln von ihrem Platz aus beobachtet.
Der Captain war sich wohl bewusst, dass ihr Steuermann ihr dabei einen prüfenden Blick zugeworfen hatte. Doch sie hatte nicht reagiert und sie hatte es auch nicht vor.
Sie konnte es nicht leiden, wenn Juanito ihre Crew oder ihre Gefangenen schlug oder andere übertrieben harte Maßnahmen ergriff, aber sie konnte sich auch nicht zwischen sie stellen, denn sobald die Crew spürte, dass es nicht dem Willen ihres Captains entsprach was die nach ihr mächtigste Person an Bord tat, würde sie sämtlichen Respekt vor Juanito verlieren und ihr damit ihre eigene Arbeit erschweren.
Auch Arteilan wusste das und er hatte schon lange erahnt, wie Lhea darüber dachte.
Lhea war froh, als eine andere Bewegung sie von ihren finsteren Gedanken Juanitos Verhalten betreffend ablenkte. Der Schiffsjunge Samuel eilte mit eingezogenem Kopf an ihnen vorbei, doch da hatte der Captain ihn auch schon erblickt, trat zwei lange Schritte nach vorne und packte ihn am Hemdskragen.
"Sammy, ich hätte da eine Frage wegen deiner Aufgabe, während der letzten Schlacht", verkündete sie und drehte ihn zu sich herum.
Der Junge hatte schon gewusst weswegen der Captain ihn zur Rede stellen würde, bevor sie ihn überhaupt erblickt hatte, das las sie sofort in seinen schuldbewussten Augen, die sie von unten herauf anblinzelten.
"Während des Kampfes um die Hermana Santa stand ich plötzlich ohne jegliche Waffe da. Wenn mich nicht alles täuscht, und ich habe den starken Verdacht, dass ich in diesem Falle richtig liege, ist es deine Aufgabe deine Crew während eines Kampfes mit Waffen zu versorgen."
"Ja, Capt´n, Sir!", bestätigte Samuel. Seine Miene zeigte eine Mischung aus Unterwürfigkeit, Bestätigung, aber auch Trotz. Dafür bewunderte Lhea ihn. Sie hatte auch schon Schiffsjungen kennen gelernt, die bei einer derartigen Konfrontation mit ihrem Captain sofort angefangen hätten zu heulen.
"Darf man fragen, warum du das nicht getan hast?"
Es war eine rein rhetorische Frage, aber Sammy antwortete trotzdem. "Ja, Capt´n, Sir, das dürft Ihr durchaus." Als Lhea schmunzelte, fuhr er fort. "Es gab einige Komplikationen mit dem... hm, Werwolf?" Er sah sie etwas verunsichert an, als er merkte, dass sich ihre Miene verfinsterte.
Natürlich, was auch sonst. Kaum war dieser Kerl an Bord ihres Schiffes gekommen, hatte es so einige Komplikationen gegeben. Sie würde niemals behaupten, dass er an allem Schuld war, aber zu einigen Sachen hatte er doch einen wesentlichen Teil beigetragen und irgendwie hatten alle Dinge, die mit ihm zutun hatten, die lästige Eigenschaft immer sie zu beschäftigen, anstatt Juanito, der eigentlich dafür zuständig war.
Selbstverständlich, sie hätte auch dem Quartiermeister damit beauftragen können, sich des ungehorsamen Schiffsjungen anzunehmen, aber irgendwie hatte sie nicht den Wusch dazu verspürt Sammy die nächsten Tage mit vor Schmerz zusammen gepressten Zähnen die Wanten hinauf klettern zu sehen, genauso wenig wie sie Lamignons Blick sehen wollte, wenn er wusste, dass Juanito den Jungen schlug und er nichts dagegen zu konnte.
Lheas Blick war von ihr unbemerkt nachdenklich geworden, doch sie bemerkte es schließlich, als sie eingehend Samuels Miene studierte und fasste sich wieder.
"Inwieweit hat es da Probleme gegeben?", fragte sie brummig nach und packte den Kragen des Jungen etwas fester, damit er schnell wieder vergaß, dass sie sich so lange Zeit mit der Fortsetzung ihres Verhörs gelassen hatte.

Sammy presste die Lippen aufeinander.
Er wollte seinem Captain nur ungern die Wahrheit erzählen. Er wollte nicht ihren enttäuschten und wütenden Blick sehen, wenn er ihr verriet, dass er unaufmerksam gewesen und in den Fokus eines éspanischen Soldaten geraten war, dass dieser ihn in die Mangel genommen und nur von ihm abgelassen hatte, als der Werwolfmann plötzlich auf das feindliche Deck gesegelt war und den Mann niedergestreckt hatte. Er wollte ihr auch nicht erzählen, dass der Werwolfmann dann einen Säbel auf ihn gerichtet und ihm befohlen hatte, an Deck der Verheißung zu verschwinden.
Und er hatte sich wie ein ängstliches Mädchen benommen und ihm sogar noch gehorcht!
Als er vor lauter Ungläubigkeit über sein Glück einen zugeschnürrten Kehle gehabt hatte, nachdem er erfolgreich auf der Verheißung angeheuert hatte, hatte er sich geschworen ein guter Schiffsjunge und später ein saumäßig guter Pirat zu werden.
Er wollte, dass die Männer sahen, dass er würdig war mit ihnen auf große Fahrt zu gehen und ihn als Schiffsjungen respektierten.
Stattdessen hatte er sie mit der Missachtung seiner Aufgaben in Gefahr gebracht. Möglicherweise gingen einige der Verletzten in der Crew sogar auf seine Kappe, weil sie plötzlich ohne Pistolen, Dolche und Entermesser dagestanden hatten und wehrlos gewesen waren.
Das war unverzeihlich.
"Antworte mir!", befahl sein Captain und er musste schwer schlucken.
"Probleme mit ´nem Éspanier", murmelte er, doch er wusste, dass er schon verloren hatte.
"Wie bitte?", hakte Captain Dracan da auch schon nach.
Die ersten Worte seiner Erklärung verschluckte der Junge beinahe vor Scham. "Ich hatte ein Probelm mit einem Riesenkerl von einem Éspanier bekommen, aber plötzlich kam der Werwolfkerl, Capt´n, und hat mir geholfen. Er hat ihn mit einem Tritt niedergestreckt, Sir, und ihnd dann mit einem weiteren Tritt getötet. Wirklich!"
Die Augen des Captains verengten sich. "So?", meinte sie kühl und verfesterte ihren Griff an seinem Nacken noch weiter. Ihre Fingernägel drangen durch den groben Stoff seines Hemdes und er spürte sie deutlich an seiner Haut. Sie gab ihm den unmissverständlichen Hinweis, dass er endlich mit seiner Erklärung herausrücken sollte.
"E-er hat mir befohlen zu verschwinden", Sammy schluckt schwer. "Zu meiner eigenen Sicherheit."
Dann brach es plötzlich aus ihm hervor. Er sank so unerwartet auf die Knie, dass Captain Dracan überrascht seinen Kragen losließ.
"Es tut mir furchtbar leid, Capt´n, Sir!", rief er. "Ich habe meine Pflicht missachtet und dabei meine Kameraden in Gefahr gebracht. Ich schäme mich furchtbar dafür, bitte, bitte, behaltet mich in Eurer Crew, ich werde es sicher nie wieder tun, Sir. Bitte!"

Lheas Augen weiteten sich angesichts den Leids, das in das Gesicht des Jungen geschrieben stand. Er bereute es wirklich aus vollem Herzen, das konnte sie deutlich sehen
"Das Verlassen des zugewiesenen Postens im Kampf wird nicht mit dem Ausschluss aus der Crew, sondern mit dem Tod bestraft", klärte sie ihn kalt auf.
Tränen rannen über die Wangen des Schiffsjungen. Es war unerträglich. Sie könnte niemals den Tod eines Kindes dulden.
"Bitte, Sir-", begann er wieder sein Flehen, doch Lhea unterbrach ihn.
"Halt die Klappe!", brüllte sie ihn an. "Du gehst jetzt und sorgst dafür, dass die Gig zu Wasser gelassen wirst. Dann wirst du zwei Männer suchen, die nur so tun als würden sie arbeiten und sie zu dem Boot schicken und mir dann Bescheid geben. Hast du diesen Befehl verstanden und kannst du ihn ausführen?"
"Jawohl, Sir!", rief der Junge und sprang auf.
Während er über den Strand davon rannte, sah sie, wie den Arm hob und sich mit dem Hemdsärmel energisch die Tränen aus den Augen wischte.
Sie musste sich unbedingt was wegen ihm einfallen lassen. Wie konnte er nur so dumm sein, sich und sie in eine solche Situation zu bringen?
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Steffie
Einen kurzen Moment lang funkelte unsäglicher Hass in ihren Augen auf, doch währte dieser nicht lange und wandelte sich zu einem überraschten Ausdruck, als seine grobe Hand in ihrem Gesicht landete. Damit hatte sie nicht gerechnet, obgleich sie es hätte müssen. Aurora versuchte auszuweichen, trat einen Schritt zurück und blieb mit dem Fuss an einem der Seile hängen, welche die Sonnensegel spannten und sie verlor das Gleichgewicht.

Eben jene Hand, welche sie soeben geschlagen hatte war es, die sie vor dem Fall bewahrte. Doch sein fester Griff schmerzte an ihrem Oberarm und jeder Versuch sich zu befreien war zwecklos also ließ sie sich davon zerren, ohne sich dagegen zur Wehr zu setzen. Kein Laut kam über ihre Lippen, kein Schluchzen oder Jammern war zu hören und keine Träne trat in ihre Augen, wie es bei manch anderen jungen Frauen in solch einer Situation der Fall gewesen wäre. Diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun. Doch innerlich schimpfte sie über ihr aufbrausendes Wesen. Sie hätte es wissen müssen. Mit solchen Kerlen legte sich niemand ungestraft an doch was zu viel war, war nunmal zu viel.

Bei den Gefangenen angekommen, fiel sie in den heißen Sand unter ihr, als Juanito sie fort stieß. leicht richtete sie sich auf, spuckte hinter seinen Füßen in den Sand und sah ihm mit hasserfülltem Blick hinterher, während ein leiser Fluch ihre Lippen verließ.

Unter anderen Umständen wäre sie nicht einfach liegen geblieben sondern hätte dafür gesorgt, aufrecht zu stehen doch es war die Erschöpfung, die sich nunmehr unaufhaltsam den Weg durch ihren Körper bahnte. Sie spürte die Blicke der Umstehenden auf sich ruhen und auch die Gefangenen starrten sie ungläubig an.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Debbie
"Aurora!", Noah kam herbei geeilt, sobald Juanito außer Hörweite war. "Mensch Mädchen, sowas kannst du doch nicht machen!" Er schüttelte bedauernd den Kopf und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. "Juanito ist der Quartiermeister und somit der zweite Mann an Bord der Verheißung. Ihn zu beleidigen oder gar herauszufordern ist genauso gefährlich wie den Capt´n zu beleidigen oder herauszufordern."
Ungeschickt versuchte er mit seiner Hand ihr den Sand aus Haar und Kleidern zu wischen, hörte aber sofort peinlich berührt auf, als ihm einfiel, dass er es mit einer erwachsenen Frau zu tun hatte und nicht mit seinem Capt´n in Kindertagen.

Es dauerte noch einige Zeit bis die Gefangenen marschbereit waren und man genug Wasser und Proviant herbei geschafft hatte, um sich bis Santo Domingo im Süden der Insel durchzuschlagen. Sie würden unterwegs die Wasserschläuche auffüllen müssen, aber da Lhea nicht zum ersten Mal den Landweg auf dieser Insel wählte, wusste sie wo ungefähr solches zu finden war. Und einige andere erinnerten sich sicherlich auch noch. Das erste Problem war einfach nur überhaupt erst mal den Weg zu finden, denn sobald sie in das dicht bewachsene Innere der Insel eindrangen war es leicht jegliche Orientierung zu verlieren.
Der Captain schritt gerade die Reihe der Gefangenen ab, als Noah neben sie trat und wartete, bis sie sich zu ihm umwandte. Sie befahl den Gefangenen noch ein letztes Mal Wasser und etwas Schiffszwieback zu geben, dann wandte sie sich seufzend zu ihrem Smutje um.
"Was gibts, Noah?", fragte sie, jetzt schon ermüdet von diesem ganzen Ameisenhaufen den es galt in einem Dschungel zusammen zu halten.
"Capt´n, erinnert Ihr Euch noch an die junge Frau, die gestern mit an Bord der Hermana Santa war, um mir zu helfen?"
"Wie sollte ich mich nicht an sie erinnern, sie hat dafür gesorgt, dass die Hälfte derer noch am Leben ist, die ohne sie vermutlich gestorben wären."
"Genau, Sir. Es ist so...", er blickte auf seine Füße, die sich in den Sand gruben, während er verlegen mit ihnen scharrte. "Ich könnte gut ihre Hilfe gebrauchen, aber wenn Ihr sie jetzt mit nach Santo Domingo nehmt... Ich weiß nicht, ob ich es schaffe die Verletzten so zu pflegen wie sie es tut", endete er dann aufrichtig und sah seinen Capt´n direkt an.
Lhea zuckte die Schultern. Die Frau sah nicht unglaublich reich aus, wer wusste schon, ob überhaupt jemand für sie Lösegeld zahlte, das würde auch ihr Mittelsmann schnell erkennen. Hier war sie wohl nützlicher.
"Meinetwegen, behalt´sie", murmelte sie und wollte schon weitergehen, doch Noah erlaubte es sich, sie am Ärmel festzuhalten.
"Capt´n es gibt da ein kleines Problemchen..."
"Ja?", knurrte Lhea ihn genervt an und ließ ihn damit wieder einen Schritt auf die angemessene Entfernung zurückweichen.
"Ähm. Sie hat einen kleinen... hrm, Disput mit Juanito." Sein Capt´n wollte ihn schon unterbrechen, doch Noah sprach schnell weiter. "Ich fürchte, dass Juanito ein Augen auf sie geworfen haben könnte. In zweierlei Hinsicht."
"Ah, verstehe." Dieser verfluchte Kerl! Entweder würde Juanito versuchen sie zur Sklavin seiner Lüste oder zum Opfer seiner Grausamkeiten zu machen. Das kam davon, wenn zu viele Frauen um ihn herum waren, damit konnte er ganz offensichtich nicht leben. Lhea erinnerte sich noch zu genau, wie lange es gedauert hatte, ihn den nötigen Respekt vor ihr selbst zu lehren. Gut, dann musste sie ihm halt ein paar Steine in den Weg legen.
"Sammy! Wie weit ist mein Boot?", brüllte Lhea über den Strand, ohne den Blick von Noahs flehentlichen Blick abzuwenden.
"Fertig zum Ablegen, Capt´n!", piepste Samuel irgendwo vom Ufer.
"Gut", merkte Lhea grimmig an. "Kümmere dich um die Versorgung der Gefangenen und melde dich bei mir, sobald ich zurück bin."
Noah salutierte ganz unbewusst und machte dann eine Kehrtwende in Richtung der Gefangenen.

Die ruhige Brandung schwappte leise gegen die Gig, als Lhea sich zu ihrem Schiff rudern ließ. Von hier aus konnte sie genauso gut Blauhands Lager sehen in dem alle noch ihren Rausch und sonstige nächtliche Aktivitäten ausschliefen, wie die Verheißung, auf der Feng mit einer ausgewählten Mannschaft schon die ersten Reperaturarbeiten begonnen hatte. Wenn sie weg war, würde er sich auch ans Kalfatern machen.
Lhea lächelte grimmig. Wenn Feng genug Zeit bekam um seine ausgezeichnete Arbeit zu erledigen, konnte sie, bevor sie ablegten, vielleicht Sammy kielholen lassen und damit hatte sich die Sache erledigt. Mit einem von Muscheln befreiten Schiffsrumpf würde der Junge kaum oder sogar gar keine Verletzungen davon tragen und damit hatte sich dann hoffentlich die Sache erledigt. Es sei denn, er war dumm genug dabei zu schreien, dann würde er ertrinken und sie einen neuen Schiffsjungen anmustern müssen. Aber sie war der festen Überzeugung, dass Sammy nicht so dumm sein würde.
An Bord angekommen ging sie wortlos in ihre Kabine. Dort suchte sie sich einige ausgewählte Waffen aus, lud ihre Pistolen nach und zog sich um. Als sie in feste Stiefel geschlüpft war, mit denen sie gut große Strecken zurücklegen konnte, trat sie an ihren Schreibtisch und zog eine Schublade auf.
In der hintersten Ecke lagen ein paar Lederriemen von alten Gürteln, die etwa drei Finger breit und lang genug waren, um sie sich um das Handgelenk zu schnallen. Sie nahm einen davon und knickte ihn ein wenig. Gut, sie hatte die Arbeit an ihm schon vor längerer Zeit begonnen, damit es nicht zu lange dauerte, bis sie ihn benutzen konnte, wenn sie ihn wirklich brauchte.
Auf dem dunklen Leder zeichneten sich fein einige Schnitte ab. Es war schwer zu erkennen, was sie bildeten, doch als Lhea einen ihrer Dolche zückte, die Schnitte nachzog und schließlich die oberste Schicht des Leders so abpellte, dass die hellere Schicht darunter zum Vorschein kam, sah man deutlich, dass es ein mit zur Liebe zum Detail eingeritzter Drachen war. Dracan.
Lhea lächelte und schnitt die Enden des Riemens etwas dünner, damit man mit ihnen einen festen Knoten machen konnte.
Das würde genügen um Juanito Einhalt zu gebieten. Ein Stück Leder. Waffen und Worte konnten gegen einen Mann wie ihn nutzlos sein, es waren die Feinheiten der Bordshierarchie, die ihn aufhalten würden.

Zurück am Ufer Hispaniolas kam Noah seinem Befehl sofort nach und eilte auf seinen Capt´n zu, um ihn zu empfangen.
"Hier", sagte sie knapp und hielt ihm den Riemen hin. "Gib ihr das und sorg dafür, dass sie es trägt."
Noahs helle Augen weiteten sich, als er das für Aurora so kostbare Geschenk ansah. "Oh, vielen Dank Capt´n, auch in meinem Namen", stammelte er und ging davon.

Wenig später hatten sich alle um Captain Dracan versammelt, der auf einer Kiste stand, um alle Anwesenden überblicken zu können. Eigentlich war es unnötig sie überblicken zu müssen, da sie sich eh sicher sein konnte, dass jeder da war und zuhörte. Sogar die Gefangenen am Rande der Versammlung standen da und spitzten die Ohren.
"... an meiner Stelle wird der Quartiermeister Juanito das Kommando übernehmen, während ich weg bin", fuhr sie gerade mit ihrer Rede fort und ignorierte dabei Juanito, der schon alle Piraten siegessicher ansah, die mit ihm da bleiben würden. Es waren etwa zwei Drittel der Mannschaft, der Rest würde mit dem Captain kommen und die Gefangenen durch den Dschungel lotsen. "Jeder der nicht mit Nahrungs- und Frischwassersuche oder der Versorgung der Verletzten beschäftigt ist, wird unter Fengs Kommando die Verheißung erst warten und dann kalfatern. Und ich will ordentliche Arbeit sehen, wenn ich wiederkomme, verstanden?"
"Aye!", ertönte es von der Mannschaft. Lhea warf Sammy einen kurzen Blick zu, welcher blass wurde, als er ihn bemerkte. Er wusste nun, was ihm bevorstand und er würde am härtesten am Schiffsrumpf arbeiten unszwar genau dort, wo Verräter kielgeholt wurden.
"Des weiteren habe ich noch eine Ankündigung", fuhr Lhea mit erhobener Stimme fort. "Noah, bitte." Während er Aurora gut zuredete und ihr immer wieder versicherte, dass sie überhaupt nichts zu befürchten hätte, führte Noah sie nach vorne.
Lhea ergriff sofort ihren Unterarm und zog ihn gut sichtbar für alle in die Höhe. Das breite Lederband zierte ihr Handgelenk.
"Ich erkläre diese Frau zu meinem persönlichen Besitz. In meiner Abwesenheit wird sie, genauso wie meine Kajüte, unter der Aufsicht vom Smutje stehen. Wer Hand an sich legt, legt somit auch Hand an den Besitz des Capt´n´s und wird dafür mit der neunschwänzigen Katze bestraft. Bei besonderer Schwere des Vergehens sogar mit dem Tod."
Schweigen kehrte ein und Lhea vermied es tunlichst in Juanitos Gesicht zu blicken und somit die Aufmerksamkeit der Crew auf ihn zu lenken.
"Gut, weitere Fragen werden an Juanito gerichtet, wir brechen unverzüglich auf."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:56 am

Steffie
Auf Noahs Belehrung hin, was die Funktion des Quartiermeisters anging, wollte Aurora etwas erwidern doch sie zog es vor zu schweigen. Egal, wie groß und unaufhaltsam ihr eigenes Mundwerk manchmal war und egal, wie schwer es ihr fiel, sich bei solchen Menschen wie Juanito zusammen zu reißen, Noah hatte recht. Es konnte ihr zum Verhängnis werden. Da konnte auch der gutmütige Smutje ihr nicht mehr helfen. Statt dessen lächelte sie ihn freundlich an. "Danke", antwortete sie, als er aufhörte, sie von dem Sand zu befreien. Ihr kam sein Verhalten überhaupt nicht peinlich vor, erwärmte doch Noahs väterliche Fürsorge ihr Herz. Solch ein Verhalten hätte sie von einem Piraten nicht erwartet.

Doch dann ließ sie sich von Noah auf helfen, als sie an Juanitos Worte dachte. Sie wollte lieber selber die Gefangenen marschbereit machen, so gut es ging, als machte sie sich daran, die tiefen Wunden an Fuß- und Handgelenken zu versorgen, denn die Fesseln hatten vielen Menschen scharf in die Haut geschnitten. Für jeden von ihnen hatte sie aufmunternde Worte doch diese halfen nichts, denn alle Gefangenen wussten, dass auch ihre Helferin eine von ihnen war und einige verweigerten sogar, sich von ihr behandeln zu lassen, beschimpften sie als Verräterin. Sie waren eifersüchtig auf ihre Freiheit. Aurora war zu schwach, um ihren Neidern die entsprechenden Antworten entgegen zu bringen also schwieg sie während ihrer Arbeit und nahm die Beschimpfungen wortlos hin.

Schließlich näherte sich Noah ein weiteres Mal mit einem gut gelaunten Grinsen im Gesicht, in der Hand hielt er ein Stück Leder, welches er ihr entgegen hielt. "Ein Geschenk des Captain's", erklärte er ihr gut gelaunt, doch sie selbst wusste nicht, ob sie sich freuen sollte, verstand sie doch den Sinn nicht, dass ausgerechnet Lhea Dracan, die Frau, welche die Piraten unter sich hatte, ihr ein Geschenk machen sollte. Dennoch betrachtete sie das Bändchen genauer und erkannte den Drachen. Das Zeichen der Dracans? Unbewusst trat Aurora einige Schritte zurück doch Noah versicherte ihr, dass ihr nichts geschehen würde, denn es wäre ein Geschenk zu ihrem Schutz. Schließlich hielt sie ihm ihr Handgelenk entgegen, dass er ihr das Lederband umbinden konnte und sagte kein Wort, als er sie zu Lhea führte, die bereits alle Anwesenden um sich herum versammelt hatte.


Unsicher trat sie an Noahs Seite vor und ließ die Dinge ihren Lauf nehmen. Bereits nach dem Lhea ihren ersten Satz beendet hatte, fuhr Auroras Kopf zu ihr herum und starrte sie fassungslos an. Gerade hatte sie den Mund geöffnet, um zu protestieren, da schloss sie ihn allerdings auch schon wieder, als sie den weiteren Worten Gehör schenkte. Wenigstens konnte Juanito ihr nichts tun. Doch diese Tatsache beruhigte die junge Frau keineswegs.

Unruhig trat sie nach der Versammlung zurück zum Sonnensegel der Piraten und kümmerte sich dort um ihr Sorgenkind. Der Mann, der zuvor noch einen starken Hustenanfall erlitten hatte, öffnete die Augen, als sich ihr Schatten über sie legte und richtete sich auf. Es ging ihm schon wieder viel besser. Zwar hatte er die meiste Zeit am Strand und an Board des Schiffes bewusstlos verbracht, doch für kurze Augenblicke öffneten sich seine Augen und nun erkannte er die Gestalt, welche sich fast ständig an seiner Seite befunden hatte. "Danke Mädchen", erklang seine rauhe Stimme, denn er wusste, ohne sie würde er bereits in kühler Erde begraben sein. "Wer bist Du?" Aurora schluckte. Sie wollte antworten, doch wusste nicht was. Wer war sie? In ihrem Leben war bereits zu vieles passiert. Damals in ihrer Heimat war sie eine Gefangene ihrer selbst also wanderte sie aus. Für wenige Monate war sie glücklich, doch das Heimweh hatte sie auf das Schiff geführt, welches sie schlussendlich an diesen Strand gebracht hatte. Und wer war sie jetzt? Sie war die Fremde, die den Piraten half, die Schuld an ihrer jetzigen Situation waren. Zwar gehörte sie nicht mehr zu den Gefangenen doch war sie nun der Besitz Lhea Dracans, was nicht minder beruhigend war.

Stumm schüttelte Aurora den Kopf und wollte aufstehen, doch der Verletzte hielt sie am Handgelenk fest. Eben Jenes, welches das Lederband zierte und er starrte darauf, wusste wohl, was dies bedeuten mochte und suchte dann den Blick in ihr Gesicht. Aurora wich seinen Augen aus, befreite sich aus seinem noch recht schwachen Griff und stand auf. "Es ist nicht wichtig, wer ich bin", erklärte sie mit trauriger und müder Stimme, bevor sie dem Sonnensegel den Rücken kehrte und einen Felsen anstrebte, welcher etwas abseits lag, aber kühlenden Schatten bot. Sie brauchte gefühlte Ewigkeiten, bis ihre müden Beine schließlich an ihr Ziel brachten und ließ sich erschöpft in den Sand fallen. Ihr Blick fiel auf ihr "Geschenk" und Aurora versuchte, den Knoten zu öffnen, den Noah ihr fürsorglich besonders fest gebunden hatte, damit sie das wunderbare Geschenk auch nicht verlieren würde. Es mochte undankbar erscheinen, doch solch ein Geschenk wollte sie nicht. Prüfend sah sie sich um. Wenn sie es schaffen würde, den Knoten zu lösen würde sie fliehen. Niemand achtete auf sie. Es wäre ein Leichtes. Doch eine bleierne Müdigkeit überfiel die junge Frau und an eine Flucht war plötzlich nicht mehr zu denken, als tiefe Dunkelheit sie umgab und ihr endlich den fehlenden Schlaf schenkte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:57 am

Debbie
Sobald die Gruppe der Gefangenen und Piraten vom Strand verschwunden war, wurde es merkwürdig ruhig. Noah ließ sich neben der schlafenden Aurora in den Sand fallen und stützte die Ellenbogen auf die Knie.
Mehr als die Hälfte der zurückgebliebenen Piraten arbeitete schon auf der Verheißung, die wenigen anderen waren entweder Verletzte oder anderwertig am Strand beschäftigt. Zu ihnen gehörte auch Juanito. Er hatte sich unter einem der Sonnensegel auf ein Wasserfass niedergelassen, als wäre es sein Thron und empfing Captain Blauhand, dessen Quartiermeister und einige andere Piraten.
Sie waren gekommen, um sich wegen der Beuteverteilung abzusprechen. Noah hatte nicht mitbekommen, was Lhea mit Blauhand ausgehandelt hatte, doch er war sich sicher, dass Juanito den Handel zu ihrer Zufriedenheit abschließen würde. Der Mann konnte zwar kaum Lesen und gar nicht Schreiben, aber er war ein kluger Kopf, vor allem was Zahlen und Profite betraf. Es würde nicht lange dauern und er hatte Blauhand so sehr mit schmierigen Worten eingelullt, dass diesem das Denken vergangen und er wie Butter in den Händen Juanitos war.
Noah zog rasch die Hand zurück, als er merkte, dass er schon wieder Auroras Kopf tätschelte und verschränkte die Finger ineinander.
Die Verletzten waren soweit gut versorgt und würden erst mal einige Stunden nicht ihrer Hilfe bedürfen. Diese Pause hatte sich Aurora wahrlich verdient. Und heute abend, wenn er wieder in seiner Kombüse Einzug gehalten haben würde, würde er ihr einige besonder gute Stücken zurück halten, damit sie sich ordentlich stärken konnte.

Schnaufend lockerte Portuguese die Schnüre seines Hemdes und wischte sich dann über die Stirn. Sobald sie die lichten Palmenhaine der Küste hinter sich gelassen und in die Wälder Hispaniolas eingetaucht waren, umgab sie alle eine zum schneiden dicke Luft. Und es war heiß. Furchtbar heiß und feucht.
Es hatte nicht lange gedauert und er war hinter die Gruppe zurück gefallen, die, abgesehen von einigen Spähern und Fährtensuchern, von Captain Dracan und ihrem Steuermann angeführt wurde.
Jetzt stolperte auf einer Höhe mit Squinter und Lamignon durch das dichte Unterholz, die die Gruppe der Gefangenen anleiteten. Neben ihnen ging noch ein weiterer Mann. Er war weder Pirat, noch Gefangener. Er ging nicht gefesselt, doch er war auch deutlich sichtbar nicht frei.
Neugierig musterte Portuguese ihn.
Er verstand eh nicht, warum er das Jahr für Jahr über sie ergehen lassen musste! Wozu war er eigentlich hier? Er könnte genauso gut auf der Verheißung sein, in seiner Kajüte über Karten brüten oder sonst was. Stattdessen schleppte ihn sein Captain ihn immer mit der Begründung mit, dass er immerhin Navigator und Übersetzer war und sie ihn im Zweifelsfall nicht entbehren konnte.
Dabei sprach sie selbst einwandfrei éspanisch und konnte auch die Himmelsrichtung und ihre Position anhand der Sterne bestimmen. Letzteres vielleicht nicht so gut, aber in diesem gottverdammten Dschungel sah man doch eh nicht die Sterne! Man spürte die Sonne auch nur, anstatt sie zu sehen.
Der kleine, rundliche Mann brummte übellaunig und stolperte über eine weitere Wurzel.

"Sag mal", wandte sich Lamignon irgendwann an Cysêth. "Warum nimmst du dich eigentlich nicht mal der Kleinen an, die dir die ganze Zeit so feurige Blicke zuwirft?"
"Wo?", Squinter drehte sich sofort um und brachte dabei beinahe einen Gefangenen zum Stolpern, der sich direkt hinter ihm den Weg durchs Unterholz bahnte.
Unverhohlen deutete Lamignon mit dem Finger auf eine junge Frau mit langem, schwarzen Haar, deren Blick sich die ganze Zeit schon in Cysêths Nacken gebrannt hatte.
Allerdings hatte er den Blick der Frau falsch interpretiert, das sah der feinfühlige Portuguese neben ihm, der auch nicht anders gekonnt und sich umgedreht hatte, sofort.
In ihren Augen stand kalte Wut.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:57 am

Steffie
Es war ein erholsamer, traumloser Schlaf. Zumindest war es Aurora nicht bewusst, dass sie irgendetwas geträumt hatte. Oder doch? Jemand atmete in ihrer Nähe und streichelte über ihren Kopf. Diese zarte Berührung veranlasste die junge Frau, verslchlafen die Augen zu öffnen. Verschwommen nahm sie ihre Umgebung wahr. Den Felsen, in dessen Schatten sie geruht hatte, der warme, weiche Sand unter ihr, die Person die ihren Schatten über sie warf. Langsam richtete sich Aurora, reckte sich, unterdrückte ein Gähnen und erkannte Noah, der neben ihr wachte. Wachte er über sie? Sollte er sie bewachen? Oder achtete er nur darauf, dass ihr nichts geschah? Vielleicht hatter er seinerseits auch lediglich ein ruhiges Plätzchen der Ruhe gesucht. Als Aurora schließlich aufrecht saß, musterte sie Noah fragend. "Was geschieht nun mit mir?" Sie verstand nicht, warum sie nicht gemeinsam mit den anderen Gefangenen fort geschleppt wurde. Doch frei war sie ebenfalls nciht. Was also hatte sie für eine Bedeutung hier? Ihr Blick glitt über die Sonnensegel, blieb kurz an Juanito hängen, der in wichtige Verhandlungen verstrickt schien und wanderte dann weiter zum Lager der Verletzten, blieb an dem Piraten hängen, welcher ihr für ihre Hilfe gedankt hatte. War er nur so freundlich gewesen, weil er noch so schwach war? Ob gab es gar unter Piraten Männer mit Anstand? Verwunderte blickte sie den Mann an, der vielleicht höchstens ein paar Jahre älter war als sie. Fast schon hatte er etwas symphatisches an sich, abgesehen von der Tatsache, dass er nun einmal Pirat war.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Debbie
Noah wurde von den leisen Worten Auroras wieder in die Realität zurück geholt. Er wusste nicht, wie lange er auf das glitzernde Lichtspiel auf den sanft heranrollenden Wellen gestarrt hatte.
"Der Capt´n hat dich bis auf weiteres als Heilerin angestellt. Offiziell bist du nur meine Gehilfin, aber ich schätz´mal, dass du schon gemerkt hast, dass ich nicht sehr viel heller bin als die anderen Kameraden hier. Kann sein, dass der Capt´n dich für deine Dienste entlohnen wird. Gold, Freiheit. Ich hab keine Ahnung. Sowas hatt´n wir hier noch nie."
Er schüttelte bedauernd den Kopf und musterte scheinbar sehr interessiert eine helle Narbe auf seinem Handrücken.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Steffie
Nun. Zumindest schien sie nun endlich zu wissen, woran sie war. Und wie es aussah, hatte Captain Dracan nicht vor, sie ebenfalls zu verschachern. Zumindest in dieser Hinsicht klang die Sache vernünftig und die Fluchtgedanken vor dem Schlaf rückten in weite Ferne. Doch sogleich fiel ihr Blick wieder auf das Armband, dessen Knoten sie nicht vermochte zu öffnen. Und während Noah seinerseits seine Narbe begutachtete, fragte sie sich, inwieweit das Alles damit zusammen passte, dass sie zum Eigentum des Captains war. "Ich hätte fliehen können", stellte sie nachdenklich fest. "Weißt Du ich halte nicht sehr viel davon, Jemandes Eigentum zu sein." Ja sie hätte eine Menge Fluchtversuche unternehmen können und doch war sie geblieben und sie fragte sich warum. Oder war es die Gewissheit, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die geringste Chance gehabt hätte?

Während Aurora innerlich vor sich hin grübelte, fühlte sie sich beobachtet. nicht schon wieder, ging es ihr durch den Kopf, denn sie hatte Juanitos Augenpaar befürchtet doch es war der Andere, welcher ihr fast sympathisch war und sich scheinbar recht gut erholte, denn er saß aufrecht unter dem Sonnensegel. "Wer ist er?", fragte sie Noah.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Debbie
Noah sah sie erstaunt an, als sie ihm von ihren Fluchtplänen erzählte. Warum tat sie das? Sein Capt´n war nach Brandyns Tod wie eine Tochter für ihn gewesen, er würde niemals ein Geheimnis vor ihr haben können. Wusste Aurora das?
Er seufzte schwer. "Natürlich hättest du fliehen können. Aber mit deiner Flucht hätten sich nur die Bedingungen für dich verschlechtert. Überleg mal, wie dir alle hier", er machte eine ausladende Handbewegung, "nach einem Fluchtversuch gegenüber getreten wären. Viele sind dir in der Tat dankbar. Sie sehen dich zwar nicht als eine von ihnen, aber würde dir jemand etwas tun wollen, würden sie sicherlich dafür sorgen, dass es ihm leid tut. Auch wegen diesem Band."
Er schwieg eine Weile und betrachtete das Lederband um ihr Handgelenk. Dann tippte er vorsichtig dagegen und fuhr eine der Linien nach, die den Drachen bildeten. "Dieses Teil macht dich viel weniger zu einer Sklavin als du vielleicht denken magst. Ich kenne nur eine einzige Person, die noch solch ein Band vom Capt´n erhalten hat. Er würde niemals behaupten, ein Sklave zu sein und wer es wagen würde ihn als so einen zu bezeichnen, würde es sicher schnell wieder bereuen.
Gut, er behauptet eh selten etwas, um nicht zu sagen nie", schloss Noah brummelnd.
Er kratzte sich gedankenverloren am Kopf und schnippte ein Stückchen Holz weg, das sich irgendwie in seinem schütteren Haar verfangen hatte.
Auroras neuerliche Frage überraschte Noah ebenso wie ihr Vertrauen zu ihm, das so weit ging, dass sie ihm von ihren Fluchtplänen erzählte und ihm ihre Gefühle anvertraute.
"Wer? Hm. Ach, das. Das ist Adams. Der Geschützmeister. Er kümmert sich um die Kanonen und so´n Zeug. Normalerweise."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Steffie
Auf seinen erstaunten Blick hin lächelte sie ihn an. "Ich werde nicht fliehen", verischerte sie Noah. Wohin sollte sie auch sonst? War sie nicht erst vor Jahren vor ihrem eigenen Leben geflohen? Dies hatte sich als wenig klug heraus gestellt, wie Aurora bemerken musste.
Nach seinen weiteren Worten war sie es, die erstaunt wirkte. "Nie hätte ich gedacht, dass mir irgendjemand hier dankbar ist. Ich dachte, sie sehen in mir eine Gefangene und dass sie es als selbstverständlich hinnehmen würden". Genau dies war auch der Grund, weswegen Aurora sich so sehr über das dankbare Verhalten des Piraten gewundert hatte.
Auch sie betrachtete ein weiteres Mal das Lederband nachdenklich und lauschte Noahs Worten. "Wer ist diese Person?", wollte sie wissen, doch war sie nicht sicher, eine Antwort darauf zu erhalten. Stattdessen glitt ihr Blick wieder hinüber zu Adams. "Er wird sich bald wieder um die Kanonen kümmern können", versprach sie Noah.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Debbie
"Das klingt beruhigend. Eine Meute Piraten mag schwer zu handhaben sein, aber ich glaub´ eine Insel voller wilder Schweine kann um einiges gefährlicher sein", er nickte grinsend zu zwei Piraten, die soeben einen borstigen Kadaver heranschleppten. Der eine humpelte leicht und ließ unter Flüchen seine Last neben einen von Blauhands Piraten fallen. Der andere lachte laut und riss ein paar Witze über die Ungeschicklichkeit, die dieser Verletzung voran gegangen war.
"Nun ja. Ich glaub´ nich, dass viele zugeben würden, wie dankbar sie dir sind. Aber ich bin der fest´n Überzeugung, dass sie es sind. Sie werden sich sicherlich mal dran erinnern.
Der Mann von dem ich spreche, ist dir bestimmt auch schon aufgefallen. Es ist der Steuermann des Capt´n´s. Aber bezeichne ihn bloß nicht als Sklave! Der Kerl kann sich auf dich drauf setzen und du bist platt wie ´ne Münze."
Über Auroras Kommentar bezüglich Adams grinste Noah nur wissend. "Ich bin der festen Überzeugung, dass er sich jetzt schon um die Kanonen kümmern würde, wenn du nicht seine Pflegerin wärst. Er ist keiner, der sich lange Gedanken über Verletzungen macht."
Er zwinkerte ihr zu und rappelte sich dann schwerfällig auf. "Ich werd´mir wohl mal die Sache mit dem Schwein ansehen gehen. Wer weiß, ob die da hinten wissen, wie man so ein Teil ausnimmt."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Steffie
Auch über Auroras Gesicht glitt ein belustigtes Grinsen, als sie die Männer mit dem toten Tier begutachtete. Allerdings befand sie es für eine gute Idee, denn ihr eigener Magen machte sich langsam bemerkbar und gab ihr zu erkennen, dass er gerne auch andere Nahrungsmittel anstatt das trockene Zwieback begrüßen würde. Nur fragte sie sich, ob es ihr zustand, von dem köstlichen Braten auch ein Stück abzubekommen.
Kurz nickte sie, ob Noahs ekrlärenden Worten und warf ihm einen fragenden Geischtsausdruck hinterher, als dieser aufstand, um sich dem toten Schwein zu widmen. Was hatte es damit zu tun, wer Adams wieder gesund pflegte? Viel wichtiger war es doch, dass er überhaupt wieder gesund wurde. Sie verstand nicht, worauf er hinaus wollte und richtete sich mit gerunzelter Stirn auf, um wieder zu dem Sonnensegel der Verletzten zurück zu kehren und zu sehen, wo noch ihre Hilfe benötigt wurde.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Nordküste   Hispaniola - Nordküste - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 1:58 am

Alex
Nicht sonderlich gut gelaunt stiefelte Cysêth neben den Piraten her, wieder einmal waren Lamignon und Squinter seine Gefährten, dazu ein Mann, den er noch nicht kannte. Mireille lief kaum drei Meter von ihnen entfernt und durchbohrte ihn schier mit ihren Blicken, doch er versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Wenn sie sauer war, dass er jetzt mit den Piraten ging und sich nicht um sie kümmerte, war das ihr Problem. Er hatte keine Lust auf ihre dauernde Eifersucht und Reibereien und kümmerte sich nicht weiter um sie, obwohl er wusste, dass eine Konfrontation irgendwann unvermeidlich werden würde. Spätestens wenn sie verkauft und er daneben stehen würde. Sein Kopf schmerzte jetzt schon beim Gedanken daran.
Als Lamignon ihn von der Seite ansprach, zuckte er erst einmal ein wenig zusammen, denn er hatte nicht damit gerechnet, dass der Pirat ihn ansprechen würde. "Mirelle?", fragte er und hob eine Augenbraue, dann zuckte er mit den Schultern. "Sie war meine Gefährtin. Aber ihre Eifersücht ist furchtbar und sie kommt nicht damit klar, dass ich..."
Er ließ das Ende des Satzes in der Luft hängen und hoffte darauf, dass Lamignon nicht weiter nachbohrte, doch im gleichen Augenblick wusste er, dass er sich nicht damit zufrieden geben würde.
"Ich will mich jetzt nicht mit ihr streiten. Heute nicht. Und morgen am besten auch nicht. Am liebsten würde ich ganz darauf verzichten, aber das wird wohl nicht funktionieren. Sie ist wütend auf mich, dass ich euch nicht sofort getötet habe, nachdem ich keine Fesseln mehr hatte. Sie sinnt... auf Rache", fügte er etwas leiser hinzu, denn er wusste, wozu sie fähig war, wenn sie sehr wütend war.
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