Gaia Fantasia
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 Hispaniola - Santo Domingo

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BeitragThema: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:01 am

Sam
Damian sank in die Knie und schloss die Augen. Leise murmelte er Gebetsphrasen, bevor er mit einem deutlichen „Amen“ endete und über sich ein Kreuz schlug.
Während seiner Zeit auf Reise war er selten in einer vernünftigen Kirche gewesen, geschweige denn in einer so schönen. Sie hatte schon außen mit ihrer schlichten Schönheit überzeugt und auch hier fehlte der überflüssige Prunk, doch stattdessen gab es schöne Malereien von biblischen Motiven. Mit einem aufrichtigen Lächeln erhob er sich langsam wieder und sah aus den Augenwinkeln den Priester nahen. Allerdings tat er es nicht in dem normalen gemächlichen und respektvollen Gang, den man sonst bei Männern seiner Standes sehen konnte, sondern ein eiliger Laufschritt, der ihn direkt zu Damian brachte.
„Sind Sie Viscount Carrington?“, fragte der Kirchenmann in gebrochenen britisch aber mit um so dringlicheren Tonfall. „Theoretisch ja, so nennt man mich, darf ich fragen, was ich für sie tun kann?“, Damians Lächeln machte einer ernsten Miene Platz und er holte eine achtungsvolle Verbeugung vor dem geistigen Oberhaupt dieser Gemeinde nach. „Sie... Sie müssen von hier verschwinden!“ – „Ach und weshalb, wenn meine Wenigkeit diese Frage stellen darf?“, zwischen Damians Augenbrauen wurde eine steile Falte sichtbar. Als wenn er jemand wäre, der vor irgendwas oder irgendwem davonlief!
„Weil er auf dem Weg hierher ist und wenn er kommt, darf kein Fremder und kein Einheimischer zu sehen sein.“ – „ Das ist ja nicht weiter erheblich, immerhin sieht man mich in diesem Gemäuer von außen wohl kaum.“ – „Sir, ich beschwöre sie! Suchen Sie das Weite, oder er wird sich ihrer bemächtigen!“
Mit einem Mal verstand Damian, wer dieser „er“. Es war die Person, die ihn hierher, in eines der ärmlicheren Viertel von Santo Domingo geführt hatte, denn dieser jemand, war ein gesuchter Nekromant, der auch vor Mord keinen Halt machte, wenn es darum ging sich eine Gespielin aus den Fängen des Todes zu greifen. Das Glitzern in seinen Augen, musste jedes weitere Wort unnötig gemacht haben, denn der Priester bekreuzigte sich gleich mehrmals und machte sich daran wieder wegzuhuschen, jedoch nicht ohne ihm eine letzte Warnung zu zu rufen, „Noch können Sie gehen, ohne zu flüchten! Tun Sie es, dies ist nicht Ihr Kampf Sir.“
Damit war er verschwunden und Damian stand alleine in der kleinen Kirche.
Mit einer lässigen Bewegung schob er seinen Mantel zurück und legte die Hand fest auf seinen Schwertgriff, als er sich auf den Weg zum Friedhof hinter der Kirche machte.

Er brauchte allerdings gar nicht soweit gehen. Kaum waren die Tore der Kirche hinter ihm ins Schloss gefallen, schlug ihm der penetrante Gestank von Verwesung entgegen und Damian verzog angewiedert sein Gesicht. Nekromanten mussten eine dichte Nase haben, wie um alles in der Welt konnten sie diesen Geruch nach Tod und Elend sonst nur ertragen?
"Ah... Sir sind geblieben, um mich zu besuchen, nicht wahr?", fragte ihn eine Stimme, schleimiger kaum vorstellbar. Damian fuhr herum und erkannte im Schatten eine dürre Gestalt in schwarze Stoffe gehüllt.
Das musste er sein.
"Ja, da haben Sir Recht, ich bin Domenicus und seid Ihr?" - "Dein Erlöser.", meinte Damian nur kurz angebunden.
Die Gestalt löste sich aus dem Schatten und kam mit einem schallenden Gelächter auf ihn zu. Das Gelächter schien von allen Seiten wiederzuhallen, aber Damians scharfes Gehör erkannte den Stimmenunterschied. Die anderen Lachen kamen von seinen beiden Dienerinnen, die sich im Gebüsch versteckt hatten. Von ihnen ging auch der Gestank aus.
"Sir wird heute sterben und meine Lieblinge werden sich an Euch laben"
Damian schüttelte unwillig den Kopf und zog sein Schwert aus der Scheide.
"Das wüsste ich aber", knurrte er und suchte sich einen festen Stand auf dem Boden, wo er auf Domenicus wartete.
Doch Domenicus schüttelte nur den Kopf, "So dumm, so naiv.. Ihr seid nicht von hier, dass spüre ich."
Dann, ein kleiner Wink reichte und eine seiner Dienerinnen, sprang mit einem schrillen Schrei von hinten auf Damian zu.
Mit einem Satz fuhr Samian herum und begrüßte sie mit seiner Klinge. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss das Schwert ihr den Kopf vom Leib, so dass dieser vor Domenicus Füßen landete.
"Zu Schade, ich hatte sie so gerne, Isabella ich schenke ihn dir."
Ein helles Gegacker ertönte und Damian spürte ihren knochigen Klauen auf seiner Schulter, noch bevor er sein Schwert erheben konnte. während er die junge Zombie Frau von sich stieß entfernte Domenicus sich lautlos.
Isabella sprang wieder vor und Damian machte einen Satz zur Seite, zog aber sein Schwert auf Brusthöhe, mit sich, so dass eine tiefer Schnitt die Kleidung und die Haut, sowie das faulende Fleisch seiner Gegnerin zerteilte und gelbe Knochen zum Vorschein brachte. Allerdings störte sie das nicht, es schien sie nur wütender zu machen, jedenfalls klang ihr Schrei so mit dem sie sich auf ihn stürzte.
Dieses Mal konnte er ihr nicht rechtzeitig ausweichen und sie stieß ihn zu Boden. Im nächsten Augenblick saß Isabella auf seinem Brustkorb und starrte ihn aus hungrigen Augen an, bevor ihr Kopf vorschoss und ihre Zähne sich in seine Schulter bohrten.
Damian schrie auf und ließ sein Schwert fallen. Mit beiden Händen griff er nach ihrem Kopf. Damit hatte sie nicht gerechnet. Noch während sie lautschmatzend vor sich hin kaute, mobilisierte er seine Kräfte und brach ihr mit einem Ruck das Genick.
Hastig stieß er sie von sich und hob seine Waffe auf, mit der er sie schnell enthauptete.
Dann sank er mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Knie.
Fast ließ er erneut seine Waffe fallen, doch er schaffte er noch, sie in die Scheide zu schieben.
Mit einem Stöhnen presste er die Hand auf seine verletzte Schulter und arbeitete sich wieder in die Höhe.


Er musste das Bewusstsein verloren haben, denn als Damian seine Augen wieder aufschlug, war er nicht mehr in der staubigen alten Gasse, sondern auf einer gut gefüllten Strohmatraze eingehüllt in ein paar gute Wolldecken.
Langsam wollte er den Kopf heben, um sich umzuschauen, doch mit einem schmerzvollen Keuchen sank er zuück.
"Langsam, langsam", beschwichtigte ihn eine junge Stimme und als er mit den Augen nach dem Ursprung suchte erkannte er ein kleines Mädchen von höchstens 14 Jahren.
"Du solltest versuchen zu schlafen, deine Wunde eitert und meine Kompresse zieht die Entzündung noch heraus, das tut weh und solange wirst du nirgends hinkönnen.", erklärte sie ihm mit kindlichem Ernst in der Stimme.
"Wo...?" Damians Stimme brach, bevor er einen vernünstigen Satz zustande gebracht hatte.
"Du bist in der Taverne zum pfeiffenden Schwein, in dem Zimmer was du angemietet hattest.", ihr Tonfall zeigte, dass sie sich wunderte, dass Damian das nicht selber erkannte, "Mein Vater fand dich und trug dich her, wir haben nicht oft gut zahlende Kunden, deswegen tat er es gern." Mit ein paar kleinen Schritten war sie bei ihm und hielt ihm einen Becher an den Mund. "Trink langsam, sonst verschluckst du dich und erbrichst dich, du hast lange geschlafen."
Nachdem der Becher geleert war, fühlte Damian sich gestärkt genug um besser zu sprechen als zuvor, "Wie lange denn?"
"Mhm...", kurz blickte das Mädchen aus dem Fenster als müsste sie stark ber diese Frage nachdenken, "zwei Tage... und bis Mitte der zweiten Nacht hast du furchtbar gefiebert."
Mit ihren kleinen Fingern stocherte sie etwas auf der Kompresse herum, wie um sie etwas zurecht zu rücken. Damian ächzte und spürte, wie ihm die Sinne schwanden.

Als er das nächste Mal erwachte, spürte er als erstes das warme Sonnenlicht auf seinem Gesicht und hörte das Klackern von Nadeln. Langsam öffnete er die Augen. An seinem Bett saß wieder das Mädchen, diesmal mit Strickzeug bewaffnet. Als sie jedoch sah, dass er wach war, legte sie es sofort beiseite. "Na endlich!", rief sie aus und war aus seinem Sichtfeld verschwunden. Als sie wiederkam, trug sie ein kleines Tablett. "Vater sagt, du brauchst kein Wasser, Brühe und Brei, sondern was Richtiges, sondern werden Männer nicht gesund, sondern nur noch kränker."
Langsam half sie ihm sich aufzurichten und stellte das Tablett auf seinen Oberschenkeln ab.
Damians Nase erkannte das frische Brot und ein großes Stück Braten. Es schmeckte fast noch besser als es aussah.
Langsam kehrten auch die Erinnerungen wieder. "Domenicus..." wisperte er leise und voller Hass. Das Mädchen starrte ihn an. "Er war das?", in ihrer Stimme schwang Angst und Ehrfurcht mit und Damian nickte nur matt. Einen weiteren Augenblick lang sah sie nur geschockt aus, doch dann strafften sich ihre Schultern und sie versuchte möglichst erwachsen zu wirken.
"Nun es gibt Gerüchte, dass er ein Schiff sucht, dass ihn mit ins Ausland nimmt."
Wieder nickte Damian nur, doch seine Augen betrachteten die Wirtstochter von oben bis unten.
Man sah ihr ihre jungen Jahre an, doch man konnte auch shcon erkennen, das sie eine schöne Frau werden würde. Langsam schienen ihre Brüste anzufangen zu wachsen. Ihr Haar hatte sie streng nach hinter gebunden, doch ein paar Strähnen verrieten, wie widerspenstig es war. Ihre Augen hatten ein helles braun, nur ein dünner Streifen von grn umrahmte die Iris und fesselte Damians Blick. "Wie war noch gleich dein Name?", fragte er sie neugierig. "Taborah, nach meiner Großmutter", informierte sie ihm mit einem stolzen Lächeln und ging langsam in Richtung Tür, "Das Tablett hole ich später, ich muss nach unten, heute ist Waschtag."
Damit verschwand sie und ließ Damian alleine zurück.
Langsam versuchte er sich zubewegen. Tatsächlich es ging, wenn auch jeder Bewegung, gerade jede Bewegung seines Kopfes zu einem unangenehmen Schmerz führte, aber so sollte es eben sein. Er war lange genug ans Bett gefesselt gewesen. Er musste Domenicus zur Strecke bringen, bevor er in ein anderes Land floh. Langsam schwang Damian seine Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Allerdings sank er sogleich zurück.
Es würde auch reichen wenn er sich morgen aufmachte, beschloss Damian und legte sich zurück, um in eine heile Traumwelt zu entfliehen.

Endlich.
Nach ein paar weiteren Tagen hatte Damian sich soweit erholt, dass er seine morgendlichen Übungen nicht mehr drinnen in der kleinen stickigen Dachkammer machen musste, sondern sich durchaus zutraute das Haus zu verlassen.
Fast hatte er wieder seine gewohnte Eleganz und Kraft erreicht.
Die kurze Zeit der Erholung und Taborahs Pflege hatten Wunder bewirkt.
Auf seinem Weg nach draußen begegnete er dem Mädchen leider nicht, sonst hätte er sie gerne eingeladen seinem Training bei zu wohnen.
Als Damian die Gasthaustür öffnete, blieb er einen Moment lang geblendet stehen, doch er beschattete seine Augen nicht, sondern hieß den Sonnenschein willkommen und nahm dankbar die morgendliche Wärme in sich auf.
Mit ausgreifenden Schritten ging Damian die Straße entlang und landete schon bald am Hafen. Hier herrschte selbst jetzt, kurz nach Sonnenaufgang schon reges Treiben, welches ihm ein Lächeln entlockten.
Dennoch trieb es ihn weiter.
Langsam schritt er die Docks ab bis an ihr Ende, wo sie bald in einen grobkörnigen Sandstrand übergingen. Hier war niemand, nur er, das Meer und die Morgensonne.
Damian atmete tief ein und aus, ja, hier ließ es sich gut trainieren.
Er rutschte ein wenig mit den Füßen im Sand, bis er einen festen Stand hatte, dann erst zog er seine Waffe aus der Scheide und ließ sie durch die Luft surren. Sie lag gut in der Hand, wie eh und je.
Es dauerte nicht lange und der erste Schweiß benetzte Damians Körper, während er seine Waffe schwang und mit ihr gegen unsichtbare Gegner focht.
Erst als ihm langsam der Atem knapp wurde, kam Damian wieder zur Ruhe und wischte sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn.
Lange verweilte sein Blick auf dem strahlend blauen Meer, dann packte er scheinbar plötzlich sein Hemd, zog es aus, und ließ es in den Sand fallen. Daneben drapierte er, weitaus vorsichtiger, seinen Schwertgürtel, um sich danach im Meer abzukühlen.

Oh wie gut das kühle Nass doch tat.
Lange blieb Damian in den blauen Fluten.
Hier im Wasser kam ihm die Zeit, die er zur Erholung gebraucht hatte, zu lange vor, und einer Gefangenschaft zu ähnlich. Doch nun war er wieder frei.
Ein letztes Mal tauchte er komplett unter Wasser, bevor er sich langsam wieder an Land begab.
Mit einem schnellen Griff legte er seinen Waffengurt wieder um, sein Hemd jedoch ließ er aus und trocknete sich stattdessen etwas damit ab.
Er fühlte sich fit wie lange nicht mehr und das war auch gut so, denn heute würde Domenicus letzter Tag sein, so wahr er Viscount Damian Frederic Seth Carrington hieß!
Er musste ihn nur erst aufspüren...
Was hatte Taborah gesagt? Domenicus wollte ins Ausland? Per Schiff?
Nun, dann war Damian ja schon fast am richtigen Ort, um genau das zu verhindern.
Sein Blick schweifte über den langen Hafen und ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen.
"Domenicus, deine Zeit läuft ab."
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:01 am

Debbie
tbc aus: Hispaniola - Nordküste nach Hispaniola - Santo Domingo

Es war der späte Nachmittags des fünften Tages, als die Bucht von Santo Domingo zwischen den Baumwipfeln auftauchte. Lhea atmete kaum merklich etwas länger aus als sonst, als sie wieder die glitzernde Fläche des karibischen Meeres vor sich sah.
Von den Hügeln aus gesehen wirkte es wie ein von Silber durchwirktes Seidentuch, das sich auf den Grund schmiegte. Doch sie wusste, dass das Meer selten den friedlichen und angenehmen Charakter eines Seidenstoffes besaß. Es war grausam und hinterlistig. Und es forderte in regelmäßigen Abständen seine Opfer. Instinktiv wusste Lhea, dass dies nicht nur ihre eigenen Gedanken waren.
Ebony hatte sich wieder auf die Reise begeben.
Wenn sie die Augen für einen Moment schloss, konnte Lhea sich nur zu gut vorstellen, wie die Schamanin in ihrer Hütte über Knochen und Muscheln brütete, umnebelt vom Rauch diverser brennender Kräuter und versuchte in ihren Geist zu dringen.
Energisch lenkte Lhea ihre Gedanken einzig und allein auf das, was vor ihr lag und unterband so den kleinen Ritus ihrer ehemaligen Ziehmutter. Davon wollte sie jetzt nichts hören. Das Meer forderte seine Opfer, pah! Sollte es doch fordern. Hin und wieder würde schon etwas für die See abfallen.
Was jetzt zählte, war die Gefangenen an ihren Mittelsmann in Santo Domingo zu bringen. Ihm würde sie ihre Ware vorführen, er würde ihr eine Summe nennen und sie sich desinteressiert zeigen. Doch sie beide wussten genau, dass er der beste Geiselfeilscher in der Gegend war. Nach einiger Zeit der Verhandlung, ein paar Flaschen Rum und blutigen Drohungen würden sie sich einigen und sie gegen eine enorme Summe ihre Ware bei ihm lassen. Ab da würden die éspanischen Edelleute ihm gehören und er sich darum kümmern, was für Summen ihm die verzweifelten Angehörigen aus Aeropia sendeten und was für Summen missgünstige alte Bekannte.
Insofern waren die Lösegeldverhandlungen nicht Lheas Schiff. Sie war nur eine Art Zwischenhändler, der die Ware auswählte und dann zum Herzstück brachte. Sie hatte schon immer mehr Interesse an der Ladung und den Schiffen selbst gezeigt, die sie aufbrachte. Aber was sollte man schon mit Gefangenen machen, wenn es welche gab? Es wäre reine Verschwendung sie dem Meer zu opfern.
Lhea stieß ein wütendes Schnauben aus und stapfte energischer vorwärts. Was bildete Ebony sich eigentlich ein? So wichtig konnte es doch gar nicht sein!
Arteilan neben ihr passte sein Tempo dem ihren mühelos an. Hätte er es bestimmt, hätte sie zwei Schritte in der Zeit machen müssen, in der er einen machte. Sie wusste, dass sein Blick für einige Minuten auf ihrem rechten Stiefel ruhte, doch er hatte keinen Grund sich irgendwelche Gedanken ob des Schnittes an ihrem Fuß zu machen. Am Strand war zwar etwas Dreck in die Wunde geraten, doch mittlerweile heilte er sehr gut und sie verspürte keinerlei Schmerzen beim Laufen, die ihr lästig gewesen wären.
Bei den Gefangenen war das hingegen wieder ganz anders. Je länger sie marschiert waren, desto mehr hatten sie den Mut gefunden, sich über Blasen, die Hitze und ihren Durst zu beklagen. Das plötzliche Verstummen eines besonders hartnäckigen Gecken hatte aber auch den anderen wieder den nötigen Respekt gelehrt und ab sofort hörte man nur noch ihr ungeschicktes Trampeln durch das Unterholz des Urwalds.

Als die Sonne unterging rastete die Gruppe, die sich am zweiten Tag nach dem Vorfall um die Werwölfe herum bei einem Wasserloch wiedervereinigt hatte, kurz vor Santo Domingo.
Der Abstieg aus den Hügeln war mehr als schweißtreibend gewesen und die Piraten waren damit beschäftigt die Gefangenen wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei galt es vor allem, sie wieder etwas ansehnlicher herzurichten, damit das Sümmchen, welches Lhea angeboten werden würde, auch tatsächlich dem Wert entsprach.
Der Captain schritt kontrollierend zwischen den Piraten und Gefangenen einher und versetzte einem seiner Männer eine kräftige Kopfnuss, als eine der Frauen unter seinen Bemühungen begann hysterisch zu kreischen.
Als alles zu ihrer Zufriedenheit zu verlaufen schien, gesellte sich Lhea zu Portuguese, der am Rand der Gruppe stand und sich immer wieder nervös über den Schnurrbart strich.
"Ich habe beschlossen dich mit der Crew für einen freien Abend zu entlassen. Arteilan wird mir bei den Verhandlungen um die Gefangenen assistieren."
Der Blick des Éspaniers huschte zu dem Hünen, der nicht weit entfernt stand und wiederum die Gefangenen am Rande der Gruppe beobachtete. Er selbst reichte dem Steuermann gerade einmal bis zur Brust. Es war überflüssig zu erwähnen, dass selbst ein schweigender Steuermann ein erfolgreicherer Verhandler war als ein hasenfüßiger Navigator. Doch darüber war Portuguese ganz froh.
Mehr als ein Nicken brachte er dennoch nicht hervor und sein Captain schien davon eh keine Notiz zu nehmen.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:01 am

Alex
Die Tage verstrichen schleichend und Cy war froh, dass ihn kaum jemand auf das ansprach, was passiert war. Selbst Lamignon und Squinter hielten sich mit ihren Scherzen zurück und stampften nur durch das dichte Unterholz auf Santo Domingo zu. Einige der Gefangenen taten ihm leid, wie sie über Blasen und derlei Beschwerden klagten, seine Wunden waren im Laufe der letzten Tage beinahe wieder verheilt und er fühlte sich runherum fit, bis auf das, was sich in seinem Kopf abspielte.
Immer wieder fragte er sich, ob er Mireilles Ausbruch hätte verhindern können. Doch er hatte keine andere Möglichkeit gesehen. Hätte er am Bug stehen bleiben und dabei zusehen sollen, wie der kleine Schiffsjunge von einem Hünen erschlagen wurde? Oder hätter er sich mit Mireille zusammen auf dem Sklavenmarkt verkaufen lassen sollen? Immerhin hatte er einen Schritt in Richtung Freiheit getan, indem er seine eigene Freiheit vom Capitain wiederbekommen hatte. Mireille zu befreien wäre ein Leichtes gewesen. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass ihre Wut so bahnbrechend war und sie so schnell ausrasten könnte.

Portuguese, überraschenderweise hatte Lamignon die Initiative ergriffen und ihm so ziemlich alle Piraten, die mit ihnen gekommen waren, vorgestellt, verkündigte an dem Abend nach ihrem Abstieg aus den Bergen, dass sie den Abend frei bekamen. Das war Cysêths Chance, von einigen, mit denen er etwas mehr verband, ein paar letzte Stunden zu verbringen, um dann auf einem anderen Schiff anzuheuern. Er hatte einige Männer darüber reden hören, dass eine sehr aufgebrachte schwarze Schönheit ein Schiff in Richtung Jamaica bestiegen hatte, um möglichst schnell von Hispaniola fortzukommen. Auch wenn Cy sich nicht ganz sicher war, es war zumindest eine winzige Spur auf der Suche nach Mireille, die ihn vielleicht in die Irre, aber auch ins Glück führen konnte.
Und er wollte nichts unversucht lassen, um sie zu finden, denn immerhin gehörte sie zu seinem Rudel.
Mit aufeinander gepressten Lippen stopfte er all sein Hab und Gut, das er am Körper trug, in die Leinentasche und hängte sie sich über die Schulter, bevor er durch die Piraten und Gefangene auf den Hünen zu eilte, der alle um mindestens einen Kopf überragte, obwohl er mit Cy fast auf einer Augenhöhe war. Er war sich sicher, dass sich Lhea bei ihm befand.
Lhea war nicht bei Arteilan, aber von dieser Position aus konnte er sie bei Portuguese, Lamignon und Squinter ausmachen, die etwas tatenlos herumstanden. Schnell drängelte er sich durch die herumstehenden Piraten und stand nur ein paar wenige Atemzüge später vor Lhea, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete.
"Hallo Captain", setzte er leise an. Seine Stimme war ein wenig weggebrochen, denn er hatte in den letzten Tagen kein einziges Wort hervorgebracht. "Ich wollte euch nur danken, dass ihr mir meine Freiheit wiedergegeben habt. Und mich verabschieden. Ich werde Mireille suchen gehen."
Er sah ihr kurz, ernst, in die Augen und drehte sich dann zu Lamignon und Squinter. Portuguese, der etwas abseits stand, schien ihm trotzdem zuzuhören. "Wie wär's, wenn ich auf 'was zu trinken einlade?"
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Lhea kniff die Augen leicht zusammen, als Cysêth Naman auf sie zugeeilt kam, seine Tasche schon fertig gepackt. Sie war ohnehin schon mehr als gereizt, wozu auch das Verhalten der Werwölfe während des Gefangenentransports beigetragen hatte und im Geheimen riet sie ihm, sie nicht zu provozieren, sobald er wieder den Mund aufmachte.
Er war schlau genug leise zu sprechen, doch trotzdem hörte Portuguese seine Worte unweigerlich mit an und merkte deutlich auf. Sie konnte die Zahnräder in seinem Kopf schon fast rattern hören, als er überschlug, wieviel Gewinn ihnen mit diesem Gefangenen verloren gegangen war. Aber gut, für dieses Mal hatte sie ihn ohnehin von dem Verhandlungsdienst frei gestellt und er besaß daher nicht das Recht, ihre Entscheidung anzuzweifeln. Nicht, dass er den Mut dazu gefunden hätte...
"Auf was zu trinken?" Squinter war hellauf begeistert und began umher zu trippeln wie ein junger Hund. "Da fällt mir doch gleich die Taverne Zur-"
"Zuerst", unterbrach ihn der Captain, "werden alle den Gefangenentransport absichern, bis wir beim Geiselfeilscher angelangt sind. Vorher geht hier niemand was trinken. Und für eure Gelage gelten die gleichen Regeln wie immer, wenn wir nur einen Tag verweilen, verstanden?"
Squinter zuckte erst zusammen und nickte dann eifrig. Auch Lamignon und sogar Portuguese fielen mit ein. Scheinbar hatte der Navigator schon automatisch einen Platz für sich auf der nächsten Tavernentour vermerkt. Dann konnte er wieder seiner kleinen Donna aus Éspaninen nachheulen.
"Sieh zu, dass du Land gewinnst, Naman. Sonst überlege ich es mir noch einmal anders." Trotzdem nickte sie ihm ernst und kaum merkbar zu, so dass er wusste, dass sie sich nicht das Recht nehmen würde, ihr Versprechen zu brechen.
Sie ließ ihm nicht die Zeit noch einmal zu antworten, sondern drehte sich herum, um mit lauter Stimme zu verkünden, dass sie bei Einbruch der Dämmerung die Gassen Santo Domingos betreten würden und dass jeder, dem sein Leben noch etwas wert war, angehalten war sich schweigsam zu verhalten, sonst würde sie höchstpersönlich dafür sorgen.

Während sein Captain sprach, huschte Squinter schnell zu Cysêth und raunte ihm den Namen der zwielichtigsten Spelunke Santo Domingos zu, wo sie sich später treffen sollten. Zur barbusigen Schankmaid .
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Sam
Bisher lief es hervorragend.
In den letzten paar Tagen war Damian endgültig wieder zu Kräften gekommen und hatte es sich inzwischen angewöhnt seine täglichen Übungen am Meer zu machen und sie mit einem Bad zu beenden.
Erst danach kam der zweite Punkt seines Tagesablaufes: Domenicus suchen.
Noch hatte er ihn nicht gefunden, doch am vorigen Tag hatte ein Informant ihm gesagt, dass der Nekromant gerne billige Spelunken aufsuchte, also war Damians Plan für heute, so viele davon abzusuchen.

Wie sollte er auch ahnen, dass der Informant von Domenicus angeheuert worden war, da dieser einen Hinterhalt in einer Gasse vor der „Barbusigen Schankmaid“ plante.
Domenicus war in den letzten Tagen auch nicht untätig gewesen. Fast ununterbrochen hatte einer seiner Untoten Damian überwacht.
Derzeit hatte der Nekromant fünf Untergebene.
Zwar waren sie nicht so schlau wie Isabella und Magdalena, auch ihr Aussehen war nicht im mindestens vergleichenswert. Dafür aber ihre Kraft und ihr Gehorsam. Beides war so vollkommen, wie der Gestank den die Diener verströmten.
Davon jedoch ahnte Damian nichts, im Gegenteil, er gedachte Domenicus alleine zu stellen und seinem Dasein ein Ende zu bereiten.

Wahrscheinlich hätte er seinen Tagesablauf aber auch dann nicht geändert, wenn er von Domenicus Plan gewusst hätte.
Nachdem er ein kräftiges Essen hinter sich hatte, bezahlte er seine Gastgeber äußerst großzügig, auch wenn er wusste, dass kein Geld der Welt ein Leben aufwiegen konnte, und sie hatten das seine gerettet.
Die Wirtsfamilie schien das anders zu sehen, oder zumindest hatten sie nicht mit der hohen Belohnung gerechnet.
Unter Danksagungen und Glückwünschen schulterte Damian sein kleines Paket und machte sich auf den Weg.
In das Wirtshaus „zum reißenden Eber“ würde er nicht wieder zurückkehren.
Entweder er brachte in dieser Nacht Domenicus zur streckte und ließ Santo Domingo hinter sich, oder Domenicus brachte ihn um.
Eines von beiden geschah unter Garantie.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Alex
Sobald Lhea sich von ihm abgewendet hatte, drehte auch er sich um, nickte Squinter auch einmal kurz zu, obwohl ihm der Name der Schenke durchaus seltsam vorkam, und ging dann seines Weges, der gerade nach Santo Domingo hinab führte. Kaum hatte er die erste Straße passiert, umfing ihn die Stadt mit all ihrem Lärm und ihrem Gestank. Männer, verschmutzt und stinkend, lungerten in den Straßenecken herum und flehten um ein paar Münzen, doch die meisten gingen einfach unbeteiligt an ihnen vorbei.
Jedes Mal, wenn jemand ihn ansprach, ging Cy ein paar Schritte schneller und schon bald wagte niemand es mehr, ihn anzusprechen, je mehr Straßen er entlang ging.
Die Nacht brach langsam herein und je dunkler es wurde, desto langsamer wurden seine Schritte. Schnell wurde ihm klar, was er hier eigentlich für einen Unsinn trieb. Er irrte ziellos in den Straßen Santo Domingos herum und hatte nicht die geringste Ahnung, wo es hingehen sollte. Zwar kannte er den Namen dieser Schenke, doch von Auskennen konnte er nicht sprechen. Kurz entschlossen packte er einen etwas kleineren, buckligen Mann am Arm und fragte ihn nach dem Weg zur Barbusigen Schankmaid.
Ein zahnloses Grinsen verzerrte das Gesicht des Mannes, als er ihm wild gestikulierend den Weg wies und danach ein paar anzügliche Gesten machte. Was diese Taverne anging, schien der Name Programm zu sein.
Etwas schneller, die Wegbeschreibung im Kopf wiederholend, machte er sich auf den Weg zu der Taverne. Sie war nicht schwer zu finden.

Gelächter und Gegröhle dröhnte aus dem Inneren der Taverne, dessen Fenster mit dickem, roten Stoff verhängt waren. Warum Squinter, der vermutlich die letzten Monate auf See verbracht hatte, gerade diese Taverne vorschlug, war ihm nun kein Rätsel mehr. Cy lehnte sich gegenüber der Schenke an eine Hauswand und sah aufmerkam die Tür an.
Regelmäßig kamen ein paar betrunkene Kerle herausgetorkelt und kotzten an irgendeine Hausecke, bevor sie sich gröhlend auf den Weg nach Hause machten oder es sich gleich an der Hausecke gemütlich machten und auf der Stelle einschliefen. Schließlich, mehrere schielende Männer hatten ihn schon gefragt, ob er die Ecke noch lange besetzen wollte, stieß er die Tür zur Taverne ein und musste den Brechreiz ebenfalls überwältigen. Ein schwerer Parfumduft lag in der Duft, doch die Männer, die an den runden Tischen saßen und tranken, schien das nicht im Geringsten zu stören. Cy setzte sich an die aus grobem Holz gezimmerte Bar und bestellte Rum. Je länger er sich hier aufhielt, desto weniger störte ihn das Odeuvre nach Schweiß, Alkohol, Parfum und anderem, doch er behielt stets die Tür im Auge und wartete darauf, dass Squinter und Lamignon zur Tür herein spazierten.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Debbie
Als die Dunkelheit hereinbrach, schritt eine größere Gruppe Menschen durch die verlassenen Gassen am Rande Santo Domingos. Viele trugen Umhänge aus Sackleinen und hatten die Kapuzen tief in die Stirn gezogen. Man hätte sie für Mienenarbeiter halten können, doch diese Theorie hätte einen Haken gehabt - es gab keine Mienen auf Hispaniola. Santo Domingo war so ziemlich der einzige, befestigte Ort auf der ganzen Insel und diente zu kaum mehr, um die Schiffe, die von fern her aus Aeropia gesegelt kamen, mit Wasser, Obst und Gemüse und frischem Schweinefleisch zu versorgen. Die meisten Häuser waren grob aus Brettern gezimmert und gehörten einigen Armen Teufeln, die die Überfahrt in die Neue Welt zu teuer hatte zu stehen kommen. Nur der Stadtkern verfügte über ein paar elegantere Häuser aus Stein und mit Glasfenstern. Dazu gehörte auch die Kirche.
Wäre es nicht so eine große Gruppe gewesen, wäre ihre plötzliche Anwesenheit in dieser Stadt vielleicht unentdeckt geblieben, doch so sah Lhea deutlich, wie manche Bewohner dieser Gegend aus ihren Verschlägen oder um Ecken spähten. Auch sie selbst war vermummt, genauso wie alle anderen Piraten. Sollte die Stadtwache sie entdecken, und sei sie noch so korrupt, dann würde das ihren weiteren Handel mit dem Geiselfeilscher deutlich erschweren.
Endlich bogen sie um die letzte Ecke und leise zischend scheuchten die Piraten ihre Gefangenen ins Dunkel der Gasse. Lhea und Arteilan schritten voraus, auf eine kleine Laterne zu, die eine Tür aus splitternden Holz erleuchtete. Sie war umschlossen von einer der wenigen Steinmauern Santo Domingos. Mr. Lavoys Schlachthof.
Lhea klopfte mit den Fingerknöcheln dreimal kurz und einmal lang und etwas kräftiger an die Tür und sofort ertönte aus der Ferne das Grollen eines schier monströsen Hundes. Der Captain schnaubte. Immerhin begann der Köter nicht zu bellen und weckte die halbe Stadt.
Es dauerte nicht lange und schlurfende Schritte erklangen von der anderen Seite des Hofes. Ein weiterer Lichtschein fiel unter der Tür hindurch und durch die Spalten in dem alten Holz.
"Wer da?", knurrte eine heisere Männerstimme von der anderen Seite der Tür.
"Na Eure Lieferung an neuen Arbeitskräften, wie versprochen, Mr. Lavoy", sagte Lhea ihr Losungswort auf und schon öffnete sich die Tür einen Spalt. Ein stämmiger Mann mit grauem, fettigen Haar spähte durch die schmale Öffnung an Lhea vorbei. Als er die große Gruppe Menschen erblickte, die ihn teils erwartungsvoll, teils verängstigt ansahen, schlich sich ein schmallippiges Grinsen auf sein Gesicht.
"Gut, gut, Captain Dracan", hauchte er und öffnete die Tür so weit wie es nur möglich war.
Mit einem Nicken bedeutete Lhea ihren Männern die Gefangenen durch die Tür auf den Hof des Schlachters zu treiben, dann waren sie entlassen.

"Ich freue mich immer wieder über die Gesichter dieser éspanischen Pinkel, wenn sie feststellen, dass der Captain sie auf einen Schlachthof führt." Squinters nackte Füße platschten durch eine Pfütze und er kicherte schrill, als er sich noch einmal die Szene vor Augen führte.
"Psst", machten Lamignon und Portuguese und er zuckte die Schultern und eilte weiter.
"Was ich aber nicht verstehe, ist, warum der Captain unserem Wolf die Freiheit geschenkt hat", plapperte Squinter dennoch weiter und sah den Navigator an, als könnte der es ihm verraten. Portuguese jedoch wollte sich darüber keine Gedanken machen, sondern sich einfach nur irgendwo hinsetzen und bei einer Buddel Rum eine angenehme Nacht verbringen, frei von seinem jähzornigen Captain und dem sadistischen Quartiermeister.
"Er hätte in der Tat einen ordentlichen Batzen Gold eingebracht", sinnierte Lamignon und folgte seinem Freund in eine Gasse, die nach Urin und Erbrochenem stank. Er wusste, dass sie der angestrebten Taverne immer näher kamen und desto unwohler wurde ihm. Wenn seine Frau das erfuhr... Aber was war er auch so unvorsichtig gewesen, es Squinter zu überlassen den Ort zu verabreden, wo sie sich noch ein letztes Mal mit Cysêth trafen. Er konnte es auch immernoch nicht fassen, dass der Captain ihn einfach hatte gehen lassen.
"Da ist es!", jubelte Squinter schließlich und schon traten sie durch eine niedrige Tür in eine Spelunke, die den Tavernen auf Tortuga alle Ehre machte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Alex
Es war bereits einiges an Rum über die Theke gewandert, und Cy spürte, wie der Alkohol begann, ihn mit Wärme zu erfüllen. Immer wieder knarrte kurz die Tür und ließ ein wenig kühle Luft, gepaart mit dem Schweißgeruch neuer, fremder Männer herein und schloss sich wieder, doch bis jetzt waren Lamignon und Squinter noch nicht gekommen. Die Lautstärke in der Taverne war stark angestiegen, überall grölte man herum, pöbelte, scherzte und lachte. Der Rum floss in Strömen.
Irgendwann stieß die Tür auf und ein Grinsen stahl sich auf Cys Lippen. Er war zusehends überrascht, dass Portuguese ebenfalls mitgekommen war, doch dann bestellte er drei Buddeln Rum und legte ein paar Münzen auf die Theke, bevor sein Blick auf Lamignons traf und er die drei zu sich winkte.
Cy nahm seine Flasche und hob sie ein Stück. "Na dann Prost", und führte sie an die Lippen, um einen großen Schluck zu nehmen. Der scharfe Geschmack betäubte wohltuend seine Gedanken an Mireille.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Debbie
Squinter und Lamignon ließen sich links und rechts von Cysêth auf die grob gezimmerten Hocker nieder und stützten sich in alter Manier auf die Theke. Portuguese indessen bezog auf Lamignons anderer Seite seinen Platz, rückte jedoch nicht zu nahe zu den anderen heran. Wer konnte auch wissen, was der Abend ihm bringen würde? Vielleicht würde er ja später noch ganz froh sein, wenn man nicht sofort erkannte, dass er zu einem betrunkenen Haufen von Seeleuten gehörte.
Nachdem alle drei erst einmal einen erfrischenden und durchaus tiefen Schluck Rum in ihre Kehlen befördert hatten, stellte Squinter seine Buddel mit einem leisen Knall auf der Theke ab und neigte sich näher zu Cysêth heran.
"Nun erzähl doch mal, wie du es geschafft hast unseren Captain davon zu überzeugen dich laufen zu lassen", hakte er nach und beendete seinen Satz mit einem herzhaften Rülpser. Lamignon schnaubte kurz und neigte sich auch näher heran, während man aus Portugueses Ecke ein leises "Tze!" hörte.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Alex
Ein Grinsen zog sich über Cys Gesicht, als das Gespräch wieder auf seine Freilassung kam. Es war doch zum schießen. Piraten waren schlimmer als die alten Frauen in den Bergdörfern, sie fragten einen dauernd über Dinge aus, die sie eigentlich gar nicht interessieren sollten und schienen sich ihrer häufigen Fragerei nicht im geringsten zu schämen. Einerseits fand er es sehr amüsant und geradezu niedlich, die großen, ungewaschenen Piraten mit einer Neugier, die eher einem Kind gerecht wurde als einem erwachsenen Mann, andererseits hatte er nicht mehr über dieses Thema sprechen wollte.
Er seufzte. Jetzt führte vermutlich kein Weg mehr daran vorbei.
"Geschafft ist gut", fing er an, doch bevor er fortfuhr, nahm er noch einen tiefen Schluck aus der Rumflasche, "nachdem sie mich am Bug festgemacht hatte, sprach ja schon wenige Stunden später der Kampf aus. Ich hatte wohl verdammtes Glück, denn eine der Kanonenkugeln schlug ein Stück von mir in die Reling ein und ich konnte mich losmachen."
Er erzählte ihnen lang und breit die ganze Geschichte, bis er damit am Strand von Hispanola angekommen war. Dass er den Captain nackt gesehen und sie über die Steine getragen hatte, dichtete er schnell um. Er wollte nicht, dass die Piraten etwas falsches dachten.
Kurz bevor er geendet hatte, hallte ein Geräusch in seinen Ohren wieder und ließ ihn herumwirbeln.
"Hört ihr das?" Ein leises Schleifen erfüllte seine Ohren. Es war ein unangenehmes, unnatürliches Geräusch. Cysêth stand auf und legte die Hand auf den Griff seines Säbels.
"Kommt mit", rief er den anderen zu und trat aus der Tür der Taverne.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:02 am

Sam
Damian eilte durch die Straßen, er war sich sicher, dass er eben sie gehört hatte.
Sie die Diener von Domenicus.
Die Zombies des Vodoomeisters.
Die Verursacherin seiner letzten Wunde.
Er würde sie töten, auch wenn sie nun weglief.
Es war eindeutig ihr Kichern gewesen. Es war gehässig gewesen und kalt.
So kalt wie der Stahl in seiner Hand.
Sein Schwert lag ruhig in seiner rechten und wartete nur darauf dieses Geschöpf, dessen reine Existenz Gotteslästerung war, zurück in die Hölle zu schicken aus der ihr Meister sie beschworen hatte, ebenso wie den Meister.
Er war so fixiert auf dieses eine Geräusch, die humpelnden Schritte vor sich und das wehende Haar, von dem er noch hatte einen Blick erhaschen können, sodass Damian nicht die anderen hörte.
Das schwere Atmen und das Schlurfen.
Geräusche die dafür sorgten, dass die Menschen ihre Häuser nicht verließen, sich bekreuzigten und ein Stoßgebet gen Himmel schickten.
Die Bewohner wussten das es ein Zombiemarsch war, der an ihren Fenstern vorbei huschte und jeden Schatten ausnutzte. Jeder von ihnen kannte Domenicus, jeder fürchtete ihn und seine dunklen Mächte.
Die meisten von ihnen hatten aber auch schon seine Dienste in Anspruch genommen, selbst wenn es nur dafür war, sich noch einmal von dem toten Mann zu verabschieden.
Doch Damian bekam es nicht mit.
Er spürte erst das etwas nicht richtig war als er sah, wie Isabella ihre Arme um Domenicus schloss und zu ihm zurückblickte mit einem Hunger und einer Genugtuung die ihm eine Gänsehaut verpasste.
Unwillkürlich verlangsamte er seine Schritte.
Da hörte er es.
Langsam blickte er sich um sah die fremden toten und kalten Augen, die ihn aus allen Richtungen anstarrten und dessen tote Leiber gütig von der Dunkelheit der Nacht verborgen blieben.
Leise fluchte Damian und stellte seine Füße etwas weiter auseinander, um einen festeren Stand zu haben.
„Sir wird heute sterben und wieder leben an der Seite eines Meisters der ihn zu schätzen weiß.“
Ein grimmiges Lächeln zierte Damians Lippen, „Niemals!“
Damit rannte er los, das Schwert hoch erhoben, bereit die Menschen von Domenicus armseliger Existenz zu befreien. Der jedoch lachte nur laut auf und machte eine eindeutige Handbewegung und seine Diener kamen aus den Schatten, alle mit dem einen Ziel: Damians Tod.
Das war der Moment in dem sich die Tür hinter ihm öffnete und ein paar Männer, scheinbar bewaffnet, die Schenke verlassen wollten.
In einem Bruchteil einer Sekunde fuhr Damian herum und blickte die Fremden todernst an.
„Geht zurück, schließt die Tür, verriegelt sie und trinkt noch etwas.“
Er sagte nicht, dass sie ihm nicht helfen sollten, dass er es alleine schaffen würde. Es würde lächerlich wirken und gerade bei solchen Aussagen keimte auch in so manchem Angsthasen ein Heldengen auf.
Ohne darauf zu achten, ob die Fremden seinem Rat gefolgt waren, drehte er sich wieder herum und wehrte den ersten Zombie ab.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:03 am

Debbie
Junge, jetzt bleib doch sitzen!", rief Lamignon und packte Cysêth an der Schulter, doch dieser hatte sich schon losgerissen und eilte zur Tür hinaus. "Der hat sich wohl schon etwas länger am Rum erfreut, während wir dieses Loch hier gesucht haben!", wetterte der Pirat weiter und klopfte Squinter auf den Rücken, welcher sich daraufhin ächzend erhob, noch einen tiefen Schluck aus seiner Buddel nahm und dann seinem Freund zur Tür folgte. Im Hinausgehen wandte er sich noch einmal zum Wirt um, der mit hochroten Kopf an der Schänke erschienen war, wo die drei soeben noch gesessen hatten. "Der Éspanier zahlt!", rief Squiner ihm zu und winkte in Portuguese' Richtung. Dessen Miene hätte man genauso gut mit der vom Ruß der blakenden Fackeln geschwärzten Wand vergleichen können, als er diese Worte vernahm.
Kichernd wandte sich Squinter um und stieß sofort gegen Lamignon, der wie angewurzelt in der Tür stehen geblieben war.
"Wasn-?", begann er, doch dann stockte ihm der Atem. "Boah, nee!", war sein nächster Kommentar, als er die Worte des Fremden vernahm und Cysêth erblickte, der mit im Kampfeseifer erhobenem Säbel schon mitten in der Gasse stand. Er drehte sich herum, um zurück in die Schänke zu gehen, doch da schob sich schon ein großer Hafenarbeiter mit dem Kreuz eines Bären durch die Tür und versperrte ihm den Weg.
"Zurück, zurück!", rief Lamignon und wedelte mit den Armen in Cysêths Richtung, doch da schwankten schon die fahlgesichtigen Gestalten auf sie zu.
"Totes Fleisch!", gellte ein Schrei durch die Gasse und wurde in der Ferne weiter aufgenommen. Lamignon hätte später nicht mehr sagen könne, ob er von ihm oder wem anders kam. Ihm Nu erhob sich ein Brüllen aus dem Inneren der Schänke und ein lautes Klirren erklang, als etwas zu Boden fiel.
"Weg, weg!", rief Lamignon und wedelte einem der Untoten mit einer Fackel vor der Nase herum, welche er aus einer Halterung neben der Tür der Schänke gezogen hatte. Der Untote, welcher bis gerade eben noch auf ihn zugetrottet war, blieb einen Moment stehen, sah ihn aus leeren Augen an und setzte seinen Weg dann fort. "Ach, verdammt sollt ihr sein!", fluchte der Pirat und schlug mit der brennenden Fackel zu.
"Portuguese, Portuguese!" Squinter sprang um seinen Freund herum und stürzte zu Cysêth, welcher von den Untoten umzingelt zu werden drohte. "Los, du feiger Sack!", gröhlte er abermals in Richtung der Tür, doch es war nichts zu sehen vom Navigator der Verheißung.
Stattdessen strömten andere Männer aus dem kleinen Gebäude, einige viel zu betrunken, um noch gerade zu gehen, doch alle hatten eine Waffe in der Hand und wenn es nur eine Buddel voll Rum war, die auf dem Kopf eines Untoten zerbarst.
"Squinter, Cysêth, zu mir!", rief Lamignon und zog seinen Säbel, welchen er als Kanonier so selten gebrauchen musste.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:03 am

Alex
Ein Knurren drang aus seiner Kehle, als Cysêth sich urplötzlich inmitten von Untoten wiederfand. Kein Wunder, dass ihn seine Gefühle gewarnt hatten. Das hier war... einfach unnatürlich und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er glaubte schon lange nicht mehr an die große Magie, aber das hier war nicht anders als mit Magie zu erklären. Das war unnatürlich.
Doch es blieb ihm nicht lange Zeit, um über den Ursprung der Untoten nachzudenken, er dachte vielmehr über deren Abschied von der Welt nach. Mit einer schnellen Bewegung zog er seinen Säbel und hielt ihn angriffsbereit vor seinen Körper, als auch schon der erste Untote auf ihn zuwankte und mit seinem Arm ausholte. Totes Fleisch flog durch die Luft, als sein Arm heruntersauste und einige der losen Hautfetzen abrissen. Geekelt verzog Cy das Gesicht und schlug dem Untoten, der nicht besonders schnell reagierte, den Kopf vom Hals.
Hinter ihm stürmten weitere Männer aus der Taverne, größtenteils unbewaffnet, doch sie traten gegen die untoten Leiber oder zogen ihnen ihre Rumflaschen über den Kopf. Doch wenn sie einen besiegt hatten, traten an seine Stelle drei Neue und so langsam gingen den Männern die leeren Rumflaschen aus. Neben Cysêth kämpften auch Squinter und Lamignon, mit grimmigen Mienen droschen sie auf die Untoten ein, deren Flut gar kein Ende nehmen wollte.
Ein kalter Hauch streifte Cysêths Nacken. Er wirbelte herum, doch es war schon zu spät. Etwas schlug hart auf seinen Rücken ein und Cy sah Sternchen. Verdattert schüttelte er den Kopf und langte nach dem Säbel, der auf den Boden gefallen war. Ein nackter, brauner Fuß trat auf die klinge und der untote schrie auf. Die Schreie, die sie von sich gaben, waren seltsamer als ihre Erscheinung, es klang mehr wie ein lautes, verzweifeltes Röcheln untermalt von den Schreien eines Sterbenden. Wieder lief Cy ein Schauer über den Rücken; er konnte es nicht kontrollieren, dass er entsetzt und geekelt von den Untoten war. Doch nur mit einem Säbel bewaffnet, konnte er nicht genug gegen die Untoten ausrichten.
Andererseits, wenn er sich hier verwandelte, würden es eine Menge menschen mitbekommen und er könnte einige Probleme bekommen. Er hatte sich gerade eben seine Freiheit wiedererkämpft, er wollte sie nicht an irgendeinen geldgierigen Mann verlieren, dem die grandiose Idee kam, einen Werwolf an einen Zirkus zu verkaufen.
CYsêth seufzte leise, bevor seine Aufmerksamkeit von den Untoten abgelenkt wurde. Er stach zu, fällte zwei untote mit einem Bodycheck um und bekam selbst einen Hieb in die magengrube ab. Er stöhnte. Eine seiner Wunden war wieder aufgerissen und warmes Blut rann über seine Schulter. Verdammt aber auch. Warum musste so ein Mist aber auch immer ihnen passieren?
Wut kochte in Cysêth auf. Er würde sich bestimmt nicht von gerade aus dem Grab gekrabbelten Menschen unterkriegen lassen! Zwei kraftvolle Hiebe drängen einige der Untoten ein Stück weg, dann hieb er auf eine der Untoten ein und trat noch einmal nach. Squinter und Lamignon an seiner Seite kämpften verbissen, doch mittlerweile waren sie durch eine Mauer aus Untoten getrennt worden.
Seinen Säbel wie ein Axt überdem Kopf haltend, schlug Cysêth sich durch die Menge und versuchte, auf sienem Weg so viele Untoten wie möglich mitzukriegen. Die schier unenedliche Flut aus Untoten schien allmählich abzuschwellen, dennoch war der Platz vor der Schenke immer noch angefüllt von Untoten. Die meisten Männer, die zu Anfang geholfen hatten, waren entweder verwundet worden oder hatten sich zurück in die Schenke geflohen, aus Mangel an Waffen.
Cysêth selbst hatte auch einige Wunden davon getragen, seine Arme waren bespritzt mit Blut und ein tiefer Schnitt an seinem Unterarm schickte stoßweise Schmerz durch seinen Körper.
Neben Lamignon hieb er auf einige Untote auf. Endlich sah er ein Ende! Es waren nur noch etwa zwanzig übrig, als ihn plötzlich eine Hand von hinten packte und ihm die Luft abschnürte. Er versuchte, nach hinten auszutreten, doch er erwischte nur ein Bein; der Untote gab nicht einmal ein Geröusch von sich. Das war es? Lamignon und Squinter waren durch einige Untote von ihm getrennt, sie konnten ihm nicht zu Hilfe eilen. Wahrscheinlich sahen sie seine kritische Situation nicht einmal. So fühlte es sich also an, zu sterben? Schwärze trat vor seine Augen, als der Griff um seinen Hals lockerer wurde. Glas fiel aufs Pflaster. Cysêths Knie knickten ein, er griff nach seinem Hals und musste erst einmal ein paar Mal husten, um wieder Luft zu kriegen. Ein großer, bärtiger Seemann stand hinter ihm und hielt ihm seine Hand hin, in der anderen den Hals einer leeren Rumflasche.
"Steh auf, Junge. Es ist vorbei."
Cysêth ergriff seine Hand und ließ sich auf die Beine ziehen. Dann sah er sich um. Der Mann hatte Recht. Squinter schlug gerade den letzten Untoten zu Boden und Lamignon zog seinen Säbel aus einem Brustkorb. Es war vorbei. Sie hatten es geschafft. Die einzigen Personen, die jetzt noch auf dem Platz standen, waren einige bewaffnete Männer und sie. Die Luft war erfüllt von Gestank, der von den Toten aufstieg.
Der Schnitt schmerzte, doch Cysêth schob den Gedanken an ihn beiseite und suchte sich einen Weg durch die Leichen zu seinen Freunden. Er bezeichnete sie schon als Freunde? Es wurde höchste Zeit für ihn, zu gehen.

Ein Lächeln verzog seine Mundwinkel, als er seine Hand auf Lamignons Schulter legte.
"Danke, meine Freunde. Ich hoffe, man sieht sich mal wieder."
Mit einer schnellen Bewegung steckte er den Säbel weg und wandte sich um, verschwand in einer dunklen Gasse und gab sich große Mühe, sich nicht umzusehen.
Freiheit.
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BeitragThema: Re: Hispaniola - Santo Domingo   Hispaniola - Santo Domingo EmptySa Jun 01, 2013 2:08 am

Debbie
Lamignon richtete sich keuchend auf und warf sein Säbel angeekelt von sich. Er wollte sich kaum umsehen, solch ein widerwärtiges Gemetzel hatte hier stattgefunden. Fahle Gliedmaßen schimmerten in der Dunkelheit und der Gestank in der Luft war zum Schneiden dick. Nur schwer konnte er ein Würgen unterdrücken.
Squinter taumelte gegen die Wand des Wirtshauses und ließ sich daran herabsinken. Ein tiefer Schnitt verlief entlang seines Kiefers, doch ebenso wie sein Kamerad hatte auch er keine ernsthaften Blessuren davongetragen. Die Untoten waren nicht bewaffnet gewesen und hatten nur ihre kalten, langen Finger zur Verfügung gehabt.
Ein Mann, der an ihrer Seite gekämpf hatte, Lamignon erkannte, dass es der große Hafenarbeiter war, der ihnen zuvor den Weg zurück versperrt hatte, drehte einen der Leichname herum. Es war einer der anderen Gäste der Taverne. Seine Augen waren weit hervorgetreten und feine Blutäderchen waren darin geplatzt und verliehen dem Weiß seiner Augen unheimliche, rote Schlieren. Er hatte weniger Glück gehabt, man konnte deutlich die Stellen erkennen, an denen er von einem der Untoten gewürgt worden war.
Als Lamignon die Stimme Cys hörte, klärte sich sein Blick und er sah den jungen Mann an. Und wie er davon lief. Seine Kehle war zu trocken, um zu rufen. Er brachte nur ein heiseres Krächzen hervor.
"Cy, was soll-?" Doch da war der Werwolf schon in einer dunklen Gasse verschwunden und der Pirat beschloss seufzend ihn laufen zu lassen. Er hatte sowieso gehen müssen. Dieser Kampf hätte und hatte nichts daran geändert. Schade drum. Er war ein guter Kämpfer, wenn auch vielleicht kein guter Seemann. Aber das konnte man ja nicht feststellen, wenn er angekettet auf dem Deck saß...
Lamignon hörte, dass Squinter weniger Kontrolle über den Inhalt seines Magens behalten konnte und lief zurück in die Taverne, wobei er vermied, seinen Freund in dieser misslichen Lage anzusehen.
Bald hatte er Portuguese gefunden und ihn davon überzeugt, dass alle Gefahr vorerst geschwunden und es an der Zeit war zu gehen. Bevor sich doch noch irgendwelche militärischen Institutionen Santo Domingos für den Vorfall interessieren und hier auftauchen sollten. Dann war es besser für jeden Pirat über alle Berge zu sein.
Der Navigator und der Kanonier stöhnten beide im selben Moment auf, als ihnen dies einfiel. Sie mussten Captain Dracan von den jüngsten Ereignissen unterrichten. Sie würde gar nicht davon begeistert sein zu hören, dass ihre Männer einen Haufen Untote dahingemetzelt hatten und das mitten in Santo Domingo.
Sie hatte schon immmer... ein recht spezielles Verhältnis zu Untoten gehabt. Und da Lamignon wusste, dass es ohnehin langsam mal wieder an der Zeit war die kleine Insel Corazonne anzusteuern, wusste er auch, dass sein Captain nun noch weniger begeistert von diesen Neuigkeiten sein würde.

Die Piraten hatten ihren Treffpunkt außerhalb von Santo Domingo wieder aufgesucht, wie vereinbart. Zumindest ein Teil von ihnen. Zu diesem Teil zählten der Captain, der Steuermann, die zwei Unglücklichen, die bei den Verhandlungen mit Mr. Lavoy hatten anwesend sein müssen, sowie ein paar Männer, welche entweder kein Glück gehabt hatten eine Taverne zu finden, weil plötzlich alle geschlossen worden waren oder vorzeitig von deren Wirten dazu bewegt worden waren zu verschwinden.
Etwas Merkwüriges und Unheimliches schien in dieser Nacht in der Hafenstadt Santo Domingo vor sich zu gehen. Fenster und Türen waren von innen verrammelt worden, während Lhea, Arteilan und die beiden anderen Piraten sich auf den Rückweg gemacht hatten. An dem Gürtel des Captains und des Steuermanns baumelten Ledersäckchen, voll mit schweren Münzen.
Es war ein gutes Geschäft geworden und Lhea hatte ihrem Mittelsmann nicht mal drohen müssen ihn an seinen großen Ohren an eine Mauer zu nageln, denn es hatte sich herausgestellt, dass sogar ein Adliger unter den Gefangenen gewesen war, welcher ganz entfernt mit dem éspanischen Königshaus verschwägert war.
Das war eine fette Prise geworden.
Lheas Laune hatte sich deswegen aber trotzdem nicht allzu sehr gebessert. Sie wusste, dass Arteilan in den Gassen Santo Domingos totes Fleisch gerochen hatte und das konnte sie sich nicht im geringsten erklären. Ich blieb nichts Anderes übrig als zu bezweifeln, dass es sich hierbei um Embers Werk handelte. Das wäre doch wirklich absurd und zu viel des Guten!

Als Arteilan aufstand, weil er sich nähernde Schritte auf dem Pfad hörte, zückte Lhea ihren Säbel und hörte auf ruhelos auf und ab zu schreiten.
Doch es waren nur ihr Navigator und zwei Kanoniere. Dafür waren diese umso aufgeregter. Sie stanken nach Rum, Erbrochenem und kalter Angst.
Squinter und Lamignon nötigten Portuguese dazu vorzutreten und Bericht zu erstatten, obwohl Captain Dracan es gar nicht befohlen hatte.
"Ja?", knurrte sie und sah den Navigator finster an.
"C-capt'n, Sir", begann dieser seine Rede. "Als wir soeben in der Taverne Zur-".
"Jaa?", drängte der Captain weiter. Sie hatte keine Lust auf ellenlange Vorträge, sondern wollte nur über die jüngsten Ereignisse unterrichtet werden, die sich offensichtlich zugetragen hatten.
"Untote", brachte ihr Navigator erstaunlich präzise hervor. Als sein Captain schwieg, erlaubte er es sich fortzufahren, immerhin war er trotz seiner Hasenherzigkeit noch der dritte Mann an Bord der Verheißung. "Eine Schar Untoter griff uns an, doch wir waren in der Lage, sie zurückzuschlagen."
"Wieviele?" Lheas Blick huschte zu Squinter und Lamignon. Potuguese war ihren Mienen nach zu urteilen definitiv nicht an den Kämpfen beteiligt gewesen.
"Ähem... viele?" Der Navigator wirkte stark verunsichert, doch auch die beiden Piraten hinter ihm zuckten bescheiden mit den Schultern.
"Wegtreten", brummte Lhea. Mehr würde sie über die Ereignisse vorerst wohl nicht erfahren.

Der nächste Morgen brach mit einem scheinheilig blauen Himmel und laut zwitschernden Vögeln herein. Die letzten Piraten hatten sich im Laufe der Nacht wieder bei ihrem Treffpunkt eingefunden, viele früher als gedacht, und es war ihnen möglich gewesen, schon im Morgengrauen aufzubrechen.
Von den Hügeln nördlich von Santo Domingo aus warf Lhea einen Blick zurück auf die Hafenstadt. Aus einigen Gassen im östlichen Stadtteil stiegen dicke Rauchschwaden auf. In den Straßen wurden die Überreste der Untoten verbrannt. Sie schauderte kaum merklich, drehte sich wieder um und setzte mit schweren Stiefelschritten ihren Weg in Richtung Norden fort.

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