Gaia Fantasia
Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.


Ein Spiegel unserer Welt
 
StartseiteStartseite  Neueste BilderNeueste Bilder  SuchenSuchen  AnmeldenAnmelden  LoginLogin  

 

 Karibisches Meer

Nach unten 
Gehe zu Seite : 1, 2, 3, 4  Weiter
AutorNachricht
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:35 am

Debbie
tbc: Tortuga -> Karibisches Meer

Die Verheißung lag in der Nähe von Kap Guantánamo, Kuba im seichten Gewässer vor Anker. In ihrer Nähe wiegte sich auch Captain Blauhands Schaluppe die Dirty Dollie auf den Wellen.
Seit einigen Tagen lagen die beiden Piratenschiffe etwa vierzehn Schiffslängen voneinander entfernt auf der Lauer, die Passage der Schatzschiffe war jeden Moment zu erwarten.
Captain Dracan pflegte es, ihren Platz im äußersten Ring zu halten.
Zweimal jährlich passierten die éspanischen Schatzschiffe auf ihren Weg in die Heimat diese Gewässer und von Jahr zu Jahr wurden es mehr Piraten, die sich zusammenschlossen, um sie um einen Teil ihrer Schätze und reicher Passagiere zu erleichtern.
Es lag nicht in der Natur der Piraten zu teilen, doch hier gab es strenge Regeln und nur wenige durften sich erlauben, sich über diese hinwegzusetzen.
Lhea wusste, dass Captain Blauhand ihr Ansehen bei Joe Dafoe, dem Piratenkaiser der seinen Sitz in einem Keller von Tortuga hatte, ausnutzte, doch das störte sie nur im Geringsten. Sein Schiff war klein und wendig und ein guter Jäger. Er schaffte es stets, ein oder zwei der Schatzschiffe aus ihrer großen Flotte zu spalten, welche dann direkt von der Verheißung und einem weiteren verbündeten Schiff aufs Korn genommen wurden. Normalerweise fiel der Platz des zweiten Schiffs Captain Kiddy´s Bukanierbraut zu, doch dieses Jahr schien der Platz leer zu bleiben.
Wie jedes Jahr, hatte auch dieses Jahr seine und Lheas Verabredung gegolten, sich mit Blauhand auf Tortuga zu treffen, doch er war nicht aufgetaucht.
Man konnte von Glück sprechen, dass die Verheißung dieses Jahr unter voller Besatzung segelte und dass alle gesund und ausgeruht waren, denn sonst wäre es möglicherweise eng geworden. Die drei Piratenkapitäne hatten vor zwei Jahren ihre liebe Not gehabt, bei der Gelbfieberepidemie.
Dieses Jahr lauerten den Éspaniern also nur zwei Piratenschiffe auf, nachdem sie glaubten, schon alle Freibeuter und Halsabschneider hinter sich zurückgelassen zu haben. Normalerweise folgten jetzt nur noch ein paar Schiffe mit unvorbereiteten Amateurpiraten, die nur selten ein Schiff aufbringen konnten.
Welcher Kapitän sich in dem Glauben wägte es mit diesen zwei Schiffen auch noch leicht aufnehmen zu können, der war noch nicht lange auf Fahrt in der Karibik. Alte Hasen wussten, dass die Verheißung immer dann auftauchte, wenn man glaubte, dass schon alles vorbei war und dass es einen dann besonders hart traf.
Jene erfahrene Seemänner würden dieses Jahr vielleicht sogar Glück haben, denn dieses Jahr war der Captain der Verheißung mit den Gedanken woanders.

Captain Dracan lehnte mit dem Rücken am Vormast, während sie ihre zwei Pistolen und zwei Musketen lud, die sie im Falle eines Kampfes gedachte einzusetzen.
Normalerweise kam es auf den Schatzschiffen eher selten zum Kampf, denn die feigen Kapitäne und ihre Besatzung ergaben sich lieber, als einen Kampf auf Leben und Tod zu riskieren. Sollten sie dies doch tun, war ihr erstes Opfer, nachdem die ersten Kanonenschüsse auf den Hauptmast abgefeuert worden waren, der Steuermann, um das Schiff für eine Weile unmanövrierbar zu machen.
Gefährlicher wurde es, wenn einige Begleitschiffe der éspanischen Marine vom Piratenangriff Wind bekamen. Entweder mussten die Piraten dann erst von ihrem Opfer ablassen, um sich dem gefährlicheren Feind zu stellen, oder notfalls sogar fliehen, wenn der Gegner in der Überzahl war.
Doch für gewöhnlich blieben die wenigen Galeeren der éspanischen Armee schon früher zurück, um die ersten Piraten zu bekämpfen, die weiter südlich angriffen.
Über all dies musste Lhea schon gar nicht mehr nachdenken. Sie war schon seit einigen Jahren Captain der Verheißung. Sie konnte im Schlaf die Wanten hinauf und hinunter klettern, mit geschlossenen Augen zwischen den Takelagen hin und her schwingen und ein Segelschiff, schwer beladen mit seinen Schätzen, drei Seemeilen gegen den Wind riechen. Es war das Schiff, auf dem sie ihre ersten Schritte getan hatte und sie schwor sich, dass es auch das war, auf dem sie ihre letzten tun würde.
Etwas zu fest drückte sie ihren Daumen gegen den Feuerstein ihrer Steinschlosspistole, um zu testen, ob er noch scharf genug war, oder ausgewechselt werden musste. Er war scharf genug, sie hatte ihn erst vor kurzem ausgetauscht. Ein dünnes Blutrinnsal rann ihren Daumen hinab und färbte den Saum ihres Hemdsärmels rot.
Fluchend wischte sie sich das Blut an der Hose ab, spannte den Hahn und füllte die Zündpfanne mit etwas Schießpulver. Sie richtete die Pistole aus, visierte den Schiffsjungen an, der mitten im Schrubben des Decks erstarrte und sich keinen Zentimeter rührte, da er wusste, dass Lhea ihn eh treffen würde, wenn sie wollte, doch anstatt abzuziehen, zog sie den Lauf nur an ihre Lippen und bließ etwas von dem losen Schießpulver rund um das Schloss weg.
Der Junge atmete auf und setzte seine Arbeit fort, nicht ohne seinem Captain noch einen verstohlenen Blick zuzuwerfen, der ihn jedoch nicht weiter beachtete, sondern nun auch Schießpulver in den Lauf füllte.
Als sie auch eine Kugel und einen kleinen Stofffetzen in den Lauf geschoben und ihn gestopft hatte, legte sie abermals an und zog ab. Laut hallte der Schuss über das Deck und sofort richteten sich alle Piraten auf, die bisher faul in der Sonne gedöst oder an der Reling gelehnt und begierig Ausschau nach Schiffen gehalten hatten, und starrten den Schiffsjungen an, der abermals kerzengerade dastand und die Augen weit aufgerissen hatte.
Eine Locke seines hellen Haars fiel auf die Planken und er schluckte.
"Entweder du schneidest sie dir als Schiffsjunge ab, oder du machst dir einen Zopf", knurrte Lhea ihn an und begann wieder von vorne ihre Pistole zu laden.
Samuel war sein Name, doch alle nannten ihn nur Sammy, eine Verniedlichung, die von seinem geringen Alter herrührte. Er war der Neffe des Kanoniers Lamignon, der ganz zum Ärger von Lamignons eigenen Sohn, der noch zu jung war um Schiffsjunge zu werden, vor einigen Monaten auf der Verheißung angeheuert hatte.
Nachdem er noch einige Augenblicke totenstarr dagestanden hatte, fing er ein Lederbändchen auf, das ihm Arteilan zuwarf, der in der Nähe des Steuers an der Reling lehnte und die ganze Szenerie beobachtet hatte.
Schon seit einigen Tagen beobachtete er alles, was um seinen Captain herum geschah ganz genau. Er wusste, dass sie sich Sorgen machte und deswegen machte er sich Sorgen.
Sie war viel zu stolz um zuzugeben, dass ihr etwas auf dem Herzen lag, doch er wusste ganz genau, dass ihr Ärger über Kiddy´s Fernbleiben sich langsam in Sorge umwandelte.
Er war ein verdammter Windhund, doch eine Verabredung mit seinem großen Idol Captain Dracan hatte er noch nie verpasst.
Trotzdem sagte er nichts, denn er wusste, dass Lhea ihn aufgrund seiner Verschwiegenheit als einen ihrer engsten Vertrauten schätzte.
Stattdessen ließ er den Blick auf die Wellen abschweifen, die in der hellen Mittagssonne träge silbern glitzerten.


Als Arteilan so seinen Blick über die glitzernden Wellen gleiten ließ, ohne auch nur blinzeln zu müssen, spürte er die Veränderung in der Luft, kurz bevor ein lautes Krächzen von oben schallte.
"Halsabschneider! Halsabschneider!"
Er wusste, dass dies nichts anderes als 'Segel in Sicht' bedeutete, denn der Papagei des Ausgucks war nur in der Lage zu fluchen, anstatt ganz präzise Informationen zu geben.
Sofort setzte er sich in Bewegung.
Er stieg die Treppe hinunter und trat durch die breite Flügeltür in das Achterkastell des Schiffes. Die Kapitänskajüte, in welche sich Captain Dracan zurückgezogen hatte, lag nur ein paar Stufen auf einer engen Stiege abwärts am Ende eines kurzen Ganges.
Er klopfte kurz und trat dann ein, als Lhea ihn hereinrief.
Sie stand gerade mit freiem Oberkörper vor dem breiten Buntglasfenstern der Kapitänskajüte und band sich einen breiten Stoffstreifen fest um die Brust. Ohne auch nur einen Ton von ihrem langjährigen Gefährten Arteilan zu erwarten, sagte sie "Ich habe es schon gerochen" und zog den Knoten hinter ihrem Rücken fest zu.
Dann schlüpfte sie wieder in ihr Hemd und stopfte ihren langen Zopf unter ein Kopftuch, um dann einen Hut darüber zu ziehen. Dann band sie sich einen weiteren, breiten Stoffstreifen um die Taille.
Arteilan nickte stumm und warf ihr ihren Waffengürtel zu, der über einer Stuhllehne hing. Geschickt fing sie ihn auf und steckte ihr Entermesser in die an dem Gürtel baumelnde Scheide und steckte dann ihre beiden Steinschlosspistolen und zahlreiche Dolche unter die Stoffbahn um ihre Taille.
Zu guter Letzt schob sie den alten Dolch ihres Vaters und Vorbildes Brandyn Dracan unter den Verband um ihre Brust und nahm eine Muskete, die sie schon vor einigen Stunden gelagen hatte, um bestenfalls den Steuermann einer herannahenden Galeone außer Gefecht zu setzen.
Arteilan indessen stieg wieder hinauf an Deck und beobachtete das routinierte Treiben der Piraten, die sich für den Befehl des Captains bereit machten, unter dessen alleinigen Befehl sie in der Schlacht standen.
Als Captain Dracan schließlich mit tief in die Stirn gezogenem Hut an Deck erschien, lauerten sie erwartungsvoll in den Wanten.
Sie hob den Blick und sah sich einige Minuten still um, wobei sie jeden Mann ihrer Crew für einen Bruchteil einer Sekunde ins Augen fasste.
Dann verzog sich einer ihrer Mundwinkel und einem bösen Lächeln.
"Fertigmachen zum Entern!" rief sie und als Antwort erhielt sie ein enthusiastisch gebrülltes "Aye, Captain!"
Sie nickte zufrieden und stieg hinter Arteilan und Portuguese auf das Achterkastell.


Lhea nahm das Fernrohr entgegen, welches Portuguese ihr reichte und spähte in Richtung der Dirty Dollie, wo sie Captain Blauhand ebenfalls mit einem Fernrohr am Auge erblickte. Er jedoch blickte in Richtung der Segel am Horizont.
Dann senkte er das Fernrohr, drehte sich um und schien einen Befehl zu geben, denn sofort setzte sich seine Crew eifrig in Bewegung und die Segel gesetzt.
Lhea reichte das Fernrohr wieder Portuguese, der fortfuhr das Treiben auf der Dirty Dollie zu beobachten.
"Segel setzen, Capt´n?" fragte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Es ging immerhin darum, ein Schiff seiner Landsmänner zu überfallen.
"Noch nicht."
Langsam nahm die Dirty Dollie Fahrt auf und wurde dann immer schneller. Es dauerte noch einige quälenden Minuten, dann schien auch die Besatzung des éspanischen Schatzschiffes den Braten zu riechen.
Die schwerfällige Galeone begann sich leicht nach Steuerbord zu neigen, um dem flaggenlosen Schiff auszuweichen, doch die Dirty Dollie war sehr viel schneller, wenn auch nicht so gut gerüstet.
Ohne die Bukanierbraut die in diesem Fall das Schiff von der anderen Seite treiben würde, schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis die Galeone endlich so stand, dass auch die Verheißung auf den Plan treten konnte.
"Segel setzen!" brüllte Lhea, die breitbeinig auf der Reling stand und sich mit einer Hand an einer der Wanten festhielt.
Es war schon fast eine Erleichterung für die Männer ihrer Crew, endlich die schweren Segel losmachen zu können, die sich sofort in der leichten Brise bauschten. Die Männer warfen sich in die Seile und Rahnock des Hauptmastes ächzte leise, so wie er es immer tat, wenn die Segel sich spannten.
Die Verheißung nahm an Fahrt auf und näherte sich unheilvoll dem Schatzschiff, das ihr von der Dirty Dollie direkt in die Fänge getrieben wurde.
"Kanonen fertig machen!" rief der Geschützmeister Adams und schon wurden die Pfortendeckel geöffnet und die Kanonen für die ersten Schüsse festgezurrt.
"Hisst die Flaggen!"
Innerhalb weniger Sekungen flatterten zwei Fahnen am Fockmast. Eine rote Flagge, welche zur Abschreckung galt und die schwarze Totenkopfflagge, die Jolly Rogger mit den überkreuzten Säbeln.
Lhea konnte die Panik der braven Seemänner an Deck der éspanischen Galeone schon fast spüren und mit einem bitterbösen Lächeln zog sie sich den Hut noch tiefer ins Gesicht und legte die Muskete an.

Ein Schuss donnerte durch die klare Luft, als sich das Schatzschiff mit dem Namen Padma plötzlich zwischen den beiden Piratenschiffen wiederfand.
Lhea hatte sich mit der Hacke gegen den Rückschub gestemmt, doch trotzdem wurde sie von der Wucht des Schuss leicht nach hinten gedrückt, doch sie fing sich schnell genug wieder, bevor sie in ein würdeloses Taumeln gelangt wäre.
Ein gellender Schrei ertönte, als der Steuermann der Padma zusammensank und alles ging in Deckung.
"Feuer!" hörte Lhea in der Ferne Captain Blauhand brüllen und abermals zerriss noch ein viel lauteres Donnern die Luft, als eine der Kanonen des kleinen Schoners abgefeuert wurde und den Bug der Padma splittern ließ.
Lhea schnaubte leise. Er konnte es auch einfach nicht abwarten, aber sie ließ ihm gerne seinen Teil.
Es war der gewohnte Vorgang beim Entern. Warum sollte man das Schiff zu sehr beschädigen, wenn man es doch gut gebrauchen konnte, um es weiterzuverkaufen oder sich selbst unter dem Nagel zu reißen?
Besser man setzte zunächst den Steuermann außer Gefecht und machte das Schiff somit auf kurze Zeit unmanövrierbar. Der Schuss vor den Bug galt als Abschreckung und wurde so angesetzt, dass er möglichst wenig Schaden anrichtete. Man wurde zwar damit belohnt, dass eine Zeit lang besonders viel Wasser in der Bilge stand, aber der Schaden ließ sich im nächsten Hafen leicht beheben und zierte fast jedes Piratenschiff.
Lhea brüllte einige Befehle und in Windeseile waren die ersten Enterhaken ausgeworfen und lautes Knallen erfüllte die Luft mit Rauch, als die Piraten die Munition ihrer Musketen verfeuerten, um den unvorsichtigen Seemännern an Deck der Padma das Fürchten zu lehren.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:35 am

Alex

Es waren einige Tage vergangen seit ihrer ersten Nacht in Port Royal. Am nachfolgenden Tage war ein Schiffsmann gekommen und hatte sie gebeten, mit ihm zu kommen, das Schiff würde noch in der Nacht ablegen. So nahmen sie ihre Kleiderbündel, schnallten die Waffengürtel um und folgten ihm an Bord der Padma. Es war das prachtvollste Schiff, das im Hafen vor Anker lag und es würde sie ohne größere Umwege nach Aeropia bringen. Cysêth und Mireille waren aufgeregt und sprachen kaum, nur ein leises Nagen in Cys Brust brachte ihn dazu, darüber nachzudenken, ob sie wirklich das Richtige taten, indem sie nach Aeropia fuhren, fernab von ihrer Heimat, fernab von ihrem Rudel.
Doch die weite, blauschimmernde See entfachte ein völlig neues, unbekanntes Gefühl in ihm: Sehnsucht. Nie hatte er solch ein Gefühl verspürt, denn stets hatte er gehabt, was er brauchte. Ein warmes Feuer, Freunde und Nahrung. Doch jetzt wollte er mehr.
Seine Augen sprühten Funken, als er an Bord der Padma stand, den Rücken an den Mast gelehnt, die Arme verschränkt, aufs Meer hinausblickend. Mireille stand neben ihm, einen Kamm in den Händen und fuhr mit seinen Zacken durch ihr langes schwarzes Haar, das verknotet und leicht verfilzt war.
Auch Cysêth hätte sich mal wieder kämmen sollen, doch er hasste die Schmerzen und funkelte Mireille warnend an, als sie sich ihm mit dem Kamm näherte. Doch er kannte ihre Sturheit und so dauerte es nicht lange, bis das Ziehen und Zerren an seinen Haaren begann.
Unterdessen war die Sonne beinahe untergegangen und ein feuriger Schleier legte sich über die See. Sie würden die folgenden Nächte in ihren Schlafsäcken an Deck verbringen, denn sie hatten sich keine Kabinen unter Deck leisten können.
Im Licht der untergehenden Sonne wurden auch die Rufe auf dem Schiff lauter, denn sie würden bald ablegen. Seufzend wickelte Cy sich in seinen Schlafsack und lächelte Mireille kurz zu, dann war er eingeschlafen.

Ein Krachen weckte ihn unsanft aus seinem Traum. In all den Jahren hatte er gelernt, auch bei Lärm schlafen zu können, doch als Mireille ihn an der Schulter rüttelte, wurde er entgültig wach und richtete sich auf.
"Was ist passiert?" Doch Mireille musste nichts mehr sagen, er hatte die schwarzen Flaggen gesehen. "Piraten", presste er unter zusammengekniffenen Lippen hervor und sprang auf. Keine Sekunde zu früh, denn an der, wo er gerade noch an der Wand gelegen hatte, bohrte sich ein Enterhaken ins Holz.
Ein Knurren drang aus seiner Kehle und Cysêth konnte sich eine Verwandlung nur schwer verkneifen. Mit einer Handbewegung deutete er Mireille, sich in Sicherheit zu bringen und schob auch eine weitere Frau, die gerade aus den Schlafräumen, in ihre Richtung. Sie wehrte und sträubte sich, doch nach wie vor war er der Meinung, dass Gefahr keine Frauensache war.
Mireille warf ihm einen erzünten Blick zu, als hätte sie seine Gedanken erraten, und ein wütendes Funkeln trat in ihre Augen, doch er brachte zum Schweigen, als er sich in den großen schwarzen Wolf verwandelte und sich flach auf den Boden presste, um die Meuterer bestmöglich zu überraschen.
Schüsse hallten in der Luft wider und ein Zittern durchfuhr das große Schiff, als sie scheinbar von einer Kanonenkugel getroffen wurden. Ein Knurren drang aus Cysêths Kehle, und die Matrosen, mit großen, angstgeweiteten Augen, waren ihm mit Sicherheit keine Hilfe. Die meisten von ihnen waren nicht einmal bewaffnet.
Als jedoch die ersten Piraten über die Reling geklettert kamen, drang ein lautes Knurren aus Cysêths Kehle, er drückte sich mit den Hinterbeinen ab und sprang dem ersten der Piraten an die Kehle, der unter einem leisen Gurgeln zu Boden sank. Aus den Augenwinkeln sah er nur, wie ein Zittern durch Mireilles Körper lief. Sie hatte Angst um ihn. Und dies berechtigt. Die erste Kugel schlug knapp neben seiner Pfote ins Holz ein.
Darauf bedacht, nicht von diesen Geschossen getroffen zu werden, präzisierte er seine Angriffe immer mehr und verletzte die Männer nicht tödlich, jedoch aber so, dass sie wehrlos waren. Zögerlich, aber mit immer mehr Eifer, eilten ihm die ersten Seemänner zu Hilfe, die ihren Schrecken überwunden hatten. Bald waren die Planken überströmt vom Blut des Wolfes, der Piraten und der Matrosen.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:35 am

Debbie
Lhea schnaubte, als sie die Entwicklung des Kampfes vom Achterkastell aus beobachtete.
Sie legte eine weitere Muskete an und schoss auf einen der Matrosen, der gerade einen waffenlosen Vollidioten aus ihrer Crew im Schwitzkasten hatte und drohte ihn zu ersticken.
Sie traf ihn direkt zwischen den Augen und ihr schmächtiger Mann befreite sich aus den bärenstarken, aber nun erschlafften Armen.
"Lasst die Passagiere am Leben!" brüllte sie einigen zu, die gerade drauf und dran waren, sich an den langen Seilen ans Deck der Padma zu schwingen.
Diejenigen die es gehört hatten, nickten ernsthaft und die Nachricht verbreitete sich mehr schlecht als recht an den Decks.
Als Lhea sah, wie einer der Piraten, sie konnte nicht erkennen, ob er aus ihrer Crew oder der von Blauhand war, einen reich geschmückten Edelmann niederstreckte, der völlig verwirrt über das Deck taumelte, wurde es ihr zu bunt sie beschloss einzuschreiten.
Hier war der Spaß zuende, denn das beraubte sie um wertvolle Geiseln.
Als Arteilan sah, dass sein Captain sich kampfbereit machte, steckte auch er sich noch ein weiteres Enterbeil unter die breite Schärpe um seine Mitte und reichte Lhea ein Seil, an dem sie sich herüberschwingen konnte.
"Zu viel der Ehre" knurrte sie leise, nahm das dickte Seil jedoch fest in die Hand, kletterte ein Stück die Wanten hinauf und schwang sich elegant herüber.
Sie und Arteilan erreichten gleichzeitig das Deck der Padma. Bei der Gelegenheit stieß sie mit der vollen Wucht ihres Schwunges ein vorbeieilenden Matrosen mit einer Säbel in der Hand von den Füßen, während Arteilan gleich zwei niederwalzte.
Sie hörte ihn einen zufriedenen Laut ausstoßen, dann machte er sich daran, die noch lebenden Matrosen und Passagiere an Deck der Padma zusammenzudrängen. Jeder gab hierbei mehr Acht auf die Matrosen, da die meisten Passagiere der Oberklasse angehörten, die noch nie ein Entermesser aus der Nähe gesehen hatten.
Kurz nach Lhea erreichte auch Blauhand in Begleitung seines Navigators das Kampfgetümmel und war kurz darauf bei ihr.
"Was ist das da für ein Köter?" brüllte er und wies auf ein knurrenden, riesigen Wolf mit dichtem schwarzen Fell, der von gleich zehn Piraten in Schach gehalten werden musste.
Captain Dracan schnaubte. "Jedem Tierchen sein Pläsierchen" knurrte sie und nickte mit dem Kopf zu dem toten Edelmann zu ihren Füßen, der sie dazu veranlasst hatte, das Deck zu wechseln.
Dann zog sie sich das Tuch über Mund und Nase wieder hoch, denn es war ein Stück herunter gerutscht.
"Wo ist der Kapitän?" knurrte sie und hieb mit dem Knauf einem Seemann auf den Kopf, der vor einem von Blauhands Männern in ihre Richtung zurückwich.
Blauhand zuckte die Schultern und stellte sich auf ein Fass, um die wenigen letzten Scharmüzel zu überblicken, die noch nicht ganz ausgefochten waren. Doch der Kampf war so gut wie beendet. Die noch lebenden Matrosen waren am Hauptmast zusammengetrieben worden und wurden mit Entermessern- und beilen, Donnerbüchsen und Pistolen in Schach gehalten.
Auch einige Passagiere befanden sich unter ihnen, doch die meisten hatten sich wohl unter Deck verschanzt, in der Hoffnung, dass es sie am Leben erhalten würde.
Captain Dracan nickte einigen ihrer Männer zu und sie folgten ihr zu der breiten Flügeltür, die, wie bei ihrem eigenen Schiff, ins Achterkastell und somit zur Kapitänskajüte führte.
Arteilan und Feng schlossen sich an, zwei Hünen zu ihren Seiten und einige von Blauhands Männern.
Sie fanden die Tür der Kapitänskajüte verriegelt und ein leichtes Lächeln breitete sich unter ihrem Tuch aus. Sie trat beiseite, um Arteilan mit seinem Beil den Vortritt zu lassen.
Mit einem lauten Krachen flog die massive Holztür aus ihren Angeln und wurde gegen einen breiten Tisch geschleudert, der in der Mitte der Kajüte umgeworfen war, hinter ihm hatten sich der Kapitän der Padma, sein erster Maat, der Navigator und zwei reiche éspanische Edelmänner verschanzt.
Nur der Navigator und der erste Maat hatten im Eifer des Gefechts noch eine Muskete ergattern können, doch sofort hatten sie ihre zwei Schüsse vergeudet, von dem einer ins Leere ging und der andere einen unvorsichtigen Pirat aus Blauhands Crew am Oberarm streifte.
Laut fluchend sprang dieser zur Seite und presste die schmutzige Hand auf die blutende Wunde, während Captain Dracan würdevoll die Kajüte betrat.
"So sieht man sich wieder" merkte sie an, als ein pummeliges Häufchen Elend von einem Kapitän sich in eine der Ecken drängte.
"Señor Carrera, so sieht man sich wieder" sagte sie zu dem kleinen Mann, dem der Schweiß auf der Stirn perlte. Er stieß ein schwaches seufzen aus.
"Captain Dracan" stammelte er. "Welch Überraschung..."
"Ja, wer hätte das erwartet" erwiderte sie trocken und wandte sich dann an ihre Männer. "Bringt sie an Deck."

Die Kämpfe an Deck waren mittlerweile gänzlich beendet und die Piraten hatten nun auch die meisten Passagiere aus ihren Löchern getrieben.
Als Carrera vor Captain Dracan her an Deck getrieben wurde, brachen einige der Piraten in schallendes Gelächter aus.
Blauhands Lachen ertönte am lautesten und wildesten von seinem Fass. "Ach, Señor Carrera. Wieder mal begierig der Erste zu sein?" Carrera schnaufte, als er von Feng mit zu dem Männern seiner Besatzung gestoßen wurde, von denen die ersten schon mit Fesseln und Knebeln geschmückt waren.
Als ein lautes Kreischen ertönte, fuhr Lhea herum.
Juanito, ihr Quartiermeister, schleifte soeben eine reicht geschmückte, junge Frau an Deck, die sich heftig wehrte, doch keinen Erfolg vorweisen konnte.
Plötzlich tauchte hinter ihm jedoch eine weitere Frau, mit langem schwarzen Haar auf und wollte sich mit einem Dolch und einem gefährlichen Funkeln in den Augen auf ihn stürzen, doch hinter dieser widerum stand just in diesem Moment Arteilan und packte sie mit seinen Riesenpranken an beiden Oberarmen, um sie ihr auf dem Rücken fest zu halten.
Sie schrie vor Schmerz auf und zappelte noch kurz, doch dann hielt sie mit zornesfunkelnden Blick still.
Captain Dracan und Blauhand warfen sich einen Blick zu, dann ordnete er an, dass alle gefesselt werden sollte, während sie über den Verbleib der Überlebenden beratschlagen wollten.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:35 am

Alex
Eine Schar Piraten hatten einen engen Kreis um ihn gebildet und alle hatten sie ihre Waffen auf ihn gerichtet. Hätte er auch nur einen Schritt gemacht, hätten ihn mit Sicherheit unzählige Kugeln getroffen. Schweiß lief ihnen allen über die Stirn und tropfte auf die Planken. Es hätte nur eines Prankenhiebes bedurft, um drei von ihnen auf den Grund des Meeres zu schicken. Doch es war aussichtslos. Es waren einfach zu viele. Auch mit Hilfe von Mireille hätten sie beide keine Chance gegen diese Überzahl, und die schlecht bewaffneten Matrosen waren überdies zu feige, um sich zu wehren.
Ein Seufzen drang aus seiner Kehle und sein Körper streckte sich, bis schließlich der große Mann mit den pechschwarzen Haaren auf den Planken stand. Einige der Piraten wichen zurück, andere schluckten nur ein paar Mal, blieben jedoch wo sie waren, wenn auch mit zitternden Händen. Scheinbar hatte keiner von ihnen jemals einen Werwolf gesehen.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen suchte er das Deck nach Mireille ab, als er sie schließlich mit gezücktem Dolch hinter einem Piraten stehen sah. Das sah ihr ähnlich. Ein mageres Lächeln glitt über sein Gesicht. Ausgerechnet auf der Überfahrt nach Aeropia wurden sie von Piraten gefangen genommen. Das passte nun gar nicht in ihre Pläne, auch wenn der Geruch von Abenteuern und Gefahr in der Luft schwebte. Für die ehrlichen Seeleute tat es ihm leid, auch wenn sie zugegebenermaßen leichte Beute waren.
Ein heller Schrei, den er nur allzu gut kannte, riss ihn aus seinen Überlegungen. Ein großer, breitschultriger Pirat hatte Mireille an den Oberarmen gepackt, so fest, dass sie vor Schmerzen schrie. Gefahr, schrieen alle Sinne in Cysêth, denn wenn Mireille Schmerzen hatte, verlor sie nur allzu leicht die Kontrolle über den Wolf in ihr.

Cysêths Blick bohrte sich in den eines der umstehenden Piraten. "Lasst mich durch, sie gehört zu mir", rief er. "Los jetzt, oder ihr wollt ein Blutbad sehen", fügte er mit Nachdruck hinzu. Die Piraten wichen auseinander, er klang wohl überzeugend, und schon lief er los, Mireille entgegen. Innerlich betete er dafür, dass Mireille sich beherrschte und ihre Wut, Angst und ihr Schmerzempfinden eindämpfte. Sie schienen Glück zu haben. Ihr Gesicht war zwar verzerrt vor Anstrengung, aber sie wies noch keine Anzeichen einer Verwandlung auf.
Schon war er bei ihr und fasste ihr Gesicht mit beiden Händen. Sie blickte ihm in die Augen und lächelte leicht.
"Es geht schon. Lass gut sein".

Cysêth nickte und bat den Piraten leise, sie loszulassen. Sie beide waren jetzt sowieso machtlos, der Überraschungseffekt war ihre Stärke und Trumpf, aber gegen solch eine Übermacht hatten sie nicht die geringste Chance. Also nahm er Mireilles Hand und harrte der Dinge, die da kommen würden.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:35 am

Debbie
Lhea hatte sich gerade zum Gehen gewendet, als der Wolf sich verwandelte.
Sie fuhr herum und beobachtete ihn aus zu Schlitzen verengten Augen, doch er schien vorerst nicht vorzuhaben, sich das Leben schwer zu machen.
Als Arteilan stumm die junge Frau losließ, die eindeutig zu ihm gehörte, gab sie ihm ein unauffälliges Zeichen, doch er wusste schon von selber, dass er Vorsicht walten lassen sollte.

Die beiden Piratenkapitäne zogen sich für eine Weile zurück, um sich zu beraten und kamen schließlich dazu, dass sie erst einmal die Beute verladen und dann später, wenn die Jagd beendet war, in New Providence aufteilen würden.
Sie beschlossen auch die Passagiere aufzuteilen, wobei die Verheißung aus Platzgründen einen größeren Teil fassen würde. Das Lösegeld für die reichen Passagiere würden sie erst später erpressen, nur was sie mit den ärmeren Leuten machen sollte, wussten sie nicht so recht.
Zunächst würde die Padma ihre Funktion als Köderschiff erfüllen.
Sie hatten vor, ihren Anker an einer etwas seichteren Stelle nur ein paar Seemeilen weiter nördlich senken und dann treiben zu lassen. Kapitän und Matrosen würden sie auf ihrem Schiff lassen, wo Fortuna über ihr Schicksal entscheiden sollte.
Vermutlich würden sie dann an Deck eines der vorbeikommenden Schiffe gehen wollen, doch genau darauf hatten es die Piraten abgesehen.
Kein éspanischer Kapitän würde einfach an der Galeone eines Landmannes vorbeisegeln, ohne sich zu erkundigen, warum er mitten im Karibischen Meer vor Anker lag.
Wenn die herannahende Galeone an Fahrt verlor, würden dann die Piraten auf den Plan treten.
Das sämtliche Schiff musste jedoch zuvor auf irgendwelche Waffen und sonstige Lästigkeiten hin durchsucht werden und das Steuerrad musste abmontiert und die Segel niedergeholt werden, damit die Besatzung der Padma nicht eine waghalsige Flucht mit dem Schiff wagen konnte.
Wenn die gedachten mit einem Beiboot davon zu rudern, so sollten sie es Blauhands und Captain Dracans Meinung nach ruhig versuchen, denn sie waren für sie nicht weiter wichtig, sondern viel mehr lästig.
Die beiden Piratenkapitäne besiegelten ihren Plan mit einem Handschlag und einem tiefen Schluck aus einer Flasche Rum, die sie im Schreibtisch der Kapitänskajüte gefunden hatten, dann traten sie an Deck, um ihren Männern ihre Anweisungen zu geben.
Captain Dracan ging wieder an Bord ihres eigenen Schiffes und beaufsichtigte, wie die meisten Gefangenen an ihr Deck gebracht wurden.
Dort wurden sie zunächst alle mit dem Rücken an Haupt-, Vor- und Fockmast gefesselt, während einige Piraten einen Laderaum weitestgehend leerräumten, um später darin ihre goldene Beute und die Geiseln zu verstauen.
Die Lebensmittel, die sich sich von der Padma nahmen, würden mit in den Ballastraum im Rumpf kommen, wo auch die Wasserfässer gelagert wurden. Sollten sich die Éspanier sich ruhig an ihrem blutigen Gold ergötzen, sie würden sich bald wünschen, nie wieder welches zu sehen.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Alex
Cysêth war froh darüber, dass die Menschen nicht fluchend auf ihn zurannten und ihn als Teufelspack bezeichneten, wie es schon in vielen Städten geschehen war. Noch froher war er jedoch darüber, dass ihnen allen nichts passiert war. Mireille wischte mit einem Stofffetzen Blut von seiner Wange und säuberte den Schnitt so gut wie sie konnte, dann wurden sie unsanft in den Rücken gestoßen und an Bord des größeren Piratenschiffes geleitet.
Cysêth blickte zu dem fremden Captain auf. Seine Stimme klang ungewohnt weich, so als käme er aus dem Süden, aber das konnte er anhand seiner Haarfarbe ausschließen. Es war ein kleiner, sehniger Mann, mit ungewöhnlich schmalen Schultern. Aber egal wie er aussah, Cysêth hatte keinen Zweifel daran, dass er skrupellos und brutal war, so wie seine Männer es vermuten ließen.
Als die ersten Männer aus der Mannschaft jedoch begannen, die Sklaven an die Mäste zu fesseln, riss Cysêth der Geduldsfaden. Dass sie entführt worden waren und ihre Reise wohl länger dauern würde als zuerst vermutet, verärgerte ihn schon, aber dass sie diese Reise noch dazu gefesselt verbringen würden, das konnte sich der Captain abschminken.
Dann hatte er die Rechnung ohne Cysêth gemacht. Denn er hasste es, Fesseln oder Ketten angelegt zu bekommen, generell in seiner gegebenen Freiheit beschränkt zu werden. Er fügte sich nicht gerne in festgelegte Verhaltensmuster und so wehrte er sich aus Leibeskräften gegen die Piraten, die ihm die Seile anlegen wollten. Mireille stand schräg versetzt hinter ihm und krallte ihre Finger in den Stoff seines Hemdes, wie um ihm zu bedeuten, es doch bitte zu lassen.
Doch ein weiteres Mal konnte er nicht umhin, aus der Konformität auszubrechen und seinen eigenen Weg zu gehen. "Captain", rief er schallend über das Deck, laut genug, dass der Mann, der einige Meter von ihnen entfernt stand, ihn hören konnte, "habt ihr nicht eine etwas komfortablere Unterbringung für die Gäste eures Schiffes? Es könnte sein, dass wir Hunger bekommen und ich glaube nicht, dass es euch sonderlich gelegen käme, wenn ein Viertel eurer Gefangenen das Zeitliche segnen würden."
Herausfordernd schaute er ihn an, denn er wusste, er war gehört worden und hatte mit Sicherheit die Wut des Captains auf sich gezogen, doch solch eine Behandlung widersprach all seinen Prinzipien. Er würde sich nicht wie Ware behandeln lassen.
"Ich kann euch versichern, wir werden eure Männer nicht angreifen, aber ich kann für nichts garantieren, wenn wir mit anderen Gefangenen, noch dazu so reichen Leuten, zusammengesperrt werden, wahrscheinlich bei Wasser und ein wenig Brot."

Mireille seufzte und schüttelte missmutig den Kopf. Sie hätte es besser wissen müssen... Vorsichtig legte sie ihre schmale Hand in seinem blieb jedoch stehen wo sie war.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Debbie
Lhea knirschte leicht mit den Zähnen. Erst ein riesen Aufsehens machen und jetzt auch noch Forderungen stellen.
Sie drehte sich langsam auf den Stiefelabsatz herum und trat einige Schritte auf den großen Mann zu. Je näher sie kam, desto größer schien er zu werden, doch größere Menschen hatten ihr nie etwas ausgemacht. Schon als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihr Vater sie immer damit getröstet, dass sie sich dann wenigstens nicht umständlich zu verrenken brauchte, um einem Gegner die Kniesehnen durchzuschneiden.
"So? Ihr seid also undankbar? Keine Kosten, keine Logis? Seht euch um" sie machte eine ausladene Handbewegung. "Ein Schuss aus der Pistole eines meiner Männer und ihr seid alle Sorgen was eure Unterkunft betrifft los."
Sie trat noch einen Schritt weiter auf ihn zu und funkelte ihn an.
"Hunde werden für gewöhnlich angekettet!"
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Alex
Ein belustigtes Lächeln spielte um seine Lippen. Er kannte Piraten. Er kannte spitze Zungen - Elia und Sen waren wohl die schlagfertigsten Menschen, die er je kennen gelernt hatte. Er selbst konnte sich mit ihnen nicht messen, denn auf alles wusste er bei Weitem keine Antwort. Jedoch auf die arrogante, abschätzige Rede des Captains.
"Undankbar? Ich bitte Euch. Wir wollen doch nur für die Gesundheit euerer Gäste garantieren. Ich bin mir sicher, tot bringen sie nicht halb so viel Geld wie lebend. Und das Gold ist es doch, was euch interessiert, Captain, nicht?" Spöttisch deutete er eine leichte Verbeugung an, doch schneller, als Captain Dracan schauen konnte, hatte er bereits einen Dolch aus dem Stiefelschaft gezogen und fuhr mit dem Finger leicht darüber, bevor er ihn langsam in ihre Richtung wandern ließ. "Glaubt mir, Captain, bevor ich bin, seid ihr es auch." Seine Stimme wurde ein wenig lauter. "Ihr könnt euch aussuchen, was euch lieber ist."
Er schenkte dem Captain ein gewinnendes Lächeln, in dem unverhohlener Spott lag. "Ich würde euch demübrigen wärmstens empfehlen, Werwölfe nich zu beleidigen. Zähne und Klauen sind ein weitaus effektiveres Mittel als eine spitze Zunge."
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Debbie
"Ein Messer schärft das andere, sagt man als Pirat. Wäre eine spitze Zunge alles was ich hätte, wäre ich nicht Captain. Doch ich kann auf das zählen, was ich kann und auch darauf, was die können, dich ich unter meiner Hand leite."
Er schien nicht zu verstehen, was sie meinte.
Sie trat noch einen Schritt näher, so dass sein Dolch direkt zwischen ihren Schlüsselbeinen lag.
"Mach dich nicht unglücklich, Junge" zischte sie kaum vernehmlich und deutete mit dem Kinn ganz leicht eine Bewegung hinter ihn an.
Er hatte das zahlreiche Klicken der Spannhähne nicht gehört.
Langsam, ohne den Dolch herunter zu nehmen, wandte er den Kopf und sah in die geweiteten Augen seiner Begleiterin. Eine große Hand hatte sich über ihren Mund gelegt und ein Dolch lag an ihrer Kehle, genau dort, wo er auch an Lheas Kehle lag.
Blitzschnell schlug sie ihm mit dem Handrücken den Dolch aus der Hand und als er wieder herumfuhr, bekam er einen mächtigen Schlag mit einem Musketenkolben auf den Hinterkopf. Als er zu Boden fiel, ragte Arteilan hinter ihm auf, beugte sich über ihn und hob ihn hoch.
"Der Köter bekommt den Ehrenplatz", sagte Captain Dracan beherrscht.
Juaniton hatte indessen den Arm der Frau gepackt und sah sie anzüglich an.
"Und das Püppchen?"
Lhea hob die Augenbrauen.
"Das Püppchen darf meinetwegen für das leibliche Wohl der Gefangenen sorgen.
Noah!"
Der alte Schiffskoch kam an Deck und sah sich neugierig um. "Capt´n?"
Lhea funkelte Juanito kurz böse an, der sich nur widerwillig von seinem neuen Spielzeug trennen wollte, packte dann selbst die junge Frau am Arm und führte sie zu Noah.
"Ein falscher Tritt und ich werde nicht für das Wohlergehen deines Freundes garantieren. Bleib bei dem Koch und du wirst eine ruhige Nacht haben" raunte sie ihr zu und schubste sie das letzte Stück zu Noah hin.
"Na komm," lud dieser sie mit väterlicher Stimme ein. "Sehen wir mal, was wir für unsere Gäste tun können."

Der Werwolf sollte sich später an der Stelle wiederfinden, wo der Bugspriet dem Holz entsprang. Jeden der Arme in Eisen gelegt und an die Reling gekettet, musste er wie eine gespiegelte Galionsfigur an Deck ausharren.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Alex
Mireille ging eine Schrittlänge vor Noah auf die Küche zu. Warme Luft, wohlriechende Luft zog in dichten Schwaden unter Deck herum und weckte das Knurren in ihrem Magen.
Doch sie unterdrückte es, legte den Werwolf innerlich in Ketten, um keine Katastrophe heraufzubeschwören und versuchte ihre Gedanken von Cysêth abzulenken, den Anblick, den er geboten hatte, als er dort gelegen hatte. So hilflos hatte sie ihn noch nie gesehen. Eigentlich war er immer der starke Beschützer, derjenige, hinter dem man sich immer verstecken konnte. Dieses Mal hatten sie nur nicht die Rechnung mit dem Captain gemacht. Wie er sich bewegt hatte. Solche Bewegungen hatte sie noch nie bei einem Mann gesehen, so schnell, so geschmeidig. Wüsste sie es nicht besser, würde sie glatt denken, dass man sie an der Nase herumführte. Die recht helle Stimme, die schmalen Schultern, die Bewegungen.
Doch Mireille tat diesen Gedanken als völlig abwegig ab. Das konnte nicht sein. Nach all dem, was sie von den Piraten gehört hatte, duldeten sie eigentlich gar keine Frauen an Bord ihrer Schiffe, erst recht keine als Captain.
Als Noah die Tür zur Schiffsküche aufstieß, verschlug es ihr schier den Atem. Sofort waren alle Gedanken an den Captain des Schiffes verworfen, denn vor sich sah sie wahrlich das Paradies. Noch nie hatte sie so viele Speisen auf einem Haufen gesehen, Gemüse, Fleisch, Brot, Zuckergebäck. Mit offen stehendem Mund ging sie in der Küche auf und ab. Der Schiffskoch lachte leise. "Das gefällt dir wohl, Mädchen, was?" Sie nickte. Für eine junge Frau, die es gewöhnt war, immer nur das zu haben, was gerade so zum Leben nötig war, schwebte sie im Himmel.
Die schlechten Gedanken waren vertrieben, sie verbot es sich, an Cysêth zu denken, als Noah sie aufforderte, ihm zu helfen. Zunächst stellte sie sich sehr ungeschickt an und war kurz davor, das Fleisch einfach auf Stöcke zu schieben und über dem Feuer zu rösten, doch sie beherrschte sich und tat das, was Noah ihr sagte. Innerlich dachte sie, dass sie es doch nicht so schlimm erwischt hatten, auch wenn sie Cysêth das wohl nie sagen würde.
Die Zeit war im Flug vergangen und draußen fing es an, zu dunkeln, als Noah ihr einen Teller vor die Nase stellte und sie aufforderte, ihn mit dem besten zu füllen, was die Küche hergab. Sie schnitt ein Stück des Fleisches ab, gab die dunkle Soße darüber und auf einen zweiten, kleineren Teller tat sie ein Stück des Zuckergebäcks.
"Bring es dem Captain", sagte Noah in seinem charmanten Akzent und öffnete ihr die Tür. Er beschrieb ihr den Weg zur Kapitänkajüte und Mireille machte sich auf den Weg dorthin.

Warmes Kerzenlicht schimmerte durch das Glasfenster, das aus zahlreichen, rautenförmigen Steinchen zusammengefügt worden war. Schnitzereien rahmten es ein. Solche Kunstfertigkeit hatte sie noch nie zuvor in einer Wohnstätte gesehen, doch sie riss ihren Blick schnell wieder davon los, denn Stimmen klangen über den Flur. Sie meinte, den Mann zu hören, der sie vorhin so unsanft angefasst hatte.
Schüchtern klopfte sie an der Tür und wartete auf ein Zeichen, eintreten zu dürfen.


Als Cysêth aufwachte, war das erste, woran er dachte, dass er dringend eine Ladung Wasser brauchte. Sein Mund war wie ausgedörrt und das warme Blut, welches an seiner Wange herablief, besserte seinen Zustand nicht wirklich. Mit einem leisen Stöhnen öffnete er die Augen, sah sich um und wäre am Liebsten sofort wieder eingeschlafen.
Seine Hände schmerzten von den Ketten, die man ihm umgelegt hatte, selbst um seine Brust hatte man die schweren Kettenglieder geschlungen. Wovor hatten sie Angst? Es war ihm in diesem Zustand ohnehin nicht möglich, auszubrechen, und leider konnte die Verwandlung in einen Werwolf die Ketten nicht sprengen. Und was hätte es ihm gebracht? Resigniert stellte er fest, dass sie auf offener See waren, also gab es weder eine Fluchtmöglichkeit noch irgendeine Art und Weise, um Hilfe zu holen.
Langsam ließ er den Blick über das Schiff streifen. Die Männer und Frauen die an die Mäste gekettet worden waren, schliefen größtenteils, eine der Frauen weinte leise, ihr Schluchzen war abgehackt. Jemand hustete, brüllte einen Befehl, den Cysêth nicht verstand.
Sein Kopf war wie aus Watte. Er hörte schlecht, er hatte fürchterliche Kopfschmerzen und war überdies in eine äußerst missliche Lage geraten. Wie hatte so etwas nur passieren können?
Stumm ärgerte er sich über sich selbst. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass man Mireille bedrohte. Aber es war unter seiner Würde, sich an einen Mast gekettet vorzufinden. Die ersten Gefangenen wurden von den Mästen gebunden und unter Deck geführt, scheinbar in einen Raum, den man zuvor leergeräumt hatte.
Wie hatte es überhaupt passieren können, dass der Captain ihn so schnell und effizient überwältigen konnte? Und wie lange lag er nun hier?
Im Grunde hatte er genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte. Man spottete bestimmt schon über ihn. Tollkühn, mutig, aber dumm. Schmerz zuckte neuerlich durch seinen Kopf, als er daran dachte, was sie wohl mit Mireille gemacht hatten. War der Captain tatsächlich unberechenbar und hatte sie einem seiner Männer mitgegeben, als Bettgespielin? Oder hatte er sie vielleicht schon über Bord gehen lassen, sie für seine Dummheit bestraft?
Der Gedanke schien unerträglich. Seufzend zog er die Beine an die Brust, brachte sich in eine etwas bequemere Lage und versuchte, zu schlafen, obwohl der laue Wind ihm eine Gänsehaut verschaffte.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Debbie
Schmunzelnd beobachtete Noah, wie die junge Frau große Augen machte.
"Mein ganzer Stolz", meinte er und vollführte eine weite Handbewegung. "Solcher Tage", fügte er etwas bedrückter hinzu.
"Normalerweise ist meine einzige Aufgabe, die Fische und Meeresschildkröten zu fangen und aufzupassen, dass nicht zu viel Rum an einem Tag versoffen wird. Ich könnte ein Buch schreiben. 125 Möglichkeiten eine Meeresschildkröte zu fangen, auszunehmen und zuzubereiten. Mein Vater war Arzt, er hat mir das Schreiben beigebracht, weißt du?
Habt wohl gut auf der Padma gespeist, mein Mädchen. Sowas sieht man nicht alle Tage. Feines Fleisch, statt saurem Zeug aus der Salzlake. Eiei, da hat der Captain einen guten Griff getan, mir so eine Freude zu bescheren und ein reizendes Ding an meine Seite gestellt.
Unter uns - verurteile nicht jeden Piraten als blutrünstig. Die tun ihr Werk, wie´s die Metzger auch tun und keiner nennt sie Verbrecher. Sieh mich an. Ich bin ein ehrlicher Mann. Zumindest halte ich mich für einen."
Er seufzte, als die junge Frau nur leicht die Brauen runzelte und schickte sie dann mit dem Essen weg.

Lhea hatte sich indessen in ihre Kajüte zurückgezogen und studierte gemeinsam mit Portuguese die Karten, die sie aus der Kapitänskajüte der Padma erbeutet hatten. Es waren gute, sorgfältig gezeichnete Karten, an denen Blauhand jedoch kein weiteres Interesse gehabt hatte. Er hatte er kürzlich einen Hafen überfallen, in dem ein Kartenzeichner seine Werkstatt hatte.
Draußen war es dunkel geworden. Sie hatten die Padma einige Seemeilen nach Norden geschleppt und dann die Segel niedergeholt, um sie segeluntauglich zu machen. Jetzt dümpelte sie einige Schiffslängen entfernt vor sich hin und Carrera raufte sich seine letzten paar Haare.
Schließlich sammelte Portuguese die Karten ein und zog sich in seine eigene, viel kleinere Kajüte zurück. Abgesehen vom Captain war er der einzige, dem solch ein Luxus vorbehalten war.
Die anderen machten es sich immer dort gemütlich, wo sie gerade mochten, die meisten hatten ihre Hängematten jedoch unter Deck gespannt und schliefen auf den Sandsäcken im Ballastraum.
Als Portuguese die Tür geschlossen hatte, ließ sie sich müde auf einen Lehnstuhl fallen und steckte einen ihrer Dolche vor sich in die Tischplatte, der sie unangenehm in die Seite gedrückt hätte.
Daneben lagen ihr Hut und das Tuch, welches sie über Mund und Nase getragen hatte.
Sie hätte auch den Verband um ihre Brust abnehmen können, doch sie war zu faul, jetzt noch einmal aufzustehen und sich mühselig aus ihrem weiten Hemd zu strampeln, um dann an dem Knoten auf ihrem Rücken rumzupulen.
Vor einigen Jahren war es ihr noch passiert, dass sie, wenn sie wütend oder aufgeregt war, den Knoten so fest zugezogen hatte, dass Arteilan ihr helfen musste, ihn aufzuknoten, oder sie aus ihrem provisorischen Korsett zu befreien. Doch mittlerweile konnte sie sich einigermaßen beherrschen.
Sie schwang die Beine herum und ließ sie über die Armlehne ihres Stuhls baumeln, während sie über ihren alten Freund Kiddy nachdachte.
Wo steckte dieser verlogene Hund nur?
Sie wollte gerade aufstehen und sich eine Flasche Rum holen, als es zaghaft an die Tür klopfte.
Lhea hob die Brauen.
Sie kannte nur die Gewohnheit entweder so laut an die Tür zu hämmern, dass sie in ihren Angeln erzitterte, oder die ganz zu vergessen zu klopfen, doch diesen Fehler machte jeder Pirat nur einmal.
Ein bisschen Anstand musste schließlich selbst an Bord der Verheißung bewahrt werden.
"Herein" rief sie und erhob sich misstrauisch.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Alex
Ein leises Schaudern durchlief Mireilles Körper, als die Sekunden verstrichen und die Stimmen immer näher kamen. Erleichtert seufzte sie auf, als die Stimme des Captains erklang und ein weiteres Mal war sie verwundert darüber, dass seine Stimme so hell war.
Sie drückte den Türknauf herunter und öffnete die Tür nur einen Spalt breit und quetschte sich hindurch, sorgsam darauf bedacht, keinen der beiden Teller fallen zu lassen. Leise schloss sie die Tür hinter sich wieder und sah den Captain an und erschrak sich, sodass sie beinahe die Teller fallen ließ.
Doch so schnell dieser Gesichtsausdruck gekommen war, genauso schnell ging er wieder. Mireille senkte den Kopf, denn sie traute sich nicht, dem Captain zu lange in die Augen zu sehen. Hinterher sah er - der Anblick, den sie gerade hatte, stellte es mit Nachdruck in Frage, ob der Captain tatsächlich ein Mann war - in ihr eine Provokation und würde Cysêth etwas antun. Das konnte und durfte sie nicht riskieren. Sie brauchte ihn, sowohl als Lehrer als auch als Freund. Vorsichtig schritt sie auf den Holztisch zu und stellte die beiden Teller auf ihm ab.
"Noah hat mich angewiesen, Euch etwas zu Essen zu bringen", sagte sie leise, mit bemüht ruhiger Stimme. Dann drehte sie sich um und ging mit hastigen Schritten auf die Tür zu. Die Hand schon auf dem Türknopf, drehte sie sich um und traute sich, dem Captain in die Augen zu sehen. Ein Flehen lag in den Braunen, großen Augen der jungen Frau. Und dieses Mal war sie sich sicher, dass sie sich nicht irrte. Der Captain war kein Mann. Es sei denn, die Männer fern ihrer Heimat waren allesamt so schmächtig, so schmal gebaut, mit so feminien Gesichtszügen.
"Captain...ich bitte euch. Tut ihm nichts. Er ist nicht bösartig. Nur etwas ungestüm - er will sein Rudel nur beschützen. Ich bitte Euch." Flehend sah sie die Frau an, wartete auf eine Regung, auf eine Reaktion, Anzeichen eines Gefühles auf ihrem Gesicht.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:36 am

Debbie
Lhea zog die Augenbrauen in die Höhe.
"Wer nicht in der Lage ist angemessen zu handeln, muss es lernen" versetzte sie nur reserviert und legte dann den Kopf schräg. "Dein Freund sollte das schnell verstehen, sonst könnte es unangenehm für ihn werden."
Die junge Frau verharrte weiterhin an der Tür, die Hand schon am Knauf.
Lhea deutete auf den Stuhl ihr gegenüber, sie hatte gesehen, wie ihr Blick kurz zu dem tropfenden Stück Fleisch gehuscht war.
"Setz dich doch. Aber vorher erzählst du mir, wie du heißt und was solche Wesen wie euch auf eine éspanische Goldgaleone verschlägt."
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Alex
Bei den Worten des Captains runzelte sie die Stirn. "Ist es denn angemessen, Schiffe zu überfallen, um zu Ruhm und Rum zu gelangen?"
Auf das Angebot des Captains hin, ließ sie zögernd den Türknauf los und zog den Stuhl ein wenig von dem Tisch weg, hinter dem Lhea saß. Langsam ließ sie sich auf den Stuhl sinken und verschränkte die Hände im Schoß.
"Nun gut. Aber es ist eine lange Geschichte." Abwesend sah sie aus dem Fenster auf das ruhige Meer und fing an zu erzählen. "Ich wurde in einer Herbstnacht geboren, die Blätter waren allesamt von den Bäumen gefallen und der Winter war nicht mehr fern. In meiner Heimat, den Bergen Chiles, lag schon Schnee, als ich das Licht oder besser gesagt die Dunkelheit erblickte. Ich war sehr klein und so hatte niemand große Hoffnungen, dass ich den Winter überstehen würde. Doch ich überlebte und man nannte mich Mireille.

Als ich zehn wurde, sagte mein Vater meiner Mutter, dass es für sie zu gefährlich wäre, mich weiter aufzuziehen. Sie hatten kein Geld mehr, kein einkommen. Sie konnten ihre Kräfte anderweitig gebrauchen. Ihr müsst wissen, ich war kein gewolltes Kind. Mein Vater wollte nur einen Sohn, der ihm bei der Arbeit in den Bergen helfen konnte. Ich war ihm dagegen ein Klotz am Bein." Sie stockte kurz und schluckte. "Mein Vater war kein schlechter Mensch. er war nur sehr...rational. Er dachte an Erfolg, an Ruhm und an viel Geld. Eine Tochter machte ihm nur Scherereien. So beschloss er, mich auszusetzen und bereitete in den folgenden Tagen und Wochen eine Höhle am Fuße der Berge vor, in der Nähe des Flusses, in der ich leben und sterben sollte. Es war eine sehr abgelegene Gegend, meist kamen nur ein paar Wölfe, die auf der Suche nach Futter waren.
Etwa vier Tage später brachte mein Vater mich in diese Höhle und ließ mich dort alleine. Meine Mutter hatte mir eine Kette mitgegeben. Diese hier." Mireille griff unter ihr Hemd und holte ein daumennagelgroßes Medallion an einer feinen Silberkette hervor. "Ich traute mich nicht, die Höhle zu verlassen, und so war mein einziger Ausweg, zu singen und den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen.
Ich sang wohl so laut, dass die wilden Tiere auf mich aufmerksam wurden. Eines Nachts wurde ich wach und an meiner Stätte saß ein Junge, etwa 14 Jahre alt. Seine Augen waren grün wie Moss. Hinter ihm standen weitere Menschen. Sie nahmen mich mit und zogen mich groß.
Ich fand erst spät heraus, dass sie einer Spezies angehören, die lange als ausgestorben galt. Sie alle waren chilenische Werwölfe, große, mächtige Tiere. Cysêth war derjenige von ihnen, der seine Gabe am besten beherrschte, denn er war schon ein paar Monate länger als sie ein Werwolf und hatte einen Lehrer. Und auch für mich ist Cysêth ein Lehrer geworden. Mein Lehrer, mein engster Freund und mein..." Sie stockte, eine zarte Röte legte sich auf ihre Wangen.
"Als ich 18 wurde, das war acht Jahre, nachdem sie mich gefunden hatten, äußerte ich den Wunsch, dass mich einer von ihnen zu einer Werwölfin macht. Zuerst sträubten sie sich alle gegen meinen Wunsch, aber ich konnte sie überzeugen, ihn mir zu erfüllen. Seit nun etwa fünf Jahren bin ich einer von ihnen. Es dauert lange, sehr lange, bis man den Werwolf in seinem Inneren beherrschen kann. Doch das Wichtigste ist, ihm Ketten anzulegen, aus denen er nicht entkommen kann."

Sie schwieg eine Weile, und knetete ihre Hände in ihrem Schoß.
"Unser Rudel reist gerne. Wir haben ganz Chile gesehen und waren sogar schon in Perú. Aber irgendwann haben Cysêth und ich gesagt, dass wir fort möchten, fort aus Chile, fort aus der Heimat, etwas neues erleben, das mehr einem Abenteuer gleicht. So sind wir an den Hafen von Port Royal gekommen und wollten eigentlich mit der Padma nach Aeropia reisen. Aber durch diese Rechnung habt Ihr uns einen Strich gemacht."
Sie blickte auf und starrte der Piratin in die Augen.
"Nun wisst Ihr, wer wir sind. Gestattet mir eine Frage. Was hat eine Frau auf einem Piratenschiff zu suchen, noch dazu als Captain? Warum akzeptieren sie Euch? Es heißt doch, Piraten dulden keine Frauen in ihrer Mannschaft."
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Debbie
Lhea lauschte der Geschichte von Mireille und lehnte sich nach deren forscher Fragen mit verschränkten Armen zurück.
"Ich habe diesen Männern hier" sie breitete wieder die Arme aus und vollführte eine Geste, als würde sie das ganze Schiff umgreifen, "einen großen Dienst erwiesen. Ich habe sie vor einem Tod durch Folter bewahrt, ich nahm sie auf, als sie von Sklavenschiffen flohen, ich nahm sie auf, während sie an keinem anderen Ort der Karibik eine ehrliche Arbeit gefunden hätten."
Sie stand auf und stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch.
"Das hier hat nichts mit Ruhm oder Rum zutun. Es gibt Menschen - und nicht nur Menschen - den liegt die Piraterie im Blut, die können nicht anders! Das Blut in ihren Adern ist das vergossene Blut der Überfallenen und Geplünderten, ist das Meerwasser, ist flüssiges Gold.
Wem diese Mischung durch die Venen pulsier, der-"
Ein kurzes Klopfen an der Tür unterbrach sie, dann schwang sie auchs schon auf.
Wie ein Gockel stolzierte Juanito herein, gekleidet in einen neuen Mantel, den er scheinbar einem unglücklichen Passagier abgenommen hatte, die Haare eingeölt. Als er Mireille erblickte, hob er eine Augbraue, schnalzte mit der Zunge und trat an den Tisch, um ein paar Rollen Pergament fallen zu lassen.
"3 Tote, 6 Verletzte. Sieht so aus, als müsste Noah Williams das Bein abnehmen."
Lhea richtete sich auf und nickte. "Hinterbliebene Angehörige?"
Juanito warf einen Blick auf die Pergamentrollen, die mit mehr mysteriösen Zeichen versehen war, als mit Buchstaben. Er konnte nicht lesen und hatte sich daher seine eigene Methode angeeignet, Buch über die Crew zu führen. Trotzdem war jeder Name einmal fein säuberlich von Noah aufgeschrieben worden.
"Der Einäugige hatte Frau und Kinder, Morris eine Verlobte. Der dritte ist einer von einem Sklavenschiff gewesen, vermutlich keine Angehörigen die man entschädigen könnte. Williams kriegt den Wert seines Beines ausgezahlt und Jones-"
"Natürlich, Jones bekommt nichts, was ist es diesmal?"
Juanito erlaubte sich ein böses Grinsen. "Diverse Kratzer an den Armen, wie immer. Nichts ernsthaftes. Zuckerfass?"
"Nein, wir stecken ihn das nächste Mal, wenn wir in Port Nassau anlegen, in einem Rumfass ersaufen" knurrte Captain Dracan und steckte sich den Dolch wieder unter die Schärpe, den sie vor einiger Zeit in den Tisch gesteckt hatte. "Noch was?"
Juanito ließ den Blick zu Mireille gleiten, antwortete aber nicht.
"Die Namen unserer Passagiere nehmen wir morgen auf. Dann darf Portuguese wieder Post in die Heimat senden. Also?"
Abermals antwortete Juanito nicht, sonder zwinkerte Mireille zu, machte dann eine spöttische Verbeugung vor ihr, als sie nicht sonderlich begeistert wirkte und verließ rückwärts die Kapitänskajüte.
Lhea ließ sich wieder in ihren Stuhl fallen.
"Bedien dich", meinte sie und wies mit der Hand auf das Essen, das sie gebracht hatte und das längst erkaltet war.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Alex
Mireille verschränkte die Arme vor der Brust und hörte Lheas Vortrag still zu, bis die Tür aufging. Juanitos Aufblick ließ ihre Wut wieder aufkochen, nur mühsam unterdrückte sie den Wunsch, aufzuspringen und ihm das Gesicht zu zerkratzen und das hässliche Lächeln aus seinem Gesicht zu entfernen. Doch wenn sie sich auch nur einmal ihren Gelüsten beugte, würde das für mehr Menschen den Tod bedeuten als nur für ihn. Denn niemand aus ihrem Rudel war da, um sie aus ihrem Blutrausch zu zerren.
Still saß sie dar und hörte dem Gespräch der beiden zu, setzte eine gleichgültige Miene auf und schwor sich doch im Innersten, Juanito seinen Spott später heimzuzahlen.
Erleichtert atmete sie auf, als er die Kajüte verließ. Noch viel länger hätte er seine anzüglichen Blicke nicht ausgehalten und jeder ihrer Rudelmitglieder ahnte es sofort, wenn etwas sie verstimmt hatte. Und was das für einen Austand geben würde, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen. Schließlich war sie nun schon einmal hier und konnte diesen Umstand dazu nutzen, um Gnade zu bitten, denn sie wollte ihrem Freund eine Reise dieser Art nun wirklich ersparen.
"Das Blut der Piraten wird vom Blut Unschuldiger genährt. Ob das zu rechtfertigen ist, darüber vermag ich nicht zu urteilen, denn auch ich habe viele Unschuldige getötet." Sie sah der Frau noch einen Moment in die Augen, dann senkte sie den Blick auf die reichhalten Speisen. Ihr Magen knurrte...
Als Lhea ihr tatsächlich anbot, davon zu essen, riss sie erstaunt die Augen auf. "Wirklich?", stammelte sie ob dieser Großzügigkeit und nach einem sachten Kopfnicken machte sie sich sofort über das Fleisch her und tunkte das Brot in die dicke Soße.
"Wenn es mir zusteht, noch zwei Fragen zu stellen - warum habt ihr diesen...Widerling an Bord? Ihr mögt ihn doch selbst nicht? Und wie heißt Ihr eigentlich?"
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Debbie
"Mein Name ist Lhea, aber man nennt mich Captain Dracan. Es ist mir überlassen zu entscheiden, wen ich zu meiner Crew zähle und warum, aber da du so frei heraus fragst - es ist besser die gefährlichsten Piraten der Karibik auf deiner Seite zu wissen, als auf der anderen."
Die beiden schwiegen sich eine Weile an, während Mireille aß.
Als sie fertig war, stand Lhea auf und trat an die weiten Buntglasfenster, um hinaus auf die im Mondlicht funkelnden Wellen zu sehen.
"Es wäre an der Zeit den Gefangenen", hier machte sie eine bedeutungsvolle Pause, "Wasser zu geben. Noah wartet sicher schon auf dich", meinte sie schließlich, ohne sich umzudrehen.
Sie zog einen der Dolche aus ihrer Schärpe und drehte ihn zwischen den Fingern herum.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Alex
"Lhea Dracan", wiederholte Mireille den Namen des Captains leise und sah ihrereseits aus dem Fenster. Das milchig-weiße Licht der schmalen Mondsichel spiegelte sich auf den Wellen und in den Augen Lheas. Kurz zögerte sie, als Lhea sie aufforderte, den Raum zu verlassen, dann nahm sie die beiden Teller, bedankte sich leise für das Essen und schloss lautlos die Tür hinter sich.
Der Flur erschien ihr wie ein gähnender Schlund, an dessen Ende ein vages Flämmchen tanzte. Sie stand in beinahe völliger Dunkelheit. Nur der schmale Lichtstreifen unter der Tür, an deren Holz sie sich nun lehnte, zeigte ihr, was unmittelbar vor ihr lag. Erleichtert stieß sie Luft aus. Der Captain war scheinbar doch kein brutaler, blutlüsterner Krieger, denn sonst hätte sie in diesem Raum nicht lange überlebt.
In Gedanken machte sie sich auf den Weg zurück zur Küche und fragte sich, warum der Captain seine Identität verbarg. Wovor fürchtete sie sich? Diese Frau hatte doch niemanden zu fürchten! Man musste sich nur all diese großen, muskulösen Männer ansehen, die ihr wie Hunde folgten und scheinbar alles taten was sie sagte.
An der Küche angekommen öffnete sie die Tür und schlüpfte hindurch. Noah wartete tatsächlich bereits auf sie, vor ihm standen einige Krüge mit Wasser und Becher. Mit wachen, forschen Augen überwachte er jeden ihrer Handgriffe, wie sie Wasser aus den großen Fässern schöpfte und die Krüge mit einem Lappen außen abtrocknete.
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Noah. Als er gerade wegschaute, stibitzte sie einen Kanten Brot und steckte ihn in ihre Tasche. Dann nahm sie die beiden Krüge und trat hinaus aufs Deck. Die frische Seeluft strich kühl über ihr Gesicht. Zuerst ging sie in den Frachtraum, in dem die anderen Gefangen eng zusammenhockten. Es war nicht so warm hier wie in der Kabine des Captains, doch keiner von ihnen schien zu frieren. Sie reichte den Gefangenen abweselnd den Becher, füllte ihn wieder und ging zum Nächsten.
Sie alle tranken begierig und starrten sie an, wohl deshalb, weil sie es für ungewöhnlich hielten, dass sie nicht gefesselt war. Mireille machte sich darüber keine Gedanken. Sie war es über die Jahre gewöhnt, seltsam angesehen zu werden, als würden sie Menschen die Gefahr körperlich spüren. Sie suchten nicht häufig ihre Nähe und ertrugen sie meist nicht lange.
Mireille hielt ihren Besuch so kurz wie möglich, denn sie wollte zu dem Gefangenen, der ihr etwas bedeutete. Als sie ihn so sah, mit beiden Armen an die Reling gekettet, mit angezogenen Beinen und schlafend, kroch Mitleid in ihr hoch. Wie konnte sie mit dem Captain friedlich zusammensitzen und ihr ihre Lebensgeschichte erzählen, während ihr Freund hier hockte und wahrscheinlich erbärmlich fror. Mit einem Schaudern nahm sie das geronnene Blut und Wange und Hals war und eile sich noch mehr, zu ihm zu kommen.

Vorsichtig ließ sie sich vor ihm auf die Planken sinken und rüttelte ihn sacht an der Schulter. Sofort schreckte er hoch und blickte sich misstrauisch um, bis er sie erblickte. "Was tust du hier? Warum bist du nicht..."
Schnell legte sie ihm den Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Und dann begann sie zu erzählen, in knappen Sätzen, so schnell, wie es ihr möglich war. Sein Gesicht verdüsterte sich während ihrer Erzählung immer mehr, bis ein Grollen aus seiner Kehle drang. Sie hätte ihm besser nicht von Juanito erzählen sollen, denn das schürte seine Wut nur unnötigerweise.
"Bitte, reg' dich nicht auf. Es ist gut. Mir ist nichts passiert."
Seine grünen Augen richteten sich auf ihre, er starrte sie eindringlich an, suchte ihr Gesicht nach einer Lüge ab, doch als er nichts entdecken konnte, ließ er von ihr ab und sah auf den Wasserkrug hinab.
Mireille verstand seinen Wink, füllte auch ihm einen Becher und setzte ihn an seine Lippen, damit er trinken konnte. Ein Husten durchfuhr seinen Körper, als er schnell und gierig trank, dann setzte sie den Becher ab und gab ihm die Brotkante zu essen. "Es ist nicht viel, aber ich hoffe, es reicht."
"Schon in Ordnung. Jetzt geh und hilf dem Koch, bevor sie sich fragen, warum du so lange bei mir bist."
Sie nickte, tauchte nur schnell ein Tuch in den Krug und säuberte seine Wunde, bevor sie aufstand und ein letztes Mal über die Schulter blickte. "Gute Nacht", sprach sie in den Wind und eilte sich, wieder in die Küche zu kommen.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:37 am

Debbie
"Hast dir aber Zeit gelassen" brummelte Noah gutmütig, als seine neue Gehilfin wieder erschien und tat so, als wäre er ganz beschäftigt damit, etwas in einem Packen zu ordnen. Doch in Wirklichkeit hatte er sie schon sehnsüchtig erwartet.
Er hatte nicht viele, denen er einfach etwas erzählen konnte, ohne dass sie sich irgendwann gelangweilt abwandten. Nur Arteilan und der Captain schenkten ihm ihr Gehör, doch Arteilan stand die meiste Zeit des Tages und der Nacht an seinem Steuer und Lhea war in den letzten Tagen so schwer zu reizen, dass sich vor seinem inneren Auge schon dicke Wolken auftürmten, wenn er nur an ihre nachdenklich gerunzelten Brauen dachte.
Er wusste, dass sie sich unheimlich darüber ärgerte, dass Kiddy nicht zum alljährlichen Treffen erschienen war. Nur er besaß die Narrenfreiheit sich dies erlauben zu können.

Lhea indessen stand ebenso nachdenklich wie Noah sie sich vorstellte an der breiten Glasfront ihrer Kajüte und starrte hinaus auf die dunkle See. Nur der Halbmond, der hin und wieder hinter einigen Wolken auftauchte, spendete sein fahles Licht dem ruhigen Wasserspiegel der Nacht.
Als es an der Zeit war, löschte Lhea die Kerzen in ihrer Kajüte und trat wieder an das Fenster.
Die achte Stunde der zweiten Hälfte des Tages. Schon zu Zeiten ihres Urgroßvaters wurde zu dieser Stunde jedes Licht an Bord gelöscht.
Fast glaubte sie, in der Dunkelheit die Schwärze von Segeln zu erblicken, die sich von dem nur leicht helleren Himmel abhoben, doch sie wusste, dass es pure Einbildung war.
Verfluchte Gedanken! Lhea hasste es, sich Gedanken machen zu müssen.

"Du kannst meine Decken und den Sandsack zum Schlafen haben, ich such noch ein paar mehr Sachen zusammen", meinte Noah zu der schweigsamen jungen Frau und wies auf sein Schlaflager in der Ecke der Kombüse. Dann löschte auch er die Kerzen, nur die Glut im Ofen spendete noch etwas unbeständiges Licht.

Die Verheißung schaukelte ruhig auf den wenigen Wellen, die die Nacht mit sich brachte. Fast alle schienen zu schlafen. Nur einige der Gefangenen im Laderaum hielten sich wach, um sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten zu erzählen, die sie davon abhalten sollten, sich zu fürchten. Aber irgendwann kamen die Schauergeschichten über Captain Dracan und die Besatzung der Verheißung auf und es war nicht mehr an einigermaßen ruhige Träume zu denken.
Doch die grauenhafte, blutrünstige Crew der Verheißung war gerade alles andere als grauenhaft und blutrünstig. Tatsächlich hatten sich die meisten zum Schlafen in ihre Hängematten zurückgezogen, denn der Tag war anstrengend gewesen. Zuerst die gespannte Erwartung auf das erste Schiff der Schatzflotte, dann der Kampf um die Padma.
Nur wenige sahen dieser späten Stunde noch mit offenen Augen entgegen.
Da war der Ausguck, der Moses des Nachts vertrat, wenn dieser sich am Boden seines Krähennestes zusammengerollt hatte, Arteilan, der unermüdlich neben seinem Steuer stand und in die Nacht starrte, der Schiffsjunge, der nach der ganzen Aufregung seines ersten Kampfes nicht schlafen konnte und vom Vormast her den Fremden beobachtete, der sich in einen blutrünstigen Wolf verwandeln konnte und der Captain selbst, der in diesem Moment zu Arteilan hinauf stieg und sich stumm zu ihm gesellte.
Sie wusste, dass er aus dem Augenwinkeln die ganze Zeit den Werwolf beobachtet hatte und als einzige auf dem Schiff wusste sie auch warum. Trotzdem sprach sie Arteilan nicht darauf an, denn weder er noch sie gehörten zu denjenigen, die sich gegenseitig ihre Gedanken und Gefühle offenbarten. Es war ohnehin überflüssig, denn niemand kannte Lhea so gut wie Arteilan und umgekehrt.
"Es wird Regen geben. Viel", stelle sie stattdessen fest, als sie in der Luft schnupperte und den Gang der Wolken betrachtete.
Arteilan nickte. Das wusste er schon längst.
Lhea ließ sich auf der Reling nieder und spiele mit dem Gedanken, den neugierigen Schiffsjungen ganz unsanft in seine Hängematte zu befördern, aber sollte er ruhig noch ein wenig mit dem Welpen spielen...
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Steffie
Die Padma. Zögerlich hatte Aurora die Planken des Schiffes betreten, welches sie ihrer Heimat näher bringen sollte. Doch auch wenn andere sich womöglich über eine Rückkehr nach monatelanger Reise freuen würden, so lag diese Freude nicht bei Aurora. Im Gegenteil. Lange hatte sie mit sich selbst gerungen, diesen Schritt zu wagen. Schließlich hatte sie ihrer Heimat freiwillig den Rücken gekehrt, nach dem Vorfall … Nein! Entschlossen schüttelte sie den Kopf. Sie würde jetzt nicht daran denken. Für einen Augenblick schloss sie die Augen, atmete tief durch und bewegte sich Schritt für Schritt, immer weiter auf das Schiff hinauf, spürte die Planken unter ihren Füßen knarren, vernahm die sanften Wogen der Wellen, welche die Padma auf und nieder wiegten. Nach einem sehnsüchtigen Blick an Land, dorthin, wo sie die letzten Wochen verbracht hatte, widmete Aurora ihre gesamte Aufmerksamkeit auf das Schiff, auf dem sie die nächsten Nächte verbringen würde.

Ihr erster Schlaf unter Deck, in einer ständig schaukelnden Hängematte in einer kleinen Kajüte, erwies sich recht schnell als sehr unruhig, denn ständig wurde Aurora von Träumen geplagt, welche ihr zeigen wollten, was sie wohl in ihrer Heimat erwartete. So war es kaum verwunderlich, dass sie den plötzlich ausbrechenden Tumult hörte und aufstand. Müde stieg sie die Treppen empor an Deck, um zu sehen, was der Auslöser für diesen Lärm war. Piraten. Lange brauchte sie nicht, um zu erkennen, dass ihr Schiff in diesem Moment geentert wurde. Doch viel Zeit zum Überlegen hatte sie nicht, denn ein Mann, der wesentlich größer war als sie, drängte sie in eine Ecke. Panik stieg in ihr auf, sie schrie ihn an, beschimpfte ihn, wie sie selten jemanden beschimpfte doch es half nichts. Schnell befand sie sich in besagter Ecke neben einer weiteren Frau. Feind! So schoss es ihr durch den Kopf, doch diesen Gedanken legte sie im nächsten Moment nieder, als sie erkannte, dass er sich sogleich um die wahren Feinde „kümmerte“.

Doch lange blieb Aurora nicht in der Ecke stehen. Siewollte fort. Doch wohin? Auf offener See war es nicht leicht zu fliehen, außer sie würde sich freiwillig den Haien vorwerfen. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie sich um. Zurück in die Kajüte? Nein. Das wäre dumm. Abgesehen davon kamen gerade einige der Piraten von dort und hatten den Kapitän der Padma einschließlich ein paar seiner Männer gefangen genommen. Doch sofort wurde ihre Aufmerksamkeit von den Besatzungsmitgliedern abgewandt, denn in diesem Moment torkelte ein blutiger Matrose in ihre Richtung und wäre sie nicht zurück gewichen, hätte er sie wohl nieder gestreckt, denn er brach an eben jener Stelle zusammen, an welcher sie vor Sekunden selber noch gestanden hatte. Er stöhnte und seufzte vor Schmerz doch darum kümmerte Aurora sich nicht im Geringsten. Vielmehr wurde ihre Aufmerksamkeit auf den Dolch gelenkt, der in seiner zitternden Hand ruhte. Ohne weiter zu überlegen packte sie die Waffe und versteckte sie in ihrem Gürtel. Gerade noch rechtzeitig, denn just in diesem Moment wurde sie fest an den Armen gepackt und unsanft von der Padma auf eines der anderen Schiffe befördert. Sie zog es vor, ihre Gefangennahme still über sich ergehen zu lassen, denn was für eine Wahl hatte sie schon? Zwar gab sie keinen Ton von sich, als man sie in Ketten legte, funkelte jedoch den Piraten böse an, der dies vollzog. So saß sie da, beobachtete das sinnlose Theater, welches der Mann vollführte, den sie als eben jenen erkannte, der sie zuvor noch hatte in Sicherheit bringen wollen. Was hatte ihm das genützt? Er saß nun genau so wie alle anderen auch gefesselt an einem Mast. Langsam schloss sie die Augen und versuchte, sich zu innerlich zu beruhigen.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Debbie
Lhea erwachte am nächsten Morgen mit einem Kopf wie Watte.
Sie konnte sich düster daran erinnern, nach einiger Zeit des Schweigens gemeisam mit Arteilan eine Flasche Rum geköpft zu haben. Wie sind in ihr Bett gelangt war, wusste sie allerdings nicht mehr.
Als sie sich aufrichtete, stellte sie stöhnend fest, dass sie in ihrem selbstgefertigten Korsett geschlafen hatte, komischerweise jedoch nicht in ihren Stiefeln, die ordentlich neben dem Bett standen. Sie runzelte die Stirn und wollte aufstehen, doch Schmerz zuckte durch ihren Rücken und sie schien schon fast zu spüren, wie sich ihren Rippen in die Lungen drückten.
Fluchend zog sie mit einigen ungelenken Bewegungen ihr Hemd über den Kopf und riss und zerrte so lange an den breiten Stoffstreifen um ihre Brust, bis sie sich schließlich lösten. Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung ließ sie sich wieder nach hinten fallen und schlief noch einmal ein.

Als sie wieder aufwachte, prasselte leise der angekündigte Regen gegen die Buntglasscheiben des Achterkastells. Gut für die Verheißung, schlecht für die Éspanier, dachte Lhea sich und rappelte sich auf. Sie verschmähte ihr Hemd vom Vortag, welches zerknüllt in einer Ecke lag und zog ein weites, weinrotes Männerhemd hervor, das aus unerfindlichen Gründen unter ihrem Kissen hervor lugte.
Auch auf Hut und Stiefel verzichtete sie, sondern schob nur ihre Pistolen und Messer unter ihre Schärpe.

An Deck trotzten ihre Männer frohgemut dem Regen. Sie wusste, dass sie Éspanier bei dem Regen Schwierigkeiten haben würden, die Verheißung von einem ihrer eigenen Schiffe zu unterscheiden. Nur der andere Bau und die Größe konnten sie als fremdes Schiff verraten, aber sie konnte ebenso gut ein Eskortschiff der éspanischen Marine sein.
Nachdem mit Portuguese in seiner winzigen Navigatorenkajüte gefrühstückt hatte, stieg Lhea gemeinsam mit ihm, Juanito und zwei anderen Piraten hinunter in den Laderaum, wo die Gefangenen warteten.
Während Juanito die Gefangenen im gebieterischen Ton nach vollem Namen, der Herkunft und ihrem Vermögen fragte, machte Portuguese sich mit einem teils eifrigen, teils gequälten Gesichtsausdruck seine Notizen.
Durch nichts als Captain zu erkennen, schlenderte Lhea ihnen hinterher und musterte die Gefangenen interessiert, wie um ihren Wert noch einmal zu überprüfen. Dabei hielt sie die Arme auf dem Rücken verschränkt und hob hin und wieder die Augen, wenn einer der éspanischen Edelmänner im hochgestochenen Ton seinen Namen und Titel verkündete, als ob er überzeugt wäre, dass alleine irgendwelche Statussymbole ihn davor bewahren würden, um seiner Freiheit Willen erpresst zu werden.
Wie sie Éspanier hasste!
Sie schnaubte, doch im selben Augenblick fiel ihr Blick auf eine junge Frau mit hellem Haar, die in einer dunklen Ecke kauerte. Interessant - auf dieser Schiffsladung schien es mehr zu geben, als sie erwartete hatte.
Schon war sie auch Juanito ins Auge gefallen - natürlich - und er sprach sie herablassend an.
"Name?" näselte er sie an und zog die Brauen in die Höhe.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Steffie:
Kaum war es ihr gelungen, endlich mehr oder weniger zur Ruhe zu kommen, wurden die Fesseln gelöst und jemand fasste sie unsanft am Arm, wohl in der Absicht, auch sie zusammen mit den letzten unter Deck zu führen. Der Griff war fest und tat weh, weswegen Aurora anfangs versuchte, sich daraus zu befreien, doch schnell bemerkte sie, dass dies kaum Sinn machte. Im Gegenteil handelte sie sich damit nur unnötige blaue Flecken ein. Schließlich ließ sie sich wehrlos in den Lagerraum zu den anderen führen und verkroch sich dort sogleich in eine dunkle Ecke in der Hoffnung, dort endlich ein wenig Ruhe zu finden.

Die Nacht war ungemütlich. Ständig schluchzten irgendwelche Frauen und zwischendurch glaubte sie sogar, das jämmerliche Winseln eines Mannes zu vernehmen. Genervt verdrehte sie die Augen. Womit hatte sie das verdient?

Während sie sich noch fragte, ob sie jemals in ihrer Heimat ankommen würde, überfiel eine bleierne Müdigkeit Aurora und schon bald schlief sie ein. Erst, als am nächsten Morgen die Tür aufgestoßen wurde, erwachte sie vom Knarren der Planken unter den Füßen der Eintretenden. Still verharrte sie in ihrer Ecke, verkroch sich noch tiefer in den Schatten und beobachtete, was geschah. Namen? Sie wollten Namen haben? Was bildeten sie sich ein? In Aurora stieg eine fast unbändige Wut auf und so kam es, dass dieser Kerl schlussendlich auch vor ihr stand und sie von oben herab ansprach. Ein überaus freundliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen, während sie eine Gegenfrage herausstieß: „Wer will das wissen?“ Auch sie zog die Augenbrauen nach oben und musterte ihr Gegenüber unverhohlen.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Debbie
"Ich will das wissen", meinte Captain Dracan trocken und sah der jungen Frau direkt in die Augen.
Sie hatte sich nicht getäuscht - hinter den Passagieren der Padma steckte so einiges mehr, als sie zunächst erwartet hatte.
Sie wusste nicht recht, ob sie die ganze Sache amüsant oder nervend finden sollte. Aber immerhin bot es eine gute Beschäftigung.
"Also? Name oder Haie? Wenn ich mich so umsehe, werden wir das eine oder andere Lösegeld entbehren können, um stattdessen ein bisschen Brot und Spiele zu genießen." Sie ließ den Blick über die piekierten Züge der éspanischen Edelleute gleiten.
"Nachdem wir noch etwas Spaß mit dir hatten", fügte Juanito anzüglich hinzu und erwartete schon fast, sich einen bitterbösen Blick von Lhea einzuhandeln, doch diese beachtete ihn gar nicht.
Sie hatte sich schon viel zu sehr an seine kleinen Spielchen gewöhnt und es sollte ihr weitestgehend recht sein, sofern er sich noch zügeln konnte, solange sie in der Nähe war.
"Kein éspanischer Akzent", merkte Portuguese, während er über seiner Pergamentrolle die Brauen runzelte.
Der Captain nickte. Nach den Werwölfen wunderte sie sowas nicht mehr.
"Name, Herkunft, Vermögen?", wiederholte sie, ihre Finger tappten ungeduldig auf den Knauf ihrer Pistole.

Noah hatte die junge Frau schlafen lassen.
Sie war die vergangene Nacht sichtlich erschöpft gewesen, auch wenn sie versucht hatte es zu verbergen. Aber das war ja kein Wunder, man erlebte immerhin nicht jeden Tag einen Piratenüberfall.
Er sortierte etwas Schiffszwieback aus und warf ihn in einen großen Korb. Sobald sie aufwachte, konnte sie ja die Gefangenen damit versorgen.
Sie... er hatte sie nicht mal nach ihren Namen gefragt. Aber sie war ja ohnehin nicht die gesprächigste.
Er seufzte und ließ sich auf einen Sack Kartoffeln von der Padma fallen. Mit seinem Messer bohrte er in einem kleinen Holzscheit herum, der auf den Planken lag. Er war ihm wohl gestern abend im Dunkeln heruntergefallen...
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Alex
Mireille nickte nur kurz, dankte Noah flüchtig und nahm dann die Decken entgegen. Verdutzt, denn sie kannte solche Schlafmöglichkeiten nicht, ließ sie sich auf dem Sandsack wieder. Das Gefühl, wie sich der grobe Stoff an ihre Haut schmiegte, gefiel ihr nicht, und so zog sie es vor, sich in die Decken einzuwickeln und auf dem Boden zu schlafen. Schnell friemelte sie ihre schwarzen Haare in einen geflochtenen Zopf, damit sie sie morgen nicht wieder kämmen musste, und schlief ein, bevor sie die Augen geschlossen hatte.

Am Morgen erwachte sie von einem leisen Knirschen, ganz leise und für ihre feinen Ohren trotzdem hörbar. Alle Sinne waren geschärft, ihr ganzer Körper schien zum Zerreißen gespannt. Mireille öffnete ihre Augen nur einen Schlitz und spähte vorsichtig im Raum umher, auf der Suche nach einer Gefahr. Ihr Blick glitt über die Messer, die in dem Holzblock steckten, über einen Bund Kräuter, wohl auch von der Padma, und blieb schließlich bei Noah hängen, der auf einem Sack Kartoffeln saß. In der Hand hielt er einen Holzscheit und stocherte in ihm herum. Daher kam also das Geräusch. Erleichtert atmete sie auf und stemmte sich in die Höhe.
Gähnend rieb sie sich über die Augen und löste den Zopf, den sie sich am gestrigen Abend gemacht hatte, um ihre Locken zu einem festen Knoten am Hinterkopf zusammen zu stecken.
Das Tageslicht erhellte die Küche und ließ sie in einem anderen Licht erscheinen. Hier musste wirklich dringend sauber gemacht werden...missmutig runzelte Mireille die Stirn aufgrund dieser Tatsache. Sie murmelte ein knappes Guten Morgen und sah dann aus dem Fenster. Regen prasselte gegen die Scheiben und lief in langen Striemen am Glas hinab. Ein Stechen in ihrer Brust erinnerte sie unsanft an ihren Freund, der jetzt draußen im Regen gefangen war. Wut kochte in ihr auf, doch sie sah schnell ein, dass es nichts brachte.
Langsam drehte sie sich herum. "Noah?" Der Schiffskoch sah sie an.
"Was hälst du davon, wenn wir hier mal sauber machen? Das ist ja kein Zustand."
Gähnend versuchte Cysêth, sich so gut wie möglich zu strecken, scheiterte aber erneut an der Tatsache, dass es keine Möglichkeit des Entkommens gab. Die Eisenketten an seiner Brust schnitten in sein Fleisch wann immer er sich auch nur einen Millimeter bewegte, und die Fesseln an den Handgelenken hatten ihrerseits längst Spuren hinterlassen.
Er biss sich auf die Lippe und rückte ein Stücken zurück, sodass er an der Reling lehnen konnte und nicht geradewegs in der Luft hing. Der Regen prasselte jetzt schon seit Stunden auf dass Schiff hinab und die dunklen Wolken gelobten keine Besserung. Die Nacht war unruhig gewesen. Er hatte weder geträumt, noch hatte er sonderlich lange geschlafen, denn die Sorge ließ ihn immer wieder aufschrecken.
Doch es war nicht mehr nur die Sorge um Mireille, denn sie hatte ihm ja gesagt, dass Noah sie gut behandelte, sondern auch um sich selbst. Er konnte sein Rudel nicht beschützen und vertreten, wenn er erbärmlich und gefesselt an der Reling hockte und dem Treiben auf dem Schiff nur untätig zusah.
Missmutig streckte er die Beine aus und beobachtete die Mannschaft bei ihrer Tätigkeit.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Administrator
Administrator



Anzahl der Beiträge : 403
Anmeldedatum : 30.05.13

Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer EmptySa Jun 01, 2013 1:38 am

Debbie
Noah hüstelte.
"Jaaa", gab er gedehnt zu. Er mochte nicht sonderlich gerne seine Kombüse aufräumen. Danach fanden alle heißhungrigen Piraten immer genau das was sie suchten und er schließlich gar nichts mehr. "Aber erst müssen die Gefangenen versorgt werden."
Er nickte zu dem Korb.
Er wusste ja, dass sie es nicht ungern tat, doch andererseits fühlte er sich, als würde er sie hintergehen. Für gewöhnlich suchten der Captain oder der Quartiermeister immer einen der Gefangenen aus, der die anderen versorgen musste. So geriet er, Noah, selbst nicht in gefahr, im dunkel Bauch des Schiffes, eingesperrt mit zahlreichen verzweifelten Menschen.
Normalerweise suchte der Captain dafür junge Burschen aus, die noch ganz grün hinter den Ohren waren. Doch dieses Mal war ihr die junge Frau geradezu zugeflogen.
Was soll´s, dachte er sich und schob den Korb mit den Zwiebackkanten mit dem Fuß über die Planken. Manchmal mutete das madige, pappige Brot nahezu wie ein Festmahl an, denn es gab Zeiten der Flaute, in denen sich die Piraten nur von Zwieback und Fischen ernähren konnten, doch die Éspanier würden aller Wahrscheinlichkeit nach ihre feinen Näschen rümpfen.
"Wie heißt du überhaupt?", fragte er seine junge Gehilfin wie beiläufig und musterte sie.
Nach oben Nach unten
https://gaiafantasia.forumieren.com
Gesponserte Inhalte





Karibisches Meer Empty
BeitragThema: Re: Karibisches Meer   Karibisches Meer Empty

Nach oben Nach unten
 
Karibisches Meer
Nach oben 
Seite 1 von 4Gehe zu Seite : 1, 2, 3, 4  Weiter

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
Gaia Fantasia :: Karibik-
Gehe zu: