Gaia Fantasia
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 Tortuga

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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Tobi
Das Haus, vor dem er stand, musste schon eine bessere Zeit gehabt haben. Das Dach war löchrig wie ein Verlierer in einem Pistolenduell. Die Fassade, einst schmuckvoll und Zeuge glorreicherer Epochen, war nun ranzig und schimmelig wie ein Stück Käse, das vergessen und nach langer Zeit wiedergefunden wurde. Eine Flüssigkeit, die einen zähen Eindruck machte und einen Geruch verströmte, dass Bill sich beim Konsumieren wie im tiefsten Moor fühlte, bahnte sich ihren Weg die Fassade herunter und überquerte dann hochmütig den Gehweg. Der Gehweg. Er war kaum als solcher zu erkennen. Überall lag haufenweise Dreck, Müll und sonstige Abfälle herum. Von einem ganz besonders großen Berg an undefinierbaren Unrat stieg unerklärlicherweise Dampf auf. Über die Ursachen wollte Bill gar nicht erst nachdenken. Er war noch ganz benommen, da er eben kurzsichtig wie er war auf irgendetwas Weichem ausgerutscht und bäuchlings in irgendetwas Weichem gefallen war, er spürte es in seinem Gesicht. Bis er vorrübergehend die Besinnung verlor. Nachdem Bill sich stöhnend (das konnte er mittlerweile gut: stöhnen) mit den Händen aus der Brühe hochdrückte (oder war es Säure?), öffnete Bill seinen Mund und sang mit geöffneter Brust auf einer improvisierten Melodie: „Tortuuugaa, ich hab dich soo vermiiiiisst!“. Ja, das war Tortuga! Vor Dreck starrend fand sich Bill ein paar Sekunden später vor diesem Haus wieder, dass genauso aussah wie alle anderen Häuser auch. Die improvisierte Melodie pfiff er nun. Die Tür des Hauses war mehrmals mit ungeschickter Hand geflickt worden, um den Geruch Tortugas auszusperren. Das Schild über der Tür verriet, dass es hier „frische“ Lebensmittel geben sollte. Na, da war er aber mal gespannt. Denn jetzt kam der große Auftritt. Bill ließ den Blick nach rechts und links schweifen. Niemand war zu sehen. Alles andere hätte Bill auch gewundert. Es wurde dunkel. Nachdem Bill sein Nacken knacken ließ, ging er sich mit der schmierigen Hand durchs Haar und überlegte dann, wie er wohl auf die armen Bewohner Tortugas wirken musste. Er streckte bei Arme aus und schlurfte einige Meter über den Weg und hauchte dabei, er sei ein Untoter aus dem Totenreich. Ein Lachen schallte durch die Gasse. Jetzt sollte es ernst werden! Er vergewisserte sich nochmals, dass er alleine war und dann lief er mit voller Geschwindigkeit auf die Türe des Lebensmittelgeschäftes zu, riss sie schwer atmend auf und fand sich in einem anständig sortierten Laden wieder. An der Theke bremste er und schrie mit gellender Stimme: „Zombies! Werwölfe! Sie haben mich erwischt!“ Und dann gab er röchelnde Geräusche von sich.
Etwa drei Sekunden vergingen, bis der schreiende Lebensmittelhändler kreischend das Haus verließ und davonrannte, als habe er den Leibhaftigen gesehen. Kurz darauf war es wieder still. Das Handtuch, mit dem Bill sich den gröbsten Schmutz abhobelte, glich anschließend in Geruch und Farbe einem Leichentuch. „Ich sollte mich mal wieder waschen, was meinst du?“, doch der alte Holzschrank, den Bill dabei anschaute, fühlte sich scheinbar nicht angesprochen. Egal, Hauptsache, es gab jetzt endlich etwas zu futtern.
Wenige Minuten später war Bill satt und glücklich. Er fühlte sich gestärkt, bereit gegen den Rest der Welt zu kämpfen, bereit um Bäume auszureißen. Dann blickte er sich um. Eine angrenzende Tür verleitete Bill dazu, das Haus zu erforschen.
In einem der hinteren Räume war ein Schrank mit löchrigen Kleidungsstücken gefüllt. Da die Koalition aus Hemd und Hose, die er trug, kaum noch als solche zu erkennen war, nahm er dankend ein paar Kleider und zog sich um.
Auf dem Weg nach draußen packte er noch einige Lebensmittel ein, auch wenn er sich sehr unsicher war, ob diese so frisch waren, wie das Ladenschild es verkündete. Als er die Tür öffnete, wurde ihm aufgrund des Geruchs kurz schwindelig, und nachdem er sich akklimatisiert hatte, schritt er gen Hafen. Überall waren Schreie zu hören. Ob das wohl Horden an Zombies waren, die Lust auf ein Festmahl hatten? Oder die Werwölfe? Bill lächelte bei dem Gedanken, dass er eine Massenpanik ausgelöst hatte.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Steffie
Ums Lügen ging es also. So ganz verstand Aurora diese Erklärung nicht und musterte kritisch die Würfel, Adams und die anderen beiden im Wechsel. Sie verstand den Sinn dieses Spieles nicht und war froh über Adams heimliche Hilfe.

Zögernd nahm sie den Rum entgegen und fragte sich, ob sie dem gestandenen Mann neben sich tatsächlich eine verpassen sollte. Doch die anderen feuerten sie an. Es blieb ihr wohl gar nichts anderes übrig. Wahrscheinlich wollten sie sich ohnehin nur über sie amüsieren und sehen, was sie vertrug. Oder besser was sie nicht vertrug. Doch sie würde auf keinen Fall das zarte Weibchen spielen, das sie wohl vermuteten und begann ebenfalls, breit zu grinsen. Dann führte sie die Flasche an die Lippen und nahm einen ordentlichen Schluck.

Der Rum brannte sich erbarmungslos ihre Kehle hinab und Aurora konnte nur mit Mühe das Gefühl unterdrücken, angewidert ihren Kopf schütteln zu müssen. Doch das ließ sich die junge Frau nicht anmerken. Stattdessen verpasste sie dem Lügner einen ordentlichen Hieb auf den Hinterkopf, wie es bei diesem Spiel wohl üblich war. Dann nickte sie Arteilan zu, der sich zu ihnen gesellt hatte und hoffte, dass sie sich nicht selber auch eine einfangen würde. Dann war sie dran. Aurora schüttelte den Becher mit den Würfeln, kippte ihn auf dem Messingteller darunter um und begutachtete die Würfel. „Zehn“, erklärte sie entschlossen ihrem Nebenmann die tatsächliche Anzahl der Würfelaugen und reichte weiter, während sie ihn grinsend ansah. Das Spiel begann ihr zu gefallen. Oder war es nicht das Spiel selbst sondern eher die Tatsache, dass Adams mit spielte? Jedenfalls hatte die junge Frau zum ersten Mal seit Langem in ihrem Leben endlich wieder richtigen Spaß.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Tobi
„Liebe Mannschaftsmitglieder“, erklärte Bill und blickte erwartungsfroh in die Runde. „Ich habe euch heute hier versammelt, um gemeinsam mit euch den Moment zu feiern, den glorreichen Moment um es genauer zu sagen, an dem ich euch mitteilen wünsche, dass ich, William Vane, genannt Bill, wobei manche mich auch verständlicherweise Bill den Schlitzer, Bill den Grausamen oder Bill den Vollstrecker nennen, aber das nur nebenbei; jedenfalls haben wir uns hier zusammengefunden, weil etwas so großartiges passiert ist, dass ihr, ja, selbst ich es kaum für möglich halten werdet, also höret zu und jubilieret: euer Captain ist Tod. Der Graf. Verschieden. Freund Hein war da. Und ich bin der neue Captain. Captain Bill. Ist das nicht der glücklichste Moment in eurem Leben?“ Bill blickte erwartungsvoll, die Stirn angestrengt in Falten, in die Gesichter seiner jetzt neuen Crew. Er kannte keinen einzigen. „Und deshalb, liebe Mannschaft, ja gerade deshalb, freue ich mich auf eine gelungene Zusammenarbeit mit euch.“ Die Offiziersmesse der Salamander lag angenehm in Kerzenlicht, der Gestank Tortugas war ausgesperrt und kaum wahrnehmbar. Bill schritt, die Arme nun auf dem Rücken gekreuzt, vor der Mannschaft auf und ab. Innerlich hüpfte sein Herz, er war kaum zu bremsen. Endlich war er der Captain eines eigenen Schiffes! Er würde die Ozeane überqueren und Angst und Schrecken allein schon durch seinen Namen verbreiten! Die Mannschaft würde ihn lieben! Aber irgendetwas stimmte da nicht. Stimmte ganz und gar nicht. Anstatt Freude, Jubel und Glückseligkeit, die er erwartet hatte – denn wer würde sich nicht freuen, ihn als Captain zu haben? – blickte er in die immer zornigeren Gesichter ihm unbekannter Piraten, die ihn zuerst hasserfüllt und dann mordlustig anschauten. Bill fragte sich, ob er vielleicht die Gefühlsausdrücke falsch wahrnahm, vielleicht zeigten sie ja auf diese Weise ihre Freude? Ja, so musste es sein. Wer konnte es denn Piraten verübeln, nicht sofort ihre wahren Gefühle zu zeigen? Bill realisierte aber rasch, dass er mit dieser Interpretation geringfügig danebenlag. Ein Pirat, der einen Bart hatte, in dem ein Storch ausreichend Platz gehabt hätte seinen Nachwuchs aufzuziehen, hatte plötzlich eine Muskete in der Hand die er zielstrebig auf Bill richtete. Die dunklen Augen des Piraten leuchteten ihn an. „Ich bin der neue Captain. Captain Goodcat. Wir mögen dich hier nicht“, zischte er und drückte ab.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Alex
Nachdem sein neues Captain ihn entlassen hatte, betrat Cysêth das Deck und schloß die Augen. Der Wind fuhr ihm durch das geschnittene Haar und strich sanft über seine Haut. Cysêth nahm einen tiefen Atemzug, öffnete seine Augen und ließ seinen Blick über das Deck streifen. In einer Ecke sah er die junge blonde Frau mit Arteilan dem Hühnen um einen kleinen Tisch herum sitzen. Sie reichten einen Becher und Würfel herum, ab und zu bekam einer einen Hieb auf den Hinterkopf oder einen Schluck aus der Rumflasche.
Amüsiert hob Cysêth eine Augenbraue hoch. Es sah aus wie ein sehr amüsantes Würfelspiel. Kurz war er geneigt, sich sofort dazu zu gesellen, doch er entschied sich dagegen und ging langsam zum Bug der Verheißung und lehnte sich über die Reling. Sanfte Wellen schlugen gegen das Schiff und versetzten es in leichte Schwingungen. Damit musste er wohl noch zurecht kommen, denn das Schwanken setzte seinem Magen ein wenig zu. Dennoch zog sich ein Lächeln über sein Gesicht. Er hatte es geschafft. Der Captain hatte ihn tatsächlich in die Crew aufgenommen, trotz der anfänglichen Schwierigkeiten, die sie immer gehabt hatten. Das bedeutete, dass er nun vollkommen frei war. Er war nur an ein Schiff gebunden, das alle Weltmeere besegeln konnte, das an nichts gebunden war außer die stetigen Fluten des Meeres.

Ein paar Minuten genoss er die salzige Meerluft, vermischt mit dem Wispern des Windes und des Lachens der Piraten hinter ihm, bis er sich umdrehte, zu den Piraten ging und sich neben der blonden Frau auf den Boden gleiten ließ. Leise fragte er, ob er mitspielen dürfte und bekam kurz darauf die Würfel gereicht.
"Zwölf", stellte er nach einem kurzen Blick auf die Würfel fest und gab sie grinsend an Arteilan weiter.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Debbie
Als der Captain der Verheißung am nächsten Morgen die Augen öffnete, befanden sich in seinem Sichtfeld lediglich zerknüllte Laken und ein paar Stiefel. Lhea Dracans eigene Stiefel. Ächzend drehte sie den Kopf. Neben ihrer Koje lag eine leere Buddel Rum.
Fluchend drehte sie sich auf die Seite und setzte sich voller Mühe auf. Ihr Schädel brummte. In der letzten Nacht war einfach zu viel passiert. Dumpf erinnerte sie sich daran, Cysêth Naman in die Crew aufgenommen zu haben, während sie mehrmals schluckte, um den schalen Geschmack in ihrem Mund zu vertreiben.
Sie konnte wirklich nur hoffen, dass es wirklich der einfachste Weg war, ihre Ruhe vor dem Piratenkaiser Joe Dafoe zu haben, indem sie diesen Flohpelz zu sich an Bord holte - direkt unter den Augen dieser fahlhäutigen Giftspinne. So richtig wusste sie selbst noch nicht, was es ihr nützen sollte. Aber hauptsache, sie hatte ihn und nicht er.
Lhea drückte sich von der Kojenkante ab und stand kurz darauf mehr oder weniger aufrecht in der Kombüse, in der Noah noch tief und fest schlief. Mit einem Dolch schnitt sie sich einen Streifen Speck von einem großen Schinken ab, zweifellos ein Überbleibsel von der Padma, und schnappte sich eine Hand voll ranzigen Schiffszwiebacks.
Auf dem Fleisch herumkauend begab sie sich zurück in ihre Kajüte und ging die Mittel durch, die sie für die neue Enterfahrt zur Verfügung hatte. Sie musste dringend neue Segelbahnen und Bauholz kaufen, Schießpulver und natürlich Proviant. Dafür würde ein erheblicher Teil der Prise drauf gehen.
Kurz kam ihr in den Sinn, dass sie eigentlich Juanito zu ihren Einkäufen mitnehmen musste. Aber dieser schlief bestimmt gerade in den Armen irgendeiner Hafennutte. Gut so. Sie konnte auf seine Anwesenheit durchaus verzichten. Die Verhandlungen übernahm sie sowieso immer selbst. Ihr Quartiermeister und sie waren in Verhandlungsangelegenheiten etwas gleich erfolgreich. Beide pflegten eine sehr aggressive Verhandlungsweise. Von daher reichte es aus, wenn sie getrennter Wege gingen.
Sie würde Juanito damit beauftragen, alles für die Crew zu besorgen. Brot, Rum, Trinkwasser, Pökelfleisch, Obst gegen den Skorbut, Medizin und Verbandsmaterial. Sie hingegen würde sich um die Belange des Schiffs kümmern. Ihres Schiffs. Und ihr Schiff brauchte Material.


Bis an die Zähne bewaffnet verließ Captain Dracan die Kapitänskajüte. Auf Landgang auf Tortuga war mit ihr nicht zu spaßen. Um diese Tageszeit würde es ziemlich ruhig in den versifften Gassen sein. Trotzdem hatte sie keine Lust auf einen immer noch wachen, volltrunkenen Vollidioten, der nicht in der Lage war zu erkennen, dass er den Weg eines Piratencaptains kreuzte und sich dementsprechend verhielt.
"Rührt euch, Männer!", knurrte der Captain, als er an den Schnapsleichen der Nachtwache vorüberschritt, die neben ihrer Würfelkiste eingeschlafen waren. Nur einer blinzelte kurz und stand dann bald so gerade wie es ging vor seinem Captain und salutierte. Er schwankte leicht. Scheinbar hatte er den Vorabend nicht ganz so viel gelogen wie seine zwei immernoch tief schlafenden Kumpanen.
Der Mann hielt die Hand immer noch flach an seinem Kopf. "Runter damit!", fuhr der Captain ihn an und der Mann zuckte kurz aufgrund seines Katers zusammen und ließ dann die Hand sinken. "Drei Schritt zur Seite." Verwirrte schwankte der Mann weg von der Kiste und blieb mit einem fragenden Blick wieder stehen.
Plötzlich ergoss sich ein Eimer eisiges Wasser über ihn und er schüttelte sich wie verrückt, um die kalte Brühe aus seinem Mantel und seinen Stiefeln zu bekommen. Hinter ihm ließ Arteilan den Eimer sinken und nickte seinem Captain zu. Lhea nickte zurück, stieß einen weiteren Schlafenden der Nachtwache an, um ihn zu wecken und befahl ihm, das Wasser aufzuwischen.
Svenson, einem Aussiedler aus Aeropias Norden mit rotem Haar und struppigem Bart, befahl sie unterdessen, die Heilerin und Cysêth Naman zu bringen.
Nach dem gestrigen Besuch bei Joe Dafoe war der Captain überaus vorsichtig geworden. Die Heilerin trug zwar ein unverkennbaren Beweis dafür an sich, dem Eigentum Captain Dracans anzugehören, dennoch wollte Lhea nicht riskieren sie zu verlieren, wenn der Piratenkaiser gerade in Schnüffellaune war. Am sichersten war ihr Hab und Gut direkt bei ihr, denn Dafoe würde es nicht wagen, den Captain der Verheißung anzugreifen.
Kurz dachte Lhea an Mireille. Joe Dafoe schien zu wissen, dass es nicht nur einen Werwolf in der Karibik gab. Doch würde er ahnen, was die junge Frau, die scheinbar spurlos verschwunden war, in sich verbarg? Oder hatte er sie gar schon längst gefangen genommen?
Lhea schüttelte den Kopf. Darum konnte sie sich jetzt nicht kümmern. Sie hoffte einfach, dass die Frau schon längst auf einem Schiff nach Aeropia saß und nie mehr in die Nähe von irgendwelchen Piraten kam.

Als Svenson die Heilerin und den Werwolf aus ihren Hängematten geworfen und zum Captain geschickt hatte, machten sich die fünf auf den Weg. Der Captain, sein Steuermann, Svenson und die beiden Neulinge, die sie nicht riskieren wollte zu verlieren.
Bei Tage betrachtet war Tortuga noch viel hässlicher als bei Nacht. Das Licht drang in die Gassen ein und offenbarte, wie heruntergekommen und verdreckt der Piratenhafen wirklich war. Trotz der Überreste der rumreichen letzten Nacht, war es irgendwie friedlich. Keine Schüsse, kein Gejohle, keine Schreie. Tortugas Bevölkerung schlief einen festen Schlaf.
Captain Dracan lauschte auf die Schritte Auroras und Cysêths hinter ihr. Sie musste dennoch wachsam sein. Joe Dafoe ließ sie unter Garantie beobachten. Der Werwolf hatte sich, wie von ihr befohlen, ein Tuch über Nase und Mund gebunden und trug Piratentracht. Ebenso die Heilerin. Sie würde bald Expertin darin sein, ihr Geschlecht zu verbergen. Sie hatte ihr langes Haar unter einem Dreispitz verborgen und trug einen weiten, zerschlissenen Kapitänsmantel, den Lhea ihr vor ihrem Aufbruch gereicht hatte und der erfolgreich ihre Zartheit verbarg. Nur an ihrem Gang würde sie noch arbeiten müssen.
Adams war mit der nächsten Wache auf der Verheißung zurückgeblieben und würde von Feng abgelöst werden, sobald dieser wieder aus einer der Tavernen auftauchte. Danach hatte auch er endlich Landgang und würde seiner Dinge nachgehen.
Die kleine Gruppe blieb in der Nähe der Docks, wo auch Segelbahnen und Schiffsholz verkauft wurden und fanden schließlich den Schiffszimmermann, bei dem Captain Dracan Stammkunde war.
Als sich der Captain mit dem Mann in ein Hinterzimmer zurückzog, um sein Angebot und ihre Nachfrage in Hinsicht auf das von ihr mitgebrachte Gold zu diskutieren, blieben die anderen vier in der Werkshalle zurück und Cysêth und Aurora hatten Zeit, sich über ihre Erlebnisse auszutauschen.
Svenson ließ sich müde auf eine Holzkiste fallen und stopfte sich eine Pfeife, während Arteilan wie zu einem Fels erstarrt in der Nähe des Eingangs verharrte und hinaus in den Hafen blickte.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:21 am

Tobi
„Noch eins, noch eins!“. Rufe. Schreie. Ein Klavier spielt. In der Mitte ist der Boden frei, die Leute stehen im Kreis um diese Fläche rum, staunen, wippen. „Noch eins, noch eins!“ – aber der Barmann hört ihn nicht. Klavier spielt. Flackerndes Licht, Wachs tropft von der Fackel. „Schlaf gut William, hoffentlich träumst du nicht wieder von diesem Ungeheuer heute. Hier bist du sicher, dir kann nichts passieren. Und wenn was ist: wecke mich einfach auf“. „Tortuuugaaaa, ich hab dich so vermiiiisst!“, singt er. Dann denkt er: Die Griechen können tanzen, und wie! Wie sich bewegen, als wären sie direkt mit der Musik verbunden, als wären sie die Musik. Er hat sich längst von der Bar abgewendet. Vielleicht ist der Barmann ja tot, denkt er. Wahrscheinlicher wäre, dass er ebenfalls in dieser Runde steht. Plötzlich ist er im Wasser, im Meer, alleine, völlig alleine. Der Horizont sieht er nicht – es ist dunkel wie im Wandschrank. Salzwasser dringt ihm in den Mund, in die Ohren, in die Augen. Husten, kälte. Schwanken von den Wellen. Laufende Nase. Wo ist Land? Gibt es Land? Hilfe. Rhythmische Bewegungen der Beine unter Wasser. Die Kleider sind schwer. Wasser, überall nur Wasser. „Pos se lene?“ fragen sie. „Me lene William, Bill“ – und dann tanzt er mit. „Efcharisto“, sagt er zum Abschied. Jeden Tag sieht man ihn vor dem Spiegel üben. Die Sterne sind nicht zu sehen. Wolken ziehen wie Gedanken am Himmel vorbei. Tauchen auf und verschwinden. Immer aufs Neue. Immer anders. Das wird immer so bleiben, heute, morgen, in zwei Jahren, vielleicht auch noch in fünf Jahren. Selbst wenn er nicht da ist. „Hab keine Angst, murmelt die Mama, flüstert es schon, damit er einschläft. Sie streichelt sein Haar. Ihre Augen leuchten im Dunkeln. Sie sind schön. Sind die immer so gewesen? Ich habe nie richtig in ihre Augen geguckt. Die Griechen sind längst weg. Oder noch nicht da, wer weiß das schon. Er ist nicht alleine. Irgendwas ist da unten. Mit ihm, umkreist ihn. Hungrig. Das Ungeheuer? Ob ich schmecke?, grübelt er. Von dem Salzwasser tränen die Augen. Die Kehle ist rau, das Salz schneidet wie tausend Messerklingen. Um sich zu beruhigen, zählt er bis drei, atmet ein und aus und setzt sich dann auf den dreckigen Karibikboden. Dann schaut er in ihre Augen, nur kurz, wendet sich ab und fragt mit einer Stimme, die ihm selbst Angst macht: „Ist…ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ Er sagt ihr, er sei Bill und habe sich, nach dem Hören des Schreis, Sorgen gemacht. Als er schweigt, ist nur noch das gleichmäßige Gluckern der Quelle zu hören, die knarrenden Bäume, die Tiere, die mit zunehmender Tageszeit mehr zu werden scheinen. Und Bill kann Geräusche von Atmen wahrnehmen, er bleibt einfach sitzen, und ist unsicher, was nun passieren wird. Er gibt es ungern zu, aber er war einfach nur schrecklich müde. „Du wirst Schmied, mein Sohn, ich hab wahrgenommen, wie begabt du am Amboss bist“. Klopft auf die Schulter, stolzer Ja-das-ist-mein-Sohn-Blick. Wo bleibt der Barmann? Die Theke ist ganz abgewetzt, Flaschen stehen im dunklen Holzregal. „Und ch’ab dis Ungeheuer mit eigenen Händen fertch g’macht“, lallt jemand neben ihm. Er ist neidisch. Hat er schon mal sowas erlebt? Passiert ihm irgendwann mal etwas Spannendes, wovon er erzählen könnte? Der Graf umarmt ihn. Flüstert etwas. Ein Blick zurück nach Poor Man’s Corner. Hier hat er seine Kindheit verbracht. Hier wird er nicht mehr zurückkehren. Die Sonne geht unter. Rotglühender Ball, feurig wie der Schnaps.

„Das ist ein Lied für Bill,
der nicht einschlafen will.
Er träumt von Sonn‘ und Mond,
Sie scheinen wie gewohnt.
Er träumt von Sonn‘ und Mond,
Sie scheinen wie gewohnt.

Das ist ein Lied für Bill,
Der nicht einschlafen will.
Er träumt von Licht und Schatten,
Die ihn lassen ermatten.
Er träumt von Licht und Schatten,
Die ihn lassen ermatten.

Bill schlaf jetzt ein,
Bill schlaf jetzt ein,
Bill schlaf jetzt ein,
Du bist nicht allein.
Du bist nicht allein.“

An diesem Tage trieb ein lebloser Körper durch das faulige Hafenwasser Tortugas. Der aufmerksame Beobachter hätte erkennen können, dass das Wasser, welches ihn umgab, einen leicht rötlichen Farbton hatte. Aber wer schaute sich dieser Tage auch diese Grütze an?
Geradewegs trieb er auf die Verheißung zu.
Ob das eine Verheißung war?
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Alex
Cysêth folgte dem Captain ohne ein Wort zu sagen, doch er musterte Aurora neugierig, denn sie trug den Kopf stolz und ließ sich nicht von den Piraten einschüchtern. Er fragte sich insgeheim, was wohl passiert war, dass sie nicht mit den anderen Passagieren verkauft wurde.
Cy war froh, dass Lhea ihn mit Aurora und Arteilan alleine ließ. Sobald Lhea fort war, wandte er sich zu Aurora um und schenkte ihr ein kleines Lächeln.
"Was ist mit dir passiert?", fragte er sie neugierig. "Wir kommt es, dass der Captain dich nicht auf dem Sklavenmarkt verkauft hat?"
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Debbie
Indessen hatte auf der Verheißung der Bootsmann Feng seinen Wachdienst angetreten. Die ihm unterstellten Männer waren allesamt von der vorhergehenden Nacht verkatert, abgesehen von Lamignon. Dieser hatte sich den ganzen Abend lang wie ein Waschweib mit Squinter gestritten, der nicht akzeptieren wollte, dass sein Kumpane nicht das geringste Interesse daran aufwies, mit ihm nach den billigsten Hafennutten Ausschau zu halten, da er verheiratet war.
Schließlich hatten die beiden sich getrennt. Squinter war zwar ohnehin nicht erfolgreich, doch letztlich nahm er es nicht so hart und schlief in dem Fass ein, in das eine beherzte und auch recht beleibte Frau den schon schwankenden und torkelnden Seemann getreten hatte, nachdem sie seine Annäherungsversuche nicht länger erdulden wollte. Alles in allem lernte er genauso viele Frauen wie Lamignon kennen - gar keine. Das mochte auch durchaus mit seinem sehr ungepflegtem Aussehen und seinem entstellten Gesicht zu tun haben. Aber in erster Linie war das seiner extrem vulgären Ausdrucksweise zu verschulden, welcher er mit Rum in den Venen an den Tag legte.
Squinter und Lamignon schmollten also, einer am Bug, einer am Heck. Feng unterdessen lehnte am Ankerspill und beobachtete, wie die zwei anderen Wachhabenden Fleisch von einem gekochten Hühnchen zupften und gierig verschlangen. Zwischen seinen Fingern drehte er das Ende eines Taus hin und her. Schließlich ließ er seinen Blick hin und wieder über die anderen hier ankernden Schiffe gleiten.
Ein Großteil von ihnen waren Piraten, einige auch Freibeuter. Ein paar Schmuggler, ein paar Fischer. Und eine Brigantine, die nicht so aussah, als sei sie freiwillig hier. Wahrscheinlich war sie die Prise einer Gruppe éspanischer Freibeuter, welche er in der Nacht zuvor in einer der Tavernen getroffen hatte. Die Brigantine war unverkenntbar britiannischer Bauart und daher genau ihr Beutetyp.
Interessiert beobachtete er auch, wie auf einer gerade lostäuenden Schmugglerschalupe ein paar Seemänner an der Reling verharrten und auf das Wasser deuteten. Wie rein zufällig trat auch der Bootsmann der Verheißung an die Reling und spähte in das brackige Hafenwasser. Zwischen gelbem Schaum und einem scheinbar leeren Fass konnte er etwas ausmachen. Zunächst sah es nur aus wie ein Bündel nasser Lumpen. Doch dann konnte er blasse Haut und ein Büschel dunkles Haar ausmachen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er den leblosen Körper. Armer Bursche. Wahrscheinlich war er im Vollsuff ins Hafenbecken gefallen. Als plötzlich ein paar Luftblasen in der dunklen Hafenbracke aufstiegen, griff Feng jedoch blitzschnell zu einer langen Stange mit Enterhaken, lehnte weit über die Reling. Er stieß den Dahintreibenden zunächst an und hakte dann geschickt an seinem Kragen unter. Unterdessen hatten auch die anderen Wachhabenden bemerkt, dass da etwas vonstatten ging und waren neben ihn getreten.
"Ey, den kenne ich doch!", rief einer plötzlich.
"Ja, das ist Bill der Schlitzer!"
"Bill, del Schlitzel?", fragte Feng.
"Jaha, der Schlitzerrrr", bestätigte Squinter und krabbelte flink wie eine Krabbe über dir Reling, um sich an den Pfortendeckeln weiter nach unten zu hangeln, während die anderen mit gesammelten Kräften am langen Enterhaken zogen. Schließlich bekam Squinter seinen Oberarm zu fassen und zerrte ihn mit Fengs Hilfe an Deck.
"Ich glaub, er ist tot", bemerkte Lamignon und kratzte seine stoppelige Wange.
"Hmhm", machte Squinter und stieß ihn mit dem Fuß an. Eine Wasserpfütze hatte sich bereits um ihn herum ausgebreitet. "Nichts zu machen."
"Gut, schmeißt ihn wiedel lein!"
"Häh?"
"Ihl sollt ihn leinschmeißen!"
"REINSCHMEISSEN!", übersetzte ein etwas cleverer Piraten für Squinter und packte Bills schlaffe Unterarme, um ihn wieder über die Reling zu wuchten. Feng schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder um, während das nasse Etwas wieder in Richtung der Reling wanderte.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Tobi
Von irgendwo ganz fern hämmerten Geräusche auf ihn ein. Der Effekt war vergleichbar mit dem, wie wenn ein Trommler mit Wut seine Trommel malträtiert. Und Bill fühlte sich wie eine Trommel. Ja. Er war eine Trommel. Der Unterschied war nur, dass auf ihn nicht nur ein Trommler hämmerte, sondern eine ganze Meute. Mindestens. BUMM-Di-BUMM. BUMM-DI-DI-BUMM. Hallte es immer wieder. Täuschte er sich, oder war das ein Sirtaki? Irgendwie war ihm schlecht. Und die Schmerzen. Bill hatte das Gefühl, er würde auf der Streckbank liegen. Was zur Hölle war nur los mit ihm? BUMM-Di-BUMM. BUMM-DI-DI-BUMM. Und was hatte er im Mund, in der Kehle? Der Geschmack erinnert ihn grob an Leichenwasser. Bewegen, ja ausspucken, das schaffte er nicht. Sein Leben, so zog Bill sein Fazit, war beschissen und verwirkt. Die Schulklassen, die hunderte Jahre später über ihn im Unterricht sprechen werden. Sie werden lachen über ihn, statt andächtig zu schweigen. Sie werden lachen über ihn, über Bill den Schlitzer, weil er von einem Desaster ins andere fiel und weil er nicht wie all die anderen furchtlos und mit wettergegerbten Gesicht die sieben Weltmeere unsicher machte. BUMM-Di-BUMM. BUMM-DI-DI-BUMM. Irgendetwas zog an ihm. Wer oder was konnte das sein? War das der Tod, der ihn holte? Das konnte nicht sein. Verdammt. Er musste sich völlig konzentrieren. Was war das? Waren das wirklich Trommeln? Langsam spürte er, wie er wieder zu Kräften kam. Er musste etwas unternehmen, sonst würde er sterben. Einen Plan, den brauchte er. Zunächst versuchte er, die Geräusche richtig zu identifizieren. Vielleicht waren das keine Geräusche, sondern Worte? Das eine hörte sich an wie „Schnitzel“. Dann kam etwas wie „tot“ und zum Schluss bestimmte er das Wort „reinschmeißen“. Was konnte damit gemeint sein? Vor allem „tot“ und „Schnitzel“ beunruhigten ihn. Vielleicht dachten sie – wenn es Menschen waren – er sei tot? Sofort leuchteten sämtliche Alarmlämpchen Bills auf! Und dann – es war geradezu magisch – spürte er, wie ihn die zurückgekehrte Energie durchströmte. Endlich schaffte er es, den Mund zu öffnen, das Wasser auszuspucken! „Rum!“, schrie er, die Augen noch immer fast geschlossen, „gebt mir Rum!“, bevor er von einem heftigen Hustenanfall heimgesucht wurde, der ihn in die Knie zwang.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Steffie
Insgeheim fragte sich Aurora, wohin sie Captain Dracan begleiten sollte doch sie folgte den Piraten, während sie neben dem Werwolf her schritt und ihn heimlich von der Seite her beobachtete. Wohin war er eigentlich plötzlich verschwunden? Warum wurde er nicht als Sklave verkauft? Und aus welchem Grund war er freiwillig wieder zu Captain Dracans Piratencrew zurück gekehrt? Nun. Sie würde es sicher noch heraus finden. So sparte sie sich all diese Fragen und schritt weiterhin stumm ihres Weges, bis sie wohl am Ziel angekommen waren. Captain Dracan überließ die vier sich selbst und verschwand mit einem Kerl im einem der hinteren Zimmer. Kurz blickte sie ihr hinterher, nur um sich sogleich wieder Cyseth zu widmen. Sie grinste. "Ich habe ihr wohl einen großen Dienst erwiesen, als ich geholfen habe, einen Großteil der Crew wieder gesund zu pflegen". Dann hob sie das Handgelenk, welches noch immer von Dracans Zeichen geziert wurde. "Es scheint so, als gehöre ich nun dazu". Kurz musterte sie ihren Gesprächspartner neugierig, bevor auch sie endlich ihre Fragen stellte. "Und Du? Wie bist Du entkommen? Und warum bist Du freiwillig wieder zurück gekehrt?"
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Alex
Zwei Atemzüge lang schwieg Cysêth und sah Aurora nur wachsam an, ließ den Blick über ihr Handgelenk und das dort baumelnde Zeichen streifen. Der Stoff über dem Großteil seines Gesichts störte ihn enorm, dennoch wagte er es nicht, ihn abzunehmen, teils aus Respekt vor Lheas Worten, teils wegen des misstrauischen Blickes, den Arteilan den beiden zuwarf. Nur zu gerne wüsste er, was das Geheimnis dieses riesigen Mannes war, der so wenig sprach und lieber seine Zeit mit Grübeln zubrachte.
Dann kehrte sein Blick wieder auf Auroras fragende Gesichtszüge zurück; er schlug ein Bein unter, machte es sich auf der kleinen Holzkiste, auf der sie saßen, ein wenig gemütlicher und ließ die Finger über den Knauf der Waffe wandern, die an seiner Hüfte lag.
"Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Aber lass mich anders anfangen. Ich habe an der Seite der Piraten gekämpft und mir dadurch meine Freiheit verdient, auch wenn Captain Dracan sich nicht dessen bewusst war, dass ich derjenige war, dem sie einen Anteil an der Beute zugesprochen hat." Er schwieg einen Augenblick. "Also bin ich auf die Insel und habe versucht, Mireille irgendwie zu finden, doch sie scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Ich habe meine Pflichten als Rudelführer vernachlässigt - ich weiß nicht, wo sie ist und damit habe ich auch meinen rechtmäßigen Platz als Rudelführer verwirkt."
Aurora schwieg.
"Damit blieb mir also nichts anderes übrig. Und da diese Piratencrew durchaus aus guten Seelen zu bestehen scheint, schien es enie gute Möglichkeit zu sein, ihnen beizutreten. Eine andere Perspektive habe ich zurzeit nicht. Aber das ist schon ganz in Ordnung."
Cysêth dachte an der Meer, das sich nur unweit von ihnen bis über den Horizont hinaus erstreckte.
"Es ist doch auch gar nicht schlecht, oder? Man ist frei, kann die ganze Welt bereisen und hat nebenbei einen ganz netten Verdienst."
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:22 am

Debbie
Als der vermeintlich ersoffene Schlitzer plötzlich röchelnd nach Rum verlangte, sprang Squinter von ihm vor und seine Arme, die er zuvor gepackt gehalten hatte, landeten klatschend wieder in der Wasserlache auf Deck, die er hinterlassen hatte.
"Er lebt!", stellte Lamginon überflüssigerweise fest.
"Gebt ihm den Lum, den el vellangt", ordnete der Bootsmann sofort an. Wenn ein vermeintlich Ertrunkener einen Wunsch äußerte, so tat man besser daran, ihn diesen zu erfüllen - vor allem wenn er Tortugas Hafenbracke überlebt hatte.
Augenblicke später tauchte Squinter mit dem etwas bedröppelt dreinschauenden Smutje auf, der ein kleines Fass mit drei weißen Kreidekreuzen unter dem Arm trug. Die vergangene Nacht hatte deutliche Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Die Augen schillerten rot, die Ringe darunter blau und er schien weder das grelle Mittagslicht noch die Notwendigkeit, aufrecht zu gehen, sonderlich zu mögen. Schniefend stellte er das Fass neben den Bootsmann und beschattete dann mit beiden fleckigen Händen die Augen, während er kritisch den Schlitzer betrachtete.
"Unn' der is nich hin?", murmelte er ungläubig und schüttelte den Kopf, ließ es jedoch schnell wieder bleiben, als er feststellte, dass dies seinen Kopfschmerzen keine Abhilfte schaffte.
Lamignon packte Bill erneut unter den Armen, um ihn notdürftig aufzurichten, während Squinter das Fass anschlug und anhob, um schließlich einen glitzernden Strahl Rum in den Schlund desjenigen zu spritzen, den das Hafenbecken ihnen geschenkt hatte.
"Stopp, stopp, stopp, stopp, stopp!", rief Lamignon hastig, als sein Freund drohte, den Schlitzer erneut zu ertränken. Er schlang seinen kräftigen Arm von hinten um dessen Leib, um ihn dann mit seiner freien Hand die fahle Wange tätscheln zu können. "Is' gut so?"

Svenson rann der Schweiß in der stickigen Lagerhalle des Schiffszimmermanns die Brust hinab. Dennoch paffte er seine Pfeife, ungeachtet der pikierten Blicke, die ihm der Schiffszimmermann ob der trockenen Späne um ihn herum zuwarf. Wenn er schon nicht an Bord der Verheißung Pfeife rauchen durfte, dann wollte er es wenigsten hier. Immerhin wurde hier nur trockenes, leicht entzündbares Holz gelagert und kein hoch explosives Schwarzpulver.
Zum gefühlt tausendsten Mal wischte er sich mit dem nassen Ärmel über die Stirn. Missmutig linste er dabei zu den beiden merkwürdigen Gestalten hinüber, die leise miteinander tuschelten.
Scheinbar hatten sie sich ja eine Menge zu erzählen. Er nahm die Pfeife aus dem Mund, spuckte aus und steckte sie abermals zurück zwischen seine Lippen. Als er seinen Blick zu Arteilan wandte, musste er die Augen gegen das flirrende Licht draußen zusammenkneifen, da der Steuermann direkt an dem weit geöffneten Lagertor der Schiffszimmerei stand und den Hafen im Blick behielt. Kaum ein Lüftlein wehte von dort draußen hinein.
Die drückende Hitze sorgte dafür, dass er schließlich aufstand und zum Lagertor ging, um einen prüfenden Blick nach draußen warf, als plötzlich mehrere aufgeregte Hafenarbeiter über den Kai liefen, wieder zurückkamen, nur um dann wieder in die andere Richtung zu laufen. Dabei schnappte er einige Fetzen von dem auf, was sie sich zuriefen.
"...und ich sag dir, er hat ihn mit seinen eigenen Augen gesehen!"
"Bleich wie der Tod..."
"Der Leibhaftige!"
"...wenn ganze Horden von ihnen wieder über uns hereinbrechen..."
"...mit Fängen so lang und weiß wie Nuttenbeine!"
Fluchend nahm Svenson die Pfeife aus dem Mund, als er feststellte, dass er zwischendurch vergessen hatte zu paffen. Unter den prüfenden Blicken Arteilans trat er vor das Tor und packte einen vorbeilaufenden Jungen am Arm, um ihn zu fragen, was da vor sich ging und was dieser Tumult bedeute.
Der Bengel sah ihn aus großen Augen an und ihm offenbarte sich ein Wald aus fauligen Zahnstümpfen, als er den Mund öffnete, um ihn zu sagen, dass Untote auf Tortuga gesehen worden waren.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Jun 01, 2013 2:23 am

Steffie
Aurora hörte ihm schweigend und aufmerksam zu. Ein wenig erleichterte es sie, dass Mireille offensichtlich auch entkommen konnte. Hoffentlich ging es ihr gut, dort wo sie jetzt war. Und irgendwie tat Cysêth ihr leid. Er schien wirklich alles verloren zu haben. Doch er hatte recht. Etwas besseres konnte ihnen beiden nicht passieren. Aurora war in ihrem Leben fast immer nur beschimpft und gedemütigt worden doch ausgerechnet bei diesen Piraten wurde sie akzeptiert und geschätzt. Nachdenklich strich sie über das Armband, welches ihr Captain Dracan angelegt hatte und ganz automatisch glitt ihr Blick hinüber zu Arteilan. Noch immer wurde sie aus diesem merkwürdigen Kauz nicht schlau, der nie ein Wort sprach und dadurch irgendetwas unheimliches an sich hatte. Doch dann endlich nickte sie und pflichtete dem Werwolf bei. "Du hast Recht. es war wohl Schicksal, dass wir in diese Piratencrew geraten sind. Hier werde ich endlich akzeptiert und fühle mich dazugehörig".
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptyDi Jul 22, 2014 5:28 am

Ein weiteres Mal studierte Cysêth eingehend Auroras Züge. Eine hübsche junge Frau, doch es gab keinerlei Zweifel daran, dass sie etwas verheimlichte. Erneut schweiften seine Gedanken zu seiner ehemaligen Gefährtin. Auch sie würde auf dem Schwarzmarkt hoch im Kurs stehen, sollte man sie zu fassen bekommen. Sie war geschwächt, emotional angeschlagen und ungestüm. Sie gehörte in ein starkes Rudel, wo sie sich in einigen Jahren ihren Platz für immer sichern konnte, nicht irgendwo in die Karibik, wo man sie überall für ein paar Flaschen Rum verhökern wollte.
Über das Abschweifen hinaus hörte er ein paar gemurmelte Worte an der Eingangstür und hob kurz den Kopf. Wieder einmal danke er seiner Natur für sein ungewöhnlich scharfes Gehör. Untote! Davon hatte er bisher noch nie etwas gehört.
"Schicksal hin oder her", raunte er Aurora zu. "Es geht etwas vor."
Mit einem prüfenden Blick sah er zu Arteilan hinüber, um festzustellen, ob er ihnen seine Aufmerksamkeit widmete. Der Steuermann jedoch sah angestrengt auf den Hafen hinaus.
"Man sagt sich, dass hier Untote zugange wären."
Ruckartig stand Cysêth auf und ging mit langen Schritten zu Svenson hinüber und stellte sich neben ihn. Prüfend glitt sein Blick über die Männer die hin und her liefen, überaus aufgewühlt und scheinbar der Panik nahe.
"Meinst du nicht, wir sollten Captain Dracan informieren? Sollte sie nicht wissen, was vor sich geht?", fragte er Arteilan und Svenson.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptyDi Sep 09, 2014 8:20 pm

"Welcher Teil von 'Du richtest dein Wort nur an andere Crewmitglieder, wenn dein Captain es dir befiehlt' war unverständlich für dich, Naman?", knurrte es da auch schon hinter Cysêth. Der Captain war aus dem Hinterzimmer des Schiffszimmermanns getreten, welcher ihr geschäftig hinterher eilte. Soeben wollte er schon seinen Zimmermannsleuten Anweisungen geben, als er ebenfalls innehielt und auf die panisch umhereilenden Menschen an den Docks starrte. Sie riefen sich gegenseitig Anweisungen zu, zerrten ihr Hab und Gut auf kleine Beiboote, schmissen Kisten ins Hafenbecken, zerrten ihr Hab und Gut aus Beibooten, verriegelten die Häuser. Eine stinkende, einäugige Alte verkaufte laut schreiend Talismane aus Hühnerfüßen, an die sie lediglich einen Stofffetzen gebunden hatte. Von den Stümpfen tropfte noch das Blut und an ihren dürren Fingern klebten Dreck und Federn.
Auch Lhea beobachtete das Treiben mit tatsächlich wachsender Besorgnis. Erst Santo Domingo und jetzt hier. Am hellerlichten Tage. Das konnte nichts Gutes verheißen. Joe Dafoe hatte nach ihrer Interpretation seiner schmierigen Worte in keinster Weise das Umherwandeln toten Fleisches erwähnt. Dennoch war es nicht undenkbar, dass er - wie so oft, wenn in Tortuga etwas Ungewöhnliches oder gar ganz Normales vor sich ging - seine Finger im Spiel. Lhea war nur allzu erpicht darauf, das herauszufinden. Aber sie hatte jetzt gerade keine Zeit, um Jagd auf Untote zu machen.
"Zurück zum Schiff!", befahl der Captain seiner Crew und wandte sich dann an den Schiffszimmermann, um ihm mitzuteilen, dass später einige andere Mitglieder der Crew kommen würden, um das Bauholz abzuholen und auf der Verheißung zu verladen.
So traten sie wieder hinaus ins gleißende Sonnenlicht eines karibischen Mittags. Die Luft war drückend und schwül und der Captain und sein Steuermann konnten spüren, dass es in den Nachmittagsstunden ein heftiges Gewitter geben würde. Bis dahin musste das Bauholz verladen sein, denn es würde modern, sollte es nass in den Schiffsladeraum eingeladen werden. Sie würden innerhalb der nächsten Stunden hart und schnell arbeiten müssen, um all das Baumaterial verladen zu bekommen. Captain Dracan schickte Svenson vor, während sie mit dem Rest der Gruppe zu einem Segelmacher ging und um Segelbahnen für die Verheißung feilschte. Sie hatten die letzten Stürme glücklicherweise ohne größere Schäden überstanden, aber jeder Sturm konnte der nächste sein, der ihnen ein Segel zerfetzte und dafür galt es vorbereitet zu sein.
Auch hier waren die Verhandlungen kurz und zumindest für Captain Dracan schmerzlos und sie verblieben in der Übereinkunft, später das Material abholen zu lassen.
Kurz bevor sie die Verheißung wieder erreichten, bog der Steuermann Arteilan wortlos in eine der Hafengassen ab. Der Captain scherte sich nicht weiter drum und geleitete die anderen beiden Crewmitglieder zurück zum Schiff, welches gerade Svenson und einige andere Piraten verließen, um zurück zum Segelmacher und Schiffszimmermann zu gehen und ihre Einkäufe abzuholen.
An Deck angekommen, warf der Lhea ihren Waffengürtel, einige hinderliche Messer und den Kapitänsmantel von sich und krempelte sich die Ärmel ihres Hemdes hoch, um alles für die Ankunft des Baumaterials vorzubereiten. Die Ladeluken mussten geöffnet und eine Menge Platz geschafft werden.
Adams Wache war mittlerweile durch den Bootsmann Feng und seine Männer abgelöst worden, welche dem Captain eiligst zur Hand gingen. Auch Aurora und Cysêth wurden von dem Easier mit Ringerstatur angewiesen, sich nützlich zu machen.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySo Sep 14, 2014 2:30 am

Auf der Verheißung herrschte hektisches Treiben. Überall wuselten die Crew-Mitglieder, schufen Platz für Baumaterialien. Bill war, nachdem er Lamignons Umarmung entronnen – vor der er sich immer noch gruselte -, Teil dieser Gruppe und versuchte sich nützlich zu machen. Wie er mitbekommen hatte, war Dracan zurück an Deck. Bevor er ihrem Verhör ausgesetzt werden würde, musste er sich gedanklich und geistig festigen. Oder zentrieren. Er kannte die richtige Bezeichnung nicht. Was war mit ihm geschehen? Er hatte seinen Vater auf der Klippe getroffen, das schien ewig her zu sein. Bill versuchte, den Verlauf der Dinge zu rekonstruieren. Er hatte seinem Vater die Karte gegeben, die einen solch hohen Wert hatte, dass der Graf sich damit zur Ruhe setzen konnte, wenn er sie verkaufte. Mit ihr ließe sich aber auch anderes anstellen. Und dann? Dann hatte er den Salamanderanhänger bekommen, mit dessen Hilfe er eigentlich der Rechtmäßige neue Captain der Salamander hätte werden sollen. Stattdessen wurde er über Bord geworfen, nachdem er von seiner neuen Crew beschossen wurde. Bei dem Gedanken rammte er seine Faust in ein Fass, das er gerade auf die Steuerbordseite bugsiert hatte. Das Fass blieb ganz. Den Schmerz spürte er kaum. Was hatte das zu bedeuten? Warum stand er nicht jetzt, genau in diesem Augenblick, an Bord der Salamander? Hatte der Graf damit zu tun? Hatte er seine Finger im Spiel gehabt? Hatte er ihn reingelegt? Um an die Karte zu kommen? Was wusste die Mannschaft der Salamander davon? Fragen über Fragen, die in seinem Schädel umhersirrten wie Fliegen über einem Kadaver. Die Salamander lag nicht mehr im Hafen von Tortuga, also war sie nach seinem Besuch aufgebrochen. Aber wer führte sie? Und wohin?
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptyFr Okt 03, 2014 3:56 am

Aurora beobachtete Cysêth aus den Augenwinkeln heraus. Er wirkte nachdenklich. Irgendetwas, das ihr verborgen blieb, ging in seinem Kopf vor. Doch was dies war, würde Aurora für immer verborgen bleiben, denn als er seine Worte wieder an sie richtete, tat er dies nicht, um sie an seinen Gedankengängen teil haben zu lassen.

Kurz, nachdem er ihr mit geteilt hatte, dass etwas vor sich ging, hatte sich Cysêth auch schon erhoben, um das Wort an Arteilan und Svenson zu richten. Mit einer steilen Falte der Besorgnis zwischen ihren Augen hatte sich auch Aurora erhoben und war ihm gefolgt, gerade rechtzeitig genug, um die Zurechtweisung des Captains noch zu vernehmen. Auch Auroras Blick glitt in Richtung der Docks und eine Welle der Panik wollte sie überrollen, als der Captain auch schon Anweisung gab, sich wieder zum Schiff aufzumachen.

Diesen Befehl hatte sich Aurora nicht zwei mal sagen lassen und sie folgte den anderen eiligen Schrittes.
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BeitragThema: Re: Tortuga   Tortuga - Seite 2 EmptySa Okt 18, 2014 5:01 am

Captain Dracan und seiner Crew rann der Schweiß nur so die Körper hinab, als sie endlich das Verladen des neuen Baumaterials beendeten. Inzwischen war auch Juanito mit seinen Männern und dem Proviant eingetroffen, welchen er in Tortuga eingekauft hatte. Anstatt jedoch den anderen zur Hand zur gehen, beschäftigte er sich lieber damit, die Mengen ihrer Einkäuft nochmals genaustens zu überprüfen, ab und zu einen Schluck Rum zu nehmen, jedem Anweisungen zuzubrüllen, der ihm zu nahe kam und grinsend Aurora zu beobachten, der - wie auch allen anderen - das Hemd am schweißnassen Körper klebte.
Um den Stand der Vorräte festzuhalten, kritzelte der Quartiersmeister mit einem Stück Kohle allerhand merkwürdige Zeichen auf ein Stück Pergament. Er war des Lesens und Schreibens nicht mächtig, jedoch wude dies von sämtlichen anderen Crewmitgliedern geflissentlich übersehen. Entweder weil sie es selbst nicht konnten oder weil sie einmal so dumm gewesen waren zu fragen. Der Kanonier Lamignon rieb sich noch immer die Stelle, wo in seinem aschblonden Haar eine graue Strähne sprießte, seitdem ihn dort der Knauf von Juanitos Pistole mit voller Wucht getroffen hatte. Lamignon hatte es naiverweise einmal in Frage gestellt, ob es dieses Hoch-Venezuelanisch, von dem Juanito behauptete, dass er es auf die Listen schrieb, wirklich gab.
Das Donnern der sich schließenden Ladeluken ging genau in das Donnergrollen am karibischen Himmel über ein erster Regentropfen zerplatze auf den Planken der Verheißung, nachdem sich der Himmel mit dicken, grauen Wolken gefüllt hatte.
Schutzsuchend verkrochen sich die Piraten unter Deck. Auch Bill wurde von einer Welle vor dem Regen flüchtender Piraten mit unter Deck gespült. Jedoch bewies er dabei nicht die Umsicht der anderen Crewmitglieder und stieß unglücklicherweise mit dem Quartiersmeister zusammen, welcher vor ihm die Stiege hinabstolzierte.
Mit einem Knurren fuhr Juanito herum. "Was is?", fauchte er den immer noch etwas belämmert aussehenden Bill an. Dann runzelte er plötzlich die Stirn. Wie ein Funken, der in trockenes Reisig übersprang, breitete sich erst langsam und dann hell lodernd das Wiedererkennen auf seinem Gesicht aus. Das war doch...
In diesem Moment erschien Aurora in seinem Blickfeld, die kurz hinter Bill die Stiege ebensfalls hinabklettern wollte, sie jedoch von den beiden Männern versperrt vorfand. Als sie Bill erblickte, zeichnete sich auf ihrem Gesicht ebenfalls das Erkennen ab.
Juanitos Hand schnellte zu dem Dolch, welchen er unter seiner Schärpe gesteckt trug.
"Aus dem Weg!", ertönte das plötzlich eine scharfe Stimme. Der Captain schob sich an Aurora und Bill vorbei die Stufen hinab. "Steck das weg!", raunzte er Juanito an, während die beiden zuvor keine weitere Beachtung fanden. "In die Kapitänskajüte!", folgte noch eine Anweisung an den Quartiersmeister, da war er auch schon um die Ecke.
"Mann ey, wer verstopft denn da-", kam es weiter von Squinter, welcher nun ebenfalls auf der Treppe erschien.
"Mach doch mal Platz da!", maulte Lamignon, dem nun schon nicht mehr nur Schweiß, sondern auch Wasser den Hals hinablief.
Zwei weitere Piraten schoben die zwei Kanoniere vor sich her.
"Weitel da unten!", dröhnte Feng von ganz hinten.
Eine Wand aus Grummel, Krakele und Gefluche rollte auf Bill und Aurora zu, welche sich noch immer anstarrten.
Nun kam der Schiffsjunge Sammy plötzlich aus der anderen Richtung. Der rieb sich die Augen, gähnte und sah dann Aurora groß an.
"Ich muss austreten!", beschwerte er sich, als er der ganzen Erwachsenen gewahr wurde, die ihm den Weg an die Frischluft versperrten. "Wirklich dringend!"
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